Digital Detox – Tipps von Expert*innen

Digital Detox Tipps

Digital Detox bedeutet digitale Entgiftung. Dabei geht es nicht um radikalen Verzicht von digitalen Medien sondern um eine bewusste und vorteilhafte Nutzung. In diesem Artikel teilen Expert*innen aus den Bereichen Achtsamkeit, Minimalismus und nachhaltiger Journalismus Tipps für einen achtsamen Umgang mit digitalen Medien.

Übersicht

Was ist Digital Detox?

Digital Detox ist eine Bewegung aus den USA, bei der es um einen bewussten, selbstbestimmten, gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien geht. Digitale Medien sind allgegenwärtig. Oft nutzen wir sie von morgens bis abends, greifen absichtslos zum Smartphone und hangeln uns – sowohl im Berufs- als auch im Privatleben – von Display zu Display.

Hintergrund des Artikels

Die Bedeutsamkeit dieses Themas wurde mir in den vergangenen Jahren sehr bewusst. In meinen Achtsamkeitsseminaren berichten die Teilnehmenden von digitalem Stress aufgrund ständiger Erreichbarkeit, aneinandergereihten Online-Konferenzen und absoluter Entgrenzung. Im Gespräch mit Schüler*innen der Oberstufe im Rahmen meiner Vorträge bemerke ich, wie stark die Anziehungskraft und das von digitalen Medien ausgehende Suchtpotential ist und das analoge Leben in den Hintergrund rückt. Und natürlich kann ich die Auswirkungen des digitalen Wandels auch bei mir selbst beobachten.
Ich finde das Thema wichtig und gesellschaftlich relevant, sodass ich im Dezember 2022 das Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ veröffentlicht habe. Es beschreibt die Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung. Da uns der digitale Wandel alle betrifft, sollten wir uns auch alle mit dieser neuen Normalität auseinandersetzen.

Nachfolgend teilen Expert*innen aus den Bereichen Achtsamkeit, Minimalismus und nachhaltiger Journalismus Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien und geben Tipps für eine achtsame Nutzung. Vielen Dank für die wertvollen Impulse.

Digital Detox und selbstbestimmter Nachrichtenkonsum

Ann-Sophie von nachhaltig.kritisch

„Als Online-Redakteurin, die sich auch beruflich viel auf Social Media herumtreibt, kann es schwer sein, sich dem gedankenlosen Scrollen im Instagram-Feed und den vielen pink umrahmten Stories zu entziehen. Tatsächlich habe ich aus diesem Grund Anfang Dezember die Entscheidung getroffen, meinen privaten Instagram Account zu deaktivieren und die Plattform vorerst nur noch beruflich zu nutzen. Außerdem gehen meine Apps zwischen 21 und 8 Uhr in den Ruhemodus, sodass ich kurz vor dem Einschlafen und kurz nach dem Aufstehen ein smartphonefreies Zeitfenster habe.
Last but not least kann ich empfehlen, Push-Nachrichten auf dem Handy zu deaktivieren. In meinem Fall gilt das auch für Nachrichten-Apps. Ein selbstbestimmter Nachrichtenkonsum ist mir als Journalistin wichtiger, als minütlich auf dem Laufenden zu sein (was sowieso eine Illusion ist). Am liebsten lese ich ausgewählte Print-Zeitungen, um mich über Politik, Wirtschaft und das Weltgeschehen zu informieren. Für mich hat das drei klare Vorteile:

  1. Ich kann die Artikel in Ruhe und selbstbestimmt lesen.
  2. Ich vertraue dem Absender und muss nicht überprüfen, ob es sich um Fake News handelt.
  3. Und ich bin nicht versucht, potenziellen Grusel-Kommentaren unter dem Artikel mehr Beachtung zu schenken als dem eigentlichen Inhalt.“

Ann-Sophie Henne ist Klima-Journalistin, Podcast-Host und Gründerin. Gemeinsam mit Robin Jüngling und Annika Le Large hat sie 2019 das klimajournalistische Projekt nachhaltig.kritisch auf Instagram gestartet, um ein größeres Bewusstsein für Klimathemen zu schaffen und populäre Meinungen in der „Nachhaltigkeitsblase“ zu hinterfragen. Mit Erfolg: Mittlerweile erreichen die drei mit ihrem unabhängigen Projekt etwa 100.000 Menschen im Monat und haben mehrere Journalisten- und Nachhaltigkeitspreise gewonnen. Im nachhaltig.kritisch-Podcast sprechen sie seit 2021 mit spannenden Expert*innen wie Raul Krauthausen, Sara Schurmann und Dr. Mark Benecke.

Digital Detox - Nachrichtenkonsum

Fröne Deinen Leidenschaften!

Christof von Einfach bewusst

„Das Gleichgewicht zwischen dem echten Leben und der digitalen Ablenkung zu finden, ist eine der großen persönlichen Herausforderungen in unserer modernen Welt. Ich finde mein Gleichgewicht, indem ich mein Leben möglichst oft mit meinen Leidenschaften fülle. Dann bin ich mit Herz und Seele bei der Sache und will mich – wie früher als Kind beim Spielen mit Playmobil – von nichts und niemandem stören lassen, schon gar nicht von Smartphone & Co. Meine Strategie beschränkt sich nicht auf die Freizeit. Ich schätze mich glücklich, mit meinen Leidenschaften Wandern und Schreiben meine Biovollkornbrötchen zu verdienen. Natürlich nutze auch ich technische Geräte und digitale Medien. Sie sollen mir aber nicht die Zeit rauben, sondern als Mittel zum Zweck mein Leben erleichtern. Diesen Text schreibe ich auf der Couch sitzend mit einem Stift auf echtem Papier. Gleich werde ich meine Zeilen am Laptop in ein Dokument tippen, die Rechtschreib- und Grammatikprüfung starten und schließlich alles der lieben Johanna mailen …“

Christof Herrmann schreibt Wanderführer und Ratgeber. Auf Einfach bewusst bloggt er über Minimalismus, Nachhaltigkeit, (vegane) Ernährung. Leidenschaften und (Fern)wandern.

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Digital Detox für fokussiertes Arbeiten

Grit von 365mentalfit

„Allzu oft verlieren wir uns in der Fülle digitaler Angebote. Sie ist eine mentale und gesundheitliche Herausforderung. Im schlechtesten Fall diktieren digitale Medien unser Leben komplett. Damit ich eine Balance zwischen analoger und digitaler Welt finde und auch meine gewünschten Ziele erreiche, habe ich gelernt, mich zu fokussieren. Mich voll auf das zu konzentrieren, was ich gerade tue. Ich versuche alle Ablenkungen zu eliminieren: digitale, analoge und auch gedankliche. Wenn ich zum Beispiel einen Artikel schreibe, dann ist das Handy weit weg und das Internet abgestellt. Es läuft auch kein Radio. Ich schreibe in einem ruhigen Raum und fokussiere mich ausschließlich auf diesen Artikel. Genauso handle ich bei einer Überlast von digitalen Aufgaben. Ich sammle immer alle meine Pendenzen, damit ich den Überblick behalte. Dann „schnappe“ ich mir eine oder zwei Aufgaben und arbeite sie fokussiert ab. Alles andere blende ich aus. In meinem Alltag haben Sport und Bewegung in der Natur einen festen Platz. Das benötige ich, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Auch hier versuche ich, fokussiert und achtsam zu sein. Zu genießen, was ich gerade tue.“

Grit ist überzeugt, dass Glück und Erfolg im Kopf beginnt. Auf ihrem Blog mentale Stärke und Gelassenheit schreibt sie über Mentaltraining, Herausforderungen im Leben, Selbstvertrauen und besseren Umgang mit Stress.

Digital Detox - Fokussiertes Arbeiten

Digitaler Minimalismus für Fokus und Klarheit

Kristina von einquadratmeter
„Als Minimalistin habe ich schon früh im Prozess des Ausmistens gemerkt, dass auch der digitale Bereich eine sehr große Bedeutung hat, wenn man sich mehr Klarheit, Ordnung und Leichtigkeit in seinem Leben wünscht. Der Gedanke des Minimalismus bedeutet ja, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich Freiraum zu schaffen für das, was einem wirklich wichtig ist. Egal ob im Innen oder im Außen. Diesen Anspruch auch auf die digitale Welt zu übertragen ist eine Herausforderung, aber genau deshalb so wichtig.
Denn sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, kann im digitalen Bereich bedeuten: bewusst zu wählen, wie, wann und wie lang man digitale Medien nutzt. Sich zu fragen: Was ist das Wesentliche für mich persönlich? Welche digitale Nutzung lenkt mich eher vom Wesentlichen in meinem Alltag und in meinem Leben ab? Bis hin zu der Frage: wie halte ich Ordnung in meinen digitalen Daten? Ganz konkret hilft mir persönlich – neben dem bewussten Stellen von Fragen, sowohl eine gute Struktur meiner digitalen Ablage für Dateien und Fotos (und das Pflegen dieser), als auch das simple Ausschalten von Push-Nachrichten bestimmter Apps auf meinem Handy. Somit kann ich mich im Alltag besser auf das Wesentliche konzentrieren und verfange ich mich seltener im digitalen Netz der endlosen ungeordneten Informationen und der ständigen Verfügbarkeit. Unsere Lebenszeit ist so wertvoll und unsere Aufmerksamkeit begrenzt. Was ist wirklich wichtig, hier in diesem Moment? Diese Frage sollte immer über allem stehen, egal, was wir gerade tun?“

Kristina – alias ‚einquadratmeter‘ – ist Minimalismus- und Ordnungscoach. Mit ihren Coachings, Kursen und Workshops hat sie bereits hunderte Menschen dabei unterstützt, strukturiert und effektiv ihr Zuhause auszumisten und sich somit ein Leben voller Leichtigkeit und Freiraum für die wichtigen Dinge im Leben zu erschaffen. Den Fokus auf das Wesentliche wieder zu finden – im Innen und im Außen -dabei unterstützt Kristina auch auf Instagram tausende Menschen. Weitere Infos findest du auch auf der Website von Kristina.

Minimalismus-Challenge mit Kristina

Bewusster Scrollen ist der neue Luxus

Natalie von NowNow achtsamkeit

„Wir scrollen mit High-Speed durchs Smartphone. Oft geht’s morgens nach dem Weckerklingeln los und über den Tag legen wir einiges an Strecke zurück. 173 Meter pro Tag, sagen Zahlen aus dem Jahr 2017. Also heute tendenziell eher mehr. Scrollen ist eine der Alltagsaktiväten, die wir größtenteils unbewusst, automatisch und im Autopiloten machen. Scrollen – auch wenn wir gerade eigentlich nichts online brauchen oder suchen – ist eine normale Gewohnheit und Routine, wir füllen damit Momente der Ruhe oder des Nichtstuns. Und da ist die Frage: ist diese Zeit gut genutzt? Oder könnten wir sie besser investieren? In welchen Momente greife ich eigentlich zum Smartphone und scrolle durch Social Media? Beobachte dich einfach mal selbst. Wo bleibe ich hängen? Was davon interessiert oder unterhält mich wirklich? Was wirkt sich auf meine Stimmung und Wohlbefinden positiv, was vielleicht negativ aus? Das kann spannend sein. 
Viele von uns haben das Gefühl im Alltag nicht genug Zeit für sich selbst oder für Pausen zu haben. Zeit für Social Media ist trotzdem. Zehn Minuten bei Instagram sind schnell vorbei. Der Feel Good-Effekt von zehn Minuten entspannen, meditieren, Yoga oder einem kleinen Spaziergang ist aber nachhaltiger. Die Mittagspause oder der Feierabend sind gute Beispiele. Ein perfekter Zeitpunkt, das Scrollen durch etwas zu ersetzen, das dir wirklich gut tut. Was könnte das bei dir sein? 

Drei Digital-Detox-Tipps, wie du bewusster durch Social Media scrollst:

  1. Ausmisten: Entfolge den Accounts bei Insta und co., die dir nicht viel bringen.
  2. Mehr Platz: Lösche Apps, die du nicht brauchst und auf denen du trotzdem häufiger unterwegs bist.
  3. Lass das Smartphone einfach mal wieder weg.

Manchmal kommt es einem richtig unrealistisch vor. Da war diese Zeit, in der wir nicht immer und überall ein Smartphone dabei hatten. In der wir nicht alles direkt googeln oder ein Foto posten konnten. Aber wenn wir uns mal daran erinnern, sind da viele Momente, die wir noch richtig lebendig im Kopf haben. Vielleicht ist ein Grund auch, dass wir „damals“ nicht „einfach mal so“ zwischendrin gescrollt haben? Im Urlaub, beim Ausflug, auf einem Date oder einer Party. Einfach mal machen. Einfach mal das Smartphone weglassen. Nach Feierabend in einem anderen Zimmer. Beim Restaurantbesuch zu Hause lassen. Das kann sich richtig gut anfühlen! Und wir erkennen den Luxus am Offlinesein schnell wieder.“

Natalie Klein ist Gründerin von NOWNOW achtsamkeit und als zertifizierte Mindfulness Trainerin in Nordrhein-Westfalen tätig. Sie bringt Achtsamkeit mit wissenschaftlich fundierten Methoden in den modernen Alltag von Unternehmen und Privatpersonen.
Internetseite: www.nownow-achtsamkeit.de

Digital Detox - Bewusster Scrollen

Digital Detox lebt von digitalen Auszeiten

Petra von Aufräumerei

„Mir immer wieder Auszeiten zu gönnen, ist für mich so selbstverständlich wie das Zähneputzen. Die digitalen Auszeiten machen da keine Ausnahme – im Gegenteil. Sie empfinde ich sogar für noch wichtiger als die analogen. Da das Handy eigentlich immer dabei ist, ist es oft schwierig, mir gerade diese digitalen Auszeiten zu ermöglichen. Durch Kontakte, das Navi, die Kamera, die Musik-App, den Kalender und viele weitere nützliche Apps befindet sich hier gefühlt mein Leben. So eine große Bedeutung wollte ich diesem Gerät eigentlich nie geben, gerade weil ich anders aufgewachsen bin – nämlich im Zeitalter von Walkman, Telefonzellen und festen Verabredungen. Aber natürlich macht das Smartphone auch vieles viel leichter für mich. Gerade als Alleinerziehende ist es mir immens wichtig, immer für meinen Sohn oder die Schule erreichbar zu sein. Viele andere Geräte kann ich mir außerdem dadurch „sparen“, wie z.B. eine Kamera, ein Navi, einen Musikplayer und vieles mehr, so dass es unter dem Strich viel mehr Vor- als Nachteile für mich hat. Um mir also meine digitalen Auszeiten zu ermöglichen, schalte ich das Handy einfach ganz bewusst aus. Und zwar WIRKLICH aus. Z.B. dann, wenn ich nicht mehr erreichbar sein muss oder will, wenn mein Freund bei mir ist, ich mit den Katzen kuschelnd auf der Couch liege und nichts aus der Außenwelt nötig ist zu meinem Glück. Also abends ab 20 Uhr, am Wochenende gerne auch mal komplett, im Urlaub gerne auch eine ganze Woche. Dieses Offline-Sein tut mir mehr als gut, so dass ich immer mehr solche Digital-Detox-Zeiten bewusst in meinen Alltag baue. Zwischendurch, einfach so, weil ich es mag und es mir so gut tut.“  

Petra Bäumler ist Aufräumcoach in Nürnberg. Sie hilft Frauen, ihr Leben im Innen und Außen aufzuräumen, damit wieder Platz und Zeit für die Herzensprojekte bleiben. Auf ihrem Blog Die Aufräumerei schreibt Petra über Minimalismus, das Ausmisten und positive Gedanken.

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Digital Detox meint einen selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien

Vincent von KLARHEIT

Eines der großen Themen bei KLARHEIT ist Selbstbestimmung – dazu gehört natürlich auch ein selbstbestimmter Umgang mit digitalen Medien. Das für ein Individuum richtige Maß ist ein recht fluider Wert, der sich im besten Fall auf Basis einer individuellen Ausrichtung und der Bewusstmachtung der eigenen Ziele bei der Nutzung ergibt: wofür nutze ich das Medium gerade? Welches Gefühl gibt mir das? 
Bei dieser Fragestellung kommen viele Menschen zu der Einsicht, dass sie ja eigentlich gern weniger Bildschirmzeit hätten, fühlen sich aber nicht in der Lage, diese tatsächlich zu reduzieren – hier ein paar Tipps dazu:

  1. Sich bei Arbeiten am Computer fragen: was kann ich auch analog machen? Planen, konzipieren, Ideen ausarbeiten funktioniert für mich auf Papier besser
  2. Den Computer ganz bewusst als Tool nutzen, um die Dinge zu erledigen: weniger diffus vorm Computer sein, sondern gezielt Aufgaben abarbeiten
  3. Bewusste Pausen von den elektronischen Geräten machen
  4. Das Handy in der Freizeit mal auf Flugmodus schalten und gucken, wie es einem damit geht

Potenziale und Energien entfalten sich nach meiner Erfahrung eher dann, wenn wir weniger Zeit vor Bildschirmen verbringen.

Vincent Borgolte ist COO / Integrator bei halloklarheit.de

Digital Detox - klarheit

Funktionen wieder analog ausführen

Johanna von einfachachtsam

„Das Smartphone erfüllt vielfältige Funktionen. Das macht es so praktisch. Doch bietet es genau deshalb bei jeder Nutzung zahlreiche Möglichkeiten zur Ablenkung. Daher kann es sinnvoll sein, manche Anwendungen ganz bewusst zurück in das Analoge zu verlagern. Einen Wecker oder Kalender nutzen, wieder eine Armbanduhr tragen oder mal wieder einen Brief schreiben – das sind für mich kleine Dinge, die große Veränderungen bewirken können und uns nicht von unserem eigentlichen Vorhaben ablenken, wenn wir beim Blick auf das Smartphone unmittelbar sehen, dass beispielsweise neue Nachrichten eingegangen sind. Digital Detox bedeutet für mich daher auch die richtige Balance aus Analogem und Digitalem zu finden, damit wir unseren Alltag bestmöglich gestalten können.“

Johanna Katzera schreibt Bücher und veranstaltet Seminare für mehr Achtsamkeit und eine bewusste Lebensführung.

 

Digital Detox - Johanna Katzera

JOMO – Joy of missing out

JOMO Joy of missing out

Jomo ist die Abkürzung für Joy of missing out und beschreibt die Freude, etwas zu verpassen. Sie ist die Gegenbewegung zu der ersten Social-Media-Krankheit FOMO, der Angst, etwas zu verpassen. Beide Phänomene basieren auf der Allgegenwärtigkeit der Online-Welt und den ständigen Vergleichsmöglichkeiten aufgrund von Social Media.

Übersicht

JOMO oder ständiger Vergleich?

Die meisten Jugendlichen verwenden täglich soziale Netzwerke wie Instagram, Snapchat, TikTok oder Facebook. Die dort gezeigten Inhalte entsprechen selten dem realen Leben, sind aber für viele die Basis für persönliche Vergleiche.
Während bei Instagram das Ziel zu Beginn das Teilen alltäglicher Momentaufnahmen war, hat sich das soziale Netzwerk im Laufe der Jahre zu einem Hochglanzmagazin entwickelt. Das Wischen ist wie ein Schaufensterbummel. Wie das Blättern in einem Magazin. Oder das Spazieren durch fremde Wohnungen mit Einblick in andere Kleiderschränke oder Handtaschen. Wir gucken uns die gefilterten Fotos, Reels und Storys gerne an; lassen uns berieseln, inspirieren und tauchen gern zeitvergessen, von Neugier besessen in dieses Sehen und Gesehenwerden ein.

Doch was macht das mit uns, wenn wir uns permanent mit den Leben der anderen beschäftigen? Uns in fremden Realitäten aufhalten und den Vergleich mit Personen anstellen, von denen wir nur ausgewählte Ausschnitte sehen?

FOMO – Fear of missing out

Der ständige Aufenthalt in anderen Leben ermöglicht permanentes Vergleichen und bewirkt damit nicht selten Minderwertigkeitsgefühle, Druck, überall dabei sein zu wollen oder die Angst, etwas verpassen zu können. Fear Of Missing Out, abgekürzt FOMO, gilt als erste Social-Media-Krankheit. Da es möglich ist, das Leben der anderen digital in Echtzeit mitzuerleben, wird den Nutzer*innen ständig vor Augen geführt, wer was und mit wem erlebt. Das stellt die eigenen Entscheidungen in Frage und erschwert es, mit getroffenen Entscheidungen zufrieden zu sein.
Die digitale Welt präsentiert uns ihr Überangebot nicht nur auf Social Media. Auch in Mediatheken und Streamingdiensten für Musik, Podcasts und Videos können wir uns endlos inspirieren und berieseln lassen, weiterbilden, so viel erleben und eben noch mehr verpassen.

JOMO – Joy of missing out

Doch die digitale Wirklichkeit ist nur die Welt hinter dem Bildschirm. Worum es im Leben wirklich geht, sind die Momente im analogen Leben. Es gilt, die Angst, etwas zu verpassen, in Freude zu verkehren. Denn wenn wir uns nicht im digitalen Raum aufhalten, verbringen wir Zeit in unserem analogen Leben – das ist immer bedeutsamer. Die Grenzenlosigkeit des Internets zeigt uns viel mehr Möglichkeiten als wir selbst erleben können. Daher geht es um das achtsame Selektieren und das Genießen des Hier und Jetzt. JOMO meint demnach einen bewussten Verzicht von digitalen Medien. Das kann eine Stunde, ein Abend oder ein Tag sein. Zeit, die man ganz bewusst gestaltet – mit der Familie, dem Freundeskreis oder mit sich allein. Diese reizarmen, analogen Phasen brauchen wir in Zeiten zunehmender Digitalisierung und unendlicher Optionen mehr denn je.

JOMO - Joy of missing out

Drei Tipps, wie JOMO, Joy of missing out, gelingt

1.) Achtsamkeit

Achtsamkeit bringt uns in den gegenwärtigen Augenblick. Wenn wir unsere Sinne ganz auf das richten, was im Hier und Jetzt innerlich auftaucht oder uns im Außen umgibt, ist unsere Aufmerksamkeit gebunden und alternative Optionen haben in unserem Geist keinen Platz. Darüber hinaus schenken wir den kleinen Dingen im Leben wieder mehr Aufmerksamkeit.

2.) Bewusst abschalten und Schönes erleben

Lass dein Smartphone zu Hause und unternimm etwas im Analogen. Geh ins Kino oder ins Theater, mach einen Spaziergang oder melde dich zu einem Kurs an. Erlebe etwas in deinem Leben anstelle dir die Aktivitäten der andern online anzuschauen.

3.) Setze eine Priorität nach deinen Werten

Wenn wir unsere Werte kennen und wissen, was uns persönlich wichtig ist, wissen wir welche Angebote wir wahrnehmen und welche wir ablehnen können. Das ermöglicht Klarheit und Fokus und schenkt uns innere Ruhe.

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Handysucht bekämpfen: Symptome und Lösungen

Handysucht

Handysucht bekämpfen: Ist die Handysucht zu einer kollektiven Abhängigkeit geworden? Welche Symptome gehen mit einer möglichen Handysucht einher? Und wie lässt sich suchtartiges Verhalten reduzieren?
Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es begleitet uns vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Da innerhalb weniger Jahre zahlreiche Facetten unseres Lebens digitalisiert wurden, sind unser privates und berufliches Miteinander, unsere Organisation und Verbindlichkeit und unsere Planung und Meinungsbildung ohne Smartphone vermeintlich nur noch schwer möglich.
Aus dem kleinen Telefon in der Hosen- oder Handtasche ist längst ein vollwertiger Computer geworden. Ein Werkzeug mit so vielen Funktionen, dass wir es immer bei uns tragen wollen – und inzwischen immer öfter sogar müssen, um unseren Alltag bewältigen zu können.
Sind wir abhängig geworden?

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Handysucht – gibt es das?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Handysucht keine anerkannte Krankheit – die Spielsucht hingegen schon. Dennoch kann das eigene Nutzungsverhalten Parallelen zu einem suchtartigem Verhalten aufzeigen. Wir greifen u.a. auch deshalb oft völlig unbewusst und automatisch zum Handy und verweilen dann länger als vorgeplant, weil viele Anwendungen belohnungsorientiert designt sind.
Generell gilt es, den Begriff Sucht im digitalen Kontext vorsichtig zu verwenden, da sich der Übergang zwischen gewöhnlichem, exzessivem und suchtartigem Medienkonsum fließend gestaltet. Ob es sich um echtes Suchtverhalten oder um starke Mediennutzung handelt, ist schwer abzugrenzen und lässt einen gewissen Spielraum.
In einer Welt, in der sich immer mehr virtuell ereignet und wir mit unserer Familie, dem Freundeskreis und Kollegium digital in Kontakt stehen, treten wir alle häufiger aus dem analogen in das virtuelle Leben über. Demnach kann die reine Online-Zeit nicht als Kriterium für Mediensucht herangezogen werden. Schließlich macht es einen Unterschied, ob wir während unserer Online-Zeit lernen, arbeiten oder entspannt einen Podcast hören, oder ob wir gamen oder keinen Ausweg aus den sozialen Medien oder der YouTube-Schleife finden.

Abgrenzung einer Handysucht

Steckt hinter diesem Übertreten in die virtuelle Welt eine echte Sucht mit problematischen Gewohnheiten, so nimmt diese immer mehr Gedanken und Lebensbereiche ­­­ein. Kriterien für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien im Allgemeinen, oder Computerspielen im Speziellen, sind die Kontrolle über das eigene Verhalten und dass wir uns selbst nicht aus den Augen verlieren, während wir online sind oder gamen.

Zu viel Handy: Symptome einer suchtartigen Mediennutzung

Die folgenden Verhaltensweisen können auf eine Handysucht hindeuten:

  • Kontrollverlust über die eigene Handynutzung
  • Interessensverlust an Hobbys und Freizeitbeschäftigungen sowie Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
  • Entzugssymptomatiken (Nervosität, Ängstlichkeit, Reizbarkeit)
  • Täuschung des Umfelds hinsichtlich des Umfangs der Handynutzung
  • Erfolglose Versuche den Handykonsum zu kontrollieren
Handysucht bekämpfen

Handysucht bekämpfen: Vier Tipps, die dir helfen, wenn du zu viel am Handy bist

1.) Bewusstsein für das eigene Nutzungsverhalten entwickeln

Ein achtsamer Umgang mit digitalen Medien beginnt mit dem Reflektieren des eigenen Nutzungsverhaltens:
Welche Anwendungen nutzt du wie oft, wie lange, aus welchem Grund und in welchen Situationen?
Und was macht das mit dir?
Erst wenn wir die Automatismen unserer Nutzung erkennen, können wir unsere Gewohnheiten verändern und somit unsere mentale Gesundheit schützen.

2.) Handysucht bekämpfen durch regelmäßige digitale Auszeiten

Aus den Augen, aus dem Sinn: Es hat sich bewährt, das Smartphone außer Sichtweite zu legen, um Ablenkungen zu reduzieren oder im Feierabend zur Ruhe zu kommen. Bewusst gewählte Räume und Zeiten können bei der Entwicklung neuer Gewohnheiten helfen. Die erste Stunde nach dem Wachwerden und die letzte Stunde vor dem Einschlafen sowie die Mahlzeiten sollten displayfrei gestaltet werden. Spätestens im Urlaub sollten wir abschalten und uns Zeit für uns selbst nehmen.

3.) Balance in die Lebensbereiche bringen

Je mehr Zeit und Raum das Smartphone einnimmt, umso mehr bleibt unser analoges Leben auf der Strecke. Es gilt, regelmäßig Tätigkeit zu unternehmen, die Freude bereiten, Kraft schenken und in denen wir aufgehen. JOMO, Joy of missing out, nennt man die Freude, etwas zu verpassen, und dem persönlichen analogen Erleben einen größeren Wert beizumessen. Wenn zu viel am Handy bist, unternimm ganz bewusst analoge Aktivitäten, die dir Freude bereiten.

4.) Handysucht bekämpfen und das soziale Netz stärken

Als Menschen sehnen wir uns nach Anbindung. Doch anstelle sich stundenlang in der virtuellen Welt aufzuhalten, sollten wir mehr Zeit mit unseren Kontakten im direkten Umfeld verbringen und gemeinsame Erlebnisse erschaffen. Wichtiger als soziale Medien ist das soziale Netz im analogen Leben. Das schenkt uns echten Halt und wahres Glück.

Weitere Hintergründe und Tipps findest du in meinem Buch oder beispielhaft in den Stuttgarter Nachrichten.

Wenn Digitales zu viel Platz einnimmt – mein Interview in der HNA

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Anlässlich der Veröffentlichung meines Buches „Achtsam oder abgelenkt?“ hat die HNA ein Interview mit mir geführt, das Ende Dezember 2022 veröffentlicht wurde. Vielen Dank an Barbara Kamisli für das Gespräch.

Fürs neue Jahr nehmen sich viele Menschen vor, alte Gewohnheiten abzulegen oder Dinge bewusster anzugehen. Warum sich das auch für den Umgang mit dem Smartphone lohnen kann, darüber sprachen wir mit Johanna Katzera. Die 37-jährige Melsungerin arbeitet als Gesundheitscoach auf Sylt, bietet Achtsamkeitsseminare an und hat gerade ein Buch zum Thema veröffentlicht.

Frau Katzera, sind Smartphones eher Segen oder eher Fluch?

Ich bin auf keinen Fall jemand, der Smartphones verteufelt. Sie sind wunderbare Hilfsmittel und helfen uns, uns miteinander zu vernetzen. Allerdings ist es wichtig, dass wir uns bewusst machen, wie und wann wir sie nutzen. Sonst rutschen wir schnell in eine Daueralarmbereitschaft.

Inwiefern ist das problematisch?

Ein Smartphone kann auch zu einer totalen Entgrenzung im negativen Sinne führen. Die Phasen von Entspannung und Anspannung geraten aus dem Gleichgewicht, wenn wir keine Pausen mehr haben. Das macht etwas mit uns.

Was denn zum Beispiel?

Der Stress erreicht ein Grundlevel und so, wie wir unsere Geräte nicht mehr herunterfahren, schaffen wir es nicht mehr den Stress abzubauen. Auch die Fähigkeit sich auf etwas längere Zeit zu konzentrieren, lässt nach, wenn wir uns mit dem Griff zum Handy immer wieder herausreißen aus einer Tätigkeit. Der Schlaf, der eigentlich zur Regeneration dienen soll, leidet. Es entwickelt sich eine regelrechte Spirale. Denn wer schlecht schläft, hat auch Schwierigkeiten sich zu konzentrieren.

Würden Sie sagen, da hat sich die Technik schneller entwickelt, als wir unser Verhalten und den Umgang damit anpassen konnten?

Durch ständige Verfügbarkeit werden wir ins Außen gezogen – in die Welt und die Leben der anderen – und verlieren dadurch die Achtsamkeit und das Bewusstsein für uns selbst. Das ist es, worauf ich auch mit meinem Buch aufmerksam machen möchte. Wenn das Digitale immer mehr Platz einnimmt, rückt das Analoge in den Hintergrund. Dabei sind es die direkten Begegnungen und Gespräche, die glücklich machen.

Welche Möglichkeiten gibt es, der Spirale zu entkommen?

Das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern ist sehr schwer, aber möglich. Ein Anfang ist, sich klar zu machen, wann und wofür ich mein Smartphone nutze. Jeder muss für sich überlegen, ob das in der Situation gerade wichtig ist oder welchen Vorteil die Nutzung bringt. Es hilft sicher auch, sich klar zu machen, dass viele Anwendungen so konzipiert sind, damit wir möglichst viel Zeit damit verbringen.

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Krikelakrak – 10 Fragen an Nicki Pollmeier

Krikelakrak

Nicki Pollmeier ist die kreative Seele hinter krikelakrak. Sie erstellt Illustrationen und lässt bunte Buchstaben zu Texten werden, die Bedeutung haben. Ich durfte ihr zehn Fragen rund um ihre Geschichte, Kreativität und Leidenschaft stellen. Herzlichen Dank, liebe Nicki, und allen Leser*innen viel Freude beim Eintauchen in eine lebendige, bunte Welt.

Liebe Nicki, stell dich in drei Sätzen vor: wer bist du, was machst du und was treibt dich an?

ICH BIN bunt, kreativ, fantasievoll, ehrlich, sensibel, gerechtigkeitsliebend und sehr leidenschaftlich!
ICH MACHE Illustrationen und lasse schöne gemalte Buchstaben zu Texten werden, die Bedeutung haben.
MEINE INTENTION ist es, mit krikelakrak, also meinen Werken und Worten die Welt ein bisschen bunter zu machen, Herzen zu berühren und mitzureißen.

Achtsamkeit beim Schaffensprozess

Hast du schon immer eine Liebe zu bunten Buchstaben, besonderen Zeichnungen und schönen Worten?

Seit ich denken kann, liebe ich Farben und Formen, liebe es kleine Zeichnungen und große Bilder zu malen. Ich habe schon in der Schulzeit Lehrer:innen und Schüler:innen karikiert und lustige Comics in die Hefte gekrikelt, anstatt dem meist langweiligen Unterricht zu lauschen. Zuhause malte ich mir dann die Seele vom Leib, großflächig, experimentierte mit Farben, Formen, Ausdruck, abstrakt, von der Leber weg. Beim Malen bin ich maximal achtsam – ich höre immer dabei Musik, die meine Stimmung verstärkt, konzentriere mich auf das, was ich fühle, wähle intuitiv die Farben und stelle mein Innerstes dar. Das Schönste: wenn ich einen Song höre, kann ich später sehen, wie und was ich dazu gemalt habe. Er hält die Erinnerung fest. Wie ein Foto. Nur Musik und Farben.

Zum „Schönschreiben“ hat mich meine Mutter gebracht, die rigoros meine krakeligen Texte in der Grundschule durchstrich, damit ich sie neu und dann schöner schrieb, ich musste seitenweise Schlaufen und Bögen üben, damit meine Schrift schöner würde als ihre. Heute bin ich ihr dankbar! 😉 Später schaute ich auch nach anderen schönen Handschriften, übte neue Buchstaben und optimierte meine i-Punkte und Schnörkel. Mein Opa war Schriftsetzer und hat mir als Erster das Gestalten und Setzen von Text, dem goldenen Schnitt und schöne Buchstaben gezeigt. Ich liebe Buchstaben und Worte und vor allem, WAS ich mit ihnen ausdrücken und dass ich damit berühren kann.

Nicht nur der Inhalt, sondern auch wie und wo die Worte und Buchstaben präsentiert werden, erzeugen den Ausdruck des Ganzen. Hach, ich könnte wahrscheinlich stundenlang darüber schreiben…

Über Leidenschaft, Berufung & Beruf

Wie und wann ist die Idee für krikelakrak entstanden?

Ursprünglich wollte ich Kunst oder Grafik studieren, aber letztlich bin ich einen anderen finanziell sicheren Weg gegangen. Während meiner Elternzeit wurde die Zeit für Malen mit Farben auf Leinwänden zu knapp, aber ich genoss es, mit meinen Kindern zusammen am Tisch zu sitzen und ihre Zeichenwünsche zu erfüllen, während sie krikelten. „Malst du mir einen Hund? Oder ein Rotkehlchen?“ Wir saßen andauernd mit unzähligen bunten Stiften und Farben gemeinsam am Tisch und ich kreierte kleine Buttons, Karten, gestaltete Thermobecher und bemalte Steine. Irgendwann überlegte ich mit meiner lieben Freundin Kerstin, die Grafikerin ist, wie ich meinen Traum künstlerisch beruflich tätig zu sein, umsetzen könnte. Ein Name musste her. Kerstin wusste sofort, du machst doch krikelakrak! DA IST ER, mein Name! Auf Facebook entstand meine Seite „krikelakrak“ und ich hatte meine Galerie, in der ich „meine Kunst“ zeigen konnte. Ich zeichnete fast täglich kleine blondgelockte Nickis mit blauweißgestreiften Shirts, die zu meinem Markenzeichen wurden. Ich habe Kinderbücher illustrieren dürfen, Logos gestaltet, große und kleine Aufträge erfüllt. Später kam Instagram dazu und meine Galerie ist mittlerweile wunderbar gut besucht, in der ein toller Austausch, eine warme Atmosphäre und die Möglichkeit besteht, in meinem Shop Motive für den Eigendruck zu kaufen. So kann sich jeder sein Lieblingskrikelakrak direkt und nachhaltig auf seinen Lieblingsuntergrund drucken lassen.

Zeichnen ist wie Atmen

Woraus schöpfst du die Kreativität für dein Tun?

Aus dem Leben, aus dem, was ich wahrnehme, höre, sehe und fühle. Und ich nehme viel wahr. Es ist wie Atmen: ich nehme die Eindrücke auf und krikel sie wieder aus. Wichtig für mich ist Freiheit zu haben, ins Grüne blicken zu können und morgens barfuß über das taunasse Gras zu laufen, das Fell meiner Hunde zu streicheln und die Hühner gackern zu hören.

Kreativität als Selbstfürsorge

Du hast einen bunten Alltag mit Partner, Kindern, Haustieren und einer nebenberuflichen Selbständigkeit. Wie hältst du in deinem Alltag ausreichend Zeit und Raum für Kreativität bereit?

Ich lebe in wilder Ehe mit Superman, meinen 2 und seinen 2 Töchtern, 2 Hunde, 6 Hühner und 4 Wachteln in der Villa Kunterbunt. Ich habe aktuell eine 70 % Stelle, in der ich mit Daten und Zahlen jongliere. Zeit für mich kommt also nicht geflogen, dafür muss ich mich entscheiden. Manchmal sind es nur kleine Ideen und Gedanken, die ich notiere und skizziere, in diesem Jahr sind es aber täglich mehrere Stunden. Diese Zeit investiere ich in mich, weil sie mir gut tut und meiner Seele Raum gibt!  Aus meiner Kreativität entspringt so viel Energie, die mich zusammenhält und tiefe Zufriedenheit schenkt.

Die Ideenvielfalt hinter krikelakrak

Hast du ein Ritual, dass dir hilft in den künstlerischen Flow zu kommen? Greifst du täglich zu Farbe, Pinsel oder Stift?

Nein, ich habe mich dieses Jahr entschieden selbstbestimmt zu arbeiten, d.h. keine Aufträge mehr anzunehmen und meinem Bauchgefühl zu folgen. Mein Kopf ist voller Ideen. Immer. Wie kleine bunte Blasen schweben diese um mich herum. Manchmal sind sie ganz ungeordnet und ich muss sortieren, aussortieren und dafür sorgen, dass einige sich entladen können. 😊 Es ist ein Gefühl, dem ich auch nachgeben muss. Täglich.

Illustrationen mit Botschaft

Hast du selbst eine persönliche Lieblingsillustration oder ein Lieblingszitat von dir?

In allem, was ich mache, steckt immer ganz viel Herzblut, von daher ist die Entscheidung schwierig.
Ich liebe alle meine Illustrationen sehr, diese ganz besonders: Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.
Und hinter den Sprüchen und Zitaten, die ich lettere, steckt wohl immer eine Botschaft: Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert! Und: Wir können jeden Tag aufs Neue entscheiden, welchen Einfluss wir auf diese Welt ausüben möchten. (Jane Goodall)

Achtsamkeit als tägliche Begleitung

Welche Rolle spielt die Achtsamkeit in deinem Leben?

Auch das könnte ich mit einem Spruch beantworten: Open your heart and let love rush in from all corners of the universe.
Da ich viel fühle und wahrnehme, ist es für mich ganz wichtig achtsam zu sein, um mich auf eine Sache zu konzentrieren und anderes auszublenden. Ich bin immer barfuß, um den Boden unter den Füßen zu spüren und bei mir sein zu können, gehe bewusst morgens eine Runde über den feuchten Rasen, lausche den Vögeln, ich meditiere unregelmäßig, spiele Klavier und beim Zeichnen/Malen versinke ich komplett und zentriere mich.

Kurz und knapp – deine besten Tipps für ein kreatives und buntes Leben:

Es gibt überall Buntes für die, die es sehen möchten.
Es gibt überall Gutes für die, die ihre Sinne darauf ausrichten.
Also: Augen auf, lass dich inspirieren, geh in die Natur, in Museen oder in Galerien (auch Instagram ist eine), schau nach innen.
Und dann sei ein neugieriges Kind, probier aus, schau dir Tutorials an, mach Coachings, habe Spaß dabei und sei bunt!

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Liebe Nicki, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst.
Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchten, wo finden sie dich?

Du findest mich, wenn du nach „krikelakrak“ suchst 😉
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Nicki Pollmeier

Nicki Pollmeier karikiert und krickelt schon von Kindheit an. Heute erstellt sie Illustrationen und lässt schöne gemalte Buchstaben zu Texten werden, die Bedeutung haben. Ihre Intention ist es, mit krikelakrak die Welt ein bisschen bunter zu machen und Herzen zu berühren.

Krikelakrak-NickiPollmeier

Alleine reisen ist Persönlichkeitsentwicklung

alleine reisen als Frau

„Du willst alleine reisen? Hast du keine Angst?“ Wie oft habe ich diese Fragen vor meiner Abreise nach Südamerika gehört … Und ich konnte sie schlicht nicht nachvollziehen. Das war in den Jahren 2005 und 2009. Damals hatte ich meine inneren Gründe, die so groß waren, dass da gar kein Platz für Angst war. Heute stelle ich fest, dass ich diese Frage manchmal selbst an mein altes Ich richte.
Und doch: Ich würde es immer wieder tun und auch andere dazu ermutigen. Denn alleine zu verreisen erweitert den Horizont nicht nur im geographischen Sinne und ermöglicht somit Persönlichkeitsentwicklung auf besondere Weise.

Alleine reisen

Wer alleine verreist, ist zunächst auf sich gestellt: Man muss selbst auf das Reisegepäck aufpassen, Entscheidungen allein treffen, Abfahrten organisieren, Unterkünfte finden etc.. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass man überall hilfsbereiten Menschen begegnet. Was für einen selbst die Fremde darstellt, ist für andere der Alltag. Man taucht ein und wird Teil – und wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist, in dem wir die Frage nach dem richtigen Bus stellen. Im Prinzip sind wir nirgends wirklich allein unterwegs. Wir können mit Fremden ins Gespräch kommen, ein Stück des Weges gemeinsam gehen oder mit anderen Reisenden ein paar Tage gemeinsam unterwegs sein.

Wenn wir alleine reisen, sind wir achtsamer

Wer alleine unterwegs ist, ist aufgeschlossener für Begegnungen. Der Austausch mit Unbekannten und sich für kurze Zeit auf deren Welt einzulassen, kann sehr bereichernd und erfüllend sein. Wir lernen andere Lebensweisen und neue Perspektiven kennen.
Außerdem nehmen wir die Umgebung achtsamer wahr, da wir nicht mit vertrauten Personen in Gespräche vertieft sind. Je weniger uns ablenkt, desto einfacher entdecken wir große Landschaften und kleine Details, und erleben somit intensiver.
Ein Reisetagebuch zu führen hilft, die Erlebnisse und Gedanken zu sortieren und zu verarbeiten. Außerdem erschafft man sich damit eine wunderbare Erinnerung an eine besondere Zeit. Bei mir sind aufgrund meiner Aufzeichnungen ungeplant meine ersten beiden Bücher entstanden.

Alleine verreisen und bei sich ankommen

Und doch: Wer alleine verreist, bleibt immer wieder mit sich selbst zurück. Sowohl in schwierigen Augenblicken (in dunklen, menschenleeren Straßen oder wenn man die Unterkunft nicht findet) als auch in den schönsten Momenten (wenn man den Berggipfel erreicht oder genüsslich eine Tasse Tee trinkt). Dann wünscht man sich jemanden an seiner Seite, mit dem man die Situation und die eigenen Gedanken und Gefühle teilen kann.
Doch wenn man es schafft, diese manchmal auch schwierigen Phasen mit sich selbst durchzustehen und auch die tollsten Aussichten ganz für sich allein zu genießen, dann ist man beim Unterwegssein bei sich angekommen.

Alleine verreisen ist Persönlichkeitsentwicklung

Wer alleine verreist verbringt viel Zeit mit sich selbst und erweitert den Horizont auf vielen Ebenen. Werte verschieben sich, man wächst an herausfordernden Situationen und gewinnt neue Erkenntnisse.
Das ist der Grund, warum das Alleinreisen stärker, unabhängiger und zuversichtlicher macht und Persönlichkeitsentwicklung ist. Man findet sich zurecht: In sich selbst mit sich selbst. Aber auch da draußen in der – für uns – unbekannten Welt.

Alleine reisen als Frau

Alleine reisen als Frau bringt in manchen Ländern besondere Herausforderungen mit sich, da man von Fremden oft zweideutig angequatscht wird. Ich habe selbst Momente erlebt, in denen ich plötzlich kein klares Bauchgefühl hatte und meine Menschenkenntnis den kulturellen Unterschied nicht einordnen konnte. Doch aus der Not heraus habe ich mich auf den Menschen eingelassen, der mir seine Hilfe angeboten hatte.
Diese Spannung zwischen Abenteuer und Risiko sowie Gelingen und Glücksmomenten ist Herausforderung und Reiz zugleich, wenn man alleine reist. Durch die richtige Vorbereitung über Land und Leute, das Vertrauen in die eigene Intuition sowie eine angemessene Vorsicht zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten, habe ich mich jedoch meistens sehr sicher gefühlt, auch wenn ich als Frau allein durch Südamerika gereist bin.

Gruppenreise für Alleinreisende als Einstieg

Schließlich geht es vielleicht genau darum, die eigene Komfortzone zu verlassen und dadurch innerlich zu wachsen.
Wer Angst vor dem Alleinreisen hat, kann mit kleinen Unternehmungen anfangen. Kurze Ausflüge in die Nähe oder sich einer Reisegruppe für Alleinreisende anzuschließen, können erste Schritte sein. So ist man mit zunächst unbekannten Menschen unterwegs und zugleich nicht auf sich allein gestellt. Es gibt Organisationen, die sich auf das Angebot für Gruppenreisen für Alleinreisende spezialisiert haben. Bei dieser Form des Reisens ist man gemeinsam unterwegs und hat doch immer wieder Zeiten für sich.

Gruppenreise für Alleinreisende

An meinen Achtsamkeitskursen nehmen überwiegend Alleinreisende teil. Somit biete ich heute gewissermaßen selbst die Möglichkeit einer Gruppenreise für Alleinreisende an. Natürlich nehmen an meinen Seminaren auch Paare (Pärchen, Geschwister, Freund*innen) teil, doch die meisten Personen reisen allein nach Sylt und während der Achtsamkeitswoche zu sich selbst. Denn darum geht es in meinem Angebot: Unterwegs sein und bei sich selbst ankommen. So, wie ich es selbst erlebt habe.

Aspekt Nachhaltigkeit

Im Sinne der Nachhaltigkeit würde ich Fernreisen mit dem Flugzeug nur dann unternehmen, wenn man mehrere Monate dafür Zeit hat. Ansonsten erreicht man auch mit der Bahn oder zu Fuß spannende Orte. Letztlich geht es beim Alleinreisen mindestens genauso sehr um das innere Entdecken, auch wenn das vielleicht nicht die vordergründige Absicht ist.

Alleine reisen als Frau: Mein Reisetagebuch

„Dass das Sammeln immaterieller Momente viel leichter ist, aber wesentlich schwerer wiegt, ist wohl die beste Erkenntnis meiner Reise. Denn das Substanzlose erschwert den Rucksack nicht, aber bereichert die Seele.

Reisen bedeutet, leben lernen.
Das Leben selbst als Reise zu begreifen.
Denn die kleine Reise ist ein Sinnbild der großen Reise.“

Aus meinem Buch „Zwischen den Zeilen reisen

Die Geschichte vom Holzfäller und über persönliche Kraftquellen

Kurzgeschichten zum Nachdenken

Kraftquellen finden und schützen

Kraftquellen zur Priotität machen: Leuchtet eine Warnleuchte im Auto auf, ist es klar, dass wir bald die nächste Werkstatt ansteuern, und wenn der Akku unseres Smartphones fast leer ist, schließen wir es unmittelbar an die nächste Steckdose an. Einen leeren Akku lassen wir meist gar nicht zu.

Nur bei uns selbst übergehen wir diesen Punkt recht schnell. Ist unser Alltag stressig, voller Termine und Verpflichtungen, vernachlässigen wir unsere eigenen Bedürfnisse und Kraftquellen häufig als erstes. Eine Zeit lang stellt das kein Problem dar, doch ist dies ein Dauerzustand, erschöpfen wir über kurz oder lang unsere Ressourcen. Und damit uns selbst.

Die Geschichte vom Holzfäller

Die Geschichte vom Holzfäller bringt auf den Punkt, was passiert, wenn wir unsere persönlichen Kraftquellen vernachlässigen:

Kennst du die Geschichte von dem erschöpften Holzfäller, der seine Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete?

Als ihm jemand vorschlug, zunächst seine Axt zu schärfen, antwortete der Holzfäller:

»Dafür habe ich keine Zeit, ich muss doch Bäume fällen.«

Kraftquellen und die Geschichte vom Holzfäller

Die unscharfe Axt – der unscharfe Alltag

Ich hatte auch keine Zeit für die Tasse Tee, das verlockende Nichts, geschweige denn für einen Spaziergang ohne Blick auf die Uhr. Ich hetzte weiter durch den Dschungel der Aufgaben und konnte längst nicht mehr klar sehen. Mich nicht, meine Bedürfnisse nicht und alles andere auch nicht. Alles erschien unscharf, weil ich meine Axt viel zu lange nicht gewetzt hatte.

Der ewig unerledigte Punkt meiner To-do-Liste heißt Selbstfürsorge

Meist leidet diese unter den stressigen Phasen als erstes und am stärksten.
Und mal ganz ehrlich:
Wer kennt heute noch stressfreie Zeiten?
Eine Kalenderwoche ohne Termine?
Einen Tag nur für sich?
Eigentlich sägen wir doch die ganze Zeit an irgend­welchen­ Bäumen herum und merken nicht, dass sie einfach nicht fallen wollen. Weil wir uns nicht fallen lassen, uns viel zu viel gefallen lassen, uns die Zeit für uns nicht nehmen und uns damit das Wichtigste nehmen: Die Möglichkeit zum Kräftesammeln.

Vielleicht ist unsere Welt zu vollgestopft mit unerschöpflichen Aufgaben und verlockenden Chancen?
Vielleicht schenken wir uns aber auch einfach zu wenig Raum für uns selbst.

(Aus meinem Buch „Verlauf dich nicht„)

Persönliche Kraftquellen finden

Was brauche ich, damit es mir gut geht?
Und was nimmt mir Kraft?

Manchmal erlebe ich in meinen Achtsamkeitskursen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zunächst keine Antworten auf diese Fragen haben. Doch sind diese zentral für unser persönliches Wohlbefinden. Erst wenn wir wissen, was für uns persönlich wichtig ist, wo wir Kraft tanken oder Entspannung und Freude finden, können wir diese Kraftquellen bewusst schützen und sie zur Priorität in unserem Alltagsleben machen.

Was füllt deinen Akku?

Das habe ich auf Instagram gefragt. Hier kommt eine Auswahl der Antworten, die ich teils zu Kategorien zusammengefasst habe. Vielen Dank für eure Impulse.

Liste mit möglichen Kraftquellen

kraftquellen

Kraftquellen sind wichtige Anker im Alltag

Für unsere Kraftquellen sollten wir regelmäßig kleine Lücken im Kalender und Pausen im Alltag lassen. Hilfreich ist es, unsere persönlichen Vorhaben, privaten Verabredungen und Hobbys wie einen regulären Termin in den Kalender einzutragen – auch Zeiten des Nichtstuns oder Zeit, die man allein verbringen möchte. Ist ein Zeitfenster bereits vergeben, dann besetzen wir es nicht leichtfertig mit etwas anderem.

Letztlich nähren wir uns aus einer Vielzahl verschiedener Elemente. Deshalb sollten wir all unseren Lebensbereichen Aufmerksamkeit schenken. Nimmt beispielsweise die Arbeit oder die Pflege von Angehörigen einen zu großen Raum ein, ist es klar, dass auf der anderen Seite weniger Zeit für die Familie oder Hobbys bleibt.

In Balance leben

Manchmal ist einem selbst die konkrete Ursache für ein Gefühl von Erschöpfung oder persönlicher Unzufriedenheit nicht bewusst. Wenn Anforderungen und Kraftquellen in einem ungünstigen Verhältnis stehen und wir unseren Kraftquellen mehr Zeit einräumen, können bereits kleine Veränderungen große Wirkungen erzielen.

Stecken größere Strukturen und Konstrukte hinter der fehlenden inneren und äußeren Balance, lohnt sich die echte Auseinandersetzung mit der persönlichen Situation. Wenn wir Zeit- und Energieräuber erkennen, individuelle Stressauslöser sowie eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele definieren, gewinnen wir Klarheit und können das Leben selbstbestimmt ausrichten. Das machen wir in meinem Achtsamkeitskurs auf Sylt.

Und was füllt deinen Akku?

Die vier Stresstypen

Vier Stresstypen

Damit Burn-out in deinem Leben keine Chance hat:

Die vier Stresstypen analysiert von Dr. Brigitte Bösenkopf: Wir alle haben Stress – vermeiden lässt er sich in unserer modernen, durchdigitalisierten Welt kaum. Wie wir mit diesem Stress umgehen, ob wir ihn als Wachstumschance nutzen oder in die Stressfalle geraten, das können wir selbst bestimmen.
Anhand der von ihr identifizierten vier Stresstypen hilft Frau Dr. Brigitte Bösenkopf Betroffenen dabei, einen Weg aus dem Ausgebranntsein hinein in ein gesundes, erfülltes Leben zu finden.

Ein Gastartikel von Frau Dr. Brigitte Bösenkopf

Stress ist nicht gleich Stress

Was genau meinen wir, wenn wir von Stress sprechen?
„Stress tritt dann auf, wenn die Anforderungen aus der Umgebung oder die inneren Anforderungen die Reaktionsmöglichkeiten einer Person überfordern“ (Richard Lazarus, 1984). Bei dieser immer noch gültigen Definition handelt es sich um krankmachenden Stress, der auch Disstress genannt wird.

Die häufigsten Auslöser für diesen gefährlichen Disstress:

  • Zu hohe Anforderungen im Beruf
  • Ständige Erreichbarkeit
  • Freizeit- und Familienstress
  • Konflikte auf der Arbeit oder in privaten Beziehungen
  • Gesundheitliche Sorgen und Belastungen durch Pflege von Angehörigen

Was aber gern vergessen wird: Die eigenen Ansprüche und Erwartungen spielen eine entscheidende Rolle, ob eine Situation als willkommene Herausforderung betrachtet wird oder als kaum zu bewältigende Belastung.

Individuelles Stressprofil

Jeder Mensch bewältigt seinen Stress anders, auch wenn die körperliche Reaktion die gleiche ist. Dabei entwickeln wir ein für uns typisches Stressprofil, das sich auch auf der körperlichen Ebene zeigt. Manchen schlägt Stress auf den Magen, andere entwickeln Spannungskopfschmerz oder reagieren mit erhöhtem Herzschlag auf die Situation. Manche Personen werden unter Stress immer gereizter und hektischer, andere ziehen sich zurück.

Sind wir alle gleich gestresst?

Menschen verarbeiten Stress unterschiedlich, das zeigte uns die Stressstudie der Techniker Krankenkasse (2016):

  • Mehr als 60 Prozent der Deutschen gaben an, manchmal bis häufig beruflich oder privat gestresst zu sein.
  • 63 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer hatten das Gefühl, selbst in Zeiten der Entspannung und in Ruhephasen unter Strom zu stehen.
  • 82 Prozent der 30–39-Jährigen gaben sogar an, starke Stresszustände zu kennen und mit Vollgas durch ihr Leben zu rennen.

Nicht weniger dramatisch fielen die Ergebnisse einer österreichischen Studie aus dem Jahr 2017 zum Thema Burn-out aus: Nur 52 Prozent der Befragten sind als gesund zu betrachten, 19 Prozent befinden sich bereits in einem Frühstadium von Burn-out.

Wir sind also nicht alle gleich stark gestresst. Was aber machen die knapp 40 Prozent in Deutschland und rund 52 Prozent in Österreich anders, wenn es um ihren Umgang mit Stress geht?

Dein Stresstyp bestimmt, wie gut du den Alltag bewältigst

Die vier Stresstypen

Vielleicht erkennst du dich in einem der Typen wieder, es sind aber auch Mischtypen möglich:

Stresstyp 1: Der „leistungsorientierte Workaholic“ und seine Eigenschaften

  • Einzelkämpfer
  • Guter Analytiker
  • Starke Sachbezogenheit
  • Fokussiertheit und Zielorientierung
  • Sehr leistungsfähig, deshalb leider auch burnoutanfällig
  • Ignoriert Warnsignale lange

Der leistungsorientierte Workaholic braucht neben der Arbeit ein positives soziales Umfeld im Betrieb und zu Hause, das er leider häufig vernachlässigt. Hobbys, Sport und Mentaltraining können ihn dabei unterstützen, sich zu regenerieren.

Stresstyp 2: Der „sozialorientierte Beziehungsmensch“ und seine Eigenschaften

  • Typischer Durchhalter
  • Hohe soziale Kompetenz
  • Unterstützt Mitarbeiter und Kollegen dabei, gute Leistungen zu erzielen
  • Stellt eigene Bedürfnisse hintenan
  • Ausgeprägtes Harmoniebedürfnis
  • Angst vor Konflikten, weil diese zu Ablehnung führen könnten
  • Entschuldigt Fehler anderer, anstatt sie anzusprechen
  • Sucht spät Hilfe auf, weil er glaubt, Situationen ertragen zu müssen

Diese Stresstypen müssen ihren gesunden Egoismus stärken, eigene Bedürfnisse besser wahrnehmen und Konfliktmanagement trainieren, um im Alltag Ziele besser durchsetzen zu können.

Stresstyp 3: Der „werteorientierte Perfektionist“ und seine Eigenschaften

  • Verlässlichkeit und Pflichtbewusstsein
  • Guter Organisator, um Fehler zu vermeiden
  • Begegnet Veränderungen mit Widerstand oder Skepsis
  • Nicht der persönliche Erfolg steht im Mittelpunkt, sondern vor allem der unternehmerische
  • Verzicht auf Pausen
  • Innere Anspannung zeigt sich oft in Verspannungen, Spannungskopfschmerz, Nackenschmerzen und Rückenproblemen.

Als Experte wird dieser Typ geschätzt, aber auf der persönlichen Ebene wird er als distanziert wahrgenommen. Da die Arbeit sein Leben stark bestimmt, muss dieser Stresstyp delegieren lernen, sich Pausen gönnen und oft auch ein Leben neben der Arbeit aufbauen

Stresstyp 4: Der „freiheitsliebende Lebenskünstler“ und seine Eigenschaften

  • Liebt Abenteuer und neue Herausforderungen
  • Fühlt sich in Change-Management-Prozessen wohl
  • Ist kreativ und flexibel im Arbeitsalltag
  • Routinetätigkeiten langweilen ihn rasch
  • Besitzt eine hohe Selbst- und Fremdmotivation
  • Ist nicht stressresistent, weil er eher flüchtet und Schwierigkeiten vermeidet
  • Ist oft chaotisch und stresst damit seine Umwelt

Menschen dieses Typs brauchen oft als Unterstützung Time-Management-Seminare, um mit Selbstdisziplin erfolgreicher handeln zu können.

Zukunftsfit werden in drei Schritten

Für alle Stresstypen gilt: Prävention ist wichtig, um in Zukunft das Risiko eines Burn-outs zu verhindern. Damit du in Zukunft deine Lebensfreude erhalten und der Stressfalle entgehen kannst, solltest du diese drei Schritte befolgen:

Jeder der Stressypen kann Gefahr laufen, in die Stressfalle zu geraten. Entwickle dein persönliches Frühwarnsystem, damit du Warnsignale auch rechtzeitig wahrnehmen kannst.

Viel zu oft ignorieren wir unser Bedürfnis nach Regeneration – aber diese ist wichtig, damit die Reserven wieder aufgeladen werden können. Halte deine Pausen ein, entwickle dazu Tagesrituale oder kurze Regenerationstechniken, dann hat Stress keine Chance.

Der leistungsorientierte Workaholic sollte seine soziale Kompetenz stärken, der Beziehungsmensch mehr auf seine Bedürfnisse und Ziele schauen, der Perfektionist ein Leben neben der Arbeit aufbauen und der Lebenskünstler mit mehr Selbstdisziplin seinen Alltag gestalten.

Dr. Brigitte Bösenkopf

Dr. Brigitte Bösenkopf ist Psychologin, Autorin, Journalistin und Wirtschaftstrainerin. Als Mitbegründerin eines Stresscenters in Wien arbeitete sie über 20 Jahre mit Burn-out-Patienten und konnte so wertvolle Einblicke gewinnen, wie man das Ausgebranntsein hinter sich lässt und den Weg zurück in ein gesundes, erfülltes Leben findet. Neben ihrer Tätigkeit im Stresscenter hat sie ihr Wissen kompakt und leicht verständlich in ihrem Buch „Meister deines Lebens“ aufbereitet.

Brigitte Bösenkopf analysiert die vier Stresstypen

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück: Die Sehnsucht nach Glück ist tief in uns allen verankert. Auf diese Sehnsucht gibt es wohl so viele Antworten wie es Menschen gibt. Denn Glück ist etwas ganz Persönliches und Individuelles.
Oft versteckt es sich mitten im Alltag und kommt zum Vorschein, wenn wir den Vorhang mal zur Seite ziehen. Und wenn wir dem Leben mit offenen Augen und offenem Herzen begegnen, dann kann es allgegenwärtig sein.
Ein Schlüssel, mit dem wir diese alltäglichen Momente ganz bewusst erkennen und wertschätzen können, ist die Achtsamkeit. Sie ist eine Haltung, mit der wir die Gegenwart mit allen Sinnen erleben.

Ein Artikel aus dem Magazin „SYLT – die schönsten Seiten der Insel“ 21/22

Wir alle können achtsam sein

„Das Schöne ist, dass wir die Achtsamkeit überall mit hinnehmen können. Sie ist ja etwas uns Ureigenes, das können wir oft bei Kindern beobachten. Es bedarf keiner Anstrengung und keinem zusätzlichen Zeitaufwand: Achtsam sein können wir überall. Wir müssen uns nur daran erinnern. Dieses Erinnern ist die eigentliche Übung“, sagt die Autorin und Gesundheitstrainerin Johanna Katzera, die auf Sylt Seminare und Tagesworkshops rund um die Thematik „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ anbietet.

Der Schlüssel zum Glück liegt in unserer Hand

In ihren Angeboten geht es um einen Weg zu mehr Zufriedenheit und Lebensfreude und um die persönlichen Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Leben. Denn wie zufrieden wir sind, haben wir zum großen Teil selbst in der Hand.

Sylt ist für eine Auszeit mit Neuausrichtung genau der richtige Ort: Der Abstand zum Alltag, der Wind, der alles Verbrauchte aus den Gedanken fegt, die unfassbar schöne Natur und ihre gewaltige Kraft – all das wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Darin liegt eine große Chance zu Veränderung und Entwicklung.

Natur erleben - ein Schlüssel zum Glück

Impulse für eine bessere Welt in uns und um uns herum

Bevor Johanna Katzera nach Sylt zog, war sie viel unterwegs. Weniger, um zu verreisen, vielmehr, um in andere Lebenswelten einzutauchen. So verbrachte sie Zeit mit Menschen, die in der Gesellschaft kaum eine Stimme haben: Bei Familien in einfachsten Verhältnissen einer brasilianischen Kleinstadt, bei Kindern mit Behinderungen am Stadtrand von Lima, bei den Aborigines in Australien.
„Während dieser Zeit habe ich viel Armut gesehen. Und gespürt. Nicht selbst erlebt. Auch wenn diese Erfahrungen schon eine Weile hinter mir liegen, prägen die Eindrücke und das Verstehen globaler Zusammenhänge mich noch heute“, erzählt Johanna, die zwei Bücher über diese Erfahrungen veröffentlicht hat.

Schätzen, was wir haben – Schlüssel zum Glück

Spätestens während der Auslandsaufenthalte wurde ihr bewusst, dass wir viel mehr schätzen sollten, was wir haben. „Uns geht es gut. So gut, dass wir aufgrund der vielen Möglichkeiten in Stress geraten und aus den Augen verlieren, was im Leben wirklich wichtig ist“, sagt sie. So trägt ihr drittes Buch den Titel „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Mit ihrem Tun möchte sie Impulse für mehr Fokus auf das Wesentliche geben. Für die persönliche Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.

Das verborgene Glück des Alltags

Inzwischen verreist sie nur noch selten. Sie ist auf Sylt angekommen. Das Besondere im Alltag zu finden, ist nun ihre tägliche Reise. Und gerne nimmt sie andere dabei ein Stück mit.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Dass sie Menschen für einen bewussten Lebensstil begeistern möchte, wusste die gebürtige Nordhessin schon als 15-Jährige. Während man heute fast überall darauf stößt, kannte damals kaum jemand den Begriff der Achtsamkeit.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

„Achtsamkeit bedeutet, mit allen Sinnen ganz wertfrei im Hier und Jetzt zu sein und anzunehmen, was ist. Es geht darum, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Also auch zu bemerken, wenn sie abdriftet, und sie dann wieder in den gegenwärtigen Augenblick zurückzuholen. Im Alltag sind wir sehr oft im sogenannten Autopilotmodus unterwegs: Wir hangeln uns mit unseren Gewohnheiten von einer zu nächsten Tätigkeit und sind dabei in Gedanken oft ganz woanders. So verpassen wir auch so manchen besonderen Moment und das Leben zieht gefühlt sehr schnell an uns vorbei. Wer sich achtsame Momente erschafft, der lebt bewusster“, erklärt die 35-Jährige.

Achtsam zu sein ist also letztlich die Voraussetzung dafür, um die kleinen Alltagsfreuden wahrzunehmen und somit ein Schlüssel zum Glück.

Glück können wir lernen

„Indem wir unseren Fokus ganz bewusst auf das Gute in unserem Leben lenken, gewinnt es einerseits an Bedeutung, anderseits fällt es uns mit diesem verändert ausgerichteten Fokus immer leichter, die positiven Elemente zu entdecken. Das beruht auf der Fähigkeit des Gehirns, sich entsprechend der Nutzung umzustrukturieren. Diese sogenannte Neuroplastizität kann man als Trainingseffekt des Gehirns verstehen. Wer ein Dankbarkeitstagesbuch führt oder abends den Tag in Gedanken noch einmal durchläuft und sich das Gute vor Augen führt, der trainiert seine Fähigkeit, Glück zu erkennen und als solches zu schätzen. Wenn man das Glück im gegenwärtigen Augenblick direkt erkennt, dann ist man sehr achtsam. Diese veränderte Haltung trägt enorm zu unserer mentalen Gesundheit und zur Lebensfreude bei“, betont die Gesundheitstrainerin

Zitate Achtsamkeit Johanna Katzera

Bewusst wahrnehmen

Das können ganz kleine Augenblicke sein, aber auch große Begebenheiten, die wir manchmal als gegeben hinnehmen. In jedem Fall sind es die kleinen, regelmäßig ausgeführten Handlungen, die den Unterschied bewirken.
Zurück im Alltag bemerken das auch die Teilnehmer*innen: Bestimmte Gewohnheiten ändern sich vor dem Hintergrund einer wacheren inneren Stimme in die beabsichtigte Richtung und der Prozess zu einem bewussteren Leben vertieft sich.

Digitale Medien und ständige Erreichbarkeit – Herausforderungen für unser Glück

Dass unser Wohlstand ein Privileg ist, aber Überfluss uns nicht guttut, wurde der Insulanerin schon früh klar. Und auch, dass man das Wesentliche aufgrund des Zuviels leichter aus den Augen verlieren kann. Da hilft es, die Geschwindigkeit des Alltags zu reduzieren, mal einen Schritt zur Seite zu treten und sich bewusst zu machen, dass unsere Zeit begrenzt ist und wir – genauso, wie wir mit nichts kommen – eines Tages auch wieder mit nichts gehen werden.

„Zeit und Aufmerksamkeit sind unsere wertvollsten Güter, mit denen wir sehr sorgsam umgehen sollten. Doch in unserer reiz-vollen Welt werden diese häufig von den digitalen Medien eingefangen, ohne dass wir uns darüber bewusst sind. Sie holen uns immer wieder aus dem Hier und Jetzt in die verlockende virtuelle Welt“, sagt Johanna, die auch an Schulen Jugendliche für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien sensibilisiert.

Den Schlüssel zum Glück finden wir nur in der analogen Welt

„Natürlich bieten Smartphone & Co zahlreiche Möglichkeiten, doch das Leben und das Glück finden analog statt. Es geht um eine gesunde Balance von analog und digital. Darum, bewusst abzuschalten und echte Pausen – also ohne irgendein Display – zu machen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt unser Geist nicht zur Ruhe. Doch das Gehirn braucht den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Nur wenn wir uns regelmäßig Phasen der Entspannung schenken, können wir uns erholen, Kraft tanken und auch wieder Leistung erbringen“, erklärt sie weiter.

Achtsamkeit auf Sylt: Ein Weg zu mehr Bewusstsein und Zufriedenheit

Stress und digitale Medien sind wohl die größten Gegenspieler einer achtsamen Haltung – und in unserer schnellen Welt allgegenwärtig. Da muss man gut auf sich aufpassen. „Manchmal sind wir gestresst oder unzufrieden und wissen gar nicht genau warum. Zudem sind wir uns dem Gefühl der eigenen Ohnmacht oft nicht bewusst. Wenn wir dann schauen, wo wir stehen und wo wir hinwollen sowie Verantwortung für unser Leben und unsere Entscheidungen übernehmen, tut sich oft ein neuer Weg auf, auf dem wir unsere Lebensbereiche in Balance bringen können. Diese Entwicklung anzustoßen, macht unglaublich viel Spaß,“ berichtet Johanna Katzera. Sowohl der Dozentin als auch den Teilnehmer*innen. Diese schätzen die neuen Perspektiven und Sichtweisen, die Denkanstöße für neue Wege durch ein verändertes Verhalten und die Momente innerer Ruhe auf der wunderschönen Insel.

In ihren Kursen vermittelt Johanna eine breite Themenpalette: Achtsamkeit, digitale Balance, Stressbewältigung, mentale Gesundheit sowie Ziele setzen und erreichen. Es geht darum, Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen und persönliche Strategien zu entwickeln. Denn genau wie das Glückserleben ist auch das Erleben von Stress sehr individuell.

Achtsamkeitsseminar auf Sylt

Das Glück in der Gegenwart entdecken und erleben

„Wenn meine Kursteilnehmer*innen mit geschlossenen Augen eine Muschel, ein Stück Treibholz oder einen Stein abtasten, tragen alle ein Lächeln im Gesicht. Wir können unser Glück also in die Hand nehmen – im doppelten Sinne. Dieser Augenblick, in dem wir Verantwortung für uns und unser Fühlen, Denken und Handeln übernehmen, ist unglaublich mächtig. Denn wir können immer entweder gestalten oder unsere Haltung verändern und unsere Zufriedenheit damit entscheidend selbst bestimmen“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Mehr Sein, weniger Tun

Die Themen Achtsamkeit, Minimalismus, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Wohlbefinden greifen für Johanna Katzera ineinander. Das ist wohl ihrem bisherigen Lebensweg zu verdanken. Fremde Kulturen und einfache Lebensweisen faszinieren sie noch immer. Doch inzwischen geht es ihr darum, das eigene Leben im komplexen Deutschland möglichst einfach zu gestalten. „Wenn wir schätzen, was wir haben, weniger Zeit am Smartphone verbringen und das Leben im Hier und Jetzt genießen, können wir das Glück im Alltag viel leichter entdecken. Es geht um das Prinzip: Mehr Sein, weniger Tun. Das Leben etwas langsamer leben und dafür klarer sehen“, stellt sie noch einmal heraus.

Denn das Glück liegt meist in den kleinen Dingen und ist oft ein leises Gefühl, das im Innen entsteht. Die Achtsamkeit hilft uns dabei, das Glück zu entdecken und zu erleben. Sie ist ein Schlüssel zu mehr Lebensqualität. Man kann es auch Zufriedenheit, Lebensfreude oder Glück nennen. Es fühlt sich auf jeden Fall gut an.

Mehrtägiges Achtsamkeitsseminar inklusive Inselwanderungen, Achtsamkeitsmeditationen, Yoga und Impulsvorträgen. Unterbringung in ausgesuchten Unterkünften von minimalistisch über traditionell friesisch bis hin zu exklusiv.

Achtsamkeit erlernen: 3 Übungen für den Alltag

Achtsamkeit lernen

Achtsamkeit erlernen: Achtsamkeit ist eine Qualität des menschlichen Bewusstseins. Das bedeutet, dass sie uns allen zugänglich ist. Wir können sie gewissermaßen anschalten. Gleichzeitig bedarf es aber auch der Übung, um die achtsame Haltung im Alltag zu praktizieren.

Wie du Achtsamkeit erlernen kannst und somit präsenter und gelassener wirst, erfährst du in diesem Artikel.

3 Ideen, wie du Achtsamkeit erlernen und in deinen Alltag integrieren kannst

Achtsamkeit lernen - Rosinenübung

Achtsamkeit lernen: Alltägliches neu entdecken

Übung eins

Im Laufe des Lebens haben wir durch unsere Erfahrungen viele Schablonen angelegt. Wir wissen genau wie ein Baum aussieht, wie der Kaffee schmeckt, wie unsere Kollegin mit uns spricht, wie sich Regen anfühlt etc.

Um Achtsamkeit zu erlernen, ist es ist hilfreich, diese Schablonen zeitweise auszuradieren, um so das Alltägliche wieder bewusst zu erleben. So, wie die Kinder es tun: Sie entdecken unvoreingenommen, spielerisch und neugierig die Welt.

Achtsamkeit lernen: Beobachterposition einnehmen

Übung zwei

Um Achtsamkeit im Alltag zu praktizieren, versuche einmal, dich selbst zu begleiten. Oft ist es so, dass wir uns im beladenen, manchmal hektischen Alltag, selbst verlieren. Wir spulen unsere Gewohnheiten ab und hangeln uns im Autopilotmodus von einer Tätigkeit zur nächsten, ohne wirklich bei dem zu sein, was wir gerade tun, sagen, denken oder fühlen.

Achtsamkeit lernen – den Fokus halten

Übung drei

Unser Atem begleitet uns ein Leben lang. Er kommt und geht wie die Wellen im ganz eigenen Rhythmus, fließt ohne unser Zutun und meist auch ohne unsere Aufmerksamkeit. Da wir ihn immer bei uns tragen, kann er ein guter Anker ins Hier und Jetzt sein.

Achtsamkeit lernen - Atemfluss

Achtsamkeit im Alltag

Achtsamkeit ist etwas, das nebenbei passieren kann – mittendrin im wuseligen Alltag – und dabei alles zu verändern vermag. Nämlich, dem wuseligen Alltag ein Zentrum zu geben: Dich.
Achtsamkeit ist ein innerliches Innehalten, ein Fokussieren, Präsenz. Eine achtsame Haltung lässt den gegenwärtigen Augenblick überhaupt erst wirklich existieren, weil er ohne deine Aufmerksamkeit an dir vorbeirauscht.

In meinem Kurs „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ auf Sylt kannst du Achtsamkeit in der Gruppe und in einzigartiger Natur erlernen. Achtsamkeit in einer Gruppe üben, gemeinsam still sein, die Welt entdecken und sich dann über die gemachten Erfahrungen – die Wunder und die Hindernisse – auszutauschen, ist sehr bereichernd. Man lernt voneinander, miteinander und sich selbst besser kennen.

Auszeit am Meer: Achtsamkeit auf Sylt

Auszeit am Meer

Eine Auszeit am Meer zum Krafttanken, Entschleunigen und für die persönliche Neuausrichtung: „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“.

Achtsamkeit auf Sylt – eine Auszeit am Meer

Ein kleiner Einblick in eine großartige Woche

Juni 2021: Offenheit und Wohlwollen vom ersten Augenblick an. Unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Themen treffen sich und begegnen sich im Mensch-Sein.
Man traut sich, das Innen nach außen zu kehren, weil man sich gut aufgehoben fühlt; weil wir alle durch Höhen und Tiefen gehen, auch wenn sie sich anders gestalten. Allein diese Feststellung kann so manches besänftigen …

Gruppenenergie

Es ist etwas ganz Besonderes: Diese Energie in der Gruppe, das gemeinsame Schweigen, der Austausch mit Unbekannten, die immer vertrauter werden. Diese sechs Tage, die man teilt, ehe man sich wieder in unterschiedliche Richtungen verteilt und doch irgendwie nahe ist, weil man so echt miteinander war.
Das gibt es im Alltag so selten.
Da fehlen der Raum, die Zeit und der Rahmen.

Veränderungen im Innen

Wenn man das Glück wieder in den Augen leuchten sieht;
die neue Leichtigkeit des Einzelnen die Gruppe beflügelt;
das Lachen öfter und das Schweigen lauter wird. 
Wenn Rastlosigkeit zu Ruhe wird;
das Zweifeln zu Klarheit;
das Zurückblicken die Richtung ändert;
die grauen Gedanken Farbe bekommen;
man selbstbestimmt das Gedankenkarussell verlässt und im echten Leben weiterfährt;
sich erdet, sich spürt, und den Gegenwind genießt;
wenn man Regen willkommen heißt
und das Ungewollte akzeptieren kann,
dann steht man mitten im Leben
und ist einfach achtsam.

Ankommen

E r s t e r   S e m i n a r t a g.

Wandern. 
Eintauchen. 
Austauschen. 
Entdecken.
Natur genießen
und einfach sein.
Erstmal ankommen. In der Auszeit am Meer, in der die Zeit sich anders anfühlt, weil die Achtsamkeit mehr Bewusstsein für den Augenblick schenkt.
Beim Gehen gelingt das Ankommen am Besten: In der Bewegung kommt der Geist zur Ruhe. Schritt für Schritt lässt man den Alltag hinter sich und bewegt sich mehr im Jetzt.

Themen am Abend: Achtsamkeit & digitale Balance

Die Sinne einschalten

Z w e i t e r   S e m i n a r t a g.

Der Wind schiebt die Wolken weiter. Alles ist in Bewegung.
Mit allen Sinnen die Natur entdecken und über die kleinen Wunder staunen, die die gelenkte Aufmerksamkeit und die Langsamkeit erst in den Fokus rücken.
Die Zeit vergessen, weil man im Hier und Jetzt ist.

Thema am Abend: Stress & gesunde Stressbewältigung

Auszeit am Meer

D r i t t e r   S e m i n a r t a g.

Der Wecker klingelt früh, doch kurz vor der Sommersonnenwende ist die Sonne schon lange wach.
Achtsamkeitsspaziergang vor dem Frühstück und die Wellen als Meditationsobjekt.
Wir gehend schweigend. Wir sitzen schweigend. 
Atmen und genießen, wie die Sonne hinter dem roten Kliff aufsteigt, lange Schatten wirft und das Meer fast leuchtet.
Welch herrliche Ruhe auf einer vollen Insel und was für ein besonderer Moment mit einer besonderen Gruppe.

Vielfalt und Perspektivwechsel

V i e r t e r   S e m i n a r t a g.

Blumen und Gräser am Wegesrand. Alle Formen, alle Farben. Es ist fast windstill und doch erkennt man Bewegung. Die Sonne wärmt und die Luft riecht nach Rosen, Salz und Sauerstoff.

Wir tauchen in die Stille des Wattenmeers ein – eine andere Welt – und begegnen der eigenen. Wo herrscht noch solche Stille? Sie wird von Tag zu Tag lauter. Weil die Gedanken leiser werden. 

Von der Ost- an die Westseite: Brandung, Aerosole, Sauerstoff und ewige Bewegung. Neue Gedanken denken, andere Perspektiven erkennen. Einfach gehen, sehen, genießen.

Thema am Abend: Mentale Stärke

Neue Ideen

F ü n f t e r   S e m i n a r t a g.

Die Sonne glitzert auf dem Wattenmeer, während unser Austausch tiefer wird, das Genießen intensiver und Leichtigkeit sich breitmacht.
Beim achtsamen Erzählen und Zuhören dürfen wir wohlwollend in andere Köpfe und Herzen schauen und gemeinsam sortieren und verstehen, wie bunt das Leben ist.
Nicht immer. Aber immer wieder.
Wir können es in die Hände nehmen und gestalten.
Und gemeinsam macht es zehnfach Spaß.

Thema am Abend: Ziele setzen und erreichen

Ich danke meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für diese intensive und wunderschöne Woche,

Johanna.

Auszeit am Meer mit Neuausrichtung

Ich biete den Kurs „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ über das Jahr verteilt an verschiedenen Veranstaltungsorten an. Hier erfährst du weitere Hintergründe.

Bewusster leben durch achtsames Schreiben – Gastbeitrag von Franziska Hülshoff

Achtsames Schreiben - Franziska Hülshoff

Achtsames Schreiben ist eine gute Möglichkeit, um unsere Gedanken und Gefühle ins Bewusstsein zu holen. Handschriftlich breiten wir unser Inneres auf Papier aus und können Klarheit finden.

Von innen nach außen

Wenn wir achtsamer leben wollen, passiert es schnell, dass wir uns in Ideen und äußeren Konzepten verlieren, von denen wir glauben, dass sie uns zu einem achtsamen Menschen machen. Wir haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie ein ‚achtsamer Mensch‘ aussehen und sich verhalten sollte, und geben uns Mühe, dieser nachzukommen. Doch bedeutet ein achtsames Leben nicht, bestimmte äußere Vorgaben zu erfüllen. Vielmehr gestalten wir unser bewusstes Leben von innen heraus.

Achtsames Schreiben zur Innenschau

Handschriftliches Schreiben kann eine wertvolle Begleiterin dabei sein, in unsere Innenwelt einzutauchen. Daher ist es das Kernelement eines Rituals, das ich ‚achtsam schreiben‘ nennen möchte und für das ich online in meinen ‚achtsamen Schreibritualen‘ einen Rahmen anbiete. Beim achtsamen Schreiben geht es nicht darum, besonders kunstvoll und ästhetisch ansprechend zu schreiben. Mit dem Stift in der Hand breiten wir unser Inneres auf dem Papier vor uns aus, schreiben automatisch das heraus, was sich jetzt gerade zeigen, was sichtbar werden möchte. Dadurch halten wir uns schreibend selbst einen Spiegel vor. Wir schreiben in ganzen Sätzen und ohne viel zu überlegen oder den Stift lange abzusetzen.

Mit dem Stift in der Hand

Dabei ist es wichtig, dass wir mit der Hand schreiben, da es eine viel tiefere Erfahrung für uns ist, als am Computer zu tippen. Mit der Hand schreiben wir langsamer, werden angehalten, aus dem Alltagsstress auszusteigen, aufmerksam zu werden und zur Ruhe zu kommen. Jeder Buchstabe will geformt werden und kann nicht mit einer immergleichen, kurzen Berührung entstehen. Mehrere unserer Sinne werden intensiv beansprucht, sodass wir bewusst mit uns in Kontakt kommen.

Achtsames Schreiben als Anker

Indem wir achtsam schreiben, holen wir unsere Gedanken und Gefühle ins Bewusstsein. Wir schenken ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, anstatt sie wegzudrücken, wie wir es häufig im Alltag tun. Gerade in herausfordernden Zeiten kann achtsames Schreiben ein Anker sein, der uns dabei hilft, unsere Gedanken zu ordnen, unsere Gefühle darunter hervortreten zu lassen ~ und so zu fühlen, was gefühlt werden möchte. Diese achtsame Innenschau schenkt uns Klarheit. Unsere Handlungen im Außen werden klarer und bewusster, da wir weniger in Gedankenstrudeln oder denselben automatischen Mustern steckenbleiben.

Achtsames Schreiben hilft uns dabei, zu bewussteren Menschen zu werden ~ und zwar von innen nach außen. Nur so können wir langfristig in die Veränderung gehen, kommen zurück zu uns und in Verbindung mit der wundervollen Erde, die wir unser Zuhause nennen dürfen.

Diesen feinfühligen Ansatz gibt Franziska Hülshoff in achtsamen Schreibritualen online weiter. Wenn du das achtsame Schreiben ausprobieren möchtest, schau gerne mal bei ihren achtsamen Schreibritualen online vorbei, wo sie Meditation und Schreiben verbindet. Du kannst dich für ihre „mindful mails“ eintragen und erhältst wöchentlich liebevoll und aktuell verfasste achtsame Inspirationen sowie Infos zu aktuellen Terminen. Zur Begrüßung wartet eine von Franziska geführte Meditation am Meer auf dich!

Franziska Hülshoff hat seit 2018 eine zweite Heimat im Südwesten Portugals auf dem Land gefunden und arbeitet online als Autorin und Lektorin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten am Meer beim Surfen oder Spazierengehen. Ihren Entwicklungsroman ,Mehrweh‘ hat sie im Herbst 2020 als Selfpublisherin veröffentlicht.
https://franziska-huelshoff.de/

Achtames Schreiben - Franziska Hülshoff

Kraft tanken: 5 Tipps, wie du deine Batterien auflädst

Kraft tanken im Alltag

Kraft tanken: Im Alltag kümmern wir uns oft um alles und alle und vergessen uns dabei manchmal selbst. Und während die Sehnsucht nach Urlaub, nach einer Auszeit, zumindest nach einem Tag mal nur für sich selbst wächst, entlädt sich der eigene Akku weiter. Den des Smartphones haben wir die meiste Zeit gut im Blick – den eigenen viel zu selten.
Eine Weile geht das gut. Doch wenn der Alltag immer mehr auf einem ablädt und man selbst nicht hinterherkommt, wird das System wackeliger und zerbrechlicher.

In meinen Achtsamkeitsseminaren und Coachings höre ich regelmäßig, wie vielen Personen es so geht.
Warum ist das so?
Warum stellen wir uns und unsere Bedürfnisse so oft hinter an?
Und wie und wo können wir Kraft und Energie tanken?

Am besten mitten im Alltag – umgeben von all den Verpflichtungen und Möglichkeiten, Aufgaben und Terminen, Wünschen und Befindlichkeiten.

Übersicht

Fünf Ideen, wie du im Alltag Kraft tankst

1.) Kraft tanken in der Natur

Ganz egal wo: Im eigenen Garten oder im Park um die Ecke, im Wald hinter der Haustür, auf den Feldern, Wiesen, am Meer oder in den Bergen. Die Natur beruhigt und daher kann man in ihr so gut Kraft tanken.

Unser volles und schnelles Leben spielt einen viel schnelleren Rhythmus als unser eigener innerer Takt es vorgibt. Die Natur schenkt uns gewissermaßen unsere natürliche Langsamkeit zurück. Die Gedanken rollen im Leerlauf. Wir können uns sortieren, uns an ihren Schönheiten erfreuen und unsere Batterien so wieder aufladen.

2.) Smartphone aus, den eigenen Akku aufladen und Kraft tanken

Seitdem ich ein Smartphone besitze, verbringe ich viele der kleinen Lücken im Tagesablauf vor dem Display. Ich nehme mir mit den kurzen virtuellen Ausflügen – die doch meist länger werden – die kleinen Pausen. Die Lücken zum Atmen, Schauen, Spüren und verbringe damit in der Summe ziemlich viel Zeit mit Scrollen und Checken. Es ist eine automatisierte Ablenkung: Zeit, die mir fehlt, die mir nicht einmal etwas gibt, die ich besser nutzen kann.

Kennst du das?

Wenn wir in den vielen kleinen Lücken im Tagesverlauf sofort zum Smartphone greifen, wird unser Gehirn ununterbrochen mit Reizen befeuert. Das macht uns müde. Das entleert den Akku – den des Smartphones und unseren eigenen – und daher sind die Zeiten am Smartphone keine echten Pausen.

Du kannst Kraft tanken, indem du eine selbstbestimmte Zeit wirklich abschaltest. Lass dein Smartphone bei einem Spaziergang zu Hause, beginne und beende deinen Tag offline, leg dein Smartphone außer Sichtweite oder schalte hin und wieder den Flugmodus ein.

3.) Gute Gedanken denken, denn die negativen klauen uns Energie

Oft haben wir unseren tanzenden Affen im Kopf nicht unter Kontrolle. Meistens sind wir uns sogar gar nicht darüber bewusst, wo und wie er tanzt – also welche Qualität unsere Gedanken haben.

Dabei ist es sehr wichtig, buchstäblich etwas Licht in das Dunkel zu bringen. Weil unser Gehirn uns vor Gefahren schützen möchte, besteht ein Großteil unserer Gedanken aus Sorgen, negativen Annahmen oder Ängsten. Vermutungen, die jedoch sehr häufig nicht eintreten, uns aber mit negativen Gefühlen zurücklassen und somit unseren Energietank leeren. Indem wir gute und zuversichtliche Gedanken denken, können wir Kraft tanken.

Einen Gedanken wie „Ich genüge nicht.“ können wir beispielsweise durch „Ich bin gut, so wie ich jetzt bin.“ ersetzen und uns über das positive Gefühl freuen.

4.) Kraft tanken in Geselligkeit oder im Alleinsein

Je nachdem, ob man eher eine intro- oder extrovertierte Person ist und auch abhängig von unserer aktuellen Lebenssituation, tanken wir Kraft, wenn wir entweder mal eine Zeit lang ganz mit uns allein oder in Gemeinschaft sind.

Wenn wir unsere Bedürfnisse achtsam wahrnehmen, entdecken wir ganz einfach, was wir genau jetzt brauchen, um Kraft tanken zu können. Es gilt dann, auf das eigene Gefühl zu hören und sich die Zeit und den Raum genau dafür zu nehmen – auch wenn es bedeutet, eine Verabredung eventuell absagen zu müssen.

5.) Energie tanken durch gute Nahrung

In unserer schnelllebigen Zeit essen wir oft zwischendurch oder nebenbei, bestellen „to go“ und essen unterwegs. Wir sollten unserer Nahrung und der Art und Weise wie wir sie zu uns nehmen mehr Wertschätzung, Zeit und Liebe schenken.

Schließlich versorgt uns unsere Nahrung mit Energie. Es ist wichtig, dass wir gute Lebensmittel zu uns nehmen und uns dann die Zeit zum Genießen.

Gemeinsames, genussvolles und langsames Essen und unsere Speisen mit allen Sinnen genießen, das schenkt uns Energie und Lebenskraft.

Kraft und Energie tanken wir, wenn wir Dinge tun und leben, die uns guttun

Musik hören, einen Spaziergang machen, ein Telefonat führen, einen Tee trinken, eine Massage genießen, ein Buch lesen, ausschlafen, meditieren, töpfern, gärtnern, die Lieblingsserie schauen – all das lädt den eigenen Akku auf. Letztlich geht es um die gesunde Balance von Anspannung und Entspannung; von Verpflichtungen und Freizeit.

Mit Hilfe einer achtsamen Haltung erkennen wir sehr gut, wo wir stehen und was wir brauchen. Wovon es aktuell vielleicht zu viel in unserem Leben gibt und wovon zu wenig und welche Veränderung wir für unsere persönliche Zufriedenheit benötigen.

Je mehr gute Momente wir uns in unserem Leben schenken, je mehr kleine Pausen wir uns mitten im Alltag gönnen und je öfter wir Kontakt zu uns selbst aufnehmen, um zu schauen, wie es uns gerade geht und was wir jetzt brauchen, umso besser haben wir den eigenen Akku im Blick. Dann können wir uns mitten im Alltag Augenblicke erschaffen, die uns Kraft schenken.

Wenn du dich nach einer Auszeit sehnst, ist vielleicht mein Achtsamkeitsseminar auf Sylt etwas für dich. Du kannst in dieser Woche deine Lebensbereiche sortieren, herausfinden, wo dein größtes Stresspotential liegt und die Weichen für gute Gewohnheiten stellen, sodass du auch im Alltag gut auf dich und deine Bedürfnisse achtest.

Was bedeutet Vertrauen? 10 Fragen an Autor Stefan Goedecke

Stefan Goedecke Was bedeutet Vertrauen

Was bedeutet Vertrauen? Zu dieser Frage teilt Stefan im Interview viele wertvolle Gedanken. Er hat ein berührendes Buch mit einer wundervollen Botschaft geschrieben, die uns in dieser herausfordernden Zeit gut tut und über die wir uns im Interview austauschen. Sein Buch heißt wie die Botschaft selbst: „Alles wird gut“.

Übersicht

Was bedeutet Vertrauen?

Was bedeutet Vertrauen für dich persönlich?

Stefan: Für mich ist es eine der wesentlichen Fragen, eine, die wir uns immer und immer wieder stellen werden: Kann ich mir, kann ich meinem Leben vertrauen? Denn viele von uns haben auf der Reise durch ihr Leben vergessen daran zu glauben: An sich selbst, an die Kraft, die uns selbst innewohnt. An das Leben, dem wir alle vertrauen dürfen.
Auf seinem Weg durch das Leben braucht jeder Mensch diese wichtigen Momente, aus denen er Kraft schöpfen kann, diese typischen „Alles wird gut“ – Momente.
Denn erst die Erkenntnis, dass – egal wie groß oder klein eine Herausforderung auch ist – doch irgendwie und irgendwann alles gut wird, lässt uns in uns vertrauen.

Zweifeln und vertrauen

Diesen Momenten eilen unsere Zweifel voraus, Momente, in denen wir mehr Fragen als Antworten vom Leben erhalten. Ob das nun bei mir eine „5“ in Deutsch in der 6. Klasse oder die erste Liebe war, die so schnell verglühte, dass sie gar nicht richtig zu leuchten anfangen konnte: In diesen Augenblicken zweifeln wir an uns, wir glauben, nicht mehr weiterzukommen. Auf gar keinen Fall. Niemals. Und doch ging es weiter. Auch für mich. Irgendwie und vor allem auch: Irgendwie schön.
Daraus habe ich die letztlich die Kraft geschöpft, meinen Weg weiterzugehen, eins mit mir zu sein und dem Leben zu vertrauen. Das Vertrauen in uns selbst ist für mich die Balance zwischen den Herausforderungen und Lösungen in unserem Leben.

Alles wird gut

Seit kurzem kann man dein Buch „Alles wird gut“ bestellen. Schon der Titel weckt so viel Hoffnung und Vertrauen.
Nimm uns kurz mit: Wie bist du zu der Idee der Geschichte gekommen?

Stefan: Die Worte „Alles wird gut“ sind für mich eine meiner prägendsten Kindheitserfahrungen: Immer, wenn mal wieder etwas „schief gegangen“ ist, konnte ich darauf vertrauen, dass mich meine Mutter in den Arm nahm, durch meine Haare strubbelte, und mir genau dieses Versprechen gab. Für mich waren diese Worte dabei stets der Beginn eines neuen Anfangs. Ich trage diese Worte in meinem Herzen und bin sehr dankbar für dafür, dass ich sie dort bewahren kann. Und mit meinem Buch habe ich sie zum Leben erweckt.

Wovon handelt dein Buch, Stefan?

Stefan: „Alles wird gut“ ist eine leise Erzählung über den Kreislauf des Lebens, eine, die wir in Teilen so bestimmt schon alle einmal gefühlt oder sogar erlebt haben. Wir entdecken in dieser Geschichte gemeinsam mit der kleinen Mia und ihrer Großmutter das ganz große Leben in einem kleinen, kurzen Frühling. Gemeinsam mit den Heldinnen des Buches begeben wir uns auf die Suche nach den Geheimnissen des Lebens. Die Erzählung ist ein Ticket für eine Reise zurück in unsere Kindheit, in der die Worte „Alles wird gut“ noch so wunderbar selbstverständlich waren. Mein Buch kann der Ort sein, an dem du und ich uns wieder an diese wundervolle Leichtigkeit erinnern können.

Die Bedeutung von Vertrauen

Warum ist Vertrauen so wichtig?

Stefan: Vertrauen ist der Anfang von allem. Wir werden in diese Welt geboren und dürfen uns darauf verlassen, dass uns unsere Eltern in Liebe empfangen. Dieses Ur-Vertrauen ist das Wichtigste, das wir in unserem Leben geschenkt bekommen. Es prägt unser ganzes Leben. Wir brauchen dieses Vertrauen. Denn unser Leben hält nicht nur die schönen Dinge für uns bereit, wir werden im Laufe unserer Zeit hier auch Dinge sehen und erfahren, die wir uns lieber erspart hätten. Wir lernen Menschen kennen, denen wir lieber nicht begegnet wären. Doch das können wir uns zu einem großen Teil nicht aussuchen.

Ohne Vertrauen in uns, verlieren wir uns selbst

Die Wahrheit ist: Es wird immer wieder Situationen geben, in denen wir in Frage stellen werden, ob wirklich alles gut werden wird. Das ist das Leben. Wenn wir dann den Glauben an uns selbst verlieren, weil unser Vertrauen irgendwann „alle“ ist, verlieren wir uns selbst. Und genau deshalb tut es uns gut, wenn wir auch als erwachsene Menschen immer wieder die Kraft der drei Worte „Alles wird gut“ in uns spüren können. Durch eine Umarmung unserer Eltern, für die wir immer Kind bleiben dürfen, ein Gespräch mit guten Freunden und – das ist mir besonders wichtig – in uns selbst.

Uns selbst vertrauen

Diese tiefe Überzeugung, dass alles gut wird, ist wie ein innerliches Aufatmen.
Wie können wir lernen, uns selbst zu vertrauen, wenn wir das Vertrauen in uns und unsere Kraft verloren haben?

Stefan: Wir können nicht verlieren, was zu uns gehört, Johanna. Ich weiß, dass wir alle tief in uns wissen, dass wir uns und unserer Kraft vertrauen dürfen. Es ist nur so, dass wir genau das auf dem langen Weg durch unser Leben viel zu oft vergessen. Es geht nicht darum, etwas neu zu erlernen oder etwas zu suchen, das wir glauben verloren zu haben. Es geht darum, dass wir uns wieder an diese Kraft in uns erinnern können.

Wenn das Vertrauen in uns gefangen ist

Das fällt uns oft schwer, denn es gibt so viele Dinge im Leben, die uns zweifeln lassen. Und manchmal, wenn es zu viele dieser Dinge gibt, sperrt der Kopf unsere Kraft, unser Vertrauen ins Leben in unserem Herzen ein und wirft den Schlüssel weg. Weil wir gekränkt worden sind, weil wir Leid erfuhren, Schmerz. Doch die Kraft in uns bewegt uns weiter. Sie ist nicht einfach weg, nur weil wir sie weggeschlossen haben. Sie rennt gegen ihre Wände an, bis sie letztlich ihr goldenes Gefängnis sprengt. Und auch das kann oft sehr schmerzhaft sein. Deswegen hilft in unserem Alltag schon, immer einmal seinen Blick auf die schönen Dinge im Leben zu richten. Und manchmal wirkt diese eine kleine Änderung in unserem Fokus schon wahre Wunder in diesem immerwährenden Streit zwischen Kopf und Herz.

Anderen und auf eine gute Entwicklung vertrauen

Das Leben ist nur teilweise planbar – das macht die aktuelle Zeit sehr deutlich. Im Außen wackelt es, sodass man kaum etwas planen kann und wir als globale Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen.
Was kann uns in dieser Zeit Hoffnung schenken?
Und wie schaffen wir es darauf zu vertrauen, dass sich die Dinge zum Guten entwickeln?

Stefan: Weißt du, Johanna, das Leben passiert einfach. Wir haben ein paar Stellschrauben, an denen wir drehen können, während wir hier sind. Doch das alles wird uns keine absolute Kontrolle geben, über das, was uns hier erwartet. Auch wenn wir uns noch so sehr nach dieser Gewissheit sehnen. Und so kann uns etwas in diesem Leben gegeben, aber auch wieder genommen werden, ohne dass wir darum gebeten haben, ohne dass wir es wollten. Das kann, das wird manchmal sehr weh tun. Doch manche Dinge müssen auch erst gehen, sozusagen Platz machen, damit an ihre Stelle etwas Neues tritt, das ein dann ein wichtiger, ein neuer Teil deines Lebens sein kann.

Was bedeutet Vertrauen? Loslassen

In meinem Buch muss der Kirschbaum so oft loslassen: Die Knospen, die Blüten, die Kirschen, die Blätter. Immer und immer wieder. Doch ohne, dass er das eine loslässt, kann das andere nicht sein. Ohne dass die Blüte geht, kann sich die Kirsche nicht entwickeln. Alles hat in diesem Leben seinen Sinn. Das ist wohl eine der wichtigsten Lektionen, die uns unser Leben lehrt. Und es ist gleichzeitig eine der schwierigsten und oft auch schmerzvollsten. Denn um sie zu lernen, um das „gute Ende“ erfahren zu dürfen, brauchen wir Geduld, manchmal auch sehr viel Geduld.

Die Natur lehrt uns Geduld

Das fällt mir persönlich sehr schwer und auch ich muss immer wieder einen Blick auf einen Kirschbaum werfen, der trotz allem oder deswegen auch jetzt in diesem Frühjahr wieder Blüten austreibt und Kirschen tragen wird. Der Kirschbaum, der das gut macht. So wie wir auch, wenn wir uns die Zeit dazu geben. Ich denke, ab und zu brauchen wir nur einen Menschen, der uns das wieder in Erinnerung ruft. Der uns in den Arm nimmt und uns sagt, dass alles gut werden wird, Hoffnung gibt und Trost spendet. Mein Buch kann diese Umarmung nicht ersetzen, aber meine Erzählung kann für die Seele wie ein kleines Lagerfeuer sein, an dem sie sich in kalten Zeiten wärmen kann. Vielleicht ist deshalb ist die Botschaft des Buches gerade jetzt so wichtig.

Was bedeutet Vertrauen für dich?
Verrat es uns in den Kommentaren.

Eigenverantwortung und Vertrauen

In welchen Bereichen müssen wir selbst etwas dafür tun, dass alles gut wird, oder – um in der Metapher deines Buches zu bleiben: Bringt ein Kirschbaum ohnehin Kirschen hervor – und es kommt sowieso so, wie es kommen soll?

Stefan: Natürlich können und sollten wir in unserem Leben selbst etwas dafür tun, dass alles gut wird. Schließlich brauchen wir uns nicht darüber beklagen, im Regen nass zu werden, wenn wir den Schirm oder die passende Kleidung dafür zu Hause lassen. Nur wenn wir Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen, können wir auch die vielen Chancen, die uns unser Leben bietet, wahrnehmen, es auskosten und annehmen. Und dazu müssen wir vor allem eines: Selbst Entscheidungen treffen.

Entscheidungen treffen und in unsere Kraft vertrauen

Und mit unseren Entscheidungen können und werden wir in unserem Leben selbst etwas bewegen, gerne auch viel bewegen. Denn das Leben zu genießen bedeutet auch, Risiken einzugehen, Neues zu wagen. Einmal Riesenrad fahren. Eine neue Partnerschaft. Tauchen gehen. Der Start in die Selbstständigkeit. In diesen Situationen brauchen wir beides: Das Vertrauen in unsere Kraft, aber auch unsere Entscheidung, dass wir uns dieser neuen Situation stellen wollen und unsere Kraft dafür einsetzen möchten. Dann werden Herz und Kopf zu einem großartigen Team, dass kleine Wunder erschaffen kann.

Was bedeutet Vertrauen für die Ewigkeit

In deinem Buch beschreibst du den größeren Kreislauf des Lebens. Kannst du uns in ein paar Sätzen erzählen, was du damit meinst und uns etwas Hoffnung und Vertrauen vermitteln, dass wir mit unseren Liebsten länger miteinander verbunden sind als hier auf Erden zu Lebzeiten?

Stefan: Ach, das ist ein großer Wunsch von mir, vielleicht sogar der Wunsch aller Menschen. Von Anbeginn der Zeit suchen wir zu ergründen, was vielleicht noch vor uns liegt, wenn wir uns von dieser Welt verabschieden. Diese Suche ist die Triebfeder der Weltreligionen ebenso wie die der modernen Spiritualität. Bücher sind die Welt, in der diese Wünsche das Träumen lernen und diese Träume lebendig werden können. Wo, wenn nicht hier?

Verbundenheit der Herzen

Ich glaube, die meisten von uns fühlten in sich schon einmal den schmerzlichen Verlust eines geliebten Menschen. Eines Menschen, der so lange Teil ihres Lebens war, dass wir am Frühstückstisch manches Mal seine Frage nach dem Akazienhonig fast hören können. Ich denke, wir fühlen diese Verbundenheit in unserem Herzen, weit über sein Leben hier hinaus. Wir erinnern uns an viele wundervolle Geschichten mit diesem Menschen, manchmal öfter, manchmal auch ganz lange gar nicht. Je nachdem. Doch darum geht es nicht. Es geht nicht um das „wie oft“, es geht um das „ob“.

Was bedeutet Vertrauen? Dass immer etwas bleibt.

Ich selbst habe vor zwanzig Jahren meinen Opa verloren, zu dem ich eine sehr innige, freundschaftliche Beziehung hatte. Manchmal weine ich noch heute, wenn sich in meinem Herzen wieder zu viele Tränen über diesen Verlust angestaut haben. Ich denke dann ein wenig oder auch ein wenig mehr über unsere gemeinsame Zeit hier nach, einfach so für mich, weil ich darüber ein wenig weiterträumen möchte, weil mir das gut tut.

In diesen Situationen, so steht es auch in meinem Buch, suche ich in meinem Herzen nach ihm. Dort habe ich ihn immer gefunden und werde ihn auch immer finden. Das kann mir keine Zeit nehmen. Und deshalb ja, ich glaube, dass auch im Gehen immer etwas bleibt. Nichts geht wirklich ganz. Diesen Gedanken mag ich sehr, vielleicht auch deshalb, weil auch ich immer älter und damit demütiger werde. Vielleicht aber auch, weil ich es mir einfach nur so sehr wünsche. Und es ist ja wichtig, immer ein paar mehr Wünsche in seinem Herzen zu tragen, als man sich selbst erfüllt. Deshalb steht dieser Satz auch so in meinem Buch.

Vertrauen und Achtsamkeit

Wie hängen Achtsamkeit, Vertrauen und Glück zusammen?

Stefan: Das eine kann ohne das andere nicht sein. Wenn wir achtsam mit uns und unserem Leben umgehen, beobachten, bewahren, letztlich im Vertrauen auf unser Leben auch entscheiden, werden wir letztlich unser Glück finden, wenn du es so sagen willst. Und wir machen uns diesen Prozess ein wenig einfacher, wenn wir mit dieser Entscheidung auch andere Dinge loslassen, die uns auf unserem Weg entgegenstehen. Glück ist dabei ein recht abstrakter Begriff, für mich ist es eher eine tiefe Zufriedenheit mit dem Leben, wie ich es führen kann. In meinem Achtsamkeits-Kurs gehe ich auf meine BABEL-Methode ein, die alle drei Aspekte gut zusammenbringt.

Was wünschst du dir für dein Buch, Stefan?

Stefan: Natürlich wünsche ich mir, dass es seine Leser findet. Vor allem den Menschen, die noch auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen „Alles wird gut“ sind, hilft mein Buch vielleicht, sich wieder an die Kraft in sich selbst und das Vertrauen in das eigene Leben zu erinnern. Das würde mich sehr freuen.

Gutes Netzwerk

Lieber Stefan, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken rund um das Thema „Was bedeutet Vertrauen“ mit uns teilst.
Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich?

Stefan: Ihr findet mich auf Instagram. Mein Buch Alles wird gut könnt ihr im Alles wird gut Buch Shop oder bei Amazon bestellen.

Stefan Goedecke schreibt über das Leben, die Menschen und den Alltag – kleine, leise Geschichten aus dem Leben und über unsere Suche nach dem ganz eigenen Weg.
Mit seinen Artikeln, Kursen und Auszeit Briefen hat Stefan schon hunderttausende Menschen im Herzen berührt. Er ist Verleger und Autor aus Leidenschaft und schreibt selbst regelmäßig für die Magazine „Auszeit“ und „Ich bin“.
Stefan lebt und arbeitet in Leipzig.

Stefan Goedecke Was bedeutet Vertrauen

Das Buch von Stefan Goedecke: Alles wird gut

„Alles wird gut“, so heißt das neue Buch von Stefan Goedecke, das ich als eine der ersten lesen durfte.
Stefan hat eine liebevolle Erzählung über das Leben geschrieben und diese in den Lebenszyklus einer Kirsche verpackt.
Er schreibt über das, was wir auf der langen Reise durch unser Leben viel zu oft vergessen: Zu glauben. An uns selbst, an die Kraft, die uns selbst innewohnt. Und an das Leben, dem wir vertrauen dürfen. 
Stefan schenkt uns das Gefühl zurück: Alles wird gut.
Wenn du Lust hast, das Buch von Stefan zu lesen, kannst du es hier bestellen.

Was bedeutet Vertrauen - Stefan Goedecke
Alles wird gut Buch - Was bedeutet Vertrauen

Achtsamkeit: Sprüche und Zitate

achtsame Sprüche

Achtsamkeit: Sprüche, Zitate und Gedanken
Achtsamkeit steckt von Natur aus in uns allen. Doch unser schnelles, überladenes Leben zieht uns oft aus unserer Mitte. Wir denken in Schablonen, verheddern uns in unseren Gedanken und verzetteln uns im vollen Zuhause oder Kalender – und verpassen dabei den gegenwärtigen Augenblick. Doch achtsam sein können wir alle – wir müssen uns nur daran erinnern.
Diese ausgewählten Sprüche, Gedanken und Zitate bringen uns die Achtsamkeit näher und sind eine Einladung zum Praktizieren.
Viel Freude beim Lesen.


Was Achtsamkeit ist und wie du die Haltung in deinen Alltag integrierst, kannst du in meinem Achtsamkeitskurs auf Sylt erlernen. In diesem Artikel erfährst du drei Achtsamkeitsübungen.

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Aus meinem Kartenset "GedankenBilder"

Gedanken und Sprüche zur Achtsamkeit

Ausgewählte Achtsamkeitszitate zu den Themen:

Gegenwärtigkeit
Anfängergeist
Verbundenheit
Wahrnehmen und annehmen

Zen Sprüche Achtsamkeit

Achtsamkeit: Sprüche zur Gegenwärtigkeit

Öffne deine Augen und schau sorgfältig. Tausend Bergketten trennen den, der nachdenkt, von dem, der wirklich gegenwärtig ist.

– Tran Thai Tong

Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.

Marie von Ebner-Eschenbach

Wenn wir nicht ganz wir selbst sind, wahrhaft im gegenwärtigen Augenblick, verpassen wir alles.

Thich Nhat Hanh

Das Leben ist gnädig; jeden Augenblick schenkt es uns einen neuen Anfang.

Gustav Meyrink

Gefühle kommen und gehen wie Wolken am Himmel. Das achtsame Atmen ist mein Anker im Hier und Jetzt.

– Thich Nhat Hanh 

Blicke über deine Gedanken hinaus und trinke den reinen Nektar dieses Augenblicks.

Rumi

Sei in diesem Moment glücklich, das ist genug. Wir brauchen nicht mehr, als diesen Moment.

Mutter Theresa

Sprüche Achtsamkeit

Die beste Weise, sich um die Zukunft zu kümmern, besteht darin, sich sorgsam der Gegenwart zuzuwenden.

Thich Nhat Hanh

Denn das ist eben die Eigenschaft der wahren Aufmerksamkeit, dass sie im Augenblick das Nichts zu allem macht.

Johann Wolfgang von Goethe

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Aus meinem Kartenset "GedankenBilder"

Achtsamkeit bedeutet, auf  eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen. Diese Art der Aufmerksamkeit steigert das Gewahrsein und fördert die Klarheit, sowie die Fähigkeit, die Realität des gegenwärtigen Augenblicks zu akzeptieren. Sie macht uns die Tatsache bewusst, dass unser Leben aus einer Folge von Augenblicken besteht. Wenn wir in vielen dieser Augenblicke nicht völlig gegenwärtig sind, so übersehen wir nicht nur das, was in unserem Leben am wertvollsten ist, sondern wir erkennen auch nicht den Reichtum und die Tiefe unserer Möglichkeiten zu wachsen und uns zu verändern. Achtsamkeit ist eine einfache und zugleich hochwirksame Methode, uns wieder in den Fluss des Lebens zu integrieren, uns wieder mit unserer Weisheit und Vitalität in Berührung zu bringen.

Jon Kabat-Zinn

Hör auf zu quengeln. Leb in der Gegenwart, an diesem Tag, in diesem Moment. Was bleibt dir denn anderes übrig, als an diesem Ort dein Bestes zu tun?

Kodo Sawaki

Ein Schüler fragt den Meister: “Kann ich irgendetwas tun, um erleuchtet zu werden?” “Genauso wenig, wie du dazu beitragen kannst, dass die Sonne aufgeht.” “Wozu dann geistige Übungen praktizieren?” “Damit du wach bist, wenn die Sonne aufgeht.”

– Unbekannt

Nur der Tag bricht an, für den wir wach sind.

Henry Thoreau

Wenn man abwäscht, sollte man nur abwaschen, das heißt, man sollte sich dabei völlig bewusst sein, dass man abwäscht. Auf den ersten Blick mag das ein wenig albern erscheinen. Warum sollte man solches Gewicht auf eine so einfache Sache legen? Aber das ist genau der Punkt: Die Tatsache, dass ich hier stehe und diese Schalen abwasche, ist eine wunderbare Wirklichkeit. Ich bin völlig ich selbst, folge meinem Atem und bin mir meiner Gegenwart, meiner Gedanken und Handlungen bewusst. Ich kann so unmöglich unbewusst umhergeschleudert werden wie eine Flasche, die von den Wellen hin und her geworfen wird. … Es gibt zwei Arten, Geschirr zu spülen. Einmal, damit man hinterher sauberes Geschirr hat, und die zweite Art besteht darin, abzuwaschen, um abzuwaschen.

Thich Nhat Hanh

Bei der Meditation geht es nicht um den Versuch, irgendwo hinzugelangen. Es geht darum, dass wir uns selbst erlauben, genau dort zu sein, wo wir sind, und genau so zu sein, wie wir sind, und desgleichen der Welt zu erlauben, genau so zu sein, wie sie in diesem Augenblick ist.

Jon Kabat-Zinn

Denke immer daran, dass es nur eine wichtige Zeit gibt: Heute. Hier. Jetzt.

Leo Tolstoi

Achtsamkeit bedeutet wach zu bleiben. Es bedeutet zu wissen, was du gerade machst.

Jon Kabat-Zinn

Achtsam sein

Achtsamkeit bedeutet, sich dem unmittelbaren Augenblick mit einer nicht wertenden annehmenden Haltung zuzuwenden, dem, was wir gerade tun, ohne in Grübeleien, Erinnerungen oder Zukunftsplanungen gefangen zu sein.
Man ist einverstanden, mit dem, was gerade ist, unabhängig davon, ob eine Situation gerade angenehm oder unangenehm ist.

Jon Kabat-Zinn

Es geht um dieses Gefühl, dass in der Welt, direkt vor meiner Nase, so viele wunderschöne Sachen gibt. Das kann ein Baum sein, ein leckeres Essen, alles, was mir jetzt mehr bedeutet als jemals zuvor. Das Normalste ist das Schönste.

Christoph Schlingensief

Thich Nhat Hanh Zitate

Achtsamkeitszitate zum Anfängergeist

Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.

– Pearl S. Buck

Werde wieder wie ein staunendes Kind, das die Welt entdeckt. Jeden Augenblick neu.

Tibetisches Sprichwort

Wenn wir wirklich lebendig sind, ist alles, was wir tun oder spüren, ein Wunder. Achtsamkeit zu üben bedeutet, zum Leben im gegenwärtigen Augenblick zurückzukehren.

– Thich Nhat Hanh

Es gibt zwei Arten sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres.

– Albert Einstein

In den kleinsten Dingen zeigt die Natur die allergrößten Wunder.

Carl von Linné

Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Wilhelm Busch

Gehe ganz in deinen Handlungen auf und denke, es wäre deine letzte Tat.

– Buddha

Aus der Perspektive der Meditation ist jeder Zustand ein besonderer Zustand und jeder Moment ein besonderer Moment.

Jon Kabat-Zinn

Achtsamkeit Zitate

Achtsamkeitszitate rund um das Thema Verbundenheit

Wenn du die Berührung mit der inneren Stille verlierst, verlierst du den Kontakt mit dir selbst. Wenn du den Kontakt mit dir selbst verlierst, verlierst du dich in der Welt.

– Eckhart Tolle

Verbundenheit Sprüche
Aus meinem Kartenset "GedankenBilder"

Der Weg zu allem Großen geht durch die Stille.

– Friedrich Nietzsche

Achtsames Essen verbindet uns mit der Nahrung, die uns von der Natur, den Lebewesen und dem Kosmos geschenkt wird, und drückt unsere Dankbarkeit dafür aus.

Thich Nhat Hanh

Friede beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert.

Jon Kabat-Zinn

Wenn man Mitgefühl wieder und wieder in sich erzeugt hat, wird es zur zweiten Natur. Um dahin zu gelangen, muss man seine Achtsamkeit verbessern und die Aufmerksamkeit jedes Mal zurückführen, wenn sie abschweift.

Matthieu Ricard

achtsame Sprüche

Achtsamkeit: Sprüche zum Wahrnehmen und Annehmen

Etwas ist vollkommen, wenn du es sein lassen kannst, wie es ist.

Zen Spruch

Zu beobachten, ohne irgendeine Frage, die eine Antwort erwartet, bedeutet unendliche Wachsamkeit.

– Jiddu Krishnamurti

Auszeit Ruhe Sprüche
Meermeditation während des Achtsamkeitsseminars

Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst.

– Jon Kabat-Zinn

Weitere Zitate rund um das Thema Achtsamkeit findest du hier.

Schwere Zeiten: Warum sie wichtig sind und wie du sie bestehst

Schwere Zeiten

Schwere Zeiten machen keinen Spaß. Sie kommen ungefragt, ungewollt, und doch müssen wir sie irgendwie bestehen. Oft sind sie sogar ein Schlüssel für unsere persönliche Entwicklung.
Vier Ideen, mit welchem Mindset du besser durch schwere Zeiten kommst, findest du in diesem Artikel, der ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“ ist.

Was passiert, wenn das Lebensgerüst zu wackeln beginnt?

Es ist relativ einfach, glücklich und zufrieden zu sein, wenn die Dinge in unserem Leben rund laufen. Wenn nichts aneckt und sich alles anfühlt, als solle es genau so – oder zumindest so ähnlich – sein, wie es gerade ist. Wenn wir wertvolle Menschen um uns herum, einen soliden Job unter unseren Füßen, ein Ziel und viele Pläne vor uns haben.
Aber was passiert, wenn sich die Umstände plötzlich ändern?
Wenn das stabile Gerüst zu wackeln beginnt, der Boden einsinkt,
das Gerüst einbricht und das Glück mit uns in die Tiefe stürzt?
Bleibt es auch da unten bei uns?
Oder weicht es der Einsam- und Hoffnungslosigkeit?

Schwere Zeiten gehören zu unserem Leben dazu

Irgendeine Bedrängnis fällt dem Leben immer ein, um uns zum Wackeln oder gar Umfallen zu bringen: eine große Tragik oder das subtile Gefühl, dass wir nicht in der eigenen Spur laufen; dass irgendetwas nicht stimmt.
Ein Leben ohne Tiefen gibt es nicht.
Sie werden kommen. Und es ist gut, dass sie kommen, denn sie gehören zu unserem Leben dazu. Tiefen und Niederschläge ermöglichen Wachstum, verursachen Veränderung und lassen uns Dinge überdenken.

Schwere Zeiten

Vier Anregungen, wie du besser durch schwere Zeiten kommst

Vielleicht können wir sie kommen sehen, vielleicht überrumpeln sie uns. Doch wenn sie da sind und wir zeitweise nicht mehr wissen, wo oben und unten ist und wer wir selbst sind, und wir uns fragen, warum das Schicksal mit giftigen Pfeilen auf uns schießt, können folgende vier Ideen dabei helfen, schwere Zeiten mit mehr Sinn und Milde zu bestehen.

1.) Die Gefühle annehmen – auch die uns beschwerenden

Während wir virtuell immer mehr mit Emojis ausdrücken, drücken wir uns im analogen Leben gern vor den unangenehmen Gefühlen. Wir möchten keinen Schmerz spüren und würden ihm am liebsten davonlaufen, ihn abschütteln und einfach hinter uns lassen. Nur leider funktioniert das nicht.
Das Gegenteil ist sogar der Fall: Wir bewältigen und verarbeiten unseren Seelenschmerz, indem wir ihm begegnen und ihn erfahren. Indem wir die Emotionen ansehen und auseinandernehmen, sie verstehen und wieder zusammensetzen, können wir uns selbst heilen.
Erlaube dir also, den Schmerz zu fühlen.
Es ist okay, dass es wehtut. Schwere Zeiten gehören dazu.
Deine Tränen sind okay.
Sie sind dafür da, geweint zu werden.
Weine sie, damit du bald wieder lachen kannst.

Schöne Zeiten, schwere Zeiten – das Leben besteht aus Dualität

Weil kein Leben einzig aus Schmerz besteht, aber jedes Leben aus Dualität, kannst du nur Schmerz empfinden, weil du weißt, wie sich Freude anfühlt. Und weil jedes Element des Lebens so vergänglich ist wie das Leben selbst, wird auch die Schwermut vergehen. Ergründe den Sinn hinter ihr und schenke ihr den Raum, den sie verlangt. Mache sie nicht größer als sie ist, aber versuche auch nicht, sie zu ignorieren. Bette sie in das große Ganze ein – so machst du deine Sorgen weder größer noch kleiner, sondern setzt sie in Relation – und das verkleinert sie am Ende doch.

Abwehr erschafft Leid, Annehmen heilt

Schenke dem Schmerz die Zeit, die er bei dir sein möchte. Du bist nicht allein. Der Schmerz ist bei dir, um dir zu helfen, dich zu befreien, damit dein Leben wieder leichter wird und zurück in die richtige Bahn findet.
Hindernisse, Tiefen und Wendepunkte sind Lehren des Lebens, an denen wir wachsen und zu dem werden können, der wir in dieser Welt sein sollen.
Nichts geschieht ohne Grund. Doch den Sinn hinter dem Schmerz verstehen wir oft erst in der Rückschau, wenn wir diese Phase im Zusammenspiel mit unserem gesamten Leben betrachten. Auch wenn wir nicht jeder Krise eine Sinnhaftigkeit abgewinnen können, gehören sie doch unweigerlich zu unserem Sein dazu. Wir sollten sie und das Unveränderliche annehmen – mit allem, was dazugehört – und nach einer Weile unseren Weg gestärkt weitergehen.

 

2.) Das Glück in uns suchen – auch wenn du nicht daran glaubst, es dort zu finden

Vor allem in schweren Zeiten wollen wir das Gewicht am liebsten abgeben. Wir versuchen uns abzulenken und die leeren, ungefüllten Bedürfnisse mit Äußerlichkeiten zu stopfen. Ganz gleich, ob mit einer Shopping-Tour, einer Fertig-Pizza oder einer Flasche Rotwein – spätestens am nächsten Morgen wachen wir auf und die vermeintliche Fülle wurde verdaut. Die Leere taucht wieder auf, weil oberflächliches Glück niemals einen tiefgründigen Schmerz lindern kann. Es kann ihn vielleicht betäuben, aber nicht erreichen und schon gar nicht auflösen.

Dein inneres Licht leuchtet auch in der dunkelsten Zeit

Denn wahres Glück kommt von innen – und nicht aus einer Plastiktüte, vom besten Dönerladen der Stadt oder als Flaschengeist aus irgendeiner Weinflasche. Immer. Auch in unseren schwierigsten Zeiten. Auch dann, wenn wir meinen, von innen steige nur leerer, dunkler Rauch auf, den wir mit aller Macht durch irgendeine Ablenkung löschen wollen, bringt unser Inneres auch Licht hervor.

Schwere Zeiten und das Glück neu entdecken

Etwas Neues lernen, dankbar und neugierig sein, spielen oder sich bewegen, beten oder meditieren, Zeit in der Natur oder mit lieben Menschen verbringen, kann uns wahres Glück schenken. Auch in der schwersten Zeit. Auch dann, wenn du nicht daran glaubst.
Also verstecke dich nicht vor den Schattenseiten des Lebens. Beginne zu meditieren oder zu malen oder lerne etwas Neues. Tue, was dir guttut, so nährst du dich selbst. Dass wahres Glück von innen kommt, ist ein Geschenk des Lebens an jeden von uns. Du hast deine eigene Quelle, die niemand abdrehen kann – nicht einmal du selbst.

3.) Dankbar sein – auch für die kleinen Dinge

In den dunklen Zeiten steht das Leben nicht nur Kopf – man sieht auch nichts und vergisst so einiges, was längst ­verinnerlicht war, einschließlich unserer Dankbarkeit.
Sobald wir von unseren Emotionen überwältigt werden, überlagern sie die rationalen Denkprozesse. In schweren Zeiten vergessen wir förmlich das Gute in unserem Leben. Dabei ist das Schöne an der Dankbarkeit, dass sie lediglich eine Frage der Perspektive ist: Jeder Moment bietet die Chance zum Dankbarsein.

Das Gute entdecken – auch in schweren Zeiten

Auch wenn du es zeitweilig nicht fühlen kannst, weißt du doch, für welche Menschen, Ereignisse oder Gegebenheiten­ du dankbar sein kannst.
Denk darüber nach und such das Gute in deinem Leben. Lass nicht zu, dass der Schmerz alles schwarzmalt, was vor einiger Zeit noch geleuchtet hat. Sei dankbar, so gut es gerade möglich ist. Und sei dann dankbar, wenn es dir deshalb besser geht.

4.) Achtsam sein – wenn man es am wenigsten sein möchte

Besonders in den schwierigen Lebensphasen­ möchte ich am liebsten alles andere als achtsam sein. Ich möchte in diesen schweren Zeiten die Tage oder Wochen, ja manchmal sogar die Monate vorspulen können, um die belastenden Emotionen zu überspringen und dem Jetzt zu entfliehen.
Dabei ist das Jetzt das Einzige, was wir wirklich besitzen.
Auch wenn es schwer ist, sollten wir annehmen, dass wir sind, wo und wie wir gerade sind: Im Dunkeln, vielleicht auf der schwierigsten Etappe unseres Lebens.
Und klar ist es dort nicht schön.
Und natürlich wollen wir so schnell wie möglich weiter. Doch diese Gegenwehr erfordert viel mehr Energie als die schlichte Akzeptanz des Leidens im Jetzt.

Schwere Zeiten einfach annehmen

Achtsamkeit ist in aller Munde, aber längst noch nicht in allen Leben präsent. Sie zu praktizieren verhilft, die Dinge zunächst einfach so zu nehmen, wie sie entstehen: ohne Bewertung, Bedenken oder Einwand.
Reue über Vergangenes oder Sorgen um die Zukunft – das machen erst wir. Die Dinge sind wie sie sind – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und oft gar nicht so schlimm, wie unser Kopf uns suggeriert.
Du bist jetzt hier:
Im Hier und Jetzt.
Schreite tapfer durch die schwere Zeit, denn sie macht das Leben tiefer, dich stärker und zu dem, der du sein sollst.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

In meinem Seminar „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ erlebst du viele Impulse, um dein Leben selbstbestimmt und achtsam zu gestalten.

Zitate für schwere Zeiten und Krisen

für mehr Kraft, Akzeptanz, Zuversicht und Handlungsfähigkeit

Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.

– Paulo Coelho

Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz.

William Faulkner

Handeln ist das Gegenmittel zur Verzweiflung.

Joan Baez

Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.

Hermann Hesse

Die Hoffnung ist wie ein Sonnenstrahl, der in ein trauriges Herz dringt. Öffne es weit und lass sie hinein.

– Friedrich Hebbel

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

Marie von Ebner-Eschenbach

Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.

– Demokrit

In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt.

Albert Camus

In drei Worten kann ich alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt: Es geht weiter.

Robert Frost

Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.

– John Fitzgerald Kennedy

Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Buddha

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

– Johann Wolfgang von Goethe

Je größer die Schwierigkeit, die man überwand, desto größer der Sieg.

Marcus Tullius Cicero

Selbstbestimmt Leben – 10 Fragen an Ben Münster von dailymentor.de

Ben Münster - Selbstbestimmt leben

Unser Alltag besteht aus vielen Verpflichtungen und oft langen To-Do-Listen. Für die persönliche Zufriedenheit ist es wichtig, unser Fühlen, Denken und Handeln möglichst selbstbestimmt zu gestalten. Schon kleine Elemente können manchmal einen großen Unterschied machen.
Deshalb gibt Ben im Interview wertvolle und selbst erprobte Tipps für ein selbstbestimmtes Leben.
Wie er es schafft, ablenkungsfrei und konzentriert zu arbeiten, auf verschiedenen Ebenen bewusst zu konsumieren und Dankbarkeit für das vermeintlich Selbstverständliche zu empfinden, um Belanglosem wenig Bedeutung einzuräumen, verrät er im Interview. Die Achtsamkeit gilt dabei als sein Fundament.
Vielen Dank, lieber Ben, für die vielen Impulse für mehr Selbstbestimmung, um bewusster zu leben und für mehr Zufriedenheit.

Hallo Ben, stell dich in drei Sätzen vor: Wer bist du, was machst du und was treibt dich an?

Ben: Mein Name ist Ben Münster, 25 Jahre alt, gebürtiger Berliner, studierter Volkswirt, passionierter Handballer und zurzeit hauptberuflich als fachlicher Koordinator in einem E-Commerce Unternehmen tätig. Meine Leidenschaft ist der Sport, sowie der Ausbau des Online-Magazins DailyMentor, welches ich mit meinem langjährigen und besten Freund Patrick Germann gegründet habe. Was mich tagtäglich aufs Neue antreibt, ist der große Wunsch der Selbstverwirklichung, die Gestaltung meines Lebens nach eigenen Vorstellungen und mein Umfeld ein Stückchen weit positiv beeinflussen zu dürfen.  

Achtsamkeit im Alltag – um das Leben genießen

Welche Rolle spielt die Achtsamkeit in deinem Leben?

Ben: Auch wenn heutzutage Achtsamkeit schon fast als “Modewort” gilt, spielt Achtsamkeit in meinem täglichen Leben eine wichtige Rolle. Gerade bei meiner beruflichen “Doppelbelastung” mit einer normalen 40 Stunden Arbeitswoche und dem täglichen Betreuen der eigenen Website ist es mir besonders wichtig in meinem Alltag Achtsamkeit ausleben zu können. Dies umschließt besonders mein körperliches und geistiges Wohlbefinden. 

Achtsamkeit ist etwas, mit dem man keinesfalls fahrlässig umgehen sollte. Achtsamkeit bildet für mich gewissermaßen ein Fundament für die eigene Gesundheit und ermöglicht mir das Leben in vollen Zügen genießen zu können.

Manchmal gibt es Tage, an denen es einfach viel zu tun gibt und es mir nicht immer möglich ist auf mich so zu achten, wie ich es mir wünsche. Doch ich versuche zumindest jeden Abend etwas Zeit für mich zu finden, um mir so noch etwas Gutes zu tun und achtsame Momente schenken zu können.

Digitale Balance – Ablenkungen reduzieren, um selbstbestimmt zu leben

Digitale Medien sind nicht mehr wegzudenken. Sie bieten viele Vorteile und zugleich zahlreiche Herausforderungen. Indem sie uns vom Aufwachen bis zum Einschlafen begleiten, versetzen sie uns durch ständige Erreichbarkeit, Entgrenzung und „Multitasking“ in andauernde Alarmbereitschaft – sie verursachen Stress. 
In meinen Seminaren ist dies ein sehr emotionales Thema.
Was machst du, um dich ganz auf eine Sache konzentrieren zu können und immer mal wieder wirklich „abzuschalten“?

Ben: Da gebe ich dir vollkommen recht! Die Versuchung zum kleinen, elektronischen Tagesbegleiter eines jeden Menschen zu greifen, ist oftmals sehr verführerisch. Was ich mir seit mehreren Jahren bereits angewöhnt habe, ist, dass mein Smartphone weder Benachrichtigungssignale, noch Vibrationen von sich gibt.

Während meiner produktiven Fokuszeiten stelle ich mein Handy gerne in den Flugmodus und lege es meist so weit weg, dass es gar nicht erst in Griffnähe bereitliegt. Soziale Medien – abgesehen von Instagram – habe ich schon lange von meinem Smartphone verbannt. Für Instagram und viele andere Apps habe ich die Benachrichtigungen ausgestellt. Meine Devise: Potenziellen Ablenkungen auf das Minimum reduzieren, um sich von der “Macht” seines Smartphones weitestgehend freizumachen.

Letztlich will ich mich bewusst dazu entscheiden können, wann ich zum Handy greifen möchte und wann nicht. In der Zeit der ständigen Erreichbarkeit und Informationsflut ist es doch manchmal auch ganz schön offline zu sein.

Minimalismus – bewusst wählen

Weniger ist mehr: Wie äußert sich das in deinem Leben?

Ben: Ich bin selbst ein großer Freund des Minimalismus! Gerade in unserer modernen Zeit und dem westlichen Leben besteht die Gefahr des schnellen Konsums und der Ersetzbarkeit. Diese Dinge bürgen ein gewisses Potenzial, dass wir uns zu einer “Wegwerfgesellschaft” entwickeln. Zum Glück haben sich die letzten Jahre viele Gegentrends – wie auch der Minimalismus – etabliert, welche mehr und mehr von Menschen ausgelebt werden.

Dabei ist mir der Kerngedanke des bewussten Konsums besonders wichtig, den jeder für sich selbst versuchen sollte zu interpretieren. Minimalismus heißt nämlich nicht nur noch mit 20 Sachen auszukommen, ein Oberteil zu tragen, in einem leeren Raum zu sitzen und nichts mehr konsumieren zu dürfen. Konsum inkludiert für mich viel mehr als nur die physischen Güter. Allgemein geht es darum seine Ressourcen und Unternehmungen achtsam und gewählt zu nutzen: Sei es wie man seine verfügbare Zeit handhabt, welche Aktivitäten man gerne ausüben möchte, welche persönlichen Beziehungen man pflegen möchte o.Ä. 

Nach diesem Wissen richte ich meinen Alltag aus und wende Minimalismus für mich an – öfters als es sich vermuten lässt. Was mir sicherlich noch zugutekommt, ist sowohl meine Sparsamkeit, als auch meine bewusste Lebensweise, die mich im Ausleben meiner persönlichen Definition des Minimalismus unterstützen.

Positive Psychologie – was ist schon selbstverständlich?

Obwohl wir das Privileg haben, in einem der wohlhabendsten Länder dieser Erde zu leben, wiegen die zwanzig Minuten Verspätung oft mehr als die schnelle, sichere und komfortable Zugverbindung. Manchmal habe ich das Gefühl, der Überfluss verbaue den Blick auf das Wesentliche.
Welchen Tipp kannst du geben, damit wir das kleine und große Glück wieder wahrnehmen?

Ben: Wie sehr du damit recht hast, Johanna! Mittlerweile wirkt vieles in unserem Leben als selbstverständlich. Viele unserer menschlichen Bedürfnisse können im Handumdrehen gestillt und befriedigt werden. Daher mein Tipp: Wieder mehr Dankbarkeit und Achtsamkeit ins eigene Leben lassen, sich an den Kleinigkeiten erfreuen, die das Leben für einen bereithält und auch das Selbstverständliche nicht als selbstverständlich anzusehen.

Allein solche “Eckpfeiler”, dass es mir gesundheitlich gutgeht, ich mich mit keinem knurrenden Magen schlafen legen muss, finanziell abgesichert bin, eine erfüllende Beziehung führe und einen gefestigten Freundes- und Familienkreis habe, halten mir mein Glück vor Augen. Wenn man sich dies regelmäßig bewusst macht, werden viele andere Probleme, die man aus seiner subjektiven Perspektive als so gewaltig ansieht, direkt viel kleiner – selbst die zwanzig Minuten Verspätung der Bahn.

Verbundenheit mit der Welt – sei selbst das Vorbild

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Nach meiner Rückkehr aus Südamerika fühlte ich mich lange Zeit ohnmächtig, als Einzelne etwas für die Umwelt und ein gerechtes Miteinander in unserer globalen Welt tun zu können. Doch oft sind es ja gerade die kleinen Dinge, die große Veränderungen bewirken. 
Minimalismus, bewusster Konsum und Nachhaltigkeit hängen untrennbar zusammen – was können wir tun, um durch das eigene Handeln einen Beitrag für eine gute Gesellschaft zu leisten?

Ben: Natürlich ist es einem als einzelner mehr als oft nicht möglich eine große, globale Veränderung herbeizurufen. Doch jeder von uns kann die Welt ein kleines Stückchen besser machen. Somit sollte man zuallererst bei sich mit diesem Bewusstsein starten und als gutes Beispiel für seine Mitmenschen vorangehen.

Man wird niemals einen Menschen dazu zwingen können seinen Glauben zu ändern. Doch jeder von uns kann für sein Umfeld als Inspirationen fungieren. Allein schon durch das Ausführen der eigenen Verhaltens- und Lebensweisen kann man anderen Menschen neue Wege aufweisen, ohne dass man ihnen zureden oder ihnen eine Meinung “aufzwingen” muss.

Als persönliches Beispiel: Ich ernähre mich seit knapp anderthalb Jahren nahezu vegetarisch und esse, wenn überhaupt alle paar Woche nur noch Bio-Fleisch. Und das in etwa nicht, weil mir jemand ins Gewissen geredet hat, sondern weil meine Freundin es mir vorlebte und ich es einfach nachgemacht habe. Ich wurde durch das Verhalten einer mir nahestehende Person inspiriert, habe das Gute erkannt und mich von selbst geändert.

Verbundenheit mit sich selbst – Kontrolle über den Alltag haben

Mit dem Weckerklingeln springen wir oft direkt ins Hamsterrad und vergessen uns inmitten voller Terminkalender, zahlreicher Verpflichtungen und unendlicher Optionen häufig selbst. 
Wie gelingt es dir, dich mit dir selbst zu verbinden?
Was ist deine Kraftquelle, um den eigenen Akku wieder zu füllen?

Ben: Im Alltag ist dies mit Sicherheit nicht immer einfach. Ich bin dahingehend zum Glück ziemlich resilient und habe unterschiedliche Techniken gefunden, die für mich funktionieren. Das würde ich jedem empfehlen: Verschiedene Methoden ausprobieren, ehe man abschätzen kann, was einem guttut.

Manchmal ist es wirklich die absolute Ruhe und die Zeit mit mir alleine. Ich kann die Einsamkeit genießen und entziehe mich manchmal ganz bewusst und gerne der Gesellschaft anderer Leute. Dabei lasse ich gewisse Verpflichtungen, die auf sich warten dürfen, einfach liegen – als würde ich mir selber sagen “Jetzt einfach mal nicht”. Mit dieser bewussten Entscheidung versuche ich mir die Kontrolle über meinen Alltag zurückzuholen und mich nicht mehr von den unterschiedlichsten Aufgaben leiten zu lassen. Was mir ansonsten immer hilft, ist das Hören meiner Musik.

Doch auch ganz konträr hilft mir regelmäßig das “Aktiv-Sein”, was meine Akkus wieder füllt. Es ist die gemeinsame Zeit mit den Menschen, die mir am Herzen liegen, die mir mit ihrer Präsenz Kraft schenken und den Rücken stärken: meine Freundin, mein Bruder, meine Eltern und meine engsten Freunde.

Als “Notfallmedizin” hilft mir immer wieder der Sport. Die körperliche Ertüchtigung verschafft mir regelmäßig einen freien Kopf und lässt mich all den Alltagsstress vergessen. Denn es lässt mich wenig nachdenken – außer an Rennen, Schwitzen und sich mit anderen sportlich zu messen.

Vom Wissen zum Tun – früh aufstehen, um selbstbestimmt in den Tag zu starten

Gute Gewohnheiten sind der Schlüssel, um unsere Wünsche und Ziele zu realisieren. 
Gibt es eine Routine, die du täglich praktizierst?

Ben: Gute Gewohnheiten können letztlich schon ganz banale Dinge sein: dass man gesund kocht, regelmäßig Sport macht, genug Wasser trinkt, ab und zu zum Buch greift – all darauf versuche ich zu achten.

Des Weiteren bin ich keiner, der den ganzen Tag nur faulenzen kann. Egal, ob ich freihabe oder nicht: Bei mir klingelt immer morgens der Wecker. Ich bin ein Frühaufsteher und habe morgens meine produktiven Stunden – auch gerne manchmal schon um 6:00, wenn andere noch schlafen. Ich mag das Gefühl vor allen anderen wach und produktiv zu sein.

Eine gute Gewohnheit für mich – selbst wenn man es kaum glauben mag – ist die Arbeit an und für DailyMentor. Viele der Themen aus der Persönlichkeitsentwicklung begegnen mir täglich und die Arbeit in diesem Bereich erfüllt mich zutiefst. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich meine Leidenschaft, zur Arbeit und guten Gewohnheit gemacht habe, der ich mich am Tag mehrere Stunden widmen darf.

Inspirationsquelle

Ein gutes Buch, ein spannender Podcast, ein bleibendes Zitat, ein Lieblingslied – es gibt viele Inspirationsquellen. 
Was inspiriert dich?

Ben: Da gibt es einfach zu viel, weshalb ich lieber eine Auflistung mache, um ein paar meiner Lieblinge vorzustellen:

Speziell für den Minimalismus – Matt D’Avella: Für alle, die sich gerne mit dem Thema Minimalismus und dem bewussten Konsum beschäftigen, empfehle ich die Werke und Videos des YouTubers, Podcasters und Filmregisseurs Matt D’Avella. Sein YouTube Kanal umfasst unterschiedlichste Themen des Minimalismus und Persönlichkeitsentwicklung. Seine Dokumentarfilme “Minimalism” und “Minimalismus – Weniger ist jetzt” findet man auch bei Netflix.

Für unternehmerische Inspirationen – Tim Ferriss: Der US-amerikanischen Unternehmer, Podcaster, Angel Investor, Besteller-Autor und – so wie ich ihn gerne beschreibe – “Der-Absolute-An-Sich-Selbst-Experimentierer” hat mich stark beeindruckt. Seine Bücher kann ich nur jedem ans Herz – vor allem der Besteller “Die 4-Stunden-Woche”.

Der Allesmacher – Fynn Kliemann: Mittlerweile in deutschen Medien sehr gut bekannt. Der Einfachheit halber, müsste man wohl eher aufzählen, was er alles nicht gemacht hat, als das, was er macht. Fynn ist einfach ein Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat und mich die letzten Jahre stark inspiriert hat. Seine Musik ist für mich ein täglicher Begleiter (Lieblingslieder: Zuhause, Alles was ich hab, Eine Minute, Alles nur geliehen)

Mein aktuelles Lieblingszitat: “Der sicherste Ort für ein Schiff ist der Hafen. Doch dafür sind Schiffe nicht gemacht.” (vom Schriftsteller John Augustus Shedd)

Gutes Netzwerk

Lieber Ben, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst.
Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Ben: Ich bedanke ganz herzlich bei dir, Johanna! Patrick und ich verfassen unser Wissen und unsere Gedanken regelmäßig bei DailyMentor.de und sind zudem bei Pinterest zu finden.

Vielen Dank für das angenehme Gespräch und die tollen Fragen! Alles Gute!

Ben Münster ist der Mitgründer von DailyMentor. Gemeinsam mit Patrick Germann konzipieren sie auf ihrer Website Persönlichkeitstests und verfassen Artikel über Themen aus der Persönlichkeitsentwicklung und Psychologie. Das Ziel mit ihrer Website ist einfach: Sie möchten ganz unterschiedliche Menschen in ihrem Alltag erreichen, helfen, inspirieren und dazu motivieren, sich neu zu entdecken.

Ben Münster - Selbstbestimmt leben

Ständig online: Der Sog der digitalen Welt

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Ständig online: Gab es eine Zeit vor dem Smartphone? Ja! Dieser Text beinhaltet Gedanken aus dem Jahr 2010. Damals besaß ich kein Smartphone und bin sechs Monate ohne Handy durch Südamerika gereist. Es war nur ein Albtraum, dass die Welt hinter die Displays ver-rückt … Und wo stehen wir heute?

Albtraum: Die analoge Welt ist ausgestorben

Online bin ich weggedriftet. Der stiftlose Schriftverkehr hat mich verkehrt gelenkt. Ich bin von Seite zu Seite gesprungen, wurde immer weiter verlinkt und nach irgendeinem Seitensprung, habe ich die Orientierung verloren. Als hätte mich jemand im Kreis gedreht, dreht sich die Welt im Kreis, obwohl ich bewegungslos verharre und nur apathisch auf den Bildschirm starre.

Das Internet hält mich gefangen.

Es ist das Zuhause aller, das Brot für die Welt, die Religion, an die alle glauben, ohne es zu wissen. Hier sind alle gleich, hier ist alles gerecht und doch rächt es sich, denn das Internet ist groß. Unendlich und doch endlich.

Wo ich aufhöre, fängt das Internet erst an: Es hat die Gedanken, die ich selber nicht habe. Es zeigt mir die Orte, an denen ich noch nicht war. Es spricht die Sprachen, die ich nicht verstehe. Es kennt meinen Geschmack und weiß, was ich suche, ehe ich weiß, was ich brauche. Es schlägt mir Freunde vor und Seiten auf, die zu mir passen. Es weiß alles und ich weiß, dass ich nichts weiß, nur wo ich es finde: Im Internet.

Aber das Internet ist groß. Unendlich und endlich grenzenlos. Endlich alle Grenzen los und macht kleine Menschen groß.

Es ist das Tagebuch aller, auch wenn jeder meint, seines läge sicher – und sicher ungelesen – in der Schublade des Nachttischs. Dabei sind die geheimsten Geheimnisse der großen Geheimdienste und die privatesten Privatsphären der kleinen Privatmenschen online ein offenes Buch, das man doch nicht aufschlagen kann, weil man nichts in den Händen hält und nichts in den Händen hat.

Das Internet ist groß. So groß, dass man sich selbst darin verliert und doch klein genug, um alles andere immer wieder zu finden. Die Datenströme halten mich gefangen wie ein unsichtbares Spinnennetz. Ich will hier raus! Aber das Internet geht nicht aus. Ich bin verloren und habe mich selbst verloren.

Findest du mich?
Findest du dich in mir wieder?

Wie schwer ist es doch, die Seele zur Ruhe zu bringen, wenn sie immer in Bewegung gehalten wird. Wenn ihre stoffliche Oberfläche an jeder weltlichen Möglichkeit haften bleibt und das sich darunter Befindende immer Wellen schlagen muss und niemals ruhig werden darf. Niemals laut werden darf. Niemals atmen darf, weil kaum jemand danach verlangt.

ständig online

Ständig online, weil die digitale Welt nicht schläft

Wie schwer ist es doch, die Seele zur Ruhe zu bringen, wenn man ständig die neuesten Meldungen aus aller Welt verfolgt und das Leben der anderen mitlebt. Wie ein kleiner Parasit, der immer mitisst, aber nie satt wird, klebe ich auf den Seiten der anderen, während meine Seite sich nicht füllt, weil sein Wirt ihn nicht mit Leben stillt.

Weil das Leben der anderen so aufregend ist und das eigene Leben nur aufregt, weil das Leben der anderen so lange weilt und das eigene Leben nur langweilt, bin ich online immer so gerne unterwegs.

Fiktive Außenshow und mangelnde Innenschau

Analog bin ich immer einsam, aber online bin ich nie allein. Hier habe ich tausende Freunde, die Dinge mit mir teilen, sich mir mitteilen und online mit mir verweilen. Dabei sind unsere Gesichter verzerrt, genau wie Realitäten: Als Avatars feiern wir Urlaube, Hochzeiten und Partys, die Schattenseiten hingegen verbergen wir offline – deshalb will da ja auch keiner mehr sein. Man stellt nur hin und wieder einen positiven Ausschnitt ins Netz rein.

Die virtuelle Existenz zeigt uns gebündelte Extravaganzen und das besondere Leben der anderen. Trügerische Wahrheit. Die Abgründe der Seele stellt niemand zur Schau. Wie die Werbung mit perfekt anmutenden Charakteren spielt, entwerfen wir in den sozialen Netzwerken einen makellosen Katalog unseres Selbst.

Haben wir die falschen Vorbilder?
Oder die falschen Bilder vor uns?

Perfekte Ästhetik, Erlebnishunger und hungern bis wir dem Ideal entsprechen – dabei kann uns tief im Innern gar nichts mehr satt machen. Wir haben Hunger nach Leben und bemerken es nicht, weil die Apathie nicht gern spricht. Die innere Leere wird im Außen gefüllt, zugemüllt und vom Aktionismus umhüllt.

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Ständig online wegen der Sucht nach Dopamin

Wie schwer ist es doch, die Seele zur Ruhe zu bringen, wenn man sich ständig fragt, wie viele ungelesene Nachrichten im virtuellen Briefkasten warten. Dabei ist es gar nicht das Wer oder das Wie viele – es ist viel mehr das sinnlose Ob jemand geschrieben hat. Ob da etwas ist, das man öffnen kann. Wie ein Geschenk, dessen Inhalt man nicht kennt, und wie ein Spender, dessen Namen man nicht nennt, braucht man nur das Blut. 

Online gehe ich den Weg zum Briefkasten deshalb unablässig, während ich den Blick in mein Postfach vor der Haustür nur noch einmal wöchentlich wage. Eine Nachricht auf dem überholten Briefweg kann ohnehin nicht von Bedeutung sein – sie hat Zeit. Wie schön für sie – ich habe sie nicht. Denn online ist immer was los und deshalb bin ich die Zeit los, ohne zeitlos zu sein. Immer auf dem Sprung und doch nie zum Absprung bereit, vergeht die Zeit und bleibt einfach nicht stehen und auch nicht bei mir.

Wieder ein Klick auf Posteingang – meine Zwangsneurose bekommt immer mehr Gewicht. Infiziert habe ich mich online und wenn ich die Sendezeit meiner E-Mails mit der Antwortzeit vergleiche, ist längst eine Epidemie ausgebrochen. Liegen zwischen Senden und Empfangen mehr als sechzig Minuten, ist meine Angstneurose aktiviert und ich sorge mich, dass der Angeschriebene, der Patient im Nachbarbett, an seiner Neurose verstorben ist. Ich hätte längst eine neue Nachricht erhalten müssen, was der Verabreichung meiner nächsten Tablette gleicht, sodass endlich die Angst weicht.

Doch nichts passiert.

Über Skype setze ich einen Notruf ab und klingle vergeblich nach meiner Schwester. Zur Ablenkung gehe ich online Shoppen und bezahle über Online-Banking die Rechnung meiner Bestellung.­ Das Internet kennt keinen Sonntag, das Internet ist immer nett.

Ständig online, doch innen immer hungrig

Das Internet kann alles, nur meinen Hunger stillt es nicht und so bedaure ich, dass Fast Food nur schnell und nicht schlank ist. Ich möchte es im Postfach haben und nach dem Download entpacken. Einen Buchstabensalat als Leibgericht, der meine innere Leere besticht. Nicht kochen, keinen Abwasch machen, kann das Internet das nicht machen? Denn ich kann hier nicht weg, sonst verpasse ich was.

Ich schlucke den Hunger runter, aber er macht mich nicht satt. Denn in mir lebt ein Teil, den weder das Ob, noch die Nahrung füllen kann. Nur ich könnte ihn füllen, wenn ich wüsste, wer ich bin und zwar ohne eingeloggt zu sein. Wenn ich wüsste, wer ich offline wäre, würde es mich dort noch geben. Aber da bin ich ja nicht, sonst verpasse ich was. Nur einmal in der Woche, wenn ich den Weg zum Briefkasten wage, wo mir niemand mehr begegnet und mich nichts erwartet.

Aber online ist immer was los. Die ganze Welt wittert twitternd, dass was passiert und zittert, wenn was passiert. Immer ist irgendwo Unruhe, denn über Ruhe kann man nicht berichten. Immer passieren irgendwo Katastrophen, denn der Alltag schreibt keine Geschichten.
Wir lieben das Extravagante und brauchen den Rausch, Normalsein war gestern und Traditionen auch.

Ver-rückte Welt

Unser Leben ist hinter den Bildschirm gerückt. Es findet zweidimensional, also ziemlich flach, vor kleinem Horizont statt. Die Tiefe geht verloren, die Oberflächlichkeit lebt. Man ist nur noch im Außen, das Innen verklebt. Natur ist das gekippte Fenster, Bewegung das gekonnte Fingerspiel über der Tastatur und eine gute Konversation ein virtueller Dialog.

Die analoge Welt ist ausgestorben.

Mein Albtraum ist wahr geworden und keiner hat es wahrgenommen, weil jeder hinterm Display steckt und niemand mal den Kopf ausstreckt. Dabei kann das Internet nicht träumen, nicht riechen, nicht fühlen, nicht lachen und keine schönen Dinge machen. Es betäubt die Sinne und klaut uns das Leben.

Sehnsucht nach Realität

Wenn die ganze Welt so funktioniert,
kann man sich nicht mehr rausnehmen,
nur noch ausgrenzen
und Grenzen schaffen,
die Raum für sich selber lassen,
auch wenn einen dann die anderen hassen.
Mal wieder mit sich sein, so ganz allein.
Mal wieder analog sein, nicht immer nur online.
Was früher ganz normal war,
ist heute eine Seltenheit.
Heute hat selten jemand Zeit,
weil jeder alles machen will,
weil jeder alles machen kann,
weil jeder überall sein will
und das am liebsten gleichzeitig.
Hier und da, im All und überm All,
und überall da, wo noch niemand war.
Und jeder will doch schon gleich wieder zurück sein,
um nicht zurückzubleiben,
und hinterherzueilen.
Denn wer den Anschluss verliert, verliert den Anschluss. Dabei sind wir längst kabellos vernetzt und dennoch in etwas verstrickt, das uns zusammenhalten soll, aber uns die Luft zum Atmen nimmt und manchmal erstickt.

Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Zwischen den Zeilen reisen

Wann wird das Online-Sein gefährlich? (Planet Wissen)

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Die Geschichte vom Tempel der tausend Spiegel

Kurzgeschichten zum Nachdenken

Diese Geschichte vom Tempel der tausend Spiegel führt vor Augen, wie sehr sich unser persönliches Erleben und Verhalten in der Welt widerspiegelt und somit auch, welchen großen Einfluss wir darauf haben, ob unsere Umgebung uns anlächelt oder „zurückknurrt“ – sie ist letztlich nur der Spiegel unseres Selbst.

Tempel der tausend Spiegel

In Indien gab es den Tempel der tausend Spiegel. Dieser lag hoch oben auf einem Berg und sein Anblick war gewaltig. Eines Tages erklomm ein Hund den Berg. Er lief die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel:

Als er in den Saal mit den tausend Spiegel kam, sah er tausend Hunde. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell, klemmte den Schwanz zwischen die Beine, knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne.

Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden besteht.

Einige Zeit später kam ein anderer Hund den Berg herauf. Auch er lief die Stufen hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel:

Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah auch er tausend andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf.
Dieser Hund verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden besteht, die ihm wohl gesonnen sind.

Tempel der tausend Spiegel

Und die Moral von der Geschichte des Tempels der tausend Spiegel?

Mal in den Spiegel schauen und sich selbst reflektieren

Die Geschichte vom Tempel der tausend Spiegel zeigt, wie kraftvoll unsere innere Ausrichtung ist. Wir können unsere Haltung wohlwollend für uns und andere einsetzen, aber auch gegen uns verwenden. Ganz egal, was wir denken – für gewöhnlich glauben wir uns. Dabei ist es egal, ob unsere Ansichten und Gedanken stimmen oder nicht.
Wie wir unsere Haltung und unser Mindset trainieren können ist u.a. Teil meines Achtsamkeitsseminars auf Sylt.

Mehr zu diesem Thema erfährst du auch in meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Selbstfürsorge im Lockdown – was du jetzt für dein Wohlbefinden tun kannst

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge lernen wir (leider) nicht in der Schule oder im Studium. Dabei ist der achtsame Umgang mit sich selbst elementar für unsere Zufriedenheit – und in Zeiten von Einschränkungen besonders wichtig. Wie immer sind es nicht die großen komplizierten Aktionen, die den Unterschied machen, sondern kleine einfache Elemente, die wir unmittelbar in unseren Alltag integrieren können. Manchmal fast zu banal, um darüber zu berichten, doch eben gerade weil so banal, so oft von uns vergessen und daher eine Erinnerung wert.

Das kannst du jetzt tun – Verhaltensstrategien für deine Selbstfürsorge:

Tageslicht und frische Luft

Der Lockdown fordert uns und unsere Psyche neben allen Unsicherheiten besonders mit dem kaum vorhandenen Licht in den kurzen Wintertagen. Für unsere Psyche und für unser Immunsystem macht es einen großen Unterschied, ob wir uns in Räumen oder unter freiem Himmel aufhalten. Verbringe deshalb jeden Tag Zeit draußen im Tageslicht – auch wenn es noch so grau aussieht.

Selbstfürsorge-Tipp 1:

Positives Mindset – die Kraft von innen

Immer wichtig, aber aktuell noch mehr: Gute Gedanken.
Auch wenn vieles wegfällt, gibt es viel Positives, das bleibt. Lenke den Fokus auf das Gute in deinem Leben und praktiziere Dankbarkeit. Wir sollten die Kraft unseres Geistes nicht unterschätzen – in beide Richtungen – und sie deshalb für uns nutzen.

Selbstfürsorge-Tipp 2:

Geistige Nahrung – die Kraft von außen

Die von Einschränkungen, Verzicht und negativen Schlagzeilen geprägte Zeit zieht unseren Horizont ziemlich eng. Wir verrennen uns in unseren eigenen Gedanken, die manchmal nicht viel Spielraum gewähren. Wenn Kino- oder Museumsbesuche, Städtetrips und Konzerte wegfallen, kommt die Künstlerseele in uns ziemlich kurz.
Doch Kunst und Kultur, fantasievolle Geschichten, positive Impulse und geistige Anregungen finden wir auch in Büchern oder digital. Natürlich ist das etwas anderes, aber immer noch die beste Alternative.
An Online-Seminaren teilzunehmen, Bücher zu lesen, Hörbuch, Podcast oder Musik zu hören erweitern den Horizont, fördern die Kreativität und malen die Welt mit neuen Farben an. Außerdem lässt uns der Fokus auf eine einzige Sache ganz im Hier und Jetzt sein.

Selbstfürsorge-Tipp 3:

Soziale Kontakte trotz Social Distancing

Soziale Kontakte sind elementar für unser Wohlbefinden. Besonders für Alleinlebende ist es wichtig, Alternativen zu den persönlichen Treffen zu nutzen bzw. es auszunutzen, dass Treffen mit einem weiteren Haushalt möglich sind.
Ein gemeinsamer Spaziergang, ein Telefonat, ein Videoanruf mit der ganzen Familie oder dem Freundeskreis sind jetzt besonders wichtig. Eine Karte oder einen Brief zu schreiben hilft auch, den eigenen Gedanken Ausdruck zu verleihen und sich mit der anderen Person verbunden zu fühlen.

Selbstfürsorge-Tipp 4:

Routinen, die dir und deiner Familie eine Struktur verleihen

Wann klingelt der Wecker? Wie sieht die Morgenroutine aus? Wann ist Pause, wann Mittagessen, wann Zeit für frische Luft? Um wie viel Uhr ist Feierabend und mit was belohnst du dich?
Wenn die äußeren Strukturen – Arbeitsweg, festgelegte Zeiten für Arbeit und Hobbys – wegfallen, müssen wir sie selbst, manchmal auch künstlich, erstellen.
Es ist wichtig, dass wir nicht einfach in den Tag hineinleben. Festgelegte Zeiten und gesetzte Ziele ermöglichen Fokus und Produktivität. Bestimme am Abend deine Prioritäten für den nächsten Tag und mache pünktlich Feierabend – die Balance aus Pflichten und Belohnung ist wichtig für das Zusammenleben und das eigene Wohlbefinden.

Selbstfürsorge-Tipp 5:

Digitale Balance

Digitale Medien ermöglichen Homeoffice, Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten über jede Distanz hinweg.
Und trotzdem, oder gerade weil wir aktuell vermutlich noch mehr Zeit vor dem Display verbringen, sollten wir ganz bewusst Phasen der Unerreichbarkeit pflegen.
Festgelegte Zeitfenster für Arbeit, zum Lesen und Beantworten von Nachrichten oder auch für die private Nutzung sind hilfreich, um sich nicht in der Unendlichkeit der digitalen Welt zu verlieren. Denn das passiert ganz schnell – und oft unbewusst.
Also: Sei bewusst online und nutze die Vorteile, aber schalte auch ab, denn nur so kannst du wirklich regenerieren.

Selbstfürsorge-Tipp 6:

Die Seele baumeln lassen

Schenke dir fünf stille Minuten. Entschwinde der Welt um dich herum. Vergiss den Wahnsinn da draußen und blicke nach innen. Lausche deinem Atem, begegne der Stille und der Kraft in dir. Sie trägt dich durch den Tag, durch dein gesamtes Leben.
Schenke ihr Raum.
Mach die Stille in dir laut, indem du sie wahrnimmst.
Lasse deine Gedanken spazieren gehen, während du dich auf den Atem fokussierst, der dich mit Klarheit und Energie füllt. Auf diese Weise lädst du deine Batterien auf, wirst zufriedener und zentrierter.

Selbstfürsorge-Tipp 7:

Bewegung

In Zeiten von Homeoffice und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten ist der Alltag vieler Menschen sehr bewegungs­arm. Wir bewegen uns manchmal nur vom Bett zum Bad, vom Bad in die Küche, von der Küche auf den Bürostuhl und von dort auf die Couch.
Das macht müde und träge.
Bewegung hingegen hebt die Stimmung und reduziert Stress. Du kannst dem Stress des Tages nicht davonlaufen, aber du kannst ihn durch Laufen von dir abwerfen. In nur dreißig Minuten.
Verabrede dich (ein weiterer Haushalt ist ja erlaubt), melde dich zu Online-Kursen an oder mach es zu einem Ritual, dich vor Arbeitsbeginn, in der Mittagspause oder nach Feierabend zu bewegen. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann auch einen künstlichen Arbeitsweg darstellen, um Arbeitsbeginn und -ende trotz fehlender räumlicher Trennung klar abzugrenzen.
Das Schwierigste an der Bewegung ist oft der erste Schritt. Eine Seminarteilnehmerin sagte „Bereuen tut man es nie.“, und ich finde, dass sie recht hat.

Selbstfürsorge-Tipp 8:

Guter Schlaf

Ausreichender und tiefer Schlaf lässt uns kreativ und produktiv sein und wir können am nächsten Tag unsere Emotionen besser steuern – kurz: Wir können den Alltag besser meistern.
Entwickle eine Abendroutine, mit der du besser schlafen kannst. Lies etwas, hör ein Hörbuch, schalte den Fernseher gar nicht ein und nimm das Smartphone nicht mit ins Schlafzimmer. Eine warme Dusche, ein entspannender Tee oder ein paar Minuten vor dem Schlafen zu meditieren bringen die Ereignisse des Tages – und somit auch dich – zur Ruhe.

Selbstfürsorge-Tipp 9:

Positive Aspekte erkennen

Und zuletzt: Ist wirklich alles schlecht? Oder gibt es vielleicht positive Aspekte in dieser Situation, die es ohne den erzwungenen Verzicht nicht gegeben hätte?
Vielleicht ein Gefühl von Entschleunigung. Mehr Zeit zu Hause. Zeit für die Familie. Zeit, um Liegengebliebenes zu erledigen. Kein Freizeitstress, sondern Zeit für dich.
Es gibt nichts im Leben, das nur eine Seite hat. Das Leben besteht aus Polarität. So auch diese Situation. Ohne die Augen zu verschließen, sollten wir den Blick immer wieder auch auf das Positive lenken, annehmen, was wir selbst nicht verändern können und gestalten, wo es möglich ist.

Jammerfasten und Minimalismus – 5 Fragen an Afschin

Jammerfasten mit Afschin

Jammerfasten: Der Blogger Afschin erklärt, warum wir jammern, wie wir damit aufhören und wie wir mit negativen Menschen umgehen. Er berichtet über die Vorteile von Minimalismus und wie wir das Wesentliche in Kleinigkeiten finden – vielen Dank, lieber Afschin.

Interview mit Afschin

Lieber Afschin, stell dich kurz vor: Wer bist du und was machst du?

Afschin: Ich bin Mann, Vater, Blogger, Grafikdesigner, Lebensforscher und liebe das einfache Leben und Minimalismus. Seit 2005 schreibe ich über lebendige Spiritualität und möchte für das Leben und das “Normale“ im Alltag begeistern und sensibilisieren.

Wir sind alle verbunden – das gibt Anstoß zur Verantwortung

Auf deiner Website schreibst du, dass du mit 17 Jahren aus dem Iran geflüchtet bist, wie sehr dich die Flucht geprägt hat und dass du in Deutschland ein neues Zuhause gefunden hast.
Inwiefern hat dich dieser Weltenwechsel geprägt? Und was können wir jeweils von der anderen Kultur lernen?

Afschin: Die größte Herausforderung für mich war und ist, diese zwei Kulturen in meinem Herzen zu vereinigen. Das hat mich innerlich ausgedehnt. Dadurch ist mir bewusst geworden, dass wir alle durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden sind. Unsere Art und Weise zu leben hat unmittelbar Einfluss auf das gesamte Leben. Dieses Erkenntnis hilft mir mehr Verantwortung zu übernehmen.

Jammerfasten – raus aus dem Mangel

Auf deiner Seite bietest du einen kostenlosen Jammerfrei Minikurs für weniger Lästern und Klagen und mehr Lebensfreude an.
Warum jammern, lästern und klagen wir so viel? Und wie schaffen wir es, diese Verhaltensmuster zu reduzieren?

Afschin: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass überwiegend Menschen jammern, denen es gut geht! Es ist paradox, aber es ist leider so. Manchen, denen es wirklich nicht sehr gut und allen Grund zu jammern und klagen hätten, jammern nicht viel. Sie schildern oft einfach ihre schlechte Situation, was auch in Ordnung ist.

Die Perspektive wechseln

Ein Hauptgrund, warum viele Menschen jammern, liegt daran, weil sie ihren Fokus so sehr auf Mangel richten und auf das, was sie noch nicht haben bzw. haben wollen. So verlieren sie ihren Blick für das, was sie haben und was sie erreicht haben.
Jammern ist auch eine Art Projektion! Mit Jammern, Lästern und Klagen projizieren wir das, was sowieso in uns (meist seit Kindheit) drin ist, nach Außen: Z.B. auf eine Person, eine Situation oder einen Ort.

Jammerfasten, um eigene Muster zu erkennen und zu lösen

Deshalb lade ich in meinem Onlinekurs Jammerfasten die Teilnehmer dazu ein, dem eigenen Verhalten bewusst zu werden und das Jammern als Anlass zu nehmen, um nach Innen zu schauen, um die eigenen Muster zu erkennen und zu lösen.
Jammern ist eine Programmierung des Egos. Das können wir nur dann abstellen, wenn wir uns dessen bewusst werden. Das bedeutet, wir sollten uns einfach dessen bewusst sein, dass wir gerade jammern und das Jammern erst einmal annehmen. Dann verliert diese Angewohnheit nach und nach an Kraft und Energie. Bewusstsein ist ein Licht. Dort wo es scheint, kann keine Ego-Programmierung existieren.

Jammerfasten und der Umgang mit negativen Menschen

Hat man für sich die Absicht getroffen, positiver durchs Leben zu gehen, begegnet man doch unweigerlich immer wieder Energievampiren, die subtil zum Mitlästern und Mitklagen animieren.
Wie geht man am besten damit um?

Afschin: Diese Frage gefällt mir sehr gut, gerade wie du sie formuliert hast. Ich bin der Meinung, dass jede Begegnung im Leben einen Sinn hat und gibt mir die Chance zu erkennen, wie es in meinem Inneren aussieht. Und wenn ich mich entscheide, bewusst durchs Leben zu gehen, dann kann ich in meinen Begegnungen immer NUR mich selbst erkennen.

Bedürfnisse ausdrücken oder die Situation verlassen

Ein „Energievampir“ kann nur bei uns andocken, wenn wir ihm den Nährboden anbieten. Wir können hier lernen unsere Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, indem wir versuchen das Gespräch in eine konstruktive Richtung zu lenken. So schaffen wir einen Raum, in dem sich die Situation zum Wohle aller Beteiligten entwickeln kann. Wenn das nicht möglich ist, dann müssen wir konsequent sein und die Situation verlassen.
Ich gebe zu, es ist nicht immer bequem, aber es ist der richtige Weg. Diese Entscheidung zu treffen, bedeutet Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen.

Wie Minimalismus das Leben vereinfacht

Du schreibst, dass du das einfache Leben und Minimalismus liebst.
Wie äußert sich das in deinem Leben und was sind die Vor- oder auch mögliche Nachteile eines minimalistischen Lebensstils?

Afschin: Minimalismus ist so ein tolles Thema! Wenn man davon spricht, dann denken die meisten Menschen daran, dass sie alles loswerden und verkaufen und aus einem Koffer leben müssen. Viele fühlen sich dann in ihrer Freiheit eingeschränkt.
Wir denken, dass „immer mehr“ besser sei. Wir sollen mehr verdienen, mehr reisen, mehr Erfahrungen, mehr anhäufen usw. Das wird uns auch durch Medien und Werbung ständig suggeriert.
Mehr ist nicht immer besser. Mittlerweile belegen viele Studien, dass Menschen mit weniger glücklicher sind. Je mehr Auswahlmöglichkeiten wir haben, umso unzufriedener sind wir mit dem, was wir ausgewählt haben. Wir haben immer das Gefühl, dass etwas anderes vielleicht besser wäre. Mehr Auswahl bedeutet mehr grübeln!
Minimalismus bedeutet für mich Ablehnung sowie Einschränkung von unwichtigen Alternativen und Zerstreuung. Stattdessen fokussiere ich mich auf das, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Minimalismus erleichtert das Treffen von Entscheidungen, da unser Fokus auf dem Wesentlichen liegt und was uns glücklich macht. Minimalismus nimmt uns die Angst, dass wir im Leben etwas verpassen könnten. Minimalismus hilft, dass wir uns auf einige wenige, aber wichtige Ziele konzentrierten, die wir dann auch erreichen können.

Die Wunder zeigen sich, wenn man aufhört nach ihnen zu suchen

Ein Zitat von dir lautet: „Das Wesentliche in Kleinigkeiten zu finden, ist unser größtes Abenteuer“, und du hast Antworten auf deine persönlichen Lebensfragen im ganz normalen Alltagswahnsinn gefunden. Viele Menschen führen allerdings über viele Stunden ein Leben im Autopilot-Modus und verpassen häufig die kleinen wertvollen Momente des Alltags.
Hast du einen Tipp, wie man diese kleinen versteckten Wunder und Lehren entdeckt?

Afschin: Ja: In dem wir aufhören nach ihnen zu suchen! Mein Meditationslehrer hat mir immer wieder gesagt: „Sei einfach bewusst und tu, was du immer tun willst. Dann entdeckst du in allem das Wunder des Lebens. Sie offenbaren sich dir, ohne dass du nach ihnen suchst.“ Das ist zwar ganz einfach, aber nicht leicht. Es braucht Übung und man muss bereit sein, den Verstand mal abzuschalten oder zu überhören. 🙂

Lieber Afschin, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Afschin: Sehr gerne. Danke für deine Einladung, Mühe und Geduld, da du so lange gewartet hast. Wer mir gerne folgen möchte, kann das am besten durch meinen Newsletter „Bitte einen Espresso“. Anmeldung und Infos auf www.bitte-einen-espresso.de

Afschin ist Mann, Vater, Blogger, Grafikdesigner, Lebensforscher und liebt das einfache Leben und Minimalismus. Seit 2005 schreibt er über lebendige Spiritualität und möchte für das Leben und das “Normale“ im Alltag begeistern und sensibilisieren.

Jammerfasten mit Afschin

Eindrücke vom Achtsamkeitsseminar

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Seminar an der Nordsee: Eindrücke vom Achtsamkeitsseminar im September 2020.

Seminar Nordsee

E r s t e r   S e m i n a r t a g.
Vom Nebel ins Licht. Umhüllt von Wassertröpchen. Gehen im eigenen Takt zum Rhythmus der Wellen. Dazwischen Stille, fast nichts. Bis die Welt den Vorhang aufzieht. Und die Farben explodieren. Der Herbst malt wunderschön.

Die Themen am Abend sind der passende Rahmen: Achtsamkeit und digitale Balance.
Danke an meine wunderbaren Teilnehmer*innen. Ich freue mich auf morgen.

Z w e i t e r   S e m i n a r t a g.
In die Stille eintauchen und durch ein Gemälde ziehen. Die Sinne anschalten: Sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen – staunen. Sich im Detail verlieren und in der Ruhe finden. Als Gruppe zu schweigen verbindet. Und strahlt ganz still etwas aus.

Abends die Hintergründe rund um das Thema Stress verstehen und persönliche Wege für mehr Wohlbefinden, Klarheit und Entspannung entdecken.

Schön wars :). Intensiv und sonnig. Ein Geschenk.

D r i t t e r   S e m i n a r t a g.
Den Tag an der Nordsee beginnen. Atmen. Sich erden und beobachten, wie die ersten Wellen im Sonnenlicht brechen.
Wandern und den Körper spüren. Wieder auf anderen Pfaden unterwegs, die den Trubel der Insel nicht kennen. Weit weg vom Alltag und sich selbst ganz nahe sein. Mal anders Urlaub machen: Langsamer und doch so bewegt.

V i e r t e r   S e m i n a r t a g.
Die Naturgewalten spüren. Den Wind mit allen Sinnen erleben. Die Vielfalt der Insel entdecken.
Das sagen meine Teilnehmer*innen: „Das Leben spüren. Freiheit und Freude. Sich durchpusten lassen und lebendig fühlen. Anstrengend, aber gut. Bemerken, wie klein man ist.“

Am Abend geht es um die Kraft unserer Gedanken – sie sind genau so unsichtbar wie der Wind und hinterlassen Spuren: Wie sie wirken, warum wir denken wie wir denken und wie wir sie lenken. Nicht, um die Welt blind in bunt anzumalen, sondern um rauszukommen aus unbewussten Mustern und für unsere Selbstfürsorge.

Danke an meine Teilnehmer*innen für so viel Tiefgang, Ehrlichkeit und positive Energie.

F ü n f t e r   S e m i n a r t a g.

Wandern, wo niemand ist. Wolken hängen tief. Der Himmel in pastell. Den Sehsinn aus-, den Tastsinn einschalten. Die veränderte Wahrnehmung führt vor Augen, wie schnell ein Bild vor unserem geistigen Auge entsteht, das der Wahrheit oft nicht entspricht.

Geschafft: Angekommen. Bei sich selbst. Den eigenen Standpunkt bestimmt und Kraft getankt. Die Vielfalt der Insel mit allen Sinnen achtsam erlebt. Wer achtsam ist, läuft nicht mehr an der Welt vorbei, sondern sammelt die Momente bewusst ein. Das Zeitempfinden verändert sich. Man erlebt. Lebt. Von Augenblick zu Augenblick. Kommt vom Tun ins Sein. Raus aus dem Alltag, rein in den Urlaub, der sich viel länger anfühlt als sechs Tage.

Am Abend bündeln wir die Impulse der Tage und mit der gewonnenen Klarheit setzt sich jeder ein persönliches Ziel.

Bei einem gemeinsamen Abendessen lassen wir die Woche ausklingen. Genießen achtsam das besondere Essen und ein geselliges Beisammen-Sein.

Danke!
Für unser echtes Begegnen und das Teilen von Zeit, Leben und Erleben.
Es war toll mit euch.

Minimalismus leben – 5 Fragen an Christof Herrmann von einfachbewusst.de

Christof Herrmann

Christof Herrmann berichtet im Interview wie eine minimalistische Lebensweise im Alltag gelingt und zur Nachhaltigkeit beiträgt. Er teilt wertvolle Vorschläge für ein minimalistisches und aufgeräumtes Leben – vielen Dank, lieber Christof.

Interview mit Christof Herrmann

Lieber Christof, stell dich kurz vor: Wer bist du und was machst du? Und was ist deine persönliche Definition von Minimalismus?

Christof: Liebe Johanna, gerne doch. Ich heiße Christof Herrmann, lebe in einem putzigen 3-Zimmer-Häuschen in Nürnberg und verdiene meine Biobrötchen als freier Autor. Auf Einfach bewusst blogge ich über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern.
Minimalismus bedeutet für mich, mit möglichst wenige Ballast zu leben. Jeder Mensch definiert diesen Ballast unterschiedlich. Meist hat es mit materiellem Überfluss, unnötigen Aufgaben und negativen Beziehungen zu tun.

Mehr Zeit für das persönlich Wesentliche   

Was empfindest du als die größten Vorteile einer minimalistischen Lebensweise?

Christof: Sobald man mit dem Vereinfachen beginnt, geschieht Erstaunliches. Man findet die Zeit und Muße, sich dem zu widmen, was einem wichtig ist. Statt sich durch Fußgängerzonen zu schieben, um nach Klamotten zu jagen, die sowieso nicht mehr in den Schrank passen, entspannt man sich mit einem Buch auf der Couch, wandert durch die Natur oder verbringt Zeit mit Familie und Freunden. Wer auf den Geschmack gekommen ist, verändert sein Leben von Grund auf. Ich zum Beispiel trennte mich von tausenden Dingen und wagte den beruflichen Neuanfang als Autor und Blogger.

Ein achtsamer Augenblick des Innehaltens führt zur Selbstbestimmung

Wer einmal damit begonnen und das gute Gefühl des „Weniger und Aufgeräumtseins“ kennengelernt hat, den lässt das Thema nicht mehr los. Und doch holt das Leben einen oft schnell wieder ein: Die Dinge sammeln sich an, der Kalender füllt sich, zu viele Gedanken belagern den Kopf, man trifft sich doch wieder mit einer Person, die die eigene Energie klaut.
Welche Rituale sind dein Schlüssel zur Beständigkeit?

Christof: Ich habe mir angewöhnt, mir ein paar Fragen zu beantworten, bevor ich etwas kaufe, etwas zusage, mich verabrede oder auch ein negativer Gedanke meinen Kopf belagert. Brauche und gebrauche ich diesen Gegenstand wirklich? Kann ich diese Aufgabe noch freudvoll auf mich nehmen oder habe ich bereits ausreichend zu tun? Möchte ich mich mit dieser Person gerade wirklich verabreden? Warum taucht dieser negative Gedanke auf und was kann ich jetzt tun, damit ich das Problem dahinter angehe? Mittlerweile ist mir dieses „Inmichhineinhören“ so zur Gewohnheit geworden, dass ich meist nur paar Augenblicke dafür brauche. Natürlich gelingt mir das nicht immer. Manchmal gehe ich eine Verpflichtung ein, um jemanden einen Gefallen oder eine Freude zu tun. Aber ich habe den Ballast in meinem Leben dadurch sehr reduziert.

Kleine Schritte mit großer Wirkung – vor allem, wenn viele sie gehen

Minimalismus und Nachhaltigkeit hängen untrennbar zusammen. Kannst du anhand von ein paar Beispielen erklären, wie und mit welchen kleinen dauerhaften Veränderungen der Einzelne etwas Großes für die Umwelt und ein gerechtes Miteinander in einer globalen Welt bewirken kann?

Wir sind heute eigentlich alle schlau genug, zu wissen, was wir tun müssen, um nachhaltiger zu leben. Weniger konsumieren (mehr leben), weniger Auto fahren (mehr zu Fuß gehen, Rad fahren und die Öffis nutzen), weniger fliegen (stattdessen Urlaub auf Balkonien, im eigenen Land oder in Ländern, die mit Bus und Bahn zu erreichen sind), weniger Tierliches essen (mehr Pflanzliches aus überwiegend regionalen, saisonalen und vollwertigen Lebensmitteln), mehr Energie sparen (auf kleiner Wohnfläche leben, energetisch sanieren, effizient heizen etc.) …

Jeder kann kürzer treten

Diese Zusammenhänge sind einleuchtend und finden immer öfter auch den Weg in die öffentlichen Medien. Wenn wir doch so viel wissen und hinsichtlich des Klimawandels so lange schon wissen wo wir stehen: Warum kommen wir nicht ins Handeln? Was ist deine Erklärung dafür?
Ist es Verklärung, Ignoranz, Egoismus, Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, Kleingeistigkeit – oder alles zusammen?

Christof: Ich weiß es nicht. Sicher gibt es verschiedene Gründe, warum wir unseren desaströsen Lebenswandel beibehalten. Wir leben in der Ära des Zuviel. Zu viel Kram, zu viel Konsum, zu viel Arbeit, zu viel Aufgaben, Termine und Verabredungen, zu viele Wünsche und Ziele, zu viel im Kopf. Die Wirtschaft und Politik wollen das so, die Medien wollen das so und letztendlich wir selbst ja auch, weil wir das Spiel mitspielen. Aber jeder kann kürzer treten. Jetzt und heute. Erst mal im Kleinen. Die positiven Effekte treten ja schon ein, wenn man eine Stunde freischaufelt und sie für sich oder fürs Nichtstun nutzt. Solche Babyschritte fallen den anderen kaum auf. Wer Kängurusprünge macht, also das Auto verkauft, vegan lebt, nicht mehr fliegt, konsumkritisch wird, der stellt sich gewissermaßen ins Abseits. Es braucht viel Mut, Kraft und Ausdauer, das durchzuziehen. Und man wird sich teilweise neue Freunde suchen müssen. Ich habe das alles erlebt, bereue aber nichts.

Minimalismus in der Wohnung, im Kalender, in den Beziehungen

Dein Buch „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“ ist im September 2020 im Gräfe und Unzer Verlag erschienen. Darin gibst du viele alltagsnahe Tipps und Beispiele.
Kurz und knapp – deine besten Tipps für ein minimalistisches und aufgeräumtes Leben:

Christof: Die besten Tipps gibt es nicht, weil jedes Leben unterschiedliche Bereiche hat, in denen ausgemistet werden sollte. Ich mache aber gerne drei Vorschläge.

  1. Ausmisten in der Wohnung – Rückwärts shoppen: Gehe mit einem Korb oder einer Kiste durch deine Wohnung und packe alles ein, was du nicht mehr (ge)brauchst. Du shoppst sozusagen im Rückwärtsgang. Die aussortierten Gegenstände verschenkst oder spendest du. Sofern du nicht verschuldet oder sehr knapp bei Kasse bist, rentiert sich ein Verkauf aufgrund des oft unterschätzten Zeitaufwands nur, wenn der Gegenstand 20 Euro oder mehr erzielen wird.
  2. Ausmisten im Terminkalender – Planlos sein: Plane einfach mal nichts. Kehre allen Verpflichtungen den Rücken zu. Lebe wie früher in den großen Ferien in den Tag hinein. Du wirst dadurch wieder durchatmen können, den Kopf freibekommen, Stress abbauen und Kraft tanken. Und es wird deine Spontanität und Kreativität fördern. Habe keine Angst, etwas zu verpassen oder als unproduktiv zu gelten. Du bist kein Roboter. Du nimmst dir frei, auch von dir selbst, weil das essenziell für dein geistiges und körperliches Wohlbefinden ist. Starte mit einem Nachmittag oder einem Sonntag. Fortgeschrittene nehmen sich vor, ein Wochenende oder eine Urlaubswoche lang nichts vorzuhaben. Kannst du die planlose Zeit nicht spontan nehmen, dann planst du sie – paradoxerweise – ein. Blockiere sie im Terminkalender.
  3. Ausmisten im Bekanntenkreis – Echte Freundschaften pflegen: Die minimalistische Lebensweise eröffnet die Chance, unsere Beziehungen zu verbessern und zu vertiefen. Wir überdenken das Erfolgs- und Leistungsstreben, Konsum und Kram verlieren an Bedeutung. Dadurch gewinnen wir Zeit für die Menschen, die uns wichtig sind. Wir können so einfacher Verabredungen treffen und uns dabei auch leichter nach unseren Freunden richten. Es ist jedoch nicht viel gewonnen, wenn wir diesen Freiraum dazu nutzen, die Anzahl unserer Beziehungen zu erhöhen. In unserer globalisierten und digitalisierten Welt sind alte Bekannte und neue „Freunde“ nur ein Billigflugticket oder eine Freundschaftsanfrage weit entfernt. Kontakte mit Tiefe und Verbundenheit entstehen auf diese Weise selten. In unseren Beziehungen sollten wir also mehr auf die Qualität und weniger auf die Quantität achten. Eine Handvoll echter Freundschaften wiegt mehr als hundert Bekanntschaften.

Lieber Christof, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Christof: Auf meinem Blog, auf Instagram und in meinem Newsletter, in dem ich einmal im Monat nicht nur meine neuen Artikel, sondern immer auch andere Lesetipps präsentiere. Du warst da ja auch schon mehrmals vertreten.
Ich danke Dir, Johanna. Hat Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten.

Christof Herrmann schreibt über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern. Mit www.einfachbewusst.de betreibt er den meistgelesenen deutschsprachigen Minimalismus-Blog und lebt dieses Thema seit Jahren im eigenen Alltag.
Nach mehrjährigen E-Mail-Kontakt durfte ich Christof im Rahmen seiner Wanderung vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Deutschlands in 2018 persönlich kennenlernen und ihn auf seiner letzten Etappe zum Ellenbogen in List auf Sylt ein Stück begleiten.
Daher weiß ich: Christof lebt, was er schreibt und schreibt, was er lebt.

Christof Herrmann

Jede Krise bietet eine Chance – mein Interview in der Sylter Rundschau

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Sylter Rundschau-Redakteurin Wiebke Stitz hat mir vier Fragen zu gesunder Lebensführung, den Bedürfnissen der Insulaner sowie dem Einfluss von Corona und Tourismus auf Sylt gestellt. Das Interview wurde am 18.09.2020 in der Sylter Rundschau veröffentlicht.

 

Frau Katzera, in Ihren Seminaren geben Sie Impulse zu einer gesunden Lebensführung. Was hat sich durch Corona bei den Menschen geändert, was brauchen Sie jetzt dringender als in der Vor-Coronazeit?

Das ist eine sehr allgemein gestellte Frage, dafür dass wir alle unterschiedliche Bedürfnisse und Charakterstrukturen haben und die Auswirkungen von Corona uns ebenfalls unterschiedlich betreffen.
Während für die einen das Leben im Leerlauf rollte, mussten andere doppelt so viel arbeiten. Familien, Alleinlebende, Unternehmer*innen, Schüler*innen, ältere Personen – uns allen stellten sich ganz andere Herausforderungen.
Generell glaube ich, dass die Auflösung der sonst oft festgefahrenen Strukturen eine große Chance darstellt: Jeder konnte für sich persönlich feststellen, was er oder sie aus dem Alltag vermisst und was Halt gibt – im Sinne von einer neuen Wertschätzung für das Gewohnte und bisher vielleicht manchmal als ganz selbstverständlich Betrachtete. Aber auch als Möglichkeit, um belastende Umstände zu beenden.
Jede Krise bietet eine Chance zur Veränderung. Wenn man für sich gemerkt hat, dass andere Abläufe, Inhalte oder Arbeitsbedingungen die eigene Lebensqualität erhöhen, gilt es nun, sich dafür einzusetzen und in die Gestaltung zu gehen.

 

Sie leben auf Sylt. Demnach haben Sie auch die besondere Zeit des Lockdowns erleben dürfen, in der Sylt den Syltern gehörte und Gäste nicht kommen durften. Was hat das Ihrer Meinung nach bei den Syltern ausgelöst, wie wirkt es nach? Hat es bei den Gästen den Blick auf die Insel verändert?

Das war wirklich eine ganz besondere Zeit. Ich glaube, dass viele Sylter einmal richtig durchatmen konnten, während es anderen den Atem nahm. Diese Zweiteilung setzt sich meiner Meinung nach fort. Die einen wünschen sich die Ruhe und die leeren Straßen und Strände zurück, die anderen hoffen, dass kein Bett oder Stuhl unbesetzt bleibt.
Wie es nachwirkt? Es hat sensibilisiert. Und durch das Ausbleiben der Gäste die Bedeutung des Tourismus in allen Hinsichten vor Augen geführt.
Bei den Gästen erlebe ich eine neue Wertschätzung für das Reisen, aber auch Ignoranz und eine „Jetzt-erst-Recht-Haltung“.
Nicht vergessen sollten wir, dass wir alle irgendwo einmal zu Gast sind und zudem, das greift jetzt vielleicht etwas weit, aber: auch alle auf dieser Erde nur Gäste sind.
Deshalb sollten wir – Sylter und Gäste gleichermaßen – verstehen, dass unsere kurze Lebensspanne mit den persönlichen Interessen nicht alles ist und einen anderen Motor als den maximalen finanziellen Gewinn in den Vordergrund rücken.
Es geht um Respekt. Dem anderen und der Natur gegenüber.
Man kann die Situation der kleinen Insel auf die große Welt übertragen: Im Sinne der Nachhaltigkeit muss ein Umdenken passieren. Nicht noch mehr Angebote, noch größere Veranstaltungen, noch mehr Gästebetten, sondern langsamer, weniger, stiller. Qualität statt Quantität eben. Sylt könnte eine Vorbildfunktion als nachhaltig gestaltete touristische Destination einnehmen und so ein starkes Zeichen setzen. Das sollte eigentlich im Interesse aller sein.
Corona hat gezeigt, wie schwer Einschränkungen und Verzicht zu akzeptieren sind. Aber auch, wie viele Menschen sich engagieren und achtsam sind. Und dass Veränderungen möglich sind.

Für mich greift der Lockdown der Insel daher deutlich tiefer: Für mehr Nachhaltigkeit muss aus dem Umdenken endlich ein anderes Handeln erwachsen. Im Strukturellen genau wie im Handeln des Einzelnen. Nicht nur auf der Insel – überall.

Ich habe dazu auf meinem Blog einen eigenen Artikel veröffentlicht. Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance.

 

Grundsätzlich leben wir in einer sich schnell entwickelnden Welt, die in vielerlei Hinsicht viel von uns fordert. „Work-Life-Balance“ ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebensanspruches geworden. Kann es aber nicht sein, dass wir dadurch zu sehr um uns und unsere Befindlichkeiten kreisen? Wo wird der Blick auf die anderen vermittelt? Gehen Sie darauf ein?

Ich glaube, dass wir den Blick auf die anderen – im Sinne eines guten Miteinanders – nur dann aufrichtig richten können, wenn wir selbst in unserer Kraft und Mitte sind. Und ich glaube auch, dass unsere schnelle Welt voller Möglichkeiten, Termine, Displays und E-Mails uns oft aus unserer Mitte reißt.
Im Vorwort meines Buches „Verlauf dich nicht“ schreibe ich über die Erfahrungen meiner Auslandsaufenthalte in einfachen Verhältnissen „(…) Ich habe gelernt, dass man bei sich und nicht gleich mit der ganzen Welt anfangen sollte. Ich habe gelernt, dass es einfach ist, sich über das große Ganze zu echauffieren und sehr schwer, sein eigenes kleines Leben aufgeräumt zu halten. Ich habe gelernt, dass ein kleines aufgeräumtes Leben große Wellen schlagen kann. (…)“
Deshalb geht es in meinen Seminaren vorrangig um Achtsamkeit für die eigene Lebensordnung und darum, vom Außen ins Innen zu kommen. Dass eine bewusste Lebensführung aber den Blick auf die anderen beinhaltet, ist für mich selbstverständlich und wird jeder erfahren, der sich mit den Themen auseinandersetzt. Das eigene Denken, Handeln, Konsumieren geht immer in Resonanz.
Da schließt sich auch der Kreis zur vorherigen Frage. Ich möchte Impulse geben, damit wir uns wieder mehr auf das Wesentliche besinnen. Für die eigene Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.
Für Themen wie Achtsamkeit, Minimalismus, Verbundenheit zur Natur und zu sich selbst brauchen wir nicht viel. Weniger ist mehr. Und das ist toll. Diese leise Seite der Insel als Gegenpol zu Konsum und Luxus darf gern etwas lauter werden.

 

Die Insel ist voll, die Sylter Tourismusmaschinerie läuft wieder auf vollen Touren. Die Saison wird länger dauern als in den Jahren zuvor und auch die Buchungen für das nächste Jahr versprechen eine hohe Auslastung. Was bedeutet das für die Menschen, die in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten und nach dem Grundsatz verfahren müssen, dass der Kunde König ist? Wie können Sie zur Ruhe kommen, was kann ihr Arbeitgeber ihnen Gutes tun?

Als Mitarbeiter sollte man seine eigenen Kraftquellen kennen und diese als festen Bestandteil in den Alltag integrieren. Es ist oft so, dass wir die Selbstfürsorge als erstes vernachlässigen, wenn uns alles über den Kopf wächst. Dabei laden wir den eigenen Akku genau dabei auf.
Generell bauen wir durch dreißig Minuten Bewegung bereits Stresshormone ab und kommen in einen Zustand der Entspannung. Diese Zeit sollte man sich in stressigen Phasen immer nehmen, um in der eigenen Balance zu bleiben. Das muss kein Training sein – ein Spaziergang reicht völlig aus. Allerdings ohne Smartphone.
Als Dienstleister geben wir alle viel. Da gilt es, immer gut in Verbindung mit sich zu bleiben, um sich nicht komplett im Außen und im Geben zu verlieren. Der Kunde kann nur dann König sein, wenn man auf sich selbst mindestens genauso gut achtet.

Mitarbeiter wünschen sich allen voran Wertschätzung. Da reichen manchmal wenige Worte des Arbeitgebers, die den großen Unterschied machen, oder eine monetäre Anerkennung nach einem guten Monat bzw. einer guten Saison. Der Mitarbeiter will sich und seine Leistung gesehen wissen.
Klare und transparente Kommunikation bei der die guten und schlechten Dinge sachlich auf den Tisch kommen ist für eine gute Zusammenarbeit und eine positive Entwicklung des Unternehmens unerlässlich. Das muss gar nicht lang dauern, aber erfolgt im besten Fall regelmäßig. Wir können nicht wissen, was dem anderen auf dem Herzen liegt oder was die persönliche oder geschäftliche Situation gerade bedarf. Ehrliche Kommunikation erfordert Mut, macht aber vieles leichter und besser.

Glücklich leben – 5 Fragen an Glücksministerin Gina Schöler

Glücklich leben - Interview mit Gina Schöler

Glücklich leben: Gina Schöler ist Glücksministerin und bringt mit ihrer Initiative das Glück in unsere Lebenswelten. Das Glück liegt oft in den kleinen Dingen, die wir mithilfe der Achtsamkeit entdecken können.

Glück hat viele Bausteine

Liebe Gina, du hast dir als „Glücksministerin“ den eigenen Beruf erfunden und gibst Impulse, um erfüllt und glücklich zu leben – u.a. zu den Themen Zufriedenheit, positive Psychologie, Lebensgestaltung und seelische Gesundheit. Wie unterscheiden sich Glück, Erfüllung und Zufriedenheit bzw. wie hängen sie zusammen? 

 
Gina: In meinem Verständnis von Glück, sind all diese Begriffe nicht voneinander trennbar. Zufriedensein kann zum Beispiel ein Ausdruck von persönlichem Wohlbefinden und Glück sein. Dies kann wiederum sehr erfüllend sein und so weiter, alles hängt irgendwie miteinander zusammen und ist in Bewegung. In diese Reihe von Begriffen lassen sich meiner Meinung nach auch noch sehr viele weitere einreihen. Für mich persönlich hat Glück sehr viele verschiedene Bausteine. Glück kann Zufriedenheit, Achtsamkeit, Abenteuer, Erfüllung, Gemeinschaft, Selbstfürsorge und noch vieles mehr sein. Oder alles auf einmal, oder auch mal keines davon. Vom Retreat bis zum Rockkonzert. Marathon oder Meditation. Es geht beim Glücklichsein um unseren persönlichen und individuellen Weg. Für jeden von uns kann das etwas anderes sein und welche Komponenten jedem persönlich dafür wichtig sind, gilt es herauszufinden. Dabei ist es aber auch gar nicht wichtig, Dinge zu benennen, Begriffe voneinander zu trennen oder zu definieren. Es geht vielmehr um das, was sich richtig anfühlt. 
 
 

Glücklich leben: Innehalten, das Glück erkennen und spüren

Wir leben in einem der wohlhabendsten Länder dieser Erde. Fast alles ist (im Überfluss) verfügbar. Und doch gelten wir nicht gerade als glückliches Volk. Die zwanzig Minuten Verspätung wiegen oft mehr als die schnelle, sichere und komfortable Zugverbindung.

Was fehlt uns zu unserem Glück? Schätzen wir nicht, was wir haben? Oder erkennen wir es gar nicht?

 
Gina: Ich glaube, dass uns in der Welt, in der wir heute leben, oft das Auge oder die Zeit dafür fehlt, Glück als solches zu erkennen und wertzuschätzen. Denn das Glück liegt oft in den kleinsten Dingen. Um unseren Blick dafür zu schärfen, gilt es in erster Linie achtsam zu sein und im Moment zu leben. Wer vor lauter Terminen und Optimierungswahn mit seinen Gedanken schon im Morgen lebt, verpasst die kleinen Glücksmomente im Heute. Dein Beispiel mit der Zugverspätung ist da ein klassisches Beispiel. Anstatt die Sonne zu genießen, die uns während der Wartezeit am Bahnsteig in der Nase kitzelt oder doch noch ganz in Ruhe unseren Frühstücks-Kaffee an der frischen Luft zu trinken, bevor wir unseren Arbeitstag in der Bahn beginnen, ärgern wir uns darüber, dass der geplante Ablauf durch die Zugverspätung aus dem Zeitplan gerät. Natürlich ist das ärgerlich. Aber was genau ändert es an der Verspätung, wenn wir uns darüber ärgern? Im Kontrast dazu: Was ändert sich für unseren Tag, wenn wir die Sonne im Gesicht wahrnehmen und in Ruhe den Kaffee schlürfen und uns darüber freuen? 
Oft werden also Momente des Glücks gar nicht wahrgenommen oder von unguten Gefühlen überschattet. Wir müssen öfter mal durchschnaufen und uns ganz bewusst auf die Suche nach den kleinen Momenten des Glücks machen – auch gerade dann, wenn der Zug mal wieder Verspätung hat.
 
 

Glück als Lebensbegleiter in allen Lebensbereichen

Schon lange wissen wir, dass es eine Alternative zum stetigen Wirtschaftswachstum als oberstes Prinzip geben muss. Bhutan ist mit der Einführung des Bruttonationalglücks Vorreiter.
Wie kann man Glück messen? Wie glücklich sind wir in Deutschland als Gesellschaft?
Und woran könn(t)en wir erkennen, dass neben Leistung auch Wohlbefinden als Maßstab für Erfolg in Politik, Unternehmen, Schulen und der persönlichen Biographie gilt?

 
Gina: Wie Glück und Wohlbefinden gemessen werden, kann man sich zum Beispiel beim World Happiness Report, dem Glücksatlas der Deutschen Post, sowie dem Better Life Index des OECD ansehen. 
Das Wohlbefinden in allen gesellschaftlichen Bereichen ein essenzieller Faktor sein sollte, erscheint schlichtweg zuerst einmal logisch. Wer sich nicht gut fühlt, kann weniger gut arbeiten, lernen, kreativ sein und sich selbst weiterentwickeln.  Letztes Jahr habe ich an der OECD Konferenz in Paris teilgenommen. Dort haben sich viele Vertreter aus verschiedenen Ländern getroffen und darüber diskutiert wie genau man den Faktor des Wohlbefindens auch in der Politik als einen Maßstab einführen könnte. In anderen Ländern gibt es bereits tolle Projekte und Initiativen, die sich auch auf Landesebene damit befassen. Nach dieser Konferenz habe ich mich mit einem offenen Brief an die Regierung gewendet, da ich mit dem Ministerium für Glück und Wohlbefinden, die einzige Vertreterin aus Deutschland war. Es besteht hier also viel Nachholbedarf. Leider habe ich das Gefühl, dass die Relevanz dieser Thematik immer noch sehr weit hinter den ökonomischen Zielsetzungen angestellt wird. Ich werde weiterhin mit meiner Initiative dazu beitragen, Werbung für die Themen Glück und Wohlbefinden zu machen. Damit sie für uns alle zu einem wichtigen, wenn nicht sogar dem wichtigsten Begleiter in unserem Leben werden. So versuche ich die Themen auch in Unternehmen zu bringen und hoffe sehr, dass sie auch irgendwann fest in der Politik und der Wirtschaft verankert werden. 
 

 

Glücklich leben wir mit Fokus auf die positiven Aspekte und indem wir Verantwortung übernehmen

Ein Sprichwort besagt, dass man seines Glückes Schmied ist. Doch es scheint, als falle das Glücklich-Sein manchen Menschen leichter und anderen schwerer – unabhängig von den äußeren Umständen.

Wie kommt es, dass wir uns und unser Wohlbefinden so häufig aus den Augen verlieren? Zu welchem Anteil wird uns das Glück mit in die Wiege gelegt bzw. wie viel ist Glück selbst gemacht?

 
Gina: Dass Glücksempfinden auch von genetischen Faktoren abhängig ist, ist wissenschaftlich bewiesen. Manch einer ist ein optimistischerer Typ, ein anderer eher pessimistisch. Ein weiterer großer Faktor für das Glück spielt das Umfeld, in dem wir aufwachsen und welche Möglichkeiten sich uns bieten. Dennoch glaube ich fest daran, dass man im Rahmen seiner Möglichkeiten das eigene kleine Glück selbst in der Hand hat und so das persönliche Glücksempfinden beeinflussen kann – also, wenn man so mag, des eigenen Glückes Schmied ist. Man kann lernen seine Gedanken und Gefühle auf die positiven Aspekte im Leben zu richten, Negatives zwar zuzulassen, aber nicht so sehr ins Gewicht fallen zu lassen. Glücklichsein ist Arbeit, manchmal klappt das besser, manchmal schlechter, aber man darf nie vergessen, dass man für sich selbst in der Verantwortung steht. 
 
 

Glücklich leben beginnt der eigenen Verbundenheit

Glücklich-Sein geht nur in der Praxis. Was ist ein möglicher erster Schritt, um das Glück in die eigene Hand zu nehmen? Kannst du uns eine Aktivität oder Übung verraten, die das Glück unmittelbar fühlbar macht? Was ist ein möglicher erster Schritt, um durch das eigene Handeln einen Beitrag für eine gute Gesellschaft zu leisten?

 
Gina: Den einen ultimativen Glückstipp gibt es meiner Meinung nach nicht, aber es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, wie wir unser persönliches Glück steigern können. Für mich beginnt das zuallererst immer mit der Verbundenheit zu sich selbst. Um zu wissen, was Glücklichsein für uns selbst eigentlich bedeutet, müssen wir uns kennenlernen. Das geht am besten, wenn man viel Zeit mit sich selbst verbringt. Nehmt zum Beispiel ein warmes Bad, hört euren Gedanken zu, genießt die Natur, kocht euer Lieblingsessen oder tanzt durch die Wohnung. Nehmt die kleinen Dinge wahr, die euch glücklich machen – und schätzt diese wert. Das kleine Glück wartet überall darauf, von euch entdeckt zu werden.
 
Um einen Beitrag für eine gute Gesellschaft zu leisten, bietet sich hier auch wieder an, im Kleinen anzufangen. Gut für sich selbst zu sorgen und seine eigenen Bedürfnisse zu kennen, bedeutet auch, besser für eure Lieblingsmenschen da sein zu können, liebe Gesten mehr wertzuschätzen und dankbar zu sein. Und das darf auch gesagt werden! Bedankt euch aufrichtig, schenkt anderen euer Lächeln und verteilt so euer Glück. Vielleicht lassen sich andere davon anstecken und die kleinen Gesten des Glücks verbreiten sich so immer mehr. 
 
 

 

Liebe Gina, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken rund um ein glückliches Leben mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

 
Gina: Alle Informationen zum Ministerium, den Angeboten und Materialien finden sich auf meiner Webseite: www.ministeriumfuerglueck.de
Außerdem findet man mich auf Instagram und Facebook. Bei direkten Anfragen kann man mich auch per Mail erreichen: Gina@MinisteriumfuerGlueck.de oder ihr hört mal in den ministerialen Podcast „Das kleine Glück“ rein.
Am liebsten lerne ich Menschen auf Veranstaltungen kennen, seien es Impulsabende, Workshops, Konferenzen oder Vorträge. Ich freue mich, wenn sich unsere Wege – online oder offline – kreuzen und wir uns in glücklicher Mission kennenlernen.

Gina Schöler ist Glücksministerin und hält Workshops, Vorträge und Events zu den Themen Zufriedenheit, Positive Psychologie und Lebensgestaltung.

Glücklich leben - Interview mit Gina Schöler

Handwerkskunst und Achtsamkeit – 5 Fragen an Goldschmiedin Michaela Römer

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Über die achtsame Haltung einer Goldschmiedemeisterin – von der Idee bis zum Feierabend.

Freiheiten eines Traumjobs

Liebe Michaela, du bist Goldschmiedemeisterin – seit 25 Jahren und mit ganzem Herzen.
Wie hast du zu diesem Beruf gefunden? Was begeistert dich an der Tätigkeit, und ist dein Beruf auch deine Berufung? Es ist ja etwas, das für viele Menschen Traum ist und Traum bleibt, da oft sehr schwer realisierbar.

Im Grunde hat der Beruf mich gefunden… ich habe es schon immer geliebt, mit meinen Händen Dinge zu schaffen. Meine Wurzeln in der Goldstadt Pforzheim eröffneten mir früh die Chance, meinen vielen Ideen über das Goldschmiedehandwerk Form zu geben – und diese Faszination hat mich nie wieder losgelassen.
Die Freiheit das zu schaffen, was mir Freude macht und meinen Kunden gefällt… zu Uhrzeiten, die ich selbst bestimmen kann, machen meinen Beruf zu meinem Traumjob.

Von der Idee in den Flow

Für viele Menschen besteht der Arbeitsalltag aus Multitasking, Stress und bewegungsarmer Bildschirmarbeit. Achtsam im gegenwärtigen Augenblick sein ist da sehr schwierig.
Erlebst du regelmäßig Momente des Flows, weil dich dein Handwerk ganz automatisch mehr ins Sein als ins Tun führt? Inwiefern äußert sich die Achtsamkeit in deiner Arbeit?

Ja, ich vergleiche das gerne mit einem Traum … Um ihn wahr werden zu lassen, musst du anfangen zu planen. Ich liebe diesen Prozess, weil Planen der erste Schritt ist, etwas Vages sichtbar und greifbar zu machen. Es ist schon fast eine Erleichterung für mich, wenn ich danach endlich beginnen kann, mit meinen Händen zu arbeiten, um die entstandene Idee in etwas zu verwandeln, was du sehen, fühlen … und tragen kannst … das ist mein Flow.

Wie Kreativität gelingt

Nicht nur dein Schmuck ist wunderschön, du setzt deine Werke auch fotografisch künstlerisch und stilvoll in Szene und kreierst somit gewissermaßen Kunst um die Kunst.
Kreativität funktioniert nicht auf Knopfdruck – wie erweckst du sie zum Leben? Hast du ein Ritual, ehe du in den Schaffensprozess einsteigst?

Jeden Morgen bevor ich aufstehe überlege ich mir drei Dinge, für die ich dankbar bin und drei Dinge, die meinen Tag erfolgreich machen werden… und während ich nach meinen Yoga-Übungen meditiere, konzentriere ich mich zusätzlich auf eine innere Einstellung, die mich durch den Tag begleiten soll… 

Urlaubsinspiration und Kessel-Chips am Ofen

Wie findest du die Balance zwischen Arbeit und Freizeit? Hat man überhaupt Feierabend oder Urlaub, wenn Arbeit und Leidenschaft verschwimmen? Und wenn ja, wie lautet dein Geheimrezept für wahres Abschalten?

Tatsächlich würde ich – wenn der Tag 3 Stunden mehr hätte – mir drei weitere Stunden wünschen, in denen ich arbeiten kann. Urlaub bedeutet für mich immer auch, neue Inspirationen für meine Arbeit zu finden.
Die Zutaten zu meinem Geheimrezept sind ein Bierchen mit ein paar Kessel-Chips am Ofen… oder eine Tasse Tee mit einem Stück handgeschöpfter Schokolade… meinen lieben Mann daneben… und dann schmieden wir Pläne… Das lässt mich besser abschalten als ein heißes Bad… meistens…

Kraft tanken am Meer

Auf deiner Website beschreibst du in ein paar Sätzen die Höhen und Tiefen des selbstständigen Arbeitens: Ausprobieren, scheitern, weitermachen, Erfolge feiern. Energie verbrauchen und sie wieder aufladen.
Was ist deine Kraftquelle, um den eigenen Akku wieder zu füllen?

Am schnellsten und nachhaltigsten laden sich meine Akkus bei einem stundenlangen Strandspaziergang auf. Das Laufen im Sand mit meinen Füßen im Meer ist Magie für meinen Körper und das Rauschen der Wellen Musik für meine Seele…

Liebe Michaela, vielen herzlichen Dank! Wenn jemand mehr von dir erfahren möchte, wo findet er/sie dich?

Wenn jemand nun neugierig auf mein HAeNDeWERK geworden ist, seid ihr herzlich eingeladen, mich unter hello@michaelaroemer.de direkt anzuschreiben, oder mehr von meiner Arbeit und mir auf meiner Website, Instagram, Pinterest oder auch auf Facebook zu entdecken.

Michaela Römer ist Goldschmiedemeisterin mit Hand, Herz, Kopf und Seele. Aufgewachsen in einem kleinen Ort nahe der Glodstadt Pforzheim, hat sie dort ihre Ausbildung zur Goldschmiedin gemacht und 1995 die Meis­ter­prü­fung in der Pforz­hei­mer Gold­schmie­de­schu­le erfolgreich ab­sol­viert.

 
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Die Geschichte von den zwei Wölfen

Kurzgeschichten zum Nachdenken

Die Geschichte von den zwei Wölfen erzählt von den beiden Seiten, die wir alle in uns tragen. Es liegt an uns – an unserer Ausrichtung und unserer Einstellung – was wir in die Welt tragen wollen und wie sie uns wiederum begegnet. Es liegt auch an unserer Haltung, was wir in anderen Menschen zum Ausdruck bringen wollen.

Die Geschichte von den zwei Wölfen

Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt. 

Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.

Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.

Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“

Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“

Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“

Und die Moral von der Geschichte von den zwei Wölfen?

Das Mindset trainieren und den richtigen Wolf füttern

Die Kraft unserer Gedanken und unserer inneren Ausrichtung ist sehr wirkungsstark. Wir können sie für uns einsetzen, aber auch gegen uns verwenden – ganz gleich, ob wir dies bewusst oder unbewusst tun. In jedem Fall gehen unsere innere und die äußere Welt in Resonanz.

Unser Mindset trainieren bedeutet gewissermaßen: Den richtigen Wolf füttern.

Im Rahmen meines Seminars auf Sylt – speziell im Impulsvortrag Mentale Stärke: Wie Gedanken dich stärken oder bremsen – mit Achtsamkeit zu gesunden mentalen Gewohnheiten – vertiefe ich das Thema. Mehr zum Thema Gedanken erfährst du auch in meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Ein einfaches Leben: Zurück zum Wesentlichen

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Ein einfaches Leben zu führen scheint in unserer schnellen, digitalisierten und vollen Welt immer schwieriger zu werden. Auf meiner Reise durch Südamerika im Jahr 2010 bin ich dieser Einfachheit häufig begegnet. Ich fragte mich, ob nur ich durch mein Leben rase, oder ob auch mein Leben an mir vorbeirast und wir beide vielleicht so schnell sind, dass wir uns gar nicht begegnen. Ein paar Gedanken, die mir während einer Busfahrt durch die Anden durch den Kopf gingen:

Ein einfaches Leben

Ein einfaches Leben

Diese Einfachheit fragt beinahe vorwurfsvoll, warum ich so viel mehr benötige als die hier lebenden Menschen besitzen: Eine kleine Hütte aus Holz, eine Küche, ein Bett. Früchte und Gemüse aus dem eigenen Garten und eine Toilette am anderen Ende des Grundstücks. Die Aussicht steht im Kontrast zum kleinen Eigentum – unendliches Terrain. Von wenigen Augen betrachtet, von den betrachtenden Augen bewundert.

Außer Luxus scheint es alles zu geben.
Oder ist vielleicht gerade das der wahre Luxus?

Einfach leben und alles besitzen

Wenig zu haben und doch alles zu besitzen.
Einfach zu leben, aber den Lebenssinn nicht über die Materie zu definieren.
Abgeschieden zu leben, aber das Alleinsein aushalten können.
Leere zu erfahren, aber das Nichts-Tun als Tun empfinden können.
Den Tönen der Welt nicht zu lauschen, aber die innere Stimme zu vernehmen.
Frei zu sein von dem Streben nach Größerem und nicht Teil einer Gesellschaft zu sein, die Angst vor dem Versäumen hat und sich mit ihrem eigens auferlegten Leistungsdruck selbst erdrückt.

Die Dunkelheit nicht einfach durch einen Lichtschalter ausschalten zu können, aber im Einklang mit der Natur zu leben.
Ist das der größere Reichtum?
Das Tor der modernen Welt nur von außen zu betrachten und nicht durch es hindurchzuschreiten?
Bei Blicken in die ruhenden Gesichter am Straßenrand glaube ich, dass ein mittelloses Leben mit immaterieller Fülle wertvoller ist.

Einfach leben in der heutigen Zeit

Ohne E-Mails, die stillschreiend klagen, dass sie schneller beantwortet werden wollen – einzig im Gespräch mit sich selbst.
Keine Bürokratie – aber Träume in die Luft malen.
Kein materieller Überfluss – der Blick ist frei für das Wesentliche.
Kein Haschen nach Wind, kein Verschwenden der Stunden, kein Streben nach immer mehr, immer größer, immer schneller.
Keine endlosen To-Do-Listen, kein Überangebot, kein Zeitdruck.

Einfach sein, um zu Sein.
Einfachsein, um einfach zu Sein.
Ist das dann Langeweile? Sinnlosigkeit? Einsamkeit?
Oder Achtsamkeit, Erfüllung, der Sinn?

Doch was schreibe ich…
Inmitten der Einfachheit versteckt sich vermutlich die Armut, die ich nur von außen erlebe, aber nicht von innen erfahre.
Ich fühle mit, aber ich muss sie nicht spüren.
Ich bin mittendrin und doch nie mehr als eine Zuschauerin.
Wann immer ich möchte, kann ich die Bühne verlassen, denn ihr Labyrinth hält mich nicht gefangen. So ist es mir nicht erlaubt, die Faszination für die Ursprünglichkeit zu romantisieren …

Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch Schlaflos in der Regenzeit

Musik zum Thema: Willy Astor – Einfach sein

Entschleunigen auf Sylt: Der besondere Reiz der kühlen Jahreszeit

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Können wir inmitten der ständigen Erreichbarkeit, Selbstoptimierung und in all den Möglichkeiten überhaupt noch „wirklich abschalten“?
Entschleunigen auf Sylt bedeutet Natur spüren, langsam werden und die eigenen Batterien aufladen. Genau dazu laden die Wintermonate ein. Umgeben von rauer Natur und menschenleerer Strände kann man wunderbar Kraft tanken und die Seele baumeln lassen.

Nebensaion

Früher hieß es, dass Nebensaison ist, sobald man vom Anfang bis zum Ende der Friedrichstraße sehen konnte. Vor rund 25 Jahren wurden die Geschäfte nach dem Windsurf World Cup Anfang Oktober mit Holzbalken verriegelt und winterfest gemacht und die Straßen, Unterkünfte und Restaurants waren wie leergefegt. Die Insel wirkte verlassen, fast wie ausgestorben. Spätestens der November löschte die Assoziationen von August und jener Kontrast machte es nahezu unmöglich, die Erinnerungen an Sommer, Surfen und Spektakel ein halbes Jahr lang lebendig zu halten. Diese Kriterien sind heute nicht mehr gültig.

Entschleunigen auf der fast leeren Insel

Heute erkennt man die Nebensaison zwar noch immer an ihrer Ruhe und Langsamkeit, doch Langeweile und Leerlauf gibt es nicht mehr. Das Inselleben setzt sich fort, läuft jedoch in Zeitlupe und ist mit weniger Akteuren besetzt. Überall wird renoviert und gebaut. Nach der Kurkarte beim Überqueren am Strandübergang fragt keiner mehr, auch bei schlechtem Wetter sind Kino und Sylter Welle nicht überfüllt, und die Mutigen haben die Nordsee ganz für sich allein.

Der Charme der Nebensaison

Abseits von Rummel, Ruhm und Konsum entwickelt die Insel im Winterhalbjahr einen ganz besonderen Charme. Keine Menschenmengen, kein Parkplatzsuchen, keine überfüllten Auto- oder Personenzüge – nur Rückzug bekommt man jetzt überall.

Die Seele baumeln lassen

Hoch fahren, um runterzufahren; Unterwegssein, um anzukommen: Immer mehr Menschen entdecken den Reiz der Nebensaison und lernen die ruhige Seite von Sylt kennen und lieben: Stundenlange Spaziergänge in endloser Weite ohne viele Menschenseelen, die eigene Seele baumeln lassen, sich über einen sanften Strahl der Sonne freuen, der ganz kraftlos dennoch einen nächsten Sommer verspricht.
Tief einatmen, sich die Nase fast an der kalten Luft verbrennen, alles Verbrauchte ausatmen. Kuchen und Tee bei Kerzenschein in einem von unzähligen Cafés, wenn die Sonne im Dezember schon um kurz nach 16 Uhr am Horizont versinkt. All das macht ruhig, entfacht Gemütlichkeit und gewährt eine Langsamkeit, die man sich im Alltag nicht gönnt oder die dieser scheinbar nicht gewährt.

Entschleunigen auf Sylt

Ständige Erreichbarkeit und die Sehnsucht abzuschalten

Es ist ein krasser Kontrast zur Hauptsaison und für viele ein krasser Kontrast zum Alltag, der oftmals von Stress und Reizüberflutung, von Überfluss und Schnelllebigkeit bestimmt wird. Denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der der Einzelne fast immer erreichbar ist. Wir können unsere E-Mails rund um die Uhr und an jedem beliebigen Ort abrufen, wir erhalten in immer kürzeren Abständen immer mehr Informationen aus allen Teilen der Welt. Wir sind vernetzt, verwoben, verstrickt. Doch das schnürt manchmal die Luft zum Atmen ab.

Die Bedeutung der Pause

Das Laufen im Hamsterrad ist längst kein Spaziergang mehr, es ist ein ununterbrochener Dauersprint. Das ermüdet. Das macht uns müde. Wenn wir uns nicht von Zeit zu Zeit Zeiten des Aufatmens und Auftankens schenken, erschöpfen wir unsere Ressourcen. Wie die Natur die Jahreszeiten durchlebt, bedarf auch der Mensch Zeiten des Aufbruchs, der Aktivität, des Rückzugs und der Ruhe. Nur so tankt er Kraft. Nur so gewinnt er Klarheit. Nur so kann er erschaffen, leisten und tun.

Entschleunigen auf Sylt als Regenerationsquelle

Stress gilt heute als Hauptursache vieler Krankheiten. Doch oft ist es gar nicht der Stress selbst, der uns so viel abverlangt – oft entkräften uns die fehlenden Pausen. Nicht, weil es sie nicht geben würde, sondern weil wir sie uns nicht nehmen. Weil wir sie uns mit dem ewigen Tun nehmen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt der Geist nicht zur Ruhe. Dabei braucht unser Gehirn den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Kreativität und Leistungskraft entspringen der Muße.

Energie tanken

Sich mal wieder langweilen, in Stille sein, im Nichtstun oder Alleinsein verweilen und es aushalten – all das füllt unseren Akku und schenkt einen Abstand, der den steten Aktionismus, die unerschöpfliche Produktivität und unsere Gewohnheiten hinterfragt.

Abschalten, entspannen und neue Kraft tanken – entschleunigen auf Sylt geht ganz einfach: Die Natur, der Abstand zum Alltag auf dem Festland und die steife Brise machen zuerst müde, dann den Kopf frei und schenken schließlich nachhaltige Erholung.

Leere Strände, lange Spaziergänge

Lässt man die Inselorte hinter sich, hat man die endlosen Sandstrände ab November oft ganz für sich allein. Schietwetter hin oder her, mit der richtigen Kleidung macht das Draußen-Sein immer Spaß.

Schritt für Schritt kann man sich in der Natur und den eigenen Gedanken verlieren. Sie schweifen lassen, ihnen nachhängen, tagträumen, Dinge durchdenken oder den Kopf mal ausschalten – das passiert fast automatisch, je länger man unterwegs ist. Sich einfach auf den Moment, auf das Alleinsein oder Zu-zweit-eine-Zeit-lang-still-sein, einlassen, eröffnet oft ganz neue Perspektiven.

Entschleunigen in der Nebensaison

Naturgewalt erleben

Es ist beeindruckend, die Naturgewalten im Herbst und Winter zu erleben, und spektakulär, dem Tanz der Elemente beizuwohnen. Wie die Luft das Wasser bewegt; wie die Herbststürme das Meer so sehr aufbrausen, bis die Brandung an die Promenade reicht. Wie die Kraft der Nordsee der Insel alljährlich tonnenweise Sand klaut. Mit Sonnencreme, Bikini und Strandkorb hat das nichts zu tun. Die Nebensaison offenbart die raue Seite der Inselnatur: Wild und stürmisch und einen Tag später doch wieder unscheinbar still, lachen Sonne und Meer ganz unschuldig, als wäre auch das Gestern so gewesen. Dann strahlt der Himmel in blau, die Luft ist klar und auf der stillen Wasseroberfläche spiegeln sich außergewöhnliche Wolkenbilder.

Die Vielfalt der Insel

Die Insel hat so viele Gesichter wie Besucher.
Ist stets in Veränderung begriffen.
Immer neu.
Immer anders.
Immer andersartig einzigartig und dabei wunderschön.

Gesundheitsfördernde Brandungsaerosole

Die Spaziergänge am Meer sind in den Wintermonaten besonders reiz-voll. Der Wind und die salzhaltige, kalte Luft regen den Stoffwechsel an, stärken das Immunsystem und aktivieren den Menschen ganzheitlich. Das Gehen direkt an der Wasserkante ist Gesundheitsförderung pur. Hier besteht die Seeluft aus kleinen salzhaltigen Tröpfchen, den Brandungsaerosolen, die beim Brechen der Wellen in der Luft tanzen und die der Wind an den Strand peitscht. Der besonders hohe Gehalt an Salz, Jod, Magnesium und Spurenelementen macht den Heilfaktor des Reizklimas aus.

Entschleunigen auf Sylt inmitten der Natur

Sich dick einpacken und bei Wind und Wetter stundenlang draußen sein, das tut einfach gut. Das Salz auf den Lippen schmeckt jetzt noch viel besser. Die Entgegenkommenden lächeln sich an, nicken stillschweigend und wissen um das gute Gefühl, das sich von innen nach außen oder von außen nach innen verströmt. Den Bürostuhl und die Komfortzone zu verlassen, das macht etwas mit uns. Und unsere innere Natur in Kontakt mit der äußeren Natur zu bringen auch.

Aktivität und Ruhe in Balance halten

Es ist genau diese Mischung von Außen und Innen. Von Draußen-Sein und Rückzug. Von stürmisch rau und behaglich gemütlich, die uns in Balance hält. Sich nach einer Wanderung bei Tee oder Sauna wieder aufwärmen, schlafen oder lesen und das Licht mal so früh ausmachen wie die Sonne, das schenkt uns Kraft. Wir dürfen uns das Nichts-Tun und Nichts-Müssen zugestehen und einfach nur sein. Es ist der ewige Wechsel aus Ebbe und Flut, den die Insel so schön vor Augen führt, den auch wir leben sollten. An jedem einzelnen Tag und eingebettet in den Jahresrhythmus.

Das reizvolle an Sylt in der Nebensaison ist die Reizleere

Wer diese Ruhe sucht, Kraft tanken und der Natur ganz nahe sein möchte, der sollte sich zwischen November und April auf den Weg in den Norden machen und das langsame Tempo der Insel annehmen – entschleunigen. Lediglich an Weihnachten, über den Jahreswechsel und an Biike zieht die Insel für ein paar Tage ihr Sommer-Outfit an und es heißt wieder Schlange stehen, Tische reservieren und in zwei Schichten essen. Danach flacht der Puls wieder ab. Es wird ruhig. In der Zeit von Mitte November bis Mitte Dezember und Mitte Januar bis Mitte Februar am ruhigsten. Da hält die Insel Winterschlaf.

Frühling auf der Insel

Wenn die Tage im Februar spürbar länger werden und die Sonne an Kraft gewinnt, prickelt das Gesicht nach einem Spaziergang an der Wasserkante. Geschützt im Strandkorb sitzend, eingekuschelt mit Decke, Tee und Buch, malt sie den ersten Frühlingsgruß ins Gesicht. Im März erleuchten die ersten Blüten und der Duft von Heide liegt in der salzigen Luft, und spätestens im April wird die Insel schließlich sichtbar für die nächste Saison gerüstet: Die Strandkörbe kommen zurück an ihren Platz auf den weißen Sandstrand, die Holzstege werden ergänzt und fertiggestellt und die Kurkarten-Kontrolleure beziehen die kleinen Häuschen am Strandübergang.

Entschleunigen auf Sylt in den Wintermonaten

Es sind die Sylter Jahreszeiten, Eigenheiten der Insel, die sich in den Jahreszeiten ereignen. Jede Zeit hat ihren Reiz. Das reizvolle an der Nebensaison ist sicher ihre Reizleere. Wer sich eine Pause wünscht und Momente der Langsamkeit sucht, findet sie zwischen November und April auf Sylt. Da kann man die Ruhe, die Naturgewalten und die Langsamkeit genießen und ganz einfach entschleunigen.

Von zerplatzten Träumen und einer bleibenden Vision

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Ein Artikel aus dem Magazin „Faszination Sylt“ 19/20

Der bunte Flickenteppich von Johanna Wagner

Johanna Wagner war viel unterwegs, ehe sie auf Sylt ein Zuhause fand: Sechs Monate Brasilien nach dem Abitur, acht Monate Peru, Bolivien und Ecuador nach der Ausbildung zur Physiotherapeutin, ein Jahr Australien während des Studiums der Integrativen Gesundheitsförderung. Sie kehrte Europa nicht den Rücken, um zu verreisen – sie tauchte über ihre Projekte in die jeweilige Welt ein. Hielt sich bei den Menschen auf, die in der Gesellschaft kaum eine Stimme hatten: Bei Familien in einfachsten Verhältnissen einer brasilianischen Kleinstadt, bei Kindern mit Behinderungen am Stadtrand von Lima, bei den Aborigines in Australiens, deren Communities mehr an einen Schrottplatz als an irgendeine Vorstellung von einem Zuhause erinnerten.

Die Erlebnisse rüttelten an ihrer Innenwelt, wühlten ihre Seele auf, stellten ihre Werte, ihre Welt, ihr alles auf den Kopf – nicht, weil sie in Down Under war, sondern „weil die Kluft zwischen arm und reich so unendlich ist, weil die Mundwinkel in Deutschland oft in die falsche Richtung zeigen und mich die Richtung, in die wir schreiten, nachdenklich stimmt“, sagt sie und hängt gedanklich ihrer Vergangenheit nach. „Heute kann ich vieles aus einem anderen Blickwinkel betrachten“.

Der Beginn des Schreibens

Damals waren die Kontraste, Eindrücke und Emotionen allerdings so laut, dass sie diese in einem Blog für Familie und Freunde in der Heimat festhielt. Schnell fanden sich immer mehr auch ihr unbekannte Leser. Diese äußerten den Wunsch, Johanna solle ein Buch aus ihren Zeilen machen. Ein nettes Kompliment, dachte sie, ehe sie verstand, was das Schreiben längst für sie geworden war: Leidenschaft, Ventil und Weckruf. In der Folge entstanden die beiden Bücher „Schlaflos in der Regenzeit“ und „Zwischen den Zeilen reisen“, veröffentlicht im Selbstverlag und mit viel Herzblut. Eine Reiseerzählung mit Tiefgang, die bis in die Seele der Leser reicht.

Auf Sylt gestrandet

Fast zehn Jahre schaukelte Johanna Wagner zwischen Heimat und Fremde, zwischen Überfluss und Einfachheit. Dieses einfache Leben kennenzulernen, war ihr Antrieb. Warum zog es sie dann ausgerechnet nach Sylt, die Insel, auf der die Klischees von Luxus, Ruhm und Oberflächlichkeit fester haften als der Sand? Weil das Leben sie dort anspülte wie ein Sandkorn. Weil der Wind sie dort hinwehte und nicht wieder abholte.

Es war eine spontane Idee im Sommer 2011. Eine Freundin arbeitete damals für eine Saison auf der Insel und fragte Johanna, ob sie Lust auf ein paar Tage Sylt hätte. „Ich steckte mitten in den Klausurvorbereitungen für eine ungeliebte BWL-Prüfung, meinem Vater ging es nicht gut und irgendwie fiel mir die Decke auf den Kopf“, erzählt sie. „Ich sagte einfach ja, ohne zu wissen, wie ich die rund 800 Kilometer zwischen Coburg und Sylt überwinden würde, legte auf und begann, eine möglichst günstige Fahrt zu organisieren – ich war ja Studentin“. Und sie war reiseerprobt. Und schon einen Tag später auf Sylt.

Gekommen, um zu bleiben

Wiedermal den Horizont verschieben, Abstand zum Alltag bekommen, auch wenn sie davon zu viel im Gepäck hatte – mehr wollte sie nicht. Doch dann kam alles ganz anders. Am letzten Abend verliebte sie sich und während Johanna schon auf dem Rückweg war, sollte ihre Freundin den Unbekannten ausfindig machen. Es gelang. Die beiden telefonierten, wurden ein Paar und Johanna zog nach Studienende auf die Insel.

So werden Lebensgeschichten geschrieben. Oder Syltgeschichten. Wenn man die Insulaner fragt, wie sie auf der Insel gestrandet sind, erhält man meist nur zwei Antworten: Der Liebe, oder der Arbeit wegen. Mit Ausnahme einer Klassenfahrt im Jahr 1999 war Sylt nie Teil von Johannas Welt. Doch die Insel eigne sich nicht für Fernbeziehungen, sagt sie. Dafür sei Sylt zu abgeschieden und die Anbindung zu langsam. Das, was den Reiz für Gäste ausmache, ist für die Regelmäßigkeit eine Strapaze.

Das Lebenspuzzle zusammenfügen

Also wieder ein Neuanfang. Erneut ankommen – auf einer Trauminsel, auf der Träume manchmal auch zerplatzen und andere viel Zeit brauchen, ehe sie wahr werden. „Es gab Phasen, da hat mich mein Leben mit all den verschiedenen Interessen und Leidenschaften an den Flickenteppich aus Wellblechhütten am Rande der 8-Millionen-Metropole Lima erinnert. Ich habe mich selbst darin verlaufen und wusste nicht, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin“, erzählt sie. Beim Schreiben des dritten Buches machte plötzlich alles Sinn: Die Auslandsaufenthalte verkörperten, was die Theorie des Studiums sie lehrte. Aus beiden Teilen formte Johanna Wagner ein neues Ganzes: Wie ein einfach bewusstes Leben im hochkomplexen Deutschland gelingen kann. Der Titel „Verlauf dich nicht“ passt zur eigenen Lebenssituation, klingt fast wie ein vorsichtiges Flüstern an sie selbst. Und sie weiß: „Was ich schreibe, ist nichts Neues. Aber es ist das, was man so schnell vergisst. Ich lese die Texte selbst immer wieder, um mich zu erinnern“. 

Wenn Träume zerplatzen und andere einfach nicht beginnen wollen

Beruflich war es keine einfache Zeit und auch privat lief es anders als gedacht. „Im Rückblick fühlt sich mein Start auf Sylt wie ein Über-Wasser-Halten an, typisch Insel eben. Es war der Versuch, im äußerlichen Zerrissenwerden die innere Mitte nicht zu verlieren; die Balance zu halten und dabei das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren“. Die verschiedenen Jobs und das Ende der Beziehung verdeutlichten, dass genau, wie sich Dinge ergeben, manche eben auch wieder zerfallen. Ja, auch so werden Lebensgeschichten geschrieben und manchmal enden die Syltgeschichten genau so.

Die Vision von eigenen Seminaren

Bleiben oder gehen? Sylt war längst zu einem Zuhause geworden. Mit Freunden, Freiheit, Beachvolleyballspielen an langen Sommerabenden und Anbaden im Januar, mit auftauchenden Illusionen, aber einer bleibenden Vision – und diese hielt sie im hohen Norden.

Schon als 15-Jährige träumte die gebürtige Nordhessin davon, irgendwann Menschen für einen gesunden und bewussten Lebensstil zu begeistern. Während man heute fast überall darauf stößt, kannte damals kaum einer den Begriff der Achtsamkeit. Dabei passen Themen wie Achtsamkeit, Stressbewältigung und digitale Entgiftung ebenso gut zu Sylt wie Gosch oder die Sansibar. „Für mich schließt sich das nicht aus. Genuss ist höchste Gesundheitsförderung“, sagt die Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften. „Ich möchte den Menschen weder etwas verbieten noch vorschreiben, geschweige denn etwas verteufeln – ich möchte Hintergründe vermitteln, Zusammenhänge aufzeigen und Impulse geben, wie kleine Schritte große Veränderungen bewirken“.

Das, was bisher über das geschriebene Wort und durch ihre Workshops erfolgte, wird sie auch in eigenen Seminaren vermitteln: „Wie kann ich abschalten, ins Jetzt eintauchen, die Lebensbereiche sortieren, den Fokus ausrichten, das eigene Potential leben… Am Ende steht immer eine höhere Lebensqualität. Ob man das Gesundheit, Zufriedenheit oder Glück nennt, ist mir ganz egal“.

Sylt: Naturgewalten und stetige Veränderung

Anderen Menschen dazu Impulse zu geben, dafür ist Sylt genau der richtige Ort. Der Abstand zum Alltag, der sich spätestens bei der Fahrt über den Hindenburgdamm einstellt, der Wind, der alles Verbrauchte aus den Gedanken fegt, die unfassbar schöne Natur und ihre gewaltige Kraft – all das wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Und darin liegt immer die Chance zu Veränderung und Entwicklung. Das ist es, was Johanna so sehr an der Insel liebt. Was sie selbst erfahren hat und immer wieder erlebt.

Alltagsmüdigkeit

Sie weiß aus ihrem Alltag, wie sich Stress und ständige Erreichbarkeit anfühlen und wie das im Job geforderte Multitasking den eigenen Akku leert. Sie weiß aber auch, wie weit verbreitet diese Erscheinungen sind. So schreibt sie in ihrem Buch „Verlauf dich nicht”: „Als Physiotherapeutin bin ich nah dran an den Menschen. (…) Sie erzählen von dem Spagat zwischen Privat- und Berufsleben, von der Monotonie des Arbeitslebens, das sich wie Fließbandarbeit anfühlt, ohne dass man am Fließband steht, von Rückenschmerzen und Wochenend-Migräne, von Boreout und Burnout, von der Angst, mit Mitte fünfzig keinen neuen Job zu finden, von unbezahlten Überstunden und Fünfzigstundenwochen, entgrenzter Arbeitszeit und eingezäuntem Privatleben und der unbeantworteten Frage nach dem Ausweg, weil der Lebensunterhalt bezahlt werden muss. Erst reden sie, dann schlafen sie und während sie schlafen, denke ich über das Gesagte nach: Über die Erschöpfung, die Anforderungen, das Zerrissensein und dass am Ende fast immer die Zeit für den wichtigsten Menschen im Leben fehlt: Für sich selbst. Derjenige, der längst nicht mehr weiß, wo er steht und sich nur noch fragt, wie das alles weitergeht.“

In Zukunft? Jeden Tag ankommen

Wie es für Johanna Wagner weitergeht, das ist inzwischen klar: Weitere Workshops halten, Seminare anbieten, schreiben – natürlich auf Sylt. Wie immer hat sie viele Pläne. Ja, ihr Leben ist ein bunter Flickenteppich: Aufregend und schreibt immer wieder neue Geschichten. Eine neue Liebe gibt es auch. Die hat sie am Strand gefunden. Das Leben spült so einiges an, wenn man im Wechsel der Gezeiten verweilen kann und vertraut.

Wenn sie eine Lesung ihrer Bücher beendet, sind alle Zuhörer berührt, beseelt und neugierig auf ihr nächstes Reiseziel. Doch Johanna zieht es nicht mehr weg. Sie ist längst angekommen.