Alleine glücklich sein: Die Kraft des Alleinseins

Alleine glücklich sein

Alleinsein ist nicht immer einfach, aber Zeit nur mit sich zu verbringen, hält eine große Kraft bereit.
Warum, und wie du lernst, alleine glücklich zu sein, erfährst du in diesem Artikel, der ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“ ist.

Übersicht

Die wichtigste Beziehung ist die Beziehung zu uns selbst

Wir kümmern uns um alles und jeden und manchmal um jede Belanglosigkeit, zuweilen ohne zu wissen, wofür eigentlich. Dabei ist die wichtigste Beziehung die Beziehung zu uns selbst. Doch indem wir ständig im Außen unterwegs sind, verkümmert unser Innen. Das hektische Dasein wird zum Selbstläufer, dreht sich so lange und so schnell im Kreis, bis uns schwindelig wird. Dann fallen wir um und werden auf uns selbst zurückgeworfen.
Und dann liegen wir da …

Flucht vor sich selbst – oder alleine sein, um sich persönlich zu entwickeln

Es gibt Momente, in denen fühlt man sich nicht nur von der Welt verlassen, sondern auch von sich selbst. Nach einer Trennung, einem Verlust oder an einem anderen Wendepunkt des Lebens, kann sich das Alleinsein schrecklich einsam anfühlen.
Das, oder vielmehr sich, dann auszuhalten, ist schwer, aber wichtig für unsere persönliche Entwicklung.

Alleine glücklich sein kann schwer sein

Wir haben die Tendenz, Unangenehmem sofort ausweichen zu wollen: Nichts wie weg von diesem düsteren Ort, der momentan kein Lachen und kein Glück kennt, den niemand besucht und der stets von einem zum anderen hetzt, um die eigenen Gefühle nicht aushalten und spüren zu müssen und um sich nicht von den eigenen Abgründen in die Tiefe zu stürzen, denken wir, betäuben uns mit Reizen und laufen immer schneller, im Versuch, uns selbst und die Herausforderungen des Lebens abzuhängen.

Doch das wird nicht gelingen. Wir können vor den Prüfungen des Lebens nicht davonlaufen, weil sie bis ins Tiefste mit uns verwoben sind. Wir sollten sie lösen.
Wenn wir vor ihnen weglaufen, werden sie immer wieder vor uns auftauchen. Sie zwingen uns dazu, in uns einzutauchen, damit wir uns in den Fäden des Lebens entwickeln und unseren Weg gehen können.
Daher sollten wir vor der Einsamkeit nicht fliehen wollen, sondern ihr mutig begegnen.

Warum alleine sein so wichtig ist

Alleinsein ist wichtig. Vielleicht umso wichtiger, je einsamer es sich anfühlt. In einer Welt, in der man permanent erreichbar ist, sollte man sich zeitweilig ­unerreichbar machen. Wir müssen uns nicht in ­vollkommener Isolation versenken und uns mit Einzelhaft bestrafen. Es geht lediglich darum, sich in den Tiefen – und auch in den Höhen – des Lebens nicht ständig mit Ablenkungen der eigenen Begegnung zu entziehen.
Die Wahrheit ist: Sogar die größte Ablenkung kann uns nicht von uns selbst trennen. Wir bleiben uns immer treu. Auch dann, wenn wir uns und unseren Einstellungen oder Vorsätzen nicht treu gewesen sind.
Die Wahrheit ist: Wir sind nie allein auf der Welt.
Umso schlimmer ist es, wenn sich dieses Gefühl so echt anfühlt – das Glück nur seicht und jede menschliche Nähe doch fern scheint.
Wenn alles bunt ist, aber für uns in schwarz-weiß erscheint, wenn alles beseelt ist, aber für uns nur Leere keimt, wenn wir ausgebrannt sind, weil das innere Feuer erloschen ist, sollten wir den Fokus wieder auf uns werfen. Unser Leben ins rechte Licht rücken, uns in uns selbst zurücklehnen und schauen, was gerade nicht stimmt.

Können wir alleine glücklich sein?

Wenn unser Tank leer ist und nur noch eine klebrige Ölspur hinter uns her tropft, müssen wir auftanken – uns selbst wieder mit uns selbst füllen. Uns einen Lebensgeist einhauchen, der unsere Stimme spricht, in unserem Rhythmus geht, unseren Takt schlägt und von innen eine warme Umarmung schenkt.
Dafür müssen wir gar nicht die ganze Welt auf den Kopf stellen oder einmal um den Globus reisen – dafür braucht es einfach nur Zeit mit uns selbst.
Wir können unsere Wurzeln tief im Inneren verankern, damit wir in den Stürmen des Lebens fest stehen. Es kommen sanfte Brisen, es kommen Stürme, aber es werden auch Orkane über uns hinwegfegen, die manchmal das ganze Leben verändern.
Und dann?
Feststeht, je fester wir in uns selbst stehen, umso weniger kann uns zu Fall bringen.

Alleine sein ist der Schlüssel zu uns selbst

Wir müssen nicht immer mit strahlendem Lächeln durch die Welt tänzeln, vor Freude sprühen oder uns vom eigenen Endorphin-Cocktail nähren können. Wir dürfen schwach sein – aber müssen stark sein, um neue Kräfte gewinnen zu können. Denn wahre Stärke ist, seine eigene Schwäche auszuhalten, in sie einzutauchen, aus der Tiefe zu schöpfen und an ihr zu wachsen.
Alleinsein ist immer das, was wir daraus machen. Im ehrlichen und liebevollen Einlassen auf uns selbst kann der Schlüssel zum Wandel liegen, da wir dann die vielen (Schutz-)Hüllen aufschließen und erkennen dürfen, wer wir wirklich sind. Was wir brauchen und wohin wir wollen.
Ohne äußere Einflüsse werden wir ruhig. Wir verbinden uns mit uns, verarbeiten Vergangenes und tanken Kraft. Wir schenken uns Zeit und Aufmerksamkeit und sorgen für uns.
Und in dem Augenblick, in dem man sich selbst genügt – keiner Reize, Events oder Bestätigungen von außen bedarf, die eigenen Schattenseiten annimmt und niemand anderen für sein Glück verantwortlich macht – erwacht eine mächtige Kraft voller Unabhängigkeit, ­Eigenverantwortung und echter Zufriedenheit.

Alleine glücklich sein – so klappt es

Deshalb: Wenn das Leben dich überrennt oder ein Selbstläufer­ ist und du nicht mehr weißt, ob du hinter dem eigenen Leben her- oder vor ihm wegläufst, bleib einfach stehen.
Lehn dich zurück.
Tue nichts oder das, was dir guttut.
Sei liebevoll mit dir.
Halt dich aus, fang dich auf und wieder ein, wenn du zu weit fortgelaufen bist. Nimm dich an die Hand und hol dich dort ab, wo du gegenwärtig stehst – so wirst du wieder du selbst und das Alleinsein wird nicht nur weniger einsam, sondern zu deiner Kraftquelle.

Der obenstehende Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Lernen, alleine glücklich zu sein

Alleine glücklich sein ist erlernbar. Wir müssen uns nur bzw. aber darauf einlassen. Weil der Weg aus der Angst hinaus, immer durch sie hindurchführt, hilft das Alleinsein dabei, zu lernen, mit sich selbst glücklich zu sein. In meinen Achtsamkeitsseminaren begegne ich immer wieder Menschen, die diesen – für sie persönlich großen – Schritt gehen: Alleine zu verreisen. Eine Weile auf sich allein gestellt zu sein, sich auf Neues und demnach Unbekanntes einzulassen. Es ist genau dieser Schritt, der die Angst auflöst und in Kraft verwandelt.
Denn wenn wir lernen, alleine glücklich zu sein, entstehen Tiefe, Selbst-Bewusstsein, Gelassenheit und Zutrauen. Wir vertrauen in uns. Wir genügen uns selbst und finden Antworten durch die eigene Verbundenheit.

Alleine sein: Drei Ideen, wie du es lernst

1.) Achtsamkeit
Die achtsame Haltung ist wohlwollend. Sie nimmt an, was ist. Auch, dass sich das Alleinsein anfangs nicht gut anfühlt. Achtsamkeit kann dabei helfen, Glück zu finden, indem es eine Verbindung zum gegenwärtigen Moment und den eigenen Emotionen und Gedanken herstellt. Eine achtsame Haltung kann auch helfen, Stress und negative Gedankenmuster zu reduzieren und mehr Wertschätzung für das Leben zu entwickeln. Durch regelmäßige Praxis von Achtsamkeitsübungen kannst du lernen, gegenwärtiger und bewusster zu sein, was zu einem erfüllteren und glücklicheren Leben führen kann.

2.) Praktiziere Dankbarkeit
Mach dir bewusst, welche kleinen und großen Geschenke du in deinem Leben hast – auch in den Momenten, in denen du dich allein fühlst. Du kannst Dankbarkeit in Form eines Dankbarkeitstagebuch praktizieren. Übe die Wertschätzung von kleinen Dingen und mach dir bewusst, wie glücklich sie dich machen. Durch eine dankbare Haltung kannst du das eigene Wohlbefinden und Glück steigern.

3.) Tue etwas, was dir gut tut
Du kannst lesen, Sport machen, Zeit in der Natur verbringen, basteln oder kreativ sein, kochen oder backen, Musik oder einen Podcast hören. Auch wenn es dir schwerfällt: Die Kunst liegt im Beginnen und die guten Gefühle kommen sicher.

Alleine sein lernen – Zitate

Diese Zitate verdeutlichen, warum es sich lohnt, hin und wieder alleine zu sein.

Die Einsamkeit ist der vertraute Umgang mit sich selbst.

– Robert Schumann

Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben.

– Ernst Ferstl

Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste.

Hans Krailsheimer

Sei allein, das ist das Geheimnis von Erfindungen; In der Einsamkeit werden Ideen geboren.

– Nikola Tesla

Ich habe begonnen, mir selbst ein Freund zu sein. Damit ist schon viel gewonnen, denn man kann dann nie mehr einsam sein.

– Lucius Annaeus Seneca

Die Seele, die Schönheit sieht, kann manchmal alleine gehen.

Johann Wolfgang Von Goethe

Je mächtiger und origineller ein Geist ist, desto mehr wird er sich der Religion der Einsamkeit zuwenden. 

– Aldous Huxley

Ein Mann kann nur er selbst sein, solange er allein ist; und wenn er die Einsamkeit nicht liebt, wird er die Freiheit nicht lieben; denn nur wenn er allein ist, ist er wirklich frei.

Arthur Schopenhauer

Und wenn du allein sein wirst, wirst du ganz dein sein.

Leonardo da Vinci

Es ist manchmal ein gutes Mittel, die notwendige Einsamkeit zu sichern, damit man sich auf etwas konzentrieren kann, was man tiefer erforschen will.

– Vincent van Gogh

Hier in der Einsamkeit reduziert der Mensch sich auf sich selber.

– Michel de Montaigne

Einsamkeit

Nun ist es still da draußen,
Die Wälder rauschen sacht,
Die Ströme murmelnd rinnen,
Es geht ein tiefes Sinnen
Hin durch die tiefe Nacht.

Des Windes leises Wehen
Säuselt im hohen Ried;
Die Sterne droben kreisen,
Tönend in ewigen Weisen
Ihr ewig großes Lied.

Die Welt ist groß und prächtig
Zu solcher stillen Zeit;
Es schweigt das eigne Denken,
Es will ins All versenken
Sich stumm das eigne Leid.

Konrad von Prittwitz-Gaffron