Alleine reisen ist Persönlichkeitsentwicklung

alleine reisen als Frau

„Du willst alleine reisen? Hast du keine Angst?“ Wie oft habe ich diese Fragen vor meiner Abreise nach Südamerika gehört … Und ich konnte sie schlicht nicht nachvollziehen. Das war in den Jahren 2005 und 2009. Damals hatte ich meine inneren Gründe, die so groß waren, dass da gar kein Platz für Angst war. Heute stelle ich fest, dass ich diese Frage manchmal selbst an mein altes Ich richte.
Und doch: Ich würde es immer wieder tun und auch andere dazu ermutigen. Denn alleine zu verreisen erweitert den Horizont nicht nur im geographischen Sinne und ermöglicht somit Persönlichkeitsentwicklung auf besondere Weise.

Alleine reisen

Wer alleine verreist, ist zunächst auf sich gestellt: Man muss selbst auf das Reisegepäck aufpassen, Entscheidungen allein treffen, Abfahrten organisieren, Unterkünfte finden etc.. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass man überall hilfsbereiten Menschen begegnet. Was für einen selbst die Fremde darstellt, ist für andere der Alltag. Man taucht ein und wird Teil – und wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist, in dem wir die Frage nach dem richtigen Bus stellen. Im Prinzip sind wir nirgends wirklich allein unterwegs. Wir können mit Fremden ins Gespräch kommen, ein Stück des Weges gemeinsam gehen oder mit anderen Reisenden ein paar Tage gemeinsam unterwegs sein.

Wenn wir alleine reisen, sind wir achtsamer

Wer alleine unterwegs ist, ist aufgeschlossener für Begegnungen. Der Austausch mit Unbekannten und sich für kurze Zeit auf deren Welt einzulassen, kann sehr bereichernd und erfüllend sein. Wir lernen andere Lebensweisen und neue Perspektiven kennen.
Außerdem nehmen wir die Umgebung achtsamer wahr, da wir nicht mit vertrauten Personen in Gespräche vertieft sind. Je weniger uns ablenkt, desto einfacher entdecken wir große Landschaften und kleine Details, und erleben somit intensiver.
Ein Reisetagebuch zu führen hilft, die Erlebnisse und Gedanken zu sortieren und zu verarbeiten. Außerdem erschafft man sich damit eine wunderbare Erinnerung an eine besondere Zeit. Bei mir sind aufgrund meiner Aufzeichnungen ungeplant meine ersten beiden Bücher entstanden.

Alleine verreisen und bei sich ankommen

Und doch: Wer alleine verreist, bleibt immer wieder mit sich selbst zurück. Sowohl in schwierigen Augenblicken (in dunklen, menschenleeren Straßen oder wenn man die Unterkunft nicht findet) als auch in den schönsten Momenten (wenn man den Berggipfel erreicht oder genüsslich eine Tasse Tee trinkt). Dann wünscht man sich jemanden an seiner Seite, mit dem man die Situation und die eigenen Gedanken und Gefühle teilen kann.
Doch wenn man es schafft, diese manchmal auch schwierigen Phasen mit sich selbst durchzustehen und auch die tollsten Aussichten ganz für sich allein zu genießen, dann ist man beim Unterwegssein bei sich angekommen.

Alleine verreisen ist Persönlichkeitsentwicklung

Wer alleine verreist verbringt viel Zeit mit sich selbst und erweitert den Horizont auf vielen Ebenen. Werte verschieben sich, man wächst an herausfordernden Situationen und gewinnt neue Erkenntnisse.
Das ist der Grund, warum das Alleinreisen stärker, unabhängiger und zuversichtlicher macht und Persönlichkeitsentwicklung ist. Man findet sich zurecht: In sich selbst mit sich selbst. Aber auch da draußen in der – für uns – unbekannten Welt.

Alleine reisen als Frau

Alleine reisen als Frau bringt in manchen Ländern besondere Herausforderungen mit sich, da man von Fremden oft zweideutig angequatscht wird. Ich habe selbst Momente erlebt, in denen ich plötzlich kein klares Bauchgefühl hatte und meine Menschenkenntnis den kulturellen Unterschied nicht einordnen konnte. Doch aus der Not heraus habe ich mich auf den Menschen eingelassen, der mir seine Hilfe angeboten hatte.
Diese Spannung zwischen Abenteuer und Risiko sowie Gelingen und Glücksmomenten ist Herausforderung und Reiz zugleich, wenn man alleine reist. Durch die richtige Vorbereitung über Land und Leute, das Vertrauen in die eigene Intuition sowie eine angemessene Vorsicht zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten, habe ich mich jedoch meistens sehr sicher gefühlt, auch wenn ich als Frau allein durch Südamerika gereist bin.

Gruppenreise für Alleinreisende als Einstieg

Schließlich geht es vielleicht genau darum, die eigene Komfortzone zu verlassen und dadurch innerlich zu wachsen.
Wer Angst vor dem Alleinreisen hat, kann mit kleinen Unternehmungen anfangen. Kurze Ausflüge in die Nähe oder sich einer Reisegruppe für Alleinreisende anzuschließen, können erste Schritte sein. So ist man mit zunächst unbekannten Menschen unterwegs und zugleich nicht auf sich allein gestellt. Es gibt Organisationen, die sich auf das Angebot für Gruppenreisen für Alleinreisende spezialisiert haben. Bei dieser Form des Reisens ist man gemeinsam unterwegs und hat doch immer wieder Zeiten für sich.

Gruppenreise für Alleinreisende

An meinen Achtsamkeitskursen nehmen überwiegend Alleinreisende teil. Somit biete ich heute gewissermaßen selbst die Möglichkeit einer Gruppenreise für Alleinreisende an. Natürlich nehmen an meinen Seminaren auch Paare (Pärchen, Geschwister, Freund*innen) teil, doch die meisten Personen reisen allein nach Sylt und während der Achtsamkeitswoche zu sich selbst. Denn darum geht es in meinem Angebot: Unterwegs sein und bei sich selbst ankommen. So, wie ich es selbst erlebt habe.

Aspekt Nachhaltigkeit

Im Sinne der Nachhaltigkeit würde ich Fernreisen mit dem Flugzeug nur dann unternehmen, wenn man mehrere Monate dafür Zeit hat. Ansonsten erreicht man auch mit der Bahn oder zu Fuß spannende Orte. Letztlich geht es beim Alleinreisen mindestens genauso sehr um das innere Entdecken, auch wenn das vielleicht nicht die vordergründige Absicht ist.

Alleine reisen als Frau: Mein Reisetagebuch

„Dass das Sammeln immaterieller Momente viel leichter ist, aber wesentlich schwerer wiegt, ist wohl die beste Erkenntnis meiner Reise. Denn das Substanzlose erschwert den Rucksack nicht, aber bereichert die Seele.

Reisen bedeutet, leben lernen.
Das Leben selbst als Reise zu begreifen.
Denn die kleine Reise ist ein Sinnbild der großen Reise.“

Aus meinem Buch „Zwischen den Zeilen reisen

Schwere Zeiten: Warum sie wichtig sind und wie du sie bestehst

Schwere Zeiten

Schwere Zeiten machen keinen Spaß. Sie kommen ungefragt, ungewollt, und doch müssen wir sie irgendwie bestehen. Oft sind sie sogar ein Schlüssel für unsere persönliche Entwicklung.
Vier Ideen, mit welchem Mindset du besser durch schwere Zeiten kommst, findest du in diesem Artikel, der ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“ ist.

Was passiert, wenn das Lebensgerüst zu wackeln beginnt?

Es ist relativ einfach, glücklich und zufrieden zu sein, wenn die Dinge in unserem Leben rund laufen. Wenn nichts aneckt und sich alles anfühlt, als solle es genau so – oder zumindest so ähnlich – sein, wie es gerade ist. Wenn wir wertvolle Menschen um uns herum, einen soliden Job unter unseren Füßen, ein Ziel und viele Pläne vor uns haben.
Aber was passiert, wenn sich die Umstände plötzlich ändern?
Wenn das stabile Gerüst zu wackeln beginnt, der Boden einsinkt,
das Gerüst einbricht und das Glück mit uns in die Tiefe stürzt?
Bleibt es auch da unten bei uns?
Oder weicht es der Einsam- und Hoffnungslosigkeit?

Schwere Zeiten gehören zu unserem Leben dazu

Irgendeine Bedrängnis fällt dem Leben immer ein, um uns zum Wackeln oder gar Umfallen zu bringen: eine große Tragik oder das subtile Gefühl, dass wir nicht in der eigenen Spur laufen; dass irgendetwas nicht stimmt.
Ein Leben ohne Tiefen gibt es nicht.
Sie werden kommen. Und es ist gut, dass sie kommen, denn sie gehören zu unserem Leben dazu. Tiefen und Niederschläge ermöglichen Wachstum, verursachen Veränderung und lassen uns Dinge überdenken.

Schwere Zeiten

Vier Anregungen, wie du besser durch schwere Zeiten kommst

Vielleicht können wir sie kommen sehen, vielleicht überrumpeln sie uns. Doch wenn sie da sind und wir zeitweise nicht mehr wissen, wo oben und unten ist und wer wir selbst sind, und wir uns fragen, warum das Schicksal mit giftigen Pfeilen auf uns schießt, können folgende vier Ideen dabei helfen, schwere Zeiten mit mehr Sinn und Milde zu bestehen.

1.) Die Gefühle annehmen – auch die uns beschwerenden

Während wir virtuell immer mehr mit Emojis ausdrücken, drücken wir uns im analogen Leben gern vor den unangenehmen Gefühlen. Wir möchten keinen Schmerz spüren und würden ihm am liebsten davonlaufen, ihn abschütteln und einfach hinter uns lassen. Nur leider funktioniert das nicht.
Das Gegenteil ist sogar der Fall: Wir bewältigen und verarbeiten unseren Seelenschmerz, indem wir ihm begegnen und ihn erfahren. Indem wir die Emotionen ansehen und auseinandernehmen, sie verstehen und wieder zusammensetzen, können wir uns selbst heilen.
Erlaube dir also, den Schmerz zu fühlen.
Es ist okay, dass es wehtut. Schwere Zeiten gehören dazu.
Deine Tränen sind okay.
Sie sind dafür da, geweint zu werden.
Weine sie, damit du bald wieder lachen kannst.

Schöne Zeiten, schwere Zeiten – das Leben besteht aus Dualität

Weil kein Leben einzig aus Schmerz besteht, aber jedes Leben aus Dualität, kannst du nur Schmerz empfinden, weil du weißt, wie sich Freude anfühlt. Und weil jedes Element des Lebens so vergänglich ist wie das Leben selbst, wird auch die Schwermut vergehen. Ergründe den Sinn hinter ihr und schenke ihr den Raum, den sie verlangt. Mache sie nicht größer als sie ist, aber versuche auch nicht, sie zu ignorieren. Bette sie in das große Ganze ein – so machst du deine Sorgen weder größer noch kleiner, sondern setzt sie in Relation – und das verkleinert sie am Ende doch.

Abwehr erschafft Leid, Annehmen heilt

Schenke dem Schmerz die Zeit, die er bei dir sein möchte. Du bist nicht allein. Der Schmerz ist bei dir, um dir zu helfen, dich zu befreien, damit dein Leben wieder leichter wird und zurück in die richtige Bahn findet.
Hindernisse, Tiefen und Wendepunkte sind Lehren des Lebens, an denen wir wachsen und zu dem werden können, der wir in dieser Welt sein sollen.
Nichts geschieht ohne Grund. Doch den Sinn hinter dem Schmerz verstehen wir oft erst in der Rückschau, wenn wir diese Phase im Zusammenspiel mit unserem gesamten Leben betrachten. Auch wenn wir nicht jeder Krise eine Sinnhaftigkeit abgewinnen können, gehören sie doch unweigerlich zu unserem Sein dazu. Wir sollten sie und das Unveränderliche annehmen – mit allem, was dazugehört – und nach einer Weile unseren Weg gestärkt weitergehen.

 

2.) Das Glück in uns suchen – auch wenn du nicht daran glaubst, es dort zu finden

Vor allem in schweren Zeiten wollen wir das Gewicht am liebsten abgeben. Wir versuchen uns abzulenken und die leeren, ungefüllten Bedürfnisse mit Äußerlichkeiten zu stopfen. Ganz gleich, ob mit einer Shopping-Tour, einer Fertig-Pizza oder einer Flasche Rotwein – spätestens am nächsten Morgen wachen wir auf und die vermeintliche Fülle wurde verdaut. Die Leere taucht wieder auf, weil oberflächliches Glück niemals einen tiefgründigen Schmerz lindern kann. Es kann ihn vielleicht betäuben, aber nicht erreichen und schon gar nicht auflösen.

Dein inneres Licht leuchtet auch in der dunkelsten Zeit

Denn wahres Glück kommt von innen – und nicht aus einer Plastiktüte, vom besten Dönerladen der Stadt oder als Flaschengeist aus irgendeiner Weinflasche. Immer. Auch in unseren schwierigsten Zeiten. Auch dann, wenn wir meinen, von innen steige nur leerer, dunkler Rauch auf, den wir mit aller Macht durch irgendeine Ablenkung löschen wollen, bringt unser Inneres auch Licht hervor.

Schwere Zeiten und das Glück neu entdecken

Etwas Neues lernen, dankbar und neugierig sein, spielen oder sich bewegen, beten oder meditieren, Zeit in der Natur oder mit lieben Menschen verbringen, kann uns wahres Glück schenken. Auch in der schwersten Zeit. Auch dann, wenn du nicht daran glaubst.
Also verstecke dich nicht vor den Schattenseiten des Lebens. Beginne zu meditieren oder zu malen oder lerne etwas Neues. Tue, was dir guttut, so nährst du dich selbst. Dass wahres Glück von innen kommt, ist ein Geschenk des Lebens an jeden von uns. Du hast deine eigene Quelle, die niemand abdrehen kann – nicht einmal du selbst.

3.) Dankbar sein – auch für die kleinen Dinge

In den dunklen Zeiten steht das Leben nicht nur Kopf – man sieht auch nichts und vergisst so einiges, was längst ­verinnerlicht war, einschließlich unserer Dankbarkeit.
Sobald wir von unseren Emotionen überwältigt werden, überlagern sie die rationalen Denkprozesse. In schweren Zeiten vergessen wir förmlich das Gute in unserem Leben. Dabei ist das Schöne an der Dankbarkeit, dass sie lediglich eine Frage der Perspektive ist: Jeder Moment bietet die Chance zum Dankbarsein.

Das Gute entdecken – auch in schweren Zeiten

Auch wenn du es zeitweilig nicht fühlen kannst, weißt du doch, für welche Menschen, Ereignisse oder Gegebenheiten­ du dankbar sein kannst.
Denk darüber nach und such das Gute in deinem Leben. Lass nicht zu, dass der Schmerz alles schwarzmalt, was vor einiger Zeit noch geleuchtet hat. Sei dankbar, so gut es gerade möglich ist. Und sei dann dankbar, wenn es dir deshalb besser geht.

4.) Achtsam sein – wenn man es am wenigsten sein möchte

Besonders in den schwierigen Lebensphasen­ möchte ich am liebsten alles andere als achtsam sein. Ich möchte in diesen schweren Zeiten die Tage oder Wochen, ja manchmal sogar die Monate vorspulen können, um die belastenden Emotionen zu überspringen und dem Jetzt zu entfliehen.
Dabei ist das Jetzt das Einzige, was wir wirklich besitzen.
Auch wenn es schwer ist, sollten wir annehmen, dass wir sind, wo und wie wir gerade sind: Im Dunkeln, vielleicht auf der schwierigsten Etappe unseres Lebens.
Und klar ist es dort nicht schön.
Und natürlich wollen wir so schnell wie möglich weiter. Doch diese Gegenwehr erfordert viel mehr Energie als die schlichte Akzeptanz des Leidens im Jetzt.

Schwere Zeiten einfach annehmen

Achtsamkeit ist in aller Munde, aber längst noch nicht in allen Leben präsent. Sie zu praktizieren verhilft, die Dinge zunächst einfach so zu nehmen, wie sie entstehen: ohne Bewertung, Bedenken oder Einwand.
Reue über Vergangenes oder Sorgen um die Zukunft – das machen erst wir. Die Dinge sind wie sie sind – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und oft gar nicht so schlimm, wie unser Kopf uns suggeriert.
Du bist jetzt hier:
Im Hier und Jetzt.
Schreite tapfer durch die schwere Zeit, denn sie macht das Leben tiefer, dich stärker und zu dem, der du sein sollst.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

In meinem Seminar „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ erlebst du viele Impulse, um dein Leben selbstbestimmt und achtsam zu gestalten.

Zitate für schwere Zeiten und Krisen

für mehr Kraft, Akzeptanz, Zuversicht und Handlungsfähigkeit

Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.

– Paulo Coelho

Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz.

William Faulkner

Handeln ist das Gegenmittel zur Verzweiflung.

Joan Baez

Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.

Hermann Hesse

Die Hoffnung ist wie ein Sonnenstrahl, der in ein trauriges Herz dringt. Öffne es weit und lass sie hinein.

– Friedrich Hebbel

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

Marie von Ebner-Eschenbach

Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.

– Demokrit

In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt.

Albert Camus

In drei Worten kann ich alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt: Es geht weiter.

Robert Frost

Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.

– John Fitzgerald Kennedy

Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Buddha

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

– Johann Wolfgang von Goethe

Je größer die Schwierigkeit, die man überwand, desto größer der Sieg.

Marcus Tullius Cicero

Alleine glücklich sein: Die Kraft des Alleinseins

Alleine glücklich sein

Alleinsein ist nicht immer einfach, aber Zeit nur mit sich zu verbringen, hält eine große Kraft bereit.
Warum, und wie du lernst, alleine glücklich zu sein, erfährst du in diesem Artikel, der ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“ ist.

Übersicht

Die wichtigste Beziehung ist die Beziehung zu uns selbst

Wir kümmern uns um alles und jeden und manchmal um jede Belanglosigkeit, zuweilen ohne zu wissen, wofür eigentlich. Dabei ist die wichtigste Beziehung die Beziehung zu uns selbst. Doch indem wir ständig im Außen unterwegs sind, verkümmert unser Innen. Das hektische Dasein wird zum Selbstläufer, dreht sich so lange und so schnell im Kreis, bis uns schwindelig wird. Dann fallen wir um und werden auf uns selbst zurückgeworfen.
Und dann liegen wir da …

Flucht vor sich selbst – oder alleine sein, um sich persönlich zu entwickeln

Es gibt Momente, in denen fühlt man sich nicht nur von der Welt verlassen, sondern auch von sich selbst. Nach einer Trennung, einem Verlust oder an einem anderen Wendepunkt des Lebens, kann sich das Alleinsein schrecklich einsam anfühlen.
Das, oder vielmehr sich, dann auszuhalten, ist schwer, aber wichtig für unsere persönliche Entwicklung.

Alleine glücklich sein kann schwer sein

Wir haben die Tendenz, Unangenehmem sofort ausweichen zu wollen: Nichts wie weg von diesem düsteren Ort, der momentan kein Lachen und kein Glück kennt, den niemand besucht und der stets von einem zum anderen hetzt, um die eigenen Gefühle nicht aushalten und spüren zu müssen und um sich nicht von den eigenen Abgründen in die Tiefe zu stürzen, denken wir, betäuben uns mit Reizen und laufen immer schneller, im Versuch, uns selbst und die Herausforderungen des Lebens abzuhängen.

Doch das wird nicht gelingen. Wir können vor den Prüfungen des Lebens nicht davonlaufen, weil sie bis ins Tiefste mit uns verwoben sind. Wir sollten sie lösen.
Wenn wir vor ihnen weglaufen, werden sie immer wieder vor uns auftauchen. Sie zwingen uns dazu, in uns einzutauchen, damit wir uns in den Fäden des Lebens entwickeln und unseren Weg gehen können.
Daher sollten wir vor der Einsamkeit nicht fliehen wollen, sondern ihr mutig begegnen.

Warum alleine sein so wichtig ist

Alleinsein ist wichtig. Vielleicht umso wichtiger, je einsamer es sich anfühlt. In einer Welt, in der man permanent erreichbar ist, sollte man sich zeitweilig ­unerreichbar machen. Wir müssen uns nicht in ­vollkommener Isolation versenken und uns mit Einzelhaft bestrafen. Es geht lediglich darum, sich in den Tiefen – und auch in den Höhen – des Lebens nicht ständig mit Ablenkungen der eigenen Begegnung zu entziehen.
Die Wahrheit ist: Sogar die größte Ablenkung kann uns nicht von uns selbst trennen. Wir bleiben uns immer treu. Auch dann, wenn wir uns und unseren Einstellungen oder Vorsätzen nicht treu gewesen sind.
Die Wahrheit ist: Wir sind nie allein auf der Welt.
Umso schlimmer ist es, wenn sich dieses Gefühl so echt anfühlt – das Glück nur seicht und jede menschliche Nähe doch fern scheint.
Wenn alles bunt ist, aber für uns in schwarz-weiß erscheint, wenn alles beseelt ist, aber für uns nur Leere keimt, wenn wir ausgebrannt sind, weil das innere Feuer erloschen ist, sollten wir den Fokus wieder auf uns werfen. Unser Leben ins rechte Licht rücken, uns in uns selbst zurücklehnen und schauen, was gerade nicht stimmt.

Können wir alleine glücklich sein?

Wenn unser Tank leer ist und nur noch eine klebrige Ölspur hinter uns her tropft, müssen wir auftanken – uns selbst wieder mit uns selbst füllen. Uns einen Lebensgeist einhauchen, der unsere Stimme spricht, in unserem Rhythmus geht, unseren Takt schlägt und von innen eine warme Umarmung schenkt.
Dafür müssen wir gar nicht die ganze Welt auf den Kopf stellen oder einmal um den Globus reisen – dafür braucht es einfach nur Zeit mit uns selbst.
Wir können unsere Wurzeln tief im Inneren verankern, damit wir in den Stürmen des Lebens fest stehen. Es kommen sanfte Brisen, es kommen Stürme, aber es werden auch Orkane über uns hinwegfegen, die manchmal das ganze Leben verändern.
Und dann?
Feststeht, je fester wir in uns selbst stehen, umso weniger kann uns zu Fall bringen.

Alleine sein ist der Schlüssel zu uns selbst

Wir müssen nicht immer mit strahlendem Lächeln durch die Welt tänzeln, vor Freude sprühen oder uns vom eigenen Endorphin-Cocktail nähren können. Wir dürfen schwach sein – aber müssen stark sein, um neue Kräfte gewinnen zu können. Denn wahre Stärke ist, seine eigene Schwäche auszuhalten, in sie einzutauchen, aus der Tiefe zu schöpfen und an ihr zu wachsen.
Alleinsein ist immer das, was wir daraus machen. Im ehrlichen und liebevollen Einlassen auf uns selbst kann der Schlüssel zum Wandel liegen, da wir dann die vielen (Schutz-)Hüllen aufschließen und erkennen dürfen, wer wir wirklich sind. Was wir brauchen und wohin wir wollen.
Ohne äußere Einflüsse werden wir ruhig. Wir verbinden uns mit uns, verarbeiten Vergangenes und tanken Kraft. Wir schenken uns Zeit und Aufmerksamkeit und sorgen für uns.
Und in dem Augenblick, in dem man sich selbst genügt – keiner Reize, Events oder Bestätigungen von außen bedarf, die eigenen Schattenseiten annimmt und niemand anderen für sein Glück verantwortlich macht – erwacht eine mächtige Kraft voller Unabhängigkeit, ­Eigenverantwortung und echter Zufriedenheit.

Alleine glücklich sein – so klappt es

Deshalb: Wenn das Leben dich überrennt oder ein Selbstläufer­ ist und du nicht mehr weißt, ob du hinter dem eigenen Leben her- oder vor ihm wegläufst, bleib einfach stehen.
Lehn dich zurück.
Tue nichts oder das, was dir guttut.
Sei liebevoll mit dir.
Halt dich aus, fang dich auf und wieder ein, wenn du zu weit fortgelaufen bist. Nimm dich an die Hand und hol dich dort ab, wo du gegenwärtig stehst – so wirst du wieder du selbst und das Alleinsein wird nicht nur weniger einsam, sondern zu deiner Kraftquelle.

Der obenstehende Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Lernen, alleine glücklich zu sein

Alleine glücklich sein ist erlernbar. Wir müssen uns nur bzw. aber darauf einlassen. Weil der Weg aus der Angst hinaus, immer durch sie hindurchführt, hilft das Alleinsein dabei, zu lernen, mit sich selbst glücklich zu sein. In meinen Achtsamkeitsseminaren begegne ich immer wieder Menschen, die diesen – für sie persönlich großen – Schritt gehen: Alleine zu verreisen. Eine Weile auf sich allein gestellt zu sein, sich auf Neues und demnach Unbekanntes einzulassen. Es ist genau dieser Schritt, der die Angst auflöst und in Kraft verwandelt.
Denn wenn wir lernen, alleine glücklich zu sein, entstehen Tiefe, Selbst-Bewusstsein, Gelassenheit und Zutrauen. Wir vertrauen in uns. Wir genügen uns selbst und finden Antworten durch die eigene Verbundenheit.

Alleine sein: Drei Ideen, wie du es lernst

1.) Achtsamkeit
Die achtsame Haltung ist wohlwollend. Sie nimmt an, was ist. Auch, dass sich das Alleinsein anfangs nicht gut anfühlt. Achtsamkeit kann dabei helfen, Glück zu finden, indem es eine Verbindung zum gegenwärtigen Moment und den eigenen Emotionen und Gedanken herstellt. Eine achtsame Haltung kann auch helfen, Stress und negative Gedankenmuster zu reduzieren und mehr Wertschätzung für das Leben zu entwickeln. Durch regelmäßige Praxis von Achtsamkeitsübungen kannst du lernen, gegenwärtiger und bewusster zu sein, was zu einem erfüllteren und glücklicheren Leben führen kann.

2.) Praktiziere Dankbarkeit
Mach dir bewusst, welche kleinen und großen Geschenke du in deinem Leben hast – auch in den Momenten, in denen du dich allein fühlst. Du kannst Dankbarkeit in Form eines Dankbarkeitstagebuch praktizieren. Übe die Wertschätzung von kleinen Dingen und mach dir bewusst, wie glücklich sie dich machen. Durch eine dankbare Haltung kannst du das eigene Wohlbefinden und Glück steigern.

3.) Tue etwas, was dir gut tut
Du kannst lesen, Sport machen, Zeit in der Natur verbringen, basteln oder kreativ sein, kochen oder backen, Musik oder einen Podcast hören. Auch wenn es dir schwerfällt: Die Kunst liegt im Beginnen und die guten Gefühle kommen sicher.

Alleine sein lernen – Zitate

Diese Zitate verdeutlichen, warum es sich lohnt, hin und wieder alleine zu sein.

Die Einsamkeit ist der vertraute Umgang mit sich selbst.

– Robert Schumann

Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben.

– Ernst Ferstl

Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste.

Hans Krailsheimer

Sei allein, das ist das Geheimnis von Erfindungen; In der Einsamkeit werden Ideen geboren.

– Nikola Tesla

Ich habe begonnen, mir selbst ein Freund zu sein. Damit ist schon viel gewonnen, denn man kann dann nie mehr einsam sein.

– Lucius Annaeus Seneca

Die Seele, die Schönheit sieht, kann manchmal alleine gehen.

Johann Wolfgang Von Goethe

Je mächtiger und origineller ein Geist ist, desto mehr wird er sich der Religion der Einsamkeit zuwenden. 

– Aldous Huxley

Ein Mann kann nur er selbst sein, solange er allein ist; und wenn er die Einsamkeit nicht liebt, wird er die Freiheit nicht lieben; denn nur wenn er allein ist, ist er wirklich frei.

Arthur Schopenhauer

Und wenn du allein sein wirst, wirst du ganz dein sein.

Leonardo da Vinci

Es ist manchmal ein gutes Mittel, die notwendige Einsamkeit zu sichern, damit man sich auf etwas konzentrieren kann, was man tiefer erforschen will.

– Vincent van Gogh

Hier in der Einsamkeit reduziert der Mensch sich auf sich selber.

– Michel de Montaigne

Einsamkeit

Nun ist es still da draußen,
Die Wälder rauschen sacht,
Die Ströme murmelnd rinnen,
Es geht ein tiefes Sinnen
Hin durch die tiefe Nacht.

Des Windes leises Wehen
Säuselt im hohen Ried;
Die Sterne droben kreisen,
Tönend in ewigen Weisen
Ihr ewig großes Lied.

Die Welt ist groß und prächtig
Zu solcher stillen Zeit;
Es schweigt das eigne Denken,
Es will ins All versenken
Sich stumm das eigne Leid.

Konrad von Prittwitz-Gaffron