Jede Krise bietet eine Chance – mein Interview in der Sylter Rundschau

Sylter Rundschau-Redakteurin Wiebke Stitz hat mir vier Fragen zu gesunder Lebensführung, den Bedürfnissen der Insulaner sowie dem Einfluss von Corona und Tourismus auf Sylt gestellt. Das Interview wurde am 18.09.2020 in der Sylter Rundschau veröffentlicht.

 

Frau Katzera, in Ihren Seminaren geben Sie Impulse zu einer gesunden Lebensführung. Was hat sich durch Corona bei den Menschen geändert, was brauchen Sie jetzt dringender als in der Vor-Coronazeit?

Das ist eine sehr allgemein gestellte Frage, dafür dass wir alle unterschiedliche Bedürfnisse und Charakterstrukturen haben und die Auswirkungen von Corona uns ebenfalls unterschiedlich betreffen.
Während für die einen das Leben im Leerlauf rollte, mussten andere doppelt so viel arbeiten. Familien, Alleinlebende, Unternehmer*innen, Schüler*innen, ältere Personen – uns allen stellten sich ganz andere Herausforderungen.
Generell glaube ich, dass die Auflösung der sonst oft festgefahrenen Strukturen eine große Chance darstellt: Jeder konnte für sich persönlich feststellen, was er oder sie aus dem Alltag vermisst und was Halt gibt – im Sinne von einer neuen Wertschätzung für das Gewohnte und bisher vielleicht manchmal als ganz selbstverständlich Betrachtete. Aber auch als Möglichkeit, um belastende Umstände zu beenden.
Jede Krise bietet eine Chance zur Veränderung. Wenn man für sich gemerkt hat, dass andere Abläufe, Inhalte oder Arbeitsbedingungen die eigene Lebensqualität erhöhen, gilt es nun, sich dafür einzusetzen und in die Gestaltung zu gehen.

 

Sie leben auf Sylt. Demnach haben Sie auch die besondere Zeit des Lockdowns erleben dürfen, in der Sylt den Syltern gehörte und Gäste nicht kommen durften. Was hat das Ihrer Meinung nach bei den Syltern ausgelöst, wie wirkt es nach? Hat es bei den Gästen den Blick auf die Insel verändert?

Das war wirklich eine ganz besondere Zeit. Ich glaube, dass viele Sylter einmal richtig durchatmen konnten, während es anderen den Atem nahm. Diese Zweiteilung setzt sich meiner Meinung nach fort. Die einen wünschen sich die Ruhe und die leeren Straßen und Strände zurück, die anderen hoffen, dass kein Bett oder Stuhl unbesetzt bleibt.
Wie es nachwirkt? Es hat sensibilisiert. Und durch das Ausbleiben der Gäste die Bedeutung des Tourismus in allen Hinsichten vor Augen geführt.
Bei den Gästen erlebe ich eine neue Wertschätzung für das Reisen, aber auch Ignoranz und eine „Jetzt-erst-Recht-Haltung“.
Nicht vergessen sollten wir, dass wir alle irgendwo einmal zu Gast sind und zudem, das greift jetzt vielleicht etwas weit, aber: auch alle auf dieser Erde nur Gäste sind.
Deshalb sollten wir – Sylter und Gäste gleichermaßen – verstehen, dass unsere kurze Lebensspanne mit den persönlichen Interessen nicht alles ist und einen anderen Motor als den maximalen finanziellen Gewinn in den Vordergrund rücken.
Es geht um Respekt. Dem anderen und der Natur gegenüber.
Man kann die Situation der kleinen Insel auf die große Welt übertragen: Im Sinne der Nachhaltigkeit muss ein Umdenken passieren. Nicht noch mehr Angebote, noch größere Veranstaltungen, noch mehr Gästebetten, sondern langsamer, weniger, stiller. Qualität statt Quantität eben. Sylt könnte eine Vorbildfunktion als nachhaltig gestaltete touristische Destination einnehmen und so ein starkes Zeichen setzen. Das sollte eigentlich im Interesse aller sein.
Corona hat gezeigt, wie schwer Einschränkungen und Verzicht zu akzeptieren sind. Aber auch, wie viele Menschen sich engagieren und achtsam sind. Und dass Veränderungen möglich sind.

Für mich greift der Lockdown der Insel daher deutlich tiefer: Für mehr Nachhaltigkeit muss aus dem Umdenken endlich ein anderes Handeln erwachsen. Im Strukturellen genau wie im Handeln des Einzelnen. Nicht nur auf der Insel – überall.

Ich habe dazu auf meinem Blog einen eigenen Artikel veröffentlicht. Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance.

 

Grundsätzlich leben wir in einer sich schnell entwickelnden Welt, die in vielerlei Hinsicht viel von uns fordert. „Work-Life-Balance“ ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebensanspruches geworden. Kann es aber nicht sein, dass wir dadurch zu sehr um uns und unsere Befindlichkeiten kreisen? Wo wird der Blick auf die anderen vermittelt? Gehen Sie darauf ein?

Ich glaube, dass wir den Blick auf die anderen – im Sinne eines guten Miteinanders – nur dann aufrichtig richten können, wenn wir selbst in unserer Kraft und Mitte sind. Und ich glaube auch, dass unsere schnelle Welt voller Möglichkeiten, Termine, Displays und E-Mails uns oft aus unserer Mitte reißt.
Im Vorwort meines Buches „Verlauf dich nicht“ schreibe ich über die Erfahrungen meiner Auslandsaufenthalte in einfachen Verhältnissen „(…) Ich habe gelernt, dass man bei sich und nicht gleich mit der ganzen Welt anfangen sollte. Ich habe gelernt, dass es einfach ist, sich über das große Ganze zu echauffieren und sehr schwer, sein eigenes kleines Leben aufgeräumt zu halten. Ich habe gelernt, dass ein kleines aufgeräumtes Leben große Wellen schlagen kann. (…)“
Deshalb geht es in meinen Seminaren vorrangig um Achtsamkeit für die eigene Lebensordnung und darum, vom Außen ins Innen zu kommen. Dass eine bewusste Lebensführung aber den Blick auf die anderen beinhaltet, ist für mich selbstverständlich und wird jeder erfahren, der sich mit den Themen auseinandersetzt. Das eigene Denken, Handeln, Konsumieren geht immer in Resonanz.
Da schließt sich auch der Kreis zur vorherigen Frage. Ich möchte Impulse geben, damit wir uns wieder mehr auf das Wesentliche besinnen. Für die eigene Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.
Für Themen wie Achtsamkeit, Minimalismus, Verbundenheit zur Natur und zu sich selbst brauchen wir nicht viel. Weniger ist mehr. Und das ist toll. Diese leise Seite der Insel als Gegenpol zu Konsum und Luxus darf gern etwas lauter werden.

 

Die Insel ist voll, die Sylter Tourismusmaschinerie läuft wieder auf vollen Touren. Die Saison wird länger dauern als in den Jahren zuvor und auch die Buchungen für das nächste Jahr versprechen eine hohe Auslastung. Was bedeutet das für die Menschen, die in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten und nach dem Grundsatz verfahren müssen, dass der Kunde König ist? Wie können Sie zur Ruhe kommen, was kann ihr Arbeitgeber ihnen Gutes tun?

Als Mitarbeiter sollte man seine eigenen Kraftquellen kennen und diese als festen Bestandteil in den Alltag integrieren. Es ist oft so, dass wir die Selbstfürsorge als erstes vernachlässigen, wenn uns alles über den Kopf wächst. Dabei laden wir den eigenen Akku genau dabei auf.
Generell bauen wir durch dreißig Minuten Bewegung bereits Stresshormone ab und kommen in einen Zustand der Entspannung. Diese Zeit sollte man sich in stressigen Phasen immer nehmen, um in der eigenen Balance zu bleiben. Das muss kein Training sein – ein Spaziergang reicht völlig aus. Allerdings ohne Smartphone.
Als Dienstleister geben wir alle viel. Da gilt es, immer gut in Verbindung mit sich zu bleiben, um sich nicht komplett im Außen und im Geben zu verlieren. Der Kunde kann nur dann König sein, wenn man auf sich selbst mindestens genauso gut achtet.

Mitarbeiter wünschen sich allen voran Wertschätzung. Da reichen manchmal wenige Worte des Arbeitgebers, die den großen Unterschied machen, oder eine monetäre Anerkennung nach einem guten Monat bzw. einer guten Saison. Der Mitarbeiter will sich und seine Leistung gesehen wissen.
Klare und transparente Kommunikation bei der die guten und schlechten Dinge sachlich auf den Tisch kommen ist für eine gute Zusammenarbeit und eine positive Entwicklung des Unternehmens unerlässlich. Das muss gar nicht lang dauern, aber erfolgt im besten Fall regelmäßig. Wir können nicht wissen, was dem anderen auf dem Herzen liegt oder was die persönliche oder geschäftliche Situation gerade bedarf. Ehrliche Kommunikation erfordert Mut, macht aber vieles leichter und besser.

Das Minimalismus-Projekt von Christof Herrmann

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Minimalismus-Buchempfehlung: In seinem neuen Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“ teilt der Blogger und Autor Christof Herrmann 52 Möglichkeiten, um das eigene Leben zu entschleunigen und Ballast gegen Glücksgefühle einzutauschen.

Buchbeschreibung „Das Minimalismus-Projekt“

Christof betreibt mit www.einfachbewusst.de den meistgelesenen deutschsprachigen Minimalismus-Blog und lebt dieses Thema seit Jahren im eigenen Alltag.

In seinem Buch geht es nicht nur um das Entrümpeln von Besitz. Der Ratgeber verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz für weniger Haben und mehr Sein in allen Lebensbereichen. Denn Beschwerliches loslassen kann man überall: im Kopf, in Beziehungen oder in den eigenen Gewohnheiten.

In Zeiten von Überfluss, Überholspur und Überforderung beschreibt Christof alltagsnah anhand vieler Ideen und Beispiele, wie wir die zahlreichen Verpflichtungen, die ständige Erreichbarkeit oder das Konsumverhalten reduzieren können: Für weniger Stress, mehr Nachhaltigkeit und Zeit fürs Wesentliche.

Christof Herrmann

Nach mehrjährigen E-Mail-Kontakt durfte ich Christof im Rahmen seiner Wanderung vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Deutschlands in 2018 persönlich kennenlernen und ihn auf seiner letzten Etappe zum Ellenbogen in List auf Sylt ein Stück begleiten.
Daher weiß ich: Christof lebt, was er schreibt und schreibt, was er lebt.
Ich lege euch sein Buch sehr ans Herz, weil es das eigene Leben so wunderbar erleichtert.

Erschienen im Gräfe und Unzer Verlag.
Preis Buch: 17,99 € (Hardcover, 240 Seiten)
Preis E-Book: 14,99 €
ISBN-13 Buch: 9783833873591
ISBN-13 E-Book: 9783833876158

Krise als Chance – Tipps von 19 Expert*innen

Krise als Chance - Expert*innen im Interview

Krisen gehören zum Leben dazu, auch wenn wir diese Phasen gern überspringen wollen. Doch man kann eine Krise als Chance betrachten. Neben persönlichen Schicksalsschlägen, wirtschaftlichen Herausforderungen, Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung, Kontaktverboten usw. kann man mit verändertem Fokus auch eine andere Seite in der Corona-Krise entdecken: Entschleunigung, Miteinander, Kreativität, Fortschritte in der Digitalisierung, persönliche Entwicklung, ein Umdenken im Klimaschutz usw..

Nachdem ich den Artikel Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance veröffentlicht habe, war ich gespannt auf weitere Ansichten. Ich habe Expert*innen gefragt, welche Chancen ihrer Meinung nach durch die Corona-Krise entstehen.

Vielen herzlichen Dank an alle, die so spontan und engagiert mitgemacht haben. Ich wünsche euch viele Inspirationen in den Antworten dieses Beitrags.

Übersicht

Krise als Chance bedeutet: Schätzen, was wir oft für selbstverständlich halten

von Denise Colquhoun alias Fräulein Ordnung

„Höher, schneller, weiter … damit ist seit Mitte März schlagartig Schluss. Wenn ich einen Wunsch frei hätte dann wäre das, dass wir auch in Zukunft ein bisschen bedachter mit unserer Zeit und unseren Ressourcen umgehen. Wenn wir in Zukunft die Dinge schätzen lernen, die wir gerade am meisten vermissen und bisher für selbstverständlich gehalten haben. Ich bin ein großer Fan von bedachtem Konsum und habe die große Hoffnung, dass sich unsere Werte in Zukunft ändern werden. Gerade jetzt sehen wir, was wir wirklich brauchen und wie wenig das eigentlich ist.“

Die aktuelle Lage kann mich nicht erschüttern. Zwar musste auch ich mich Anfangs auf die neue Situation einstimmen, doch nach wenigen Tagen habe ich es als Chance gesehen. Als Chance, neue Wege zu finden und mich auf das Wesentliche zu fokussieren.

Was mir im Moment Kraft schenkt, ist ausreichend Schlaf, der Blick in den Garten und gutes Essen auf dem Tisch. Und als alleinerziehende Mutter von drei Kindern, sind die freien Wochenenden alle 14 Tage von ganz besonderem Wert. 

Denise Colquhoun hilft als Fräulein Ordnung Menschen, schöner zu wohnen und unnötigen Ballast abzuwerfen. Viele Anregungen, wertvolle Ordnungstipps – aber auch das kleine Glück gibt es auf ihrem Blog www.fraeulein-ordnung.de.

Denise auf Facebook | Instagram

Denise Colquhoun - Krise als Chance

Krise als Chance bedeutet: Üben, was gut tut und die eigene Stressfestigkeit verbessern

von Tobias Esch

„Corona bedeutet für fast alle von uns Stress. Manche haben ihre Arbeit verloren, andere werden von neuen Aufgaben überschüttet.  Manche haben plötzlich einen leeren Tag, den sie füllen müssen, andere müssen zuhause Home Office und Kinderbetreuung vereinbaren. Was uns alle betrifft: die Angst, dass jemand, den wir lieben, vielleicht schwer erkrankt oder stirbt. Keiner weiß, wie es weitergeht – gesundheitlich, wirtschaftlich, sozial.

Genau das ist Stress. Und so ist Corona eine gute Gelegenheit, an der eigenen Stressfestigkeit zu arbeiten, Das heißt: sich ganz bewusst neu aufzustellen und das, was wichtig ist und gut tut, zu üben, gerade jetzt: Regelmäßig essen. Kochen. Eine warme Hauptmahlzeit. Genug trinken. Früh ins Bett. Jeden Tag rausgehen oder zuhause bewegen. Kontakt pflegen zu Familie und Freunden. Andere unterstützen. Informationshygiene: Nur ein begrenztes, selbst gewähltes Maß an (bad) News am Tag zulassen. Täglich eine kurze Zeit der inneren Einkehr widmen. Entrümpeln: Es ist eine gute Zeit, um zu sehen, was wichtig ist und was man braucht – und was nicht. Vor allem aber: Sich immer wieder bewusst aus Grübeleien und Zukunftsängsten, so berechtigt sie sein mögen, lösen und auf das Jetzt, den gegenwärtigen Moment beziehen. All das erhöht unsere Möglichkeit, mit Stress besser umzugehen – jetzt und in Zukunft.

Übrigens: Die Uniambulanz Witten gibt auf ihrem youtube-Kanal einmal wöchentlich einen Impuls mit Anregungen zu genau diesen Elementen der Gesundheitsförderung und des Stressmanagements. Lassen Sie sich unterstützen und schauen Sie „bei uns“ rein!“

Und hier ist auch schon der erste clip:

https://www.youtube.com/watch?v=PGnTjcCAX58

Tobias Esch ist Mediziner, Gesundheitswissenschaftler und Autor und insbesondere im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention tätig. Als Pionier einer ganzheitlichen Allgemeinmedizin sowie als Experte für die Neurobiologie des Glücks, prägte er die Integrative Gesundheitsförderung in Deutschland.  Seit 2016 forscht und lehrt er an der Universität Witten/Herdecke.

Tobias Esch - Krise als Chance
Copyright: Lukas Schulze

Diese Krise ist eine Chance für Umwelt und Digitalisierung

von Dennis Fischer

„Jetzt ist die Zeit zum Investieren! Damit meine ich nicht nur das Thema „Geld investieren“, sondern vor allem sollten wir jetzt in unsere Zukunft investieren. Wenn wir die beiden Aspekte Proaktivität und Digitalisierung miteinander kombinieren und in unsere DNA aufnehmen, werden wir in den nächsten Jahren unaufhaltbar.“

Ich beobachte gerade zwei Typen von Menschen. Die einen sitzen die Corona-Krise aus, legen die Füße hoch und warten bis alles wieder wie früher wird. Die anderen haben verstanden, dass es nie wieder genauso wie vorher wird und nehmen ihre Zukunft selbst in die Hand.
Sie bilden sich weiter, passen ihr Geschäftsmodell an oder helfen Menschen, denen es noch schlechter geht.

Ich wünsche mir, dass jetzt alle aufwachen und erkennen, dass diese Krise eine riesige Chance bietet. Neben der Umwelt, die gerade einen tiefen Atemzug nimmt und sich ein wenig erholt, bin ich vor allem von der schnellen Digitalisierung in Deutschland begeistert. Homeoffice, Remote-Meetings und zoom-Calls waren vor wenigen Wochen noch Fremdwörter. Jetzt sind sie nicht mehr wegzudenken.

Wenn wir diese beiden Aspekte: Proaktivität und Digitalisierung miteinander kombinieren und in unsere DNA aufnehmen, werden wir in den nächsten Jahren unaufhaltbar.

Dennis Fischer ist erfolgreicher Autor, Berater und Speaker. Bei allem was er tut, geht es ihm darum Menschen ins Handeln zu bringen und ihnen dabei zu helfen ihre Ziele zu erreichen.

Wenn du mehr über ihn erfahren möchtest, lies am besten sein Buch: „52 Wege zum Erfolg“ oder schaue auf seinem erfolgreichen Blog www.52ways.de vorbei.

Dennis Fischer - Krise als Chance

Krise als Chance für persönliche Entwicklung

von Sabrina Haase

„In jeder Krise steckt meiner Meinung nach viel Wachstumspotenzial. Immer dann, wenn wir etwas verlieren oder sich unser Umfeld verändert, beginnen wir, unsere Werte zu reflektieren. Das wiederum steigert unsere Veränderungsbereitschaft zugunsten unserer persönlichen Werte und Ziele. Wir wissen plötzlich wieder Dinge zu schätzen, die aktuell nicht möglich sind – zugleich bemerken wir aber auch, was uns gut tut und worauf wir getrost verzichten können.“

Welche positiven Veränderungen / Entwicklungen kannst du beobachten (bei dir und in der Gesellschaft)?
Für viele bedeutet es gerade viel Stress. Doch macht uns gerade dieser Stress auch kreativer, leistungsfähiger und emphatischer. So viel soziales Engagement und Mut, sich mit mehr oder weniger bekannten Menschen zu verbinden, ist sehr beeindruckend. Bei meinen Kunden beobachte ich auch, wie viele kreative Ideen und Aktionen aus der Not heraus entstanden sind,  auf die sie sonst nicht gekommen wäre. Allein die spontane Umstellung auf digitale Medien fand ich sehr spannend. Jeder Trainer war plötzlich online sichtbar. Ich selbst habe auch einen Teil meiner Kunden nun digital betreut. Für einen meiner Unternehmenskunden habe ich sogar ein Gruppencoaching online durchgeführt, was ich mir vorher in dieser Form nie vorgestellt hätte. Erstaunlicherweise waren meine Klienten viel offener und gesprächiger – vermutlich, weil sie sich in ihrer häuslichen Umgebung viel sicherer gefühlt haben.

Was gibt dir jetzt Kraft?
Das sind verschiedene Faktoren: zum einen meine Familie, meine täglichen Aufgaben und Strukturen, aber auch meine innere Einstellung. Ich nutze beispielsweise die Krise aktiv, um mich mit neuen, insbesondere digitalen Themen zu beschäftigen, die ich schon lange vor mich hergeschoben habe. Ebenso unterstütze ich vermehrt Menschen, denen es härter getroffen hat, als mich bzw. mein Unternehmen. Das tut sehr gut.

Was sollten wir uns von dieser Zeit bewahren? / Was wünschst du dir für “danach“ (im kleinen Kreis, aber auch für das große Ganze)?
Für gewöhnlich passen wir uns schneller wieder an alte Kontexte an, als gedacht. Wichtig ist es daher, schon jetzt genau zu überlegen, was wir wie beibehalten wollen. In meinem Falle ist es beispielsweise das positive, unterstützende Miteinander auch mit fremden Menschen, wie auch der vermehrte Einsatz digitaler Medien in meinem Business als Mental Coach. So sehr ich den persönlichen Kontakt schätze, machen uns digitale Medien eben auch unabhängiger, insbesondere in Krisen wie Corona, dessen Ende noch gar nicht abschätzbar ist.

Sabrina Haase (M.A. Sportwissenschaft und Psychologie, Mental Coach, Motivations- und Stress Expertin, Autorin) leitet das Performance Institute Hamburg.
Anlässlich der Corona Krise bietet sie am 28.4 zwischen 16-18 Uhr ein kostenloses 25min Impuls-Coaching an. Anmeldung über das Kontaktformular ihrer Seite mit dem Stichwort Instagram.

Sabrina auf Instagram | Xing

Sabrina Haase - Krise als Chance

Krise als Chance zum Lernen

von Christof Herrmann

„Ich glaube, dass wir – individuell, gesellschaftlich, politisch und institutionell – aus dem aktuellen Geschehen lernen und nach der Pandemie gestärkt und weiser hervorgehen werden.
(…)
Dass in der Gesundheits- und Krankenpflege Personalmangel herrscht, niedrige Löhne gezahlt werden, aber trotzdem die Verantwortung hoch und die Arbeitszeiten lang sind, ist seit Jahren bekannt. Geändert hat sich nicht viel. Während der Coronavirus-Krise verschärft sich der Pflegenotstand. Vielleicht ist das eine Chance, diesen wichtigen Beruf endlich aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das würden die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege und das Studium der Pflegewissenschaften attraktiver machen.“

Auszug aus dem Artikel 10 positive Aspekte, die wir der Coronavirus-Krise abgewinnen können, den Christof auf seinem Blog veröffentlicht hat, um der Verunsicherung und den negativen Nachrichten etwas Positives entgegenzusetzen.

Christof Herrmann schreibt auf seinem Blog www.einfachbewusst.de über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern.

Christof Herrmann - Krise als Chance

Krise als Chance für die ungelösten Gefühle

von Sarah Hirschauer

„Schon irgendwie ein Luxus, viele Dinge tun zu können, die Herzensangelegenheiten sind. Das wäre doch dauerhaft eine Welt, in der jeder Zeit hätte, täglich seinen lieben Themen nachzugehen! Gleichzeitig kommt in so viel freier Zeit auch Schmerz hoch. Ungelöste Gefühle, die den Weg zeigen, dass alte Geschichten nicht mehr zum Neuen passen. Letztendlich wohl eine Einladung leichter unterwegs zu sein und die dann neu entstandene Kraft in guter Weise zu nutzen.“

Wenn ich über die Zeit nachdenke, dann gibt es gerade die “Zeit vor Corona“ und die “Zeit nach Corona“. Vor Corona war gefühlt vieles anders. Jetzt habe ich viel freie Zeit zur Verfügung, die gestaltet werden will. Wunderbar, um fast jeden Tag den Wald zu besuchen, das Gemüsebeet vorzubereiten und intensiv Yoga zu üben. Schon irgendwie ein Luxus, viele Dinge tun zu können, die Herzensangelegenheiten sind. Das wäre doch dauerhaft eine Welt, in der jeder Zeit hätte, täglich seinen lieben Themen nachzugehen! Gleichzeitig kommt in so viel freier Zeit auch Schmerz hoch. Ungelöste Gefühle, die den Weg zeigen, dass alte Geschichten nicht mehr zum Neuen passen. Letztendlich wohl eine Einladung leichter unterwegs zu sein und die dann neu entstandene Kraft in guter Weise zu nutzen.
Was mein Umfeld betrifft, bin ich inspiriert von den vielen Fahrradfahrern, die täglich an mir vorbeifahren. Sie gehen mit gutem Beispiel voran, was ich noch ausbauen könnte. Für den erwünschten Umweltschutz brauchen wir wohl auch mehr Zeit zur Verfügung, um neue Verhaltensweisen anzutrainieren und beizubehalten. Am meisten freut mich auch die “Geber-Mentalität“. Das einzubringen, was ein jeder ganz besonders gut kann und gebraucht wird im großen Ganzen. Beispiele gibt es überall und das Schöne ist, dass vieles was vorher nicht ging, plötzlich in rasantem Tempo umgesetzt wird.

Sarah Hirschauer ist Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften und unterrichtet Yin-Yoga und Entspannung. 

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Sarah Hirschauer - Krise als Chance

Krise als Chance zur Reflexion

von Lina Jachmann

„Eineinhalb Meter Abstand beherrschen das Land. “Social distancing“ nennen es die Medien. Doch der Begriff ist nicht ganz glücklich gewählt. Denn eigentlich geht es um Physical Distancing. Auf der einen Seite geht es also um Abstand, gleichzeitig ist zu beobachten, dass wir durch Corona enger zusammenrücken, aufeinander Rücksicht nehmen und uns über andere Kanäle verbinden. Es entsteht Raum für Solidarität und Kreativität.
(…) Vielleicht werden die Menschen rückblickend sagen, dass sie von Corona gelernt haben, dass die wichtigsten Dinge im Leben keine Dinge sind.“

Unsere Nachrichten dominiert seit Wochen nur ein einziges Thema: die Corona Krise. Es mag an der phonetischen Alliteration liegen und an den überwältigenden Auswirkungen, die diese globale Pandemie mit sich bringt, dass wir kaum eine Schlagzeile über die “Corona Chance“ zu lesen bekommen. Auf den ersten Blick erleben wir alle massive Einschränkungen und großen Verzicht. Wir können plötzlich nicht mehr normal zur Arbeit oder in die Schule gehen, nicht mehr Reisen und unsere Liebsten nicht mehr wie gewohnt treffen und in den Arm nehmen.

Eineinhalb Meter Abstand beherrschen das Land. “Social distancing“ nennen es die Medien. Doch der Begriff ist nicht ganz glücklich gewählt. Denn eigentlich geht es um Physical Distancing. Auf der einen Seite geht es also um Abstand, gleichzeitig ist zu beobachten, dass wir durch Corona enger zusammenrücken, aufeinander Rücksicht nehmen und uns über andere Kanäle verbinden. Es entsteht Raum für Solidarität und Kreativität: junge Menschen kaufen für Ältere ein und übergeben die Einkäufe kontaktfrei, Omas und Opas lesen ihren Enkeln per Video-Konferenz Geschichten vor und Freunde verabreden sich zum virtuellen Spieleabend.

In der Arbeitswelt kann die Digitalisierung nun ihr volles Potential entfalten. Verstaubte Strukturen und alte Gewohnheiten werden radikal hinterfragt und revolutioniert. Mit dem Ergebnis, dass manche Berufstätige überrascht feststellen, wie viele der – ach so wichtigen –Businesstrips der vergangenen Jahre durch eine einfache E-Mail oder einen Anruf hätten erledigt werden können.

Plötzlich ist Raum da, um den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen und neue Wege auszuprobieren. Abgesehen von der Grundversorgung haben die Läden geschlossen. Die Sharing Economy, Selbermachen, Neues Lernen und Tauschen stehen daher hoch im Kurs. Wer Nähen kann versorgt das Umfeld nun mit selbstgemachten Mundschutzmasken, Sauerteigstarter werden eifrig an Neubäcker*innen verschenkt, Kleidung und Konsumgüter gebraucht über Internetplattformen erworben und die Bohrmaschine kontaktfrei aus der Nachbarschaft geborgt.

Diese besondere Zeit gibt uns die Möglichkeit, um kurz innezuhalten und herauszufinden was wirklich wichtig ist. Vielleicht werden die Menschen rückblickend sagen, dass sie von Corona gelernt haben, dass die wichtigsten Dinge im Leben keine Dinge sind.

Lina Jachmann ist Kreativdirektorin und Autorin. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Lifestyle und Zeitgeist. Bei Knesebeck sind ihre Bücher „Einfach leben“, der „Einfach leben – Praxis-coach“ und „Magic Morning“ erschienen. Die ersten beiden Bücher widmen sich dem Thema Minimalismus und das neuste Buch den Morgenroutinen.

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Lina Jachmann - Krise als Chance
Copyright: Marlen Mueller

In der Krise wieder mehr nach innen schauen und dort das Glück finden

von Cornelia Kausch

„Ich erfahre Freude und Zuversicht, Genuss mit dem was man hat, Zufriedenheit im Sein und im Hier und Jetzt. Ich erfahre einen wohlwollenden Austausch, ein Hallo wenn man sich regelmäßig begegnet, obwohl man sich nicht kennt. Ruhe und Sinnhaftigkeit sowie Kreativität und Zeit für Dinge, die ich immer schon anpacken wollte. Ich nehme wahr, wieviel Väter mit ihren Kindern unterwegs sind und Spass haben.
Und:
Ich erfahre Ängste und Kontrollverlust in der Gesellschaft, das was vermeintlich planbar war und auch Sicherheit gegeben hat, ist plötzlich nicht mehr planbar und dient auch nicht mehr als Anker, entsprechend muss ich etwas Neues suchen. Das macht die Menschen unsicher.

Ich wünsche mir die Einführung von Liebe und Zugehörigkeit als neue Messeinheit in unseren Unternehmen, mit einer Gewichtung die ähnlich stark ist wie Profit.

Welche Chance erkennst du in der aktuellen Situation?

Dass die Menschen tatsächlich diese Chance nutzen um mehr von Innen nach Aussen zu schauen und realisieren, dass nur im Innen das Glück und die Zufriedenheit liegt. Müßiggang ist aller Liebe Anfang, Ruhe, die wir erleben, die Explosion der Natur, die sich von unseren Nöten in keiner Weise tangieren lässt, ist fantastisch.

Welche positiven Veränderungen / Entwicklungen kannst du beobachten (bei dir und in der Gesellschaft)?

Ich erfahre Freude und Zuversicht, Genuss mit dem was man hat, Zufriedenheit im Sein und im Hier und Jetzt. Ich erfahre einen wohlwollenden Austausch, ein Hallo wenn man sich regelmäßig begegnet, obwohl man sich nicht kennt. Ruhe und Sinnhaftigkeit sowie Kreativität und Zeit für Dinge, die ich immer schon anpacken wollte. Ich nehme wahr, wieviel Väter mit ihren Kindern unterwegs sind und Spass haben.

Und:

Ich erfahre Ängste und Kontrollverlust in der Gesellschaft, das was vermeintlich planbar war und auch Sicherheit gegeben hat, ist plötzlich nicht mehr planbar und dient auch nicht mehr als Anker, entsprechend muss ich etwas Neues suchen. Das macht die Menschen unsicher. Ich spüre mehr Mißtrauen im Umgang miteinander, mehr Polarisierung und Feindseligkeit, mehr Fremdenhass und auch fehlende Reflektion. Ich spüre, dass die Menschen sehr gerne ein Bild davon malen, dass nach Corona die Dinge wieder so sein werden wie vorher.

Was gibt dir jetzt Kraft?

Meine tägliche innige und ausgedehnte Verbindung mit der Natur und mit den Menschen die ich liebe sowie auch meine Kunden, die meine Arbeit auch On-line annehmen und mich schätzen

Was sollten wir uns von dieser Zeit bewahren? / Was wünschst du dir für “danach“ (im kleinen Kreis, aber auch für das große Ganze)?

Mehr Ruhe und Besonnenheit, die Einführung von Liebe und Zugehörigkeit als neue Messeinheit in unseren Unternehmen, mit einer Gewichtung die ähnlich stark ist wie Profit. Reduktion von Reisen und dramatischer Zerfall der ‚Möchtegern Performer‘ denen durch die Krise die Plattform entzogen wurde und sie nunmehr keine Zuschauer mehr haben. Für mich selbst werde ich definitiv 80% meiner Consultings und Coachings online machen und weniger reisen. Und ich werde jeden Tag in die Natur gehen, um sie zu spüren, Kraft zu tanken und wahrhaftig zu sein. 

Cornelia Kausch berät und unterstützt Dienstleistungsunternehmen im Bereich Hotellerie, Gastronomie und Tourismus.

www.ckhospitality.de

Cornelia Kausch - Krise als Chance

Krise als Chance für mehr Geduld

von Natalie Klein

„Geduld heißt für mich: dem jetzigen Moment freundlich und ruhig entgegentreten. Ihm Raum und Aufmerksamkeit schenken. Sich der aktuellen Situation stellen und dabei achtsam reagieren – statt impulsiv.
Denn: Je mehr inneren Widerstand wir jetzt aufbauen – uns aufregen, weil wir wollen, dass es vorbei ist – desto unerträglicher wird die Situation.
Bleiben wir dagegen geduldig – mit uns und dieser schwierigen Zeit im Moment – werden wir das Ganze schonender aushalten. Geduld ist eine innere Haltung und mentale Strategie, die für unseren Kopf sowas ist wie der Akkusparmodus fürs Smartphone.“

Zugegeben: es ist im Moment echt hart, die Geduld NICHT zu verlieren.

Viele von uns mussten ihr Restaurant oder Geschäft schließen. Sind in Kurzarbeit. Müssen die Kids 24/7 zuhause bespaßen. Wer auf Jobsuche ist, erlebt Stillstand. Urlaub machen – geschweige denn planen – geht auch nicht.

Und vor allem: es ist weiterhin nicht absehbar, wann all das wieder „normal“ laufen wird.

Was wir trotz allem oder gerade deshalb jetzt wieder lernen. ECHTE Geduld. TIEFE Geduld.

Geduld heißt für mich: dem jetzigen Moment freundlich und ruhig entgegentreten. Ihm Raum und Aufmerksamkeit schenken. Sich der aktuellen Situation stellen und dabei achtsam reagieren – statt impulsiv.

Denn: Je mehr inneren Widerstand wir jetzt aufbauen – uns aufregen, weil wir wollen, dass es vorbei ist – desto unerträglicher wird die Situation.

Bleiben wir dagegen geduldig – mit uns und dieser schwierigen Zeit im Moment – werden wir das Ganze schonender aushalten. Geduld ist eine innere Haltung und mentale Strategie, die für unseren Kopf sowas ist wie der Akkusparmodus fürs Smartphone.

Wir müssen es nur ausprobieren.

Gib dir Zeit. Akzeptiere, wenn es gerade mal nicht weitergeht. Vertraue darauf, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden. Das werden sie. Auch wenn es schwierig ist. Lerne echte Geduld als etwas Wertvolles wieder neu kennen.

Namasté, Natalie

Natalie Klein ist Achtsamkeitscoach. www.nownow-achtsamkeit.de
NOWNOW achtsamkeit by natalie klein.

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Krise als Chance für persönliche Erkenntnisse

von Hannah Klenk

„Natürlich ist es toll zu sehen, wie viel Solidarität viele Menschen in diesen Zeiten an den Tag legen. Allerdings gab es schon immer viele hilfsbereite Menschen und großartige Projekte. Mich macht vor allem der Gedanke glücklich, dass dieses Virus uns Menschen wieder bewusst macht, dass wir alle gleich sind. Ob Premierminister, Multimilliardär oder Flüchtling – niemand kann sich im Angesicht dieses Virus anderen überlegen fühlen. Ich hoffe, dass dieses Gefühl des „Einsseins“ auch nach der Krise weiter anhält. Außerdem empfinde ich es als positiv, dass ich gerade viel Zeit habe, über mich, meine Gefühle, Gedanken und meine Zukunft nachzudenken. Ich weiß, dass dieser Teil besonders für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine große Herausforderung darstellt. Aber für den Rest der Menschheit ist es sicherlich auch mal ganz gut. Vielleicht merken manche Paare erst durch die gemeinsame Quarantäne, dass sie längst nichts mehr verbindet. Oder der größte Partykönig erkennt, dass er mit dem Feiern nur seine tiefsten Ängste übertönt. Solche Erkenntnisse mögen erstmal hart sein, können uns alle aber als Persönlichkeiten und als Gesellschaft nur weiterbringen.“

Hannah Klenk schreibt auf ihrem Blog www.von-jetzt-nach-gruen.de über Nachhaltigkeit und einen bewussten Lebensstil.

Hannah auf Instagram

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Krise als Chance, um uns mit unserem Inneren zu verbinden

von Shivapriya Kluger

„Der Lärm und die Ablenkung im Außen überdecken nichts mehr. Wir können diese Stille nutzen, um uns mit unserem Inneren zu verbinden. Hineinspüren. Hinschauen. Uns rückbesinnen auf die Essenz und den Sinn unseres Lebens.
Warum bin ich hier? Wer bin ich, wenn alles im Außen zerbricht? Führe ich ein Leben, das ich aus tiefstem Herzen liebe? Liebe ich mich selbst? Was liebe ich an meinem Leben und bei was bin ich froh, dass es gerade nicht da ist?“

Viele Menschen verbringen aktuell so viel Zeit mit sich selbst, wie vielleicht ihr ganzes Leben noch nicht. Am Anfang fühlte es sich noch wie Urlaub an, doch umso länger man Zeit mit sich verbringt, umso mehr offenbart sich.

Es ist eine Zeit der Transformation. Alte Glaubensmuster, Ängste und vergrabene Gefühle zeigen sich und wollen gesehen werden. Der Lärm und die Ablenkung im Außen überdecken nichts mehr. Wir können diese Stille nutzen, um uns mit unserem Inneren zu verbinden. Hineinspüren. Hinschauen. Uns rückbesinnen auf die Essenz und den Sinn unseres Lebens.

Warum bin ich hier? Wer bin ich, wenn alles im Außen zerbricht? Führe ich ein Leben, das ich aus tiefstem Herzen liebe? Liebe ich mich selbst? Was liebe ich an meinem Leben und bei was bin ich froh, dass es gerade nicht da ist?

Wir kommen zurück auf die wirklich wichtigen Fragen und das ist eine riesige Chance um Klarheit für das eigene Leben zu finden. Wir können nun entscheiden ob wir uns mit der Angst verbinden oder die Chance nutzen um etwas ganz Wundervolles zu kreieren. Ein Leben in wahrhaftiger Selbstliebe und Fülle. Viele hören den Ruf und nutzen diese Zeit – das zeigen mir die vielen neuen Coaching-Anfragen rund ums Thema Selbstliebe und wie man sich ein authentisches, erfülltes Leben aufbaut.

Ich wünsche euch allen Gesundheit, den Mut zur Innenschau und Vertrauen in eure innere Stärke!

Shivapriya

Shivapriya Kluger ist zertifizierter Systemischer Coach, Yoga- und Ayurvedatherapeut und bietet Coachings & Healing Sessions, sowohl ortsunabhängig als auch in ihrer Praxis in Heilbronn, an.

www.selbstliebe2go.de

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In einer Krise können wir Entscheidungen hinterfragen – auf der individuellen und auf der gesellschaftlichen Ebene

von Anchu Kögl

„Sind wir im Leben da, wo wir sein möchten? Möchten wir schon seit langem etwas verändern? Gibt es Menschen, mit denen wir mehr Zeit verbringen möchten – oder vielleicht weniger?
Diese Krise ist eine große Chance, um uns selbst besser kennenzulernen. Um bisherige Entscheidungen zu hinterfragen. Um uns mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen. Um uns zu fragen, was zum Teufel wir mit unserem Leben eigentlich machen wollen und ob wir nicht mal irgendwann falsch abgebogen sind.“

Jede Medaille hat ja bekanntlich zwei Seiten. Und so ist es auch mit der Corona-Krise.

Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass wir die Zeit finden, wieder mit alten Freunden in Kontakt zu kommen. Ich haben in den letzten Wochen ausgiebig mit zwei Freunden telefoniert, mit denen ich schon seit über 5 Jahren nicht mehr gesprochen habe.

Ein weiterer Vorteil ist, dass wir einfach deutlich mehr Zeit haben. Zeit um zu lesen. Um eine neue Sprache zu lernen. Um Zuhause auszumisten.

Ich habe mich in den letzten Wochen zum Beispiel sehr intensiv mit dem Thema Investition beschäftigt (Gold, Aktien, Bitcoin).

Doch den bei weitem größten Vorteil sehe ich darin, dass wir die Zeit und vor allem auch die Ruhe haben, um über uns selbst nachzudenken.

Sind wir im Leben da, wo wir sein möchten? Möchten wir schon seit langem etwas verändern? Gibt es Menschen, mit denen wir mehr Zeit verbringen möchten – oder vielleicht weniger?

Diese Krise ist eine große Chance, um uns selbst besser kennenzulernen. Um bisherige Entscheidungen zu hinterfragen. Um uns mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen. Um uns zu fragen, was zum Teufel wir mit unserem Leben eigentlich machen wollen und ob wir nicht mal irgendwann falsch abgebogen sind.

Und genau diesen letzten Punkt wünsche ich mir nicht nur auf einer individuellen Ebene, sondern auch auf einer gesellschaftlichen.

Denn eines steht fest: so wie bisher, sollten wir nicht mehr weitermachen.

Anchu Kögl ist Mindset-Experte. Auf seinem Blog www.anchukoegl.com schreibt er über positives Denken, Loslassen und Ängste. Er erreicht monatlich über 100.000 Menschen mit seinen Artikeln und Videos. Falls du mehr von ihm lesen möchtest, fange mit diesem Artikel an: Positiv denken

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Krise als Chance für neues Entwicklungspotenzial

von Prof. Dr. Niko Kohls

„In der Auseinandersetzung mit dem Außergewöhnlichen, Unvorhersehbaren und Bedrohlichen kann der Mensch mitunter erst ein Entwicklungspotenzial entdecken und realisieren, dass ihm unter geordneten Alltagsbedingungen nicht zugänglich ist.
(…) Eine Krise wirft uns immer auf uns selbst zurück, und bietet die Möglichkeit, uns ernsthaft mit uns selbst auseinanderzusetzen.
(…) Die Tatsache, dass wir jetzt Alle eine kollektive Anomalie erleben, auf die jeder (s)eine Antwort finden muss, birgt aus meiner Sicht deswegen nicht nur große Gefahr, sondern auch eine große Chance für die Menschheit als solches!“

Da ich mich wissenschaftlich sowohl in meiner Diplom- als auch Promotionsarbeit und dann auch meiner Habilitationsschrift mit außergewöhnlichen Erfahrungen / Bewusstseinszuständen und ihrer Auswirkung auf Gesundheit beschäftigt habe, habe ich naturgemäß eine differenzierte Sicht auf Krisensituationen und ihre individual- und sozialpsychologischen Konsequenzen. Und meine eigene Lebenserfahrung, die natürlich auch durch bestimmte Krisensituationen geprägt war, wie es bei jedem Menschen der Fall ist, bestätigt dies.
Beispielsweise bin ich zu der Frage, was Selbstregulation ist und wie man diese entwickeln kann, als Teenager über eine eigene Erkrankung mit längerem Krankenhausaufenthalt und vielen Einschränkungen über einen längeren Zeitraum von fast einem Jahr, gekommen. Der Fragestellung bin ich treu geblieben, sie hat letztlich meine akademische Laufbahn bestimmt und ich verdiene, wenn Sie so wollen, damit nun mein tägliches Brot! Insofern bin ich im Nachhinein sehr dankbar und zufrieden, aber auch demütig, dass mir eine Krise den Weg gewiesen.

Natürlich stimmt das Bonmot, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Erst seit der Aufklärung haben wir uns mit dem Gedanken schwergetan, dass jede Krise auch ein Aufruf zur Veränderung und Entwicklung ist. Vermutlich liegt es daran, weil unsere modernen Gesellschaften – mit wenigen Ausnahmen – sehr risikoaversiv sind und eindeutige, stabile, vorhersagbare Situationen schätzen. Das hat sicherlich viele Vorteile, birgt natürlich als Kehrseite der Medaille auch die Gefahr der Gleichförmigkeit, Monotonie, und Langeweile (vor allem, wenn man nicht achtsam ist). Denn in der Auseinandersetzung mit dem Außergewöhnlichen, Unvorhersehbaren und Bedrohlichen kann der Mensch mitunter erst ein Entwicklungspotenzial entdecken und realisieren, dass ihm unter geordneten Alltagsbedingungen nicht zugänglich ist (hier könnte man dann von der Krise der Normalität sprechen). Wenn der Philosoph Hölderlin sagt „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ nimmt er damit die Erkenntnisse der Resilienz- und Traumaforschung vorweg, die ja bei einigen Menschen eine Form von posttraumatischen Wachstum beobachtet hat. Natürlich ist es auch so, dass viele Menschen nicht aus der Krise finden und in ihr gefangen bleiben. Denken wir nur an die vielen Menschen, die an einem Burnout erkranken und als Folge eine dauerhafte Form der Labilität, Fragilität und Vulnerabilität davontragen; ich bin also weit davon entfernt die Situation der Krise zu romantisieren. Aber ich finde man kann die unterschiedlichen Facetten einer Krise und die Anforderungen, die diese an uns stellt, anschaulich mit dem deutschen Wort „Aufgehoben“ erklären, das drei unterschiedliche Bedeutungen hat, die für eine Krise und deren Bewältigung psychologisch relevant sind:

  1. Im ersten Schritt bedeutet „Aufgehoben“, dass meine subjektive Normalitätswahrnehmung durch ein äußeres oder inneres Ereignis derartig destabilisiert wird, sodass sich im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen verliere. Meine Normalität, die ich kannte, ist nicht mehr vorhanden.
  2. Im zweiten Schritt erfordert dies von mir als Individuum eine Anpassung, mit der ich in der Lage bin, die Anomalie die in meinen Leben getreten, zu verändern oder meine Einstellung und Wahrnehmung so anzupassen, dass ich damit umgehen und leben kann. Wenn ich die Anomalie nicht aus der Welt schaffen kann, muss ich sie innerlich „aufheben“, indem ich mich und damit auch meine bisherige Identität transformiere.
  3. Wenn mir das gelungen ist, und ich die Anomalie – zumeist durch einen inneren Transformationsprozess – „aufgehoben“ habe bin ich in einem dritten Schritt in der Lage das verborgene Potenzial zu bergen, dass in der Krisensituation steckt und ich bin auf einer neuen Entwicklungsebene aufgehoben und durch die Krise „ein Anderer“ geworden.

An dieser Stelle wird natürlich deutlich, dass die Prozesse, oben angedeutet sind, viel mit Begriffen wie Achtsamkeit; Meditation oder Spiritualität zu tun haben und sogenannte Konversionserfahrungen kulturanthropologische Konstanten darstellen, die sowohl in religiös-spirituellen als auch säkularen Kontexten zu finden sind. Insofern wirft uns eine Krise immer auf uns selbst zurück, und bietet die Möglichkeit, uns ernsthaft mit uns selbst auseinanderzusetzen, so wie es der berühmte und vielzitierte Pfortenspruch über dem Orakel von Delphi fordert: „Erkenne dich selbst!“ – dies allein kann sehr heilsam sein. Die Tatsache, dass wir jetzt Alle eine kollektive Anomalie erleben, auf die jeder (s)eine Antwort finden muss, birgt aus meiner Sicht deswegen nicht nur große Gefahr, sondern auch eine große Chance für die Menschheit als solches!

Der Psychologe Niko Kohls beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren als Wissenschaftler und Berater schwerpunktmäßig mit den Zusammenhängen von Achtsamkeit, existentiellen Bedürfnissen, Werten sowie Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.

www.niko-kohls.de

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Krise als Chance, um wieder einfacher zu leben

von Olaf Kopinke

Ich sehe in der Krise die Chance reduzierter zu leben und die eigenen Ansprüche auf ein „gesundes“ Maß zu reduzieren (zu müssen). Denn ich stelle erneut fest: Ich brauche nicht „mehr“! Es geht um das Achten auf das Wesentliche und um gute Beziehungen. Kraft gibt mir in dieser Zeit mein Glaube. Ich bin Christ, kein Kirchenchrist. Für danach wünsche ich mir, dass wir einfach einfacher leben.

Olaf Kopinke betreibt den Buchladen LeseNest in Isernhagen

www.lesenest.de

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Weniger Zeit für Konsum – mehr Zeit miteinander

von Laura Mitulla

Ich hoffe ganz stark, dass die Menschen merken, wie wichtig und wertvoll die gemeinsame Zeit mit anderen ist. Und, dass es gar nicht wehtut, wenn man mal nicht die neueste Trendkollektion bekannter Modehäuser shoppen kann. (…) Das spart nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Ich hoffe, dass viele nach der Krise weg von ihrem blinden Konsum kommen.“

Welche positiven Veränderungen / Entwicklungen kannst du beobachten?

Bei meinen Abonnenten auf Instagram habe ich herausgelesen, dass sehr viel weniger konsumiert wird. Das freut mich natürlich riesig, da in der Krise scheinbar öfter nur noch das gekauft wird, was man wirklich braucht. Das spart nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Ich hoffe, dass viele nach der Krise weg von ihrem blinden Konsum kommen.
Bei mir selbst beobachte ich, dass das Home Office einige Vorteile mit sich bringt. Beispielsweise spare ich mir die Fahrzeiten und kann endlich mit meinem Mann die Mittagspause zusammen verbringen. Natürlich freue ich mich auch wieder auf das Büro mit Kolleg*innen, aber ab und zu im Home Office zu arbeiten ist auch ganz schön.

Was gibt dir Kraft?

Kurz und knapp: Mein Mann. Ich wüsste nicht, wie meine Stimmung aussehe, wenn ich alleine in der Wohnung wäre. Daher bin ich unheimlich froh, dass wir hier wenigstens zu zweit sind, täglich zusammen kochen und Spieleabende machen können.

Was sollen wir uns von dieser Krise bewahren? / Was wünscht du dir für „danach“? 

Nach der Krise stehen wir ja überspitzt gesagt vor der großen Entscheidung: Konsum oder Freunde/Familie wiedersehen. Was zieht die Gesellschaft vor? Ich hoffe ganz stark, dass sich die Menschen für Letzteres entscheiden und merken, wie wichtig und wertvoll die gemeinsame Zeit mit anderen ist. Und, dass es gar nicht wehtut, wenn man mal nicht die neueste Trendkollektion bekannter Modehäuser shoppen kann.

Laura Mitulla lebt minimalistisch und ist die Inhaberin sowie Autorin des Blogazines the OGNC, wo sie Tipps und Inspirationen für ein minimalistisches und nachhaltiges Leben gibt.

Laura auf Instagram

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Krise als Chance, um zu verstehen, dass wir nicht alles kontrollieren können

von nachhaltig. kritisch

„Hinter jeder großen Krise versteckt sich eine ebenso große Chance. Aus der Corona-Zeit können wir lernen, dass wir als Menschheit nicht alles kontrollieren können. Wir lernen, dass wir loslassen dürfen und dass es okay ist, trotzdem Angst zu haben. Dass es Dinge gibt, vor die uns Geld, Wohlstand und Waffen nicht schützen können. Wir lernen, uns wieder über einen blühenden Kirschbaum zu freuen. Mit den Älteren und Schwächeren solidarisch zu sein. Wir haben die Chance, uns den stillstehenden Kapitalismus in allen Einzelteilen anzuschauen und vielleicht noch einmal zu reevaluieren, ob es an der Zeit sein könnte für ein neues System. Wir sehen am Krisenmanagement vieler Regierungen, dass spontane, unbürokratische und schnelle Zusammenarbeit möglich ist. Im Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels ist es sogar möglich, dass diese Krise unser größtes Glück ist, weil sie Stillstand erzwingt und jedem von uns heute schon zeigt, dass die Wirtschaft niemals über Menschenleben stehen sollte. Wenn ein paar dieser Erkenntnisse es schaffen, in einer neuen, Post-Corona Normalität Gestalt anzunehmen und weiterzuwachsen, können wir es schaffen, diese Krise in etwas Gutes zu verwandeln. Wir hoffen jedenfalls, dass das so ist. Denn das würde bedeuten, dass all die schrecklichen Opfer, die die Krise fordert, nicht umsonst gewesen wären.“

Hinter nachhaltig. kritisch stehen Robin, Annika und Annsi. Auf Instagram veröffentlichen sie gut recherchierte Beiträge zu nachhaltigen Themen in den Bereichen Mobilität, Ernährung, Konsum und aktuelles Geschehen. Ausführlich zu recherchieren bedeutet auch, populäre Meinungen in der „Nachhaltigkeitsblase“ zu hinterfragen und in manchen Fällen auch zu widerlegen.

nachhaltig.kritisch auf Instagram

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Krise als Chance zur Identitätsfindung

von Robert Schiller

„Ich wünsche mir, dass wir die Erkenntnis bewahren, mit kleinsten Handlungen zu einer großen Veränderung beitragen zu können. Und dass wir weit über die Krise hinaus das Bewusstsein für die Natur, uns selbst, andere und die Erde für ein neues, wertebewusstes Miteinander behalten.
Darüber hinaus wäre es toll, wenn wir ein Grundeinkommen einführen würden. Ich glaube fest daran, dass wir zu noch Größerem fähig sind, wenn Existenzängste keine Rolle spielen.“

Die Mischung aus Endzeitstimmung und Epochenwechsel bietet uns die Möglichkeit im Kleinen wie im Großen die Frage zu beantworten: „Wer will ich / wer wollen wir sein?“ Wir zeigen, wozu wir gemeinsam fähig sind – wenn wir es wollen. Wer bislang für Veränderungen im Leben Ausreden parat hatte, wird sie entkräftet sehen. Wer jetzt einen Neustart wagt, wird Zustimmung ernten.

Hinsichtlich positiver Entwicklung habe ich mehr Klarheit über die wesentlichen Dinge erhalten, die mir guttun und leider endlich sind. In erster Linie betrifft das die Familie und meine Lebenszeit. Gesamtheitlich gesehen nehmen wir unsere Mitmenschen wieder wahr und zwischenmenschliche Beziehungen nicht mehr als selbstverständlich hin.

Kraft gibt mir der wundervollen Natur beim Erblühen und Leben aus den Wanderschuhen heraus oder vom Fahrrad aus zu zusehen. Das ich mit Anfang 30 im Garten sitze und wahre Freude dabei empfinde, wie Vögel ihr Nest bauen, begeistert mich täglich und schenkt mir den Blick für Reichtum, der nichts kostet.

Ich wünsche mir, dass wir die Erkenntnis bewahren, mit kleinsten Handlungen zu einer großen Veränderung beitragen zu können. Und dass wir weit über die Krise hinaus das Bewusstsein für die Natur, uns selbst, andere und die Erde für ein neues, wertebewusstes Miteinander behalten.
Darüber hinaus wäre es toll, wenn wir ein Grundeinkommen einführen würden. Ich glaube fest daran, dass wir zu noch Größerem fähig sind, wenn Existenzängste keine Rolle spielen. 

Robert Schiller führt das LEISEmagazin, das Online Magazin für eine bewusstere Welt, das Menschen für die Themen rund um einen bewussteren Lebensstil im Einklang mit der Natur begeistern möchte.

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Krise als Chance zum Annehmen und neuen Gestalten

von der Glücksministerin Gina Schöler

„Dieses Gefühl in den Tag hineinzuleben und nur tageweise planen zu können, die gezwungene Spontanität, das tut uns allen auch mal gut und ich merke, wie sich eine Art Entspannung breit macht. Diese Art zu leben und zu denken sollten wir uns beibehalten – mehr Gelassenheit und Gemeinschaftlichkeit. Das führt automatisch auch zu mehr Glück.“

Als Glücksministerin stehe ich selbstverständlich für solche Themen wie Zufriedenheit, Wohlbefinden und seelische Gesundheit. Was tun, wenn solch eine kollektive Krise nun das Leben aller einschränkt und man so gar nicht von glücklichen Zeiten sprechen kann? Über das Glück sprechen! Und vor allem ihm Ausdruck geben, mit Leben füllen und andere damit anstecken.

Dabei plädiere ich aber für eine gesunde Balance zwischen Akzeptanz und Aktionismus. Die Situation auch erstmal zu realisieren, in ihr anzukommen, anzunehmen und alle Gefühle zu durchleben, die damit einhergehen, ist ebenso wichtig wie sich dann auch Gedanken zu machen, wie man im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aktiv etwas für das Gute tun kann. Auch meine letzten Wochen waren voller bunter Emotionen, rauf und runter. Und das ist normal und ganz menschlich.

Erst war da dieses Gefühl des „Nicht-realisieren-wollens“, Ungläubigkeit, Trotz, Trauer um all die abgesagten Termine und Chancen, diese seltsame Stimmung draußen und auf der anderen Seite erlebe ich soviel Wärme und Solidarität, tiefere Augenblicke, herzliche Hilfsangebote, Kontakt zu lieben Menschen auf anderen Wegen, viel Kreativität und das Ausprobieren neuer Ideen und Möglichkeiten. 

Und irgendwie ist da auch eine Art „Erleichterung“ zu spüren. Dieses Gefühl in den Tag hineinzuleben und nur tageweise planen zu können, die gezwungene Spontanität, das tut uns allen auch mal gut und ich merke, wie sich eine Art Entspannung breit macht. 

Diese Art zu leben und zu denken sollten wir uns beibehalten – mehr Gelassenheit und Gemeinschaftlichkeit. Das führt automatisch auch zu mehr Glück.

Gina Schöler ist Glücksministerin und hält Workshops, Vorträge und Events zu den Themen Zufriedenheit, Positive Psychologie und Lebensgestaltung.

www.MinisteriumFuerGlueck.de
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Podcast: Das kleine Glück

Glücklich leben - Interview mit Gina Schöler

Krise als Chance, um aus der alltäglichen Routine auszubrechen

von Sarah Waltinger

„Eines hat mir Corona mal wieder ganz besonders vor Augen geführt: Vieles steht einfach nicht in unserer Macht. Somit versuche ich Dinge, die ich nicht ändern kann, so zu nehmen wie sie sind. Eine gute Gelassenheits-Übung.
Als Reisejournalistin hat mich die aktuelle Lage außerdem zu einer Pause gezwungen. Alle bisher geplanten Reisen wurden abgesagt. Dieser Einbruch führte aber auch dazu aus meiner alltäglichen Routine auszubrechen. Seit ein paar Wochen sprudele ich nur so über vor neuen Ideen und Projekten die ich – am liebsten alle gleichzeitig – angehen möchte. Und dank Corona und der momentan bescheidenen Auftragslage habe ich nun sogar die Zeit dafür.“

Mainzerin Sarah packt regelmäßig das Fernweh und kurz darauf ihren Koffer, um neue, faszinierende Orte zu bereisen oder an alte, lieb gewonnene zurückzukehren. Darüber schreibt sie seit 2012 auf Itchy Feet Blog.

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Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance

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Chance für eine neue Ordnung

Allen Herausforderungen und persönlichen Schicksalen zum Trotz, bietet die aktuelle Zeit mehr denn je eine Möglichkeit, in der sich vieles neu sortieren könnte – im eigenen Leben und im großen Ganzen.
Gedanken dazu findest du in diesem Artikel.

Sylt – das vergebliche Warten auf Gäste

Sylt. Wo man sonst das Frühlingserwachen gemeinsam mit Lachen feiert und draußen sitzend sehnsüchtig die ersten Sonnenstrahlen einfängt, hört man nun nur das Kreischen der Möwen auf der vergeblichen Suche nach Crêpes in den Händen der ausbleibenden Passanten.

Wie in jedem Jahr sahen die Unternehmer nach dem gästearmen Winter mit den nahenden Osterferien dankbar das Licht am Ende des Nebensaison-Tunnels.

Doch in diesem Jahr ist alles anders.

Geschlossene Geschäfte, Restaurants und Cafés. Alle mit Zetteln und der gleichen Botschaft versehen. Sonst ist kaum jemand zu sehen. Menschenleere Straßen und einsame Strände. Stille zwischen den Häuserreihen und Abstand zwischen den wenigen Personen. Der Autozug rollt nur noch halb so oft, die Syltfähre ruht die meiste Zeit im Hafen, Ausweiskontrolle in Niebüll.

März 2020 ist plötzlich nicht nur Nebensaison – es ist gar keine Saison.

Unversehens tauchte kurz vor dem Ende der Nebensaison der nächste Tunnel auf, als wären wir alle gegen eine Wand gefahren. Und nun fragen wir uns, wie die Welt danach wohl aussehen mag. Und wann wir sie wiedersehen dürfen.

Das öffentliche Leben liegt auf der Intensivstation und wir dürfen es nicht besuchen

Es ist eine Zeit, die vieles auf den Kopf stellt. Was wir als Gesellschaft und als Einzelne oft über Jahrzehnte aufgebaut haben, scheint nun binnen Tagen zu kollabieren. Als hätte jemand rücksichtslos auf das mühsam Erbaute, scheinbar so stabile, doch offensichtlich sehr fragile, eingetreten, steht unser Alltag still.

Selbstverständlich ist plötzlich gar nichts mehr.

Die Welt liegt in unsichtbaren Scherben, mit denen wir uns ungewollt und unwissend gegenseitig verletzen können. Es sickert nur langsam durch, was jetzt das Wichtigste ist: Abstand, Verzicht, Einschränkungen. Die Welt, wie wir sie funktionieren lassen, die selten nur stillsteht, schläft oder schweigt, ist lahmgelegt. Das öffentliche Leben wird heruntergefahren, als müsse es selbst künstlich beatmet werden und darum kämpfen, dass es irgendwie weitergeht.    

Es wird weitergehen. Nur wie? Das ist die große Frage.

Und die große Chance.

Denn im Zusammenfall der Bausteine liegt die Möglichkeit für eine neue Ordnung.

Für uns selbst und für das große Ganze.

Zwei Seiten – die andere Seite

Kurzarbeit und ausbleibende Einnahmen bei laufenden Ausgaben in der Selbstständigkeit – das reicht kaum für die Miete auf Sylt. Und doch fühle ich ein innerliches Aufatmen bei dem Gedanken an eine Pause, die länger andauert und von Größerem umwoben ist als der zweiwöchige Jahresurlaub. Dieser Stillstand tut meiner Seele gut. Und unserem Planeten erst recht. Hinter den finanziellen Einbußen kann ich einen Gewinn erkennen, der mir mehr bedeutet: Erholung für uns und die Erde, Verbundenheit und die Chance auf ein längst überfälliges Umdenken für eine neue Ordnung.

Wir werden förmlich dazu gezwungen zu entschleunigen, weniger zu konsumieren, uns mehr mit uns selbst und dem eigenen Leben und Lebensstil zu beschäftigen – Themen, die mich im tiefsten Inneren antreiben, die ich in meinen Seminaren vermittle und über die ich schreibe.

So erkenne ich allen persönlichen Schicksalen, allen beruflichen und finanziellen Herausforderungen und allen Einschränkungen zum Trotz auch eine andere Seite: Einen Raum, der uns durch die auferlegten Maßnahmen zugänglich wird, den wir sonst nicht hätten betreten können. Der uns für eine Weile raus aus dem Hamsterrad führt, uns Zeit schenkt und uns bei uns selbst ankommen lässt. Und nebenbei vielleicht noch die (Um)Welt rettet.

Ich will die aktuelle Situation nicht klein oder schön schreiben, aber versuchen, im unveränderlich Alarmierenden das Positive größer werden zu lassen.

Corona und die Chance das eigene Leben zu ordnen

Unser wunderbares Zusammenspiel

Kein Theater, kein Konzert; kein Schwimmbad, kein Fitnessstudio; kein Restaurantbesuch, kein Urlaub – alles hat zu. Und nun?

Das, was wir jetzt vermissen, zeigt die Wertschätzung für das, was wir sonst haben: Die Gesellschaft unserer Gesellschaft, das unbeschwerte Miteinander, das Gespräch am Straßenrand. Die Yogaeinheit im Fitnessstudio, der Besuch im Altenheim, das Tanzen durch die Nacht. Die spontane Zugfahrt zu Verwandten, das Miteinander von Großeltern und ihren Enkeln, der Urlaub. Der Cappuccino im Lieblingscafé, der Kinobesuch – Gesundheit und unsere Freiheit.

All das weckt die Dankbarkeit für das, über das wir sonst so scheinbar selbstverständlich verfügen, und schärft darüber hinaus das Bewusstsein für die Strukturen des Alltags und unser großes Miteinander: Wir sind wie ein großes Puzzle, das nur dann funktioniert, wenn jeder an seinem Platz wirkt. Nur dann greift alles ineinander. Nur dann funktioniert das System.

Erst das Aussetzen macht die unsichtbaren Fäden sichtbar und zeigt, wie wunderbar verbunden wir miteinander sind. Aber auch, wie verwundbar wir sind.

Was bleibt?

Die Reduktion und das Chaos im Außen führen nach innen und uns das Wesentliche vor Augen: Die Familie, die Kommunikation, das Zuhause, die Natur, die Nahrung für Körper, Geist und Seele.

Weit entfernt von Hektik, Stress und grenzenloser Mobilität bleibt nun Zeit für Selbstfürsorge und all die Dinge, die im Alltag oft zu kurz kommen. Denn weniger Möglichkeiten bedeutet auch: Weniger Termine und ein leerer Kalender. Es ist gewissermaßen geschenkte Zeit. Und zudem eine Situation, die nur für eine Weile bleibt. Wir sollten sie achtsam und dankbar annehmen und uns Langsamkeit und Muße erlauben. Denn in unserer sonst so außenorientierten, schnelllebigen Welt vergessen wir uns häufig selbst. Wenn das ewige Rasen, Hetzen und Zerteilen zum Stillstand kommt, können wir Kraft schöpfen. Anhalten und innehalten. Einfach sein, und den Leistungsdruck, die Geschäftigkeit und die ständige Erreichbarkeit von uns abfallen lassen. Jetzt können wir uns Zeit für das nehmen, was uns wichtig ist, und auch die losen Fäden verknüpfen, für die der Alltag sonst keine Lücken lässt.

Was macht man, wenn man nicht viel machen kann?

Wir können gärtnern, malen, Rezepte ausprobieren. Telefonieren und musizieren. Puzzeln oder Gesellschaftsspiele spielen. Podcast hören, schreiben, meditieren. Joggen oder spazieren.

In Bücherwelten versinken, gemütlich ein Glas Rotwein trinken. Die Zeit vergessen, an andere denken. Die Gedanken schweifen lassen und uns das Nichtstun erlauben. Stille und eine Tasse Tee genießen. Fotos sortieren und Wände dekorieren.

Die Schublade aufräumen, die Schränke ausmisten, den Keller entrümpeln. Die ungeschriebenen Briefe auf Papier bringen und die unausgesprochenen Gedanken in Worte fassen. Papierkram sortieren und Kaputtes reparieren. Geschwindigkeit reduzieren und uns regenerieren.

Wir können eine Inventur des eigenen Lebens durchführen und uns neu ausrichten: Was besitze, lebe, denke ich? Und was davon möchte ich behalten?

Wenn Dinge auseinanderfallen, können wir sie neu ordnen. Das schafft Klarheit. Wir können das vermeintlich Verlorengegangene als Einzelne wiederentdecken und als Gesellschaft beibehalten – ein bisschen langsamer, natürlicher und menschlicher leben.

Das Leben gestalten, Zufriedenheit bauen

Gerade wenn uns die Dinge aus der Hand gleiten, sollten wir sie wieder in die Hand nehmen. Es liegt eine große Macht darin äußerlich unveränderliche, als schwierig empfundene Situationen anzunehmen und das Leben aktiv zu gestalten. Das macht unsere Selbstwirksamkeit sichtbar und uns zufrieden. In der Gesundheitsförderung bezeichnet man dies als „Coping“. Auch wenn zunächst vieles aussichtslos erscheint, kann es besser weitergehen, wenn wir die Weichen neu stellen und mit Freude Neues formen. Wo sich Strukturen aufweichen, können neue entstehen. Jetzt ist die Chance, das Homeoffice zu etablieren und kerosinfreie Kommunikationswege anstelle der Business Class zu etablieren.

Corona und die Chance das große Ganze zu ordnen

Verantwortung für den Unbekannten

Von einem Ort ausgehend hat das Virus binnen weniger Monate alle Ecken der Welt erreicht.

Durch die Zahl der Infizierten und die sich über die Kontinente ausbreitenden roten Punkte der betroffenen Länder macht es die Globalisierung sichtbarer als sie es vielleicht jemals gewesen ist: Wir sind alle miteinander verbunden, auf indirekte Weise miteinander in Kontakt.

Das Virus setzt sich über Grenzen hinweg und zeigt Grenzen auf – in jeglicher Hinsicht: Am Rande der Nationen, für das Verhalten des Einzelnen und für uns als Gesellschaft. Die Bilder der vergangenen Wochen machen deutlich, wie schwer es fällt, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und Einschränkungen zu akzeptieren. Es dauert bis die Tiefe, der Schweregrad und die Ernsthaftigkeit nicht nur in unseren Köpfen ankommt, sondern auch zu einem anderen Handeln führt.

Selbstkontrolle bedeutet, auf naheliegende Belohnungen zu verzichten und eine größere in der Zukunft liegende Belohnung zu wählen. Abstrakt. Und herausfordernd. Denn der Mensch möchte sich im Jetzt gut fühlen. Noch abstrakter und herausfordernder, wenn dieses sinnvolle, bewusste Handeln obendrein für jemand anderen, nämlich aktuell für die Risikogruppe, die Belohnung verspricht – und nicht unmittelbar für einen selbst. Noch viel abstrakter, wenn es sich dabei um den unbekannten Kaffeebauern am anderen Ende der Welt handelt, für den man seine Kaufentscheidungen hinterfragt. Diese Momente fordern dem Egoismus einiges ab. Sie rücken Nächstenliebe, Umsichtigkeit, das globale Miteinander und eine größere Verbundenheit in den Vordergrund.

Wir sind privilegiert – auch in der Corona-Krise

Das Virus betrifft uns alle und trifft einen jeden doch ganz individuell in der jeweiligen Lebenssituation. Doch eines ist sicher: Es trifft die ärmeren Nationen mit den Menschen, die ihr Land vermutlich nie verlassen haben, am härtesten. Das ist ungerecht. Wo Abstand, Hygiene und medizinische Versorgung kaum gegeben sind, hat das Virus eine noch größere Macht. Keine hundertmilliardenschweren Rettungsschirme, keine Intensivstationen, manchmal nicht einmal Wasser, um sich die Hände zu waschen. Auch wenn hierzulande vieles einzustürzen scheint, leben wir in privilegierten Verhältnissen. Immer. Und auch jetzt. Das sollten wir uns öfter bewusst machen und uns in Dankbarkeit üben.

Es ist an der Zeit aufzuwachen, umzudenken und vor allem: An andere zu denken.

Und es ist Zeit, dass aus dem Denken ein anderes Handeln erwächst. Wir können nicht länger wissen, also hinsehen, und uns dann umdrehen und weggehen als hätten wir nichts gesehen. Wir tragen Verantwortung. Für uns selbst, für unsere Mitmenschen und für den Planeten.

COVID-19: Schlimm für den Menschen und gut für die Erde

Das Virus hat für uns eine Notbremse gezogen, die kein Politiker, kein Aktivist und keine Statistik je hätte auslösen können – und das, obwohl wir seit Jahren über Klimawandel und Umweltschutz reden. Doch solange wir nur reden und wirtschaftliches Wachstum um fast jeden Preis die Richtlinie ist, kann sich nichts verändern.

Das Virus schafft es nun mit ungefragter, rücksichtsloser Wucht und Dynamik als etwas so Kleines die ganze Welt auf den Kopf zu stellen: Geschlossene Geschäfte, leere Straßen, auf dem Boden bleibende Flugzeuge. Wirtschaft, Industrie, Wachstum, Globalisierung hin oder her – das aktuelle Geschehen zeigt auf, dass und wie schnell das moderne Leben einbricht, wenn eines auf dem Spiel steht: Unsere Gesundheit. Sie scheint uns weitaus bedeutender als die der Erde zu sein.

Weckruf und Chance – die letzte?

Der internationale Stillstand zeigt, dass sich die Natur vom Raubbau der Menschen schnell erholt: Weniger Smog über den Industriegebieten von China und Italien, klares Wasser in Venedig, Delphine im Hafenbecken der sardischen Hauptstadt, sich füllende Bergseen, weil das Wasser nicht zu künstlichem Schnee werden muss.

Das macht deutlich: Die positive Seite der Corona-Krise gilt nicht uns. Sie gilt der Erde, der wir zu viel genommen haben. Nun müssen wir unsere Freiheit und unser ökonomisches Wachstum genauso ungefragt hintenanstellen, wie wir der Erde über Jahrhunderte genommen haben.

Vielleicht ist der Stillstand die beste und auch die letzte Chance, um gerade noch rechtzeitig abzubiegen. Dafür müssten wir endlich begreifen, andere Prioritäten setzen und handeln.

Weitsicht

Und jetzt genieße ich die Stille – in der Luft und überall. Ich verliere mich im Blau des Himmels, das nicht von Kondensstreifen durchzogen ist, und vergesse die Zeit, wenn Seehunde nahe am Ufer spielen. Das Leben ist plötzlich so natürlich.

Und natürlich kann es nicht so bleiben. Aber es sollte auch nicht mehr so werden wie es war. Sonst wird es bald für immer anders sein. So viel Weitsicht, Intelligenz und Einsicht sollten wir beweisen. Es gibt etwas Größeres als das Heute und das Morgen; als das Geld und unsere Sorgen – etwas, das wirklich bleibt: die Erde.

Auf ihr sind wir nur für eine kurze Zeit zu Besuch und so sollten wir uns auch verhalten. Wir sollten den Tisch für die decken, die nach uns kommen. Denn alles ist verbunden. Deutlicher kann uns das nicht vor Augen geführt werden.

Den Blickwinkel ändern

Manche Dinge im Leben können wir erst im Rückblick verstehen. Vor allem Zeiten der Krise. Doch Leben ist Veränderung und Krisen beschleunigen sie – aber sie setzen auch Kräfte frei.

Es wird weitergehen. Nur wie? Das ist die große Frage.

Und die große Chance.

Ich wünsche mir, dass wir nicht einfach weitermachen wie zuvor, wenn wir den Tunnel am anderen Ende verlassen, sondern eine bessere und gerechtere Welt gestalten.

Ich wünsche mir, dass wir unsere Prioritäten neu setzen und uns auf das Wesentliche besinnen.

Dass wir demütiger werden und uns ein Stück Entschleunigung, Minimalismus und Nächstenliebe bewahren.

Wenn wir „danach“ bedachter handeln, bewusster leben und nachhaltiger konsumieren, ist es möglich, den aktuellen Zustand nicht als ein Ende anzusehen, sondern als einen gemeinsamen Neuanfang zu begreifen.