Jammerfasten und Minimalismus – 5 Fragen an Afschin

Jammerfasten mit Afschin

Jammerfasten: Der Blogger Afschin erklärt, warum wir jammern, wie wir damit aufhören und wie wir mit negativen Menschen umgehen. Er berichtet über die Vorteile von Minimalismus und wie wir das Wesentliche in Kleinigkeiten finden – vielen Dank, lieber Afschin.

Interview mit Afschin

Lieber Afschin, stell dich kurz vor: Wer bist du und was machst du?

Afschin: Ich bin Mann, Vater, Blogger, Grafikdesigner, Lebensforscher und liebe das einfache Leben und Minimalismus. Seit 2005 schreibe ich über lebendige Spiritualität und möchte für das Leben und das “Normale“ im Alltag begeistern und sensibilisieren.

Wir sind alle verbunden – das gibt Anstoß zur Verantwortung

Auf deiner Website schreibst du, dass du mit 17 Jahren aus dem Iran geflüchtet bist, wie sehr dich die Flucht geprägt hat und dass du in Deutschland ein neues Zuhause gefunden hast.
Inwiefern hat dich dieser Weltenwechsel geprägt? Und was können wir jeweils von der anderen Kultur lernen?

Afschin: Die größte Herausforderung für mich war und ist, diese zwei Kulturen in meinem Herzen zu vereinigen. Das hat mich innerlich ausgedehnt. Dadurch ist mir bewusst geworden, dass wir alle durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden sind. Unsere Art und Weise zu leben hat unmittelbar Einfluss auf das gesamte Leben. Dieses Erkenntnis hilft mir mehr Verantwortung zu übernehmen.

Jammerfasten – raus aus dem Mangel

Auf deiner Seite bietest du einen kostenlosen Jammerfrei Minikurs für weniger Lästern und Klagen und mehr Lebensfreude an.
Warum jammern, lästern und klagen wir so viel? Und wie schaffen wir es, diese Verhaltensmuster zu reduzieren?

Afschin: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass überwiegend Menschen jammern, denen es gut geht! Es ist paradox, aber es ist leider so. Manchen, denen es wirklich nicht sehr gut und allen Grund zu jammern und klagen hätten, jammern nicht viel. Sie schildern oft einfach ihre schlechte Situation, was auch in Ordnung ist.

Die Perspektive wechseln

Ein Hauptgrund, warum viele Menschen jammern, liegt daran, weil sie ihren Fokus so sehr auf Mangel richten und auf das, was sie noch nicht haben bzw. haben wollen. So verlieren sie ihren Blick für das, was sie haben und was sie erreicht haben.
Jammern ist auch eine Art Projektion! Mit Jammern, Lästern und Klagen projizieren wir das, was sowieso in uns (meist seit Kindheit) drin ist, nach Außen: Z.B. auf eine Person, eine Situation oder einen Ort.

Jammerfasten, um eigene Muster zu erkennen und zu lösen

Deshalb lade ich in meinem Onlinekurs Jammerfasten die Teilnehmer dazu ein, dem eigenen Verhalten bewusst zu werden und das Jammern als Anlass zu nehmen, um nach Innen zu schauen, um die eigenen Muster zu erkennen und zu lösen.
Jammern ist eine Programmierung des Egos. Das können wir nur dann abstellen, wenn wir uns dessen bewusst werden. Das bedeutet, wir sollten uns einfach dessen bewusst sein, dass wir gerade jammern und das Jammern erst einmal annehmen. Dann verliert diese Angewohnheit nach und nach an Kraft und Energie. Bewusstsein ist ein Licht. Dort wo es scheint, kann keine Ego-Programmierung existieren.

Jammerfasten und der Umgang mit negativen Menschen

Hat man für sich die Absicht getroffen, positiver durchs Leben zu gehen, begegnet man doch unweigerlich immer wieder Energievampiren, die subtil zum Mitlästern und Mitklagen animieren.
Wie geht man am besten damit um?

Afschin: Diese Frage gefällt mir sehr gut, gerade wie du sie formuliert hast. Ich bin der Meinung, dass jede Begegnung im Leben einen Sinn hat und gibt mir die Chance zu erkennen, wie es in meinem Inneren aussieht. Und wenn ich mich entscheide, bewusst durchs Leben zu gehen, dann kann ich in meinen Begegnungen immer NUR mich selbst erkennen.

Bedürfnisse ausdrücken oder die Situation verlassen

Ein „Energievampir“ kann nur bei uns andocken, wenn wir ihm den Nährboden anbieten. Wir können hier lernen unsere Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, indem wir versuchen das Gespräch in eine konstruktive Richtung zu lenken. So schaffen wir einen Raum, in dem sich die Situation zum Wohle aller Beteiligten entwickeln kann. Wenn das nicht möglich ist, dann müssen wir konsequent sein und die Situation verlassen.
Ich gebe zu, es ist nicht immer bequem, aber es ist der richtige Weg. Diese Entscheidung zu treffen, bedeutet Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen.

Wie Minimalismus das Leben vereinfacht

Du schreibst, dass du das einfache Leben und Minimalismus liebst.
Wie äußert sich das in deinem Leben und was sind die Vor- oder auch mögliche Nachteile eines minimalistischen Lebensstils?

Afschin: Minimalismus ist so ein tolles Thema! Wenn man davon spricht, dann denken die meisten Menschen daran, dass sie alles loswerden und verkaufen und aus einem Koffer leben müssen. Viele fühlen sich dann in ihrer Freiheit eingeschränkt.
Wir denken, dass „immer mehr“ besser sei. Wir sollen mehr verdienen, mehr reisen, mehr Erfahrungen, mehr anhäufen usw. Das wird uns auch durch Medien und Werbung ständig suggeriert.
Mehr ist nicht immer besser. Mittlerweile belegen viele Studien, dass Menschen mit weniger glücklicher sind. Je mehr Auswahlmöglichkeiten wir haben, umso unzufriedener sind wir mit dem, was wir ausgewählt haben. Wir haben immer das Gefühl, dass etwas anderes vielleicht besser wäre. Mehr Auswahl bedeutet mehr grübeln!
Minimalismus bedeutet für mich Ablehnung sowie Einschränkung von unwichtigen Alternativen und Zerstreuung. Stattdessen fokussiere ich mich auf das, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Minimalismus erleichtert das Treffen von Entscheidungen, da unser Fokus auf dem Wesentlichen liegt und was uns glücklich macht. Minimalismus nimmt uns die Angst, dass wir im Leben etwas verpassen könnten. Minimalismus hilft, dass wir uns auf einige wenige, aber wichtige Ziele konzentrierten, die wir dann auch erreichen können.

Die Wunder zeigen sich, wenn man aufhört nach ihnen zu suchen

Ein Zitat von dir lautet: „Das Wesentliche in Kleinigkeiten zu finden, ist unser größtes Abenteuer“, und du hast Antworten auf deine persönlichen Lebensfragen im ganz normalen Alltagswahnsinn gefunden. Viele Menschen führen allerdings über viele Stunden ein Leben im Autopilot-Modus und verpassen häufig die kleinen wertvollen Momente des Alltags.
Hast du einen Tipp, wie man diese kleinen versteckten Wunder und Lehren entdeckt?

Afschin: Ja: In dem wir aufhören nach ihnen zu suchen! Mein Meditationslehrer hat mir immer wieder gesagt: „Sei einfach bewusst und tu, was du immer tun willst. Dann entdeckst du in allem das Wunder des Lebens. Sie offenbaren sich dir, ohne dass du nach ihnen suchst.“ Das ist zwar ganz einfach, aber nicht leicht. Es braucht Übung und man muss bereit sein, den Verstand mal abzuschalten oder zu überhören. 🙂

Lieber Afschin, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Afschin: Sehr gerne. Danke für deine Einladung, Mühe und Geduld, da du so lange gewartet hast. Wer mir gerne folgen möchte, kann das am besten durch meinen Newsletter „Bitte einen Espresso“. Anmeldung und Infos auf www.bitte-einen-espresso.de

Afschin ist Mann, Vater, Blogger, Grafikdesigner, Lebensforscher und liebt das einfache Leben und Minimalismus. Seit 2005 schreibt er über lebendige Spiritualität und möchte für das Leben und das “Normale“ im Alltag begeistern und sensibilisieren.

Jammerfasten mit Afschin