Johanna Katzera

Mein Lebenspuzzle

Mein Leben ist ein buntes Puzzle aus vielen Teilen, die ich manchmal selbst nicht zusammensetzen konnte. Inzwischen gelingt mir das ganz gut. Doch im Leben hören wir wohl nie zu puzzeln auf – und genau das macht mir großen Spaß.
Ich liebe das Eintauchen in Themen, Lebenswelten und persönliche Geschichten – den Tiefgang. Dinge zunächst zu ergründen und sie dann auf den Punkt zu bringen. Ohne Ablenkung, um das Wesentliche besser zur Geltung kommen zu lassen.

Ich habe drei Mal für längere Zeit im Ausland gelebt – in Brasilien, in Peru und in Australien. Während dieser Zeit habe ich viel Armut gesehen. Und gespürt. Nicht selbst erfahren. Auch wenn diese Erlebnisse schon eine Weile hinter mir liegen, prägen die Eindrücke und das Verstehen globaler Zusammenhänge mich noch heute – meine Persönlichkeit und mein Tun:
Ich wünsche mir mehr Gerechtigkeit;
mehr Achtsamkeit für uns selbst und das große Ganze.
Ich wünsche mir mehr Einfachheit in unserer komplexen Welt. Und mehr Authentizität in den uns umgebenden Filtern.
Ich wünsche uns, dass wir uns nicht ständig im Außen verzetteln, sondern uns wieder mehr auf das Innen und auf das Wesentliche besinnen.
Dafür möchte ich in meinem Tun Impulse geben.

Weitere Infos über mich und meinen Weg erfährst du im nachfolgenden Text »

„Ein Puzzle [ˈpasl, ˈpʊsl] (engl. [ˈpzl] Rätsel, Verwirrung) ist ein mechanisches Geduldspiel, genauer gesagt ein Legespiel, bei dem versucht wird, die einzelnen Puzzleteile wieder zu einem Ganzen zusammenzusetzen.“  Quelle: Wikipedia

Über mich und meinen Weg

Als Puzzeln ein Kinderspiel war

Ich bin in Melsungen direkt am Wald aufgewachsen und weiß daher genau wo meine Wurzeln sind und auch wer sie gegossen hat. Ich bin Familienmensch und heimatverbunden, wenngleich ich viel unterwegs gewesen bin.
Dass unser Wohlstand ein Privileg ist, aber Überfluss uns nicht guttut, wurde mir schon früh klar. Deshalb wollte ich nach der Schulzeit andere Lebenswelten kennenlernen und hatte keine Ahnung, wie sehr diese Zeit mein Leben auf den Kopf stellen und mich prägen würde.

Den Rahmen legen

Drei Auslandsaufenthalte, die Ausbildung zur Physiotherapeutin und das Studium zur Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften – das ist der Rahmen. Ich lernte andere Kulturen kennen, sammelte Erfahrungen, kam zurück, setzte sie zusammen und baute an meinem beruflichen Fundament.
Das Puzzle wurde größer, doch noch war alles ganz einfach – es war ja nur der Rahmen …

Als ich die Puzzleteile nicht zusammensetzen konnte

Nach meiner zweiten Rückkehr aus Südamerika war ich zwar wieder gelandet, aber noch lange nicht angekommen. Ich hatte viel Armut und Ungerechtigkeit gesehen. Und gespürt. Nicht selbst erlebt. Doch zurück in Deutschland hinterfragte ich alles: Wie kann es uns so gut gehen, wenn ein Großteil der Weltbevölkerung um das Überleben kämpft? Wie kann so ein Ungleichgewicht überhaupt entstehen? Und: Ist nicht eigentlich genug für alle da?
Aus dem Kinderspiel mit wenigen großen Puzzleteilen war ein Puzzle mit unzähligen kleinen Teilen geworden. Ich saß davor und konnte sie nicht zusammensetzen.

Schreiben ist wie Puzzeln

Durch das Schreiben konnte ich sortieren, wenn auch nicht verstehen, doch erkennen. Auch erkennen, wie sehr ich diesen Prozess liebe: Das Eintauchen, den Tiefgang, Dingen auf den Grund gehen. Und dann das Sammeln, Ordnen und mit neuen Erkenntnissen an die Oberfläche tauchen, um schließlich zu gestalten.
Das Schreiben wurde zu meinem Puzzeln. Ein Satz nach dem anderen, ein Teil nach dem anderen, ein Thema nach dem anderen.

Das wichtigste Puzzleteil

In diesem Prozess fühlte ich mich lange Zeit ohnmächtig, bis ich verstand, dass ich nur dann etwas verändern kann, wenn ich bei mir anfange. In meinem kleinen Radius. Dieser Augenblick, in dem wir Verantwortung für uns selbst, das eigene Fühlen, Denken und Handeln übernehmen, ist unglaublich mächtig. Es ist der Schlüssel für die persönliche Veränderung.

Zu viele Puzzleteile

Nach dem Studium zog ich nach Sylt. Für die Liebe. Wunderschöne Insel, schwieriger Start. Nach verschiedenen Jobs und dem Ende der Beziehung versuchte ich im äußerlichen Zerrissenwerden die innere Mitte nicht zu verlieren; die Balance zu halten und dabei das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Im Rückblick fühlt sich diese Zeit wie ein Über-Wasser-Halten an – typisch Insel eben. Ich musste erst einmal neu sortieren, welche Teile überhaupt zu meinem Puzzle gehörten. Für mich passten in dieser Zeit nicht einmal die eigenen Puzzleteile und Lebensabschnitte zusammen.

Sortieren

Bleiben oder gehen?, fragte ich mich an jedem Tag. Nicht alles war schlecht, aber war das Gute gut genug? In jedem Fall wollte ich nicht gehen, ohne mein Leben vorher aufzuräumen und es versucht zu haben, meinen Traum zu leben: Eigene Seminare leiten. Wo könnte das besser sein als inmitten dieser kraftvollen Natur?

Finden

Abstand gewinnen und Loslassen ist manchmal das Beste, was wir tun können. Ich beschloss, einen Sommer lang nicht über eine Entscheidung nachzudenken. Ich legte mein Puzzle zur Seite, aber setzte mich selbst zusammen.
Und dann entdeckte ich plötzlich die Teile, nach denen ich so lang gesucht hat: Ich fand neue Leichtigkeit, Kraft und lernte meinen Mann kennen. Er ist mein Rückenwind. Jetzt puzzeln wir zusammen und das fühlt sich wieder wie ein Kinderspiel an.

Ein Motiv erkennen

Mein Leben ist ein buntes Puzzle aus vielen Teilen, die ich manchmal selbst nicht zusammensetzen konnte. Inzwischen gelingt mir das ganz gut, auch wenn einem das Leben immer neue Puzzleteile reicht. Aber genau das macht mir großen Spaß.

Heute weiß ich: Sich selbst zusammenzusetzen, ist das größte Puzzle und sich selbst zu finden die größte Reise.

Oft ahnen wir nicht, was entsteht, während wir das eigene Lebenspuzzle legen. Mal ist es ganz einfach, mal kompliziert. Manchmal möchte ich das ganze Puzzle am liebsten zusammenpacken und dann wiederum nicht aufhören zu puzzeln.
Doch im Rückblick ist alles ganz einfach und logisch.
Zum Glück.
Und zum Glück hört das Lebenspuzzle erst am Ende auf. Ich bin gespannt und freue mich auf das, was kommt.

Vielleicht begegnen wir uns ja mal.

Gedanken

»Manchmal glaube ich, dass das deutsche Leben ein Puzzle mit einhundert Teilen ist, bei dem man aus eintausend Teilen wählen kann – das Zuviel erschwert, das Wesentliche erkennen zu können.«

Reisebuch Machu Picchu

»Fremde Kulturen und einfache Lebensweisen faszinieren mich noch immer. Aber inzwischen geht es mir darum, das eigene Leben im komplexen, schnelllebigen Deutschland möglichst einfach zu gestalten, Selbstverantwortung zu übernehmen und dankbar zu sein.«

»Ich habe gelernt, dass wir unseren Wohlstand schätzen dürfen – ja sogar sollten, wenn wir dabei den Nächsten nicht vergessen. Ich habe gelernt, dass man bei sich und nicht gleich mit der ganzen Welt anfangen sollte. Ich habe gelernt, dass es einfach ist, sich über das große Ganze zu echauffieren und sehr schwer, sein eigenes kleines Leben aufgeräumt zu halten. Ich habe gelernt, dass ein kleines aufgeräumtes Leben große Wellen schlagen kann.«

Aus meinem Buch
Verlauf dich nicht

»Momente einfangen. Achtsam leben. Und die Schönheit des Augenblicks erkennen. Die Kamera ist mir dabei nicht im Weg. Sie ist vielmehr mein Fokus. Fotografieren ist für mich Ausdruck von Achtsamkeit.«

»Ich bin viel gereist und endlich angekommen. Mich zieht es nicht mehr weg – ich liebe mein Zuhause. Das Besondere im Alltag zu finden, ist nun meine tägliche Reise.«

»Reisen bedeutet, leben lernen. Das Leben selbst als Reise zu begreifen. Denn die kleine Reise ist ein Sinnbild der großen Reise.«

„Und wenn wir die ganze Welt durchreisen, um das Schöne zu finden: Wir mögen es in uns tragen, sonst finden wir es nicht.“

von Ralph Waldo Emerson