Auszeit am Meer: Achtsamkeit auf Sylt

Auszeit am Meer

Eine Auszeit am Meer zum Krafttanken, Entschleunigen und für die persönliche Neuausrichtung: „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“.

Achtsamkeit auf Sylt – eine Auszeit am Meer

Ein kleiner Einblick in eine großartige Woche

Juni 2021: Offenheit und Wohlwollen vom ersten Augenblick an. Unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Themen treffen sich und begegnen sich im Mensch-Sein.
Man traut sich, das Innen nach außen zu kehren, weil man sich gut aufgehoben fühlt; weil wir alle durch Höhen und Tiefen gehen, auch wenn sie sich anders gestalten. Allein diese Feststellung kann so manches besänftigen …

Gruppenenergie

Es ist etwas ganz Besonderes: Diese Energie in der Gruppe, das gemeinsame Schweigen, der Austausch mit Unbekannten, die immer vertrauter werden. Diese sechs Tage, die man teilt, ehe man sich wieder in unterschiedliche Richtungen verteilt und doch irgendwie nahe ist, weil man so echt miteinander war.
Das gibt es im Alltag so selten.
Da fehlen der Raum, die Zeit und der Rahmen.

Veränderungen im Innen

Wenn man das Glück wieder in den Augen leuchten sieht;
die neue Leichtigkeit des Einzelnen die Gruppe beflügelt;
das Lachen öfter und das Schweigen lauter wird. 
Wenn Rastlosigkeit zu Ruhe wird;
das Zweifeln zu Klarheit;
das Zurückblicken die Richtung ändert;
die grauen Gedanken Farbe bekommen;
man selbstbestimmt das Gedankenkarussell verlässt und im echten Leben weiterfährt;
sich erdet, sich spürt, und den Gegenwind genießt;
wenn man Regen willkommen heißt
und das Ungewollte akzeptieren kann,
dann steht man mitten im Leben
und ist einfach achtsam.

Ankommen

E r s t e r   S e m i n a r t a g.

Wandern. 
Eintauchen. 
Austauschen. 
Entdecken.
Natur genießen
und einfach sein.
Erstmal ankommen. In der Auszeit am Meer, in der die Zeit sich anders anfühlt, weil die Achtsamkeit mehr Bewusstsein für den Augenblick schenkt.
Beim Gehen gelingt das Ankommen am Besten: In der Bewegung kommt der Geist zur Ruhe. Schritt für Schritt lässt man den Alltag hinter sich und bewegt sich mehr im Jetzt.

Themen am Abend: Achtsamkeit & digitale Balance

Die Sinne einschalten

Z w e i t e r   S e m i n a r t a g.

Der Wind schiebt die Wolken weiter. Alles ist in Bewegung.
Mit allen Sinnen die Natur entdecken und über die kleinen Wunder staunen, die die gelenkte Aufmerksamkeit und die Langsamkeit erst in den Fokus rücken.
Die Zeit vergessen, weil man im Hier und Jetzt ist.

Thema am Abend: Stress & gesunde Stressbewältigung

Auszeit am Meer

D r i t t e r   S e m i n a r t a g.

Der Wecker klingelt früh, doch kurz vor der Sommersonnenwende ist die Sonne schon lange wach.
Achtsamkeitsspaziergang vor dem Frühstück und die Wellen als Meditationsobjekt.
Wir gehend schweigend. Wir sitzen schweigend. 
Atmen und genießen, wie die Sonne hinter dem roten Kliff aufsteigt, lange Schatten wirft und das Meer fast leuchtet.
Welch herrliche Ruhe auf einer vollen Insel und was für ein besonderer Moment mit einer besonderen Gruppe.

Vielfalt und Perspektivwechsel

V i e r t e r   S e m i n a r t a g.

Blumen und Gräser am Wegesrand. Alle Formen, alle Farben. Es ist fast windstill und doch erkennt man Bewegung. Die Sonne wärmt und die Luft riecht nach Rosen, Salz und Sauerstoff.

Wir tauchen in die Stille des Wattenmeers ein – eine andere Welt – und begegnen der eigenen. Wo herrscht noch solche Stille? Sie wird von Tag zu Tag lauter. Weil die Gedanken leiser werden. 

Von der Ost- an die Westseite: Brandung, Aerosole, Sauerstoff und ewige Bewegung. Neue Gedanken denken, andere Perspektiven erkennen. Einfach gehen, sehen, genießen.

Thema am Abend: Mentale Stärke

Neue Ideen

F ü n f t e r   S e m i n a r t a g.

Die Sonne glitzert auf dem Wattenmeer, während unser Austausch tiefer wird, das Genießen intensiver und Leichtigkeit sich breitmacht.
Beim achtsamen Erzählen und Zuhören dürfen wir wohlwollend in andere Köpfe und Herzen schauen und gemeinsam sortieren und verstehen, wie bunt das Leben ist.
Nicht immer. Aber immer wieder.
Wir können es in die Hände nehmen und gestalten.
Und gemeinsam macht es zehnfach Spaß.

Thema am Abend: Ziele setzen und erreichen

Ich danke meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für diese intensive und wunderschöne Woche,

Johanna.

Auszeit am Meer mit Neuausrichtung

Ich biete den Kurs „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ über das Jahr verteilt an verschiedenen Veranstaltungsorten an. Hier erfährst du weitere Hintergründe.

Jede Krise bietet eine Chance – mein Interview in der Sylter Rundschau

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Sylter Rundschau-Redakteurin Wiebke Stitz hat mir vier Fragen zu gesunder Lebensführung, den Bedürfnissen der Insulaner sowie dem Einfluss von Corona und Tourismus auf Sylt gestellt. Das Interview wurde am 18.09.2020 in der Sylter Rundschau veröffentlicht.

 

Frau Katzera, in Ihren Seminaren geben Sie Impulse zu einer gesunden Lebensführung. Was hat sich durch Corona bei den Menschen geändert, was brauchen Sie jetzt dringender als in der Vor-Coronazeit?

Das ist eine sehr allgemein gestellte Frage, dafür dass wir alle unterschiedliche Bedürfnisse und Charakterstrukturen haben und die Auswirkungen von Corona uns ebenfalls unterschiedlich betreffen.
Während für die einen das Leben im Leerlauf rollte, mussten andere doppelt so viel arbeiten. Familien, Alleinlebende, Unternehmer*innen, Schüler*innen, ältere Personen – uns allen stellten sich ganz andere Herausforderungen.
Generell glaube ich, dass die Auflösung der sonst oft festgefahrenen Strukturen eine große Chance darstellt: Jeder konnte für sich persönlich feststellen, was er oder sie aus dem Alltag vermisst und was Halt gibt – im Sinne von einer neuen Wertschätzung für das Gewohnte und bisher vielleicht manchmal als ganz selbstverständlich Betrachtete. Aber auch als Möglichkeit, um belastende Umstände zu beenden.
Jede Krise bietet eine Chance zur Veränderung. Wenn man für sich gemerkt hat, dass andere Abläufe, Inhalte oder Arbeitsbedingungen die eigene Lebensqualität erhöhen, gilt es nun, sich dafür einzusetzen und in die Gestaltung zu gehen.

 

Sie leben auf Sylt. Demnach haben Sie auch die besondere Zeit des Lockdowns erleben dürfen, in der Sylt den Syltern gehörte und Gäste nicht kommen durften. Was hat das Ihrer Meinung nach bei den Syltern ausgelöst, wie wirkt es nach? Hat es bei den Gästen den Blick auf die Insel verändert?

Das war wirklich eine ganz besondere Zeit. Ich glaube, dass viele Sylter einmal richtig durchatmen konnten, während es anderen den Atem nahm. Diese Zweiteilung setzt sich meiner Meinung nach fort. Die einen wünschen sich die Ruhe und die leeren Straßen und Strände zurück, die anderen hoffen, dass kein Bett oder Stuhl unbesetzt bleibt.
Wie es nachwirkt? Es hat sensibilisiert. Und durch das Ausbleiben der Gäste die Bedeutung des Tourismus in allen Hinsichten vor Augen geführt.
Bei den Gästen erlebe ich eine neue Wertschätzung für das Reisen, aber auch Ignoranz und eine „Jetzt-erst-Recht-Haltung“.
Nicht vergessen sollten wir, dass wir alle irgendwo einmal zu Gast sind und zudem, das greift jetzt vielleicht etwas weit, aber: auch alle auf dieser Erde nur Gäste sind.
Deshalb sollten wir – Sylter und Gäste gleichermaßen – verstehen, dass unsere kurze Lebensspanne mit den persönlichen Interessen nicht alles ist und einen anderen Motor als den maximalen finanziellen Gewinn in den Vordergrund rücken.
Es geht um Respekt. Dem anderen und der Natur gegenüber.
Man kann die Situation der kleinen Insel auf die große Welt übertragen: Im Sinne der Nachhaltigkeit muss ein Umdenken passieren. Nicht noch mehr Angebote, noch größere Veranstaltungen, noch mehr Gästebetten, sondern langsamer, weniger, stiller. Qualität statt Quantität eben. Sylt könnte eine Vorbildfunktion als nachhaltig gestaltete touristische Destination einnehmen und so ein starkes Zeichen setzen. Das sollte eigentlich im Interesse aller sein.
Corona hat gezeigt, wie schwer Einschränkungen und Verzicht zu akzeptieren sind. Aber auch, wie viele Menschen sich engagieren und achtsam sind. Und dass Veränderungen möglich sind.

Für mich greift der Lockdown der Insel daher deutlich tiefer: Für mehr Nachhaltigkeit muss aus dem Umdenken endlich ein anderes Handeln erwachsen. Im Strukturellen genau wie im Handeln des Einzelnen. Nicht nur auf der Insel – überall.

Ich habe dazu auf meinem Blog einen eigenen Artikel veröffentlicht. Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance.

 

Grundsätzlich leben wir in einer sich schnell entwickelnden Welt, die in vielerlei Hinsicht viel von uns fordert. „Work-Life-Balance“ ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebensanspruches geworden. Kann es aber nicht sein, dass wir dadurch zu sehr um uns und unsere Befindlichkeiten kreisen? Wo wird der Blick auf die anderen vermittelt? Gehen Sie darauf ein?

Ich glaube, dass wir den Blick auf die anderen – im Sinne eines guten Miteinanders – nur dann aufrichtig richten können, wenn wir selbst in unserer Kraft und Mitte sind. Und ich glaube auch, dass unsere schnelle Welt voller Möglichkeiten, Termine, Displays und E-Mails uns oft aus unserer Mitte reißt.
Im Vorwort meines Buches „Verlauf dich nicht“ schreibe ich über die Erfahrungen meiner Auslandsaufenthalte in einfachen Verhältnissen „(…) Ich habe gelernt, dass man bei sich und nicht gleich mit der ganzen Welt anfangen sollte. Ich habe gelernt, dass es einfach ist, sich über das große Ganze zu echauffieren und sehr schwer, sein eigenes kleines Leben aufgeräumt zu halten. Ich habe gelernt, dass ein kleines aufgeräumtes Leben große Wellen schlagen kann. (…)“
Deshalb geht es in meinen Seminaren vorrangig um Achtsamkeit für die eigene Lebensordnung und darum, vom Außen ins Innen zu kommen. Dass eine bewusste Lebensführung aber den Blick auf die anderen beinhaltet, ist für mich selbstverständlich und wird jeder erfahren, der sich mit den Themen auseinandersetzt. Das eigene Denken, Handeln, Konsumieren geht immer in Resonanz.
Da schließt sich auch der Kreis zur vorherigen Frage. Ich möchte Impulse geben, damit wir uns wieder mehr auf das Wesentliche besinnen. Für die eigene Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.
Für Themen wie Achtsamkeit, Minimalismus, Verbundenheit zur Natur und zu sich selbst brauchen wir nicht viel. Weniger ist mehr. Und das ist toll. Diese leise Seite der Insel als Gegenpol zu Konsum und Luxus darf gern etwas lauter werden.

 

Die Insel ist voll, die Sylter Tourismusmaschinerie läuft wieder auf vollen Touren. Die Saison wird länger dauern als in den Jahren zuvor und auch die Buchungen für das nächste Jahr versprechen eine hohe Auslastung. Was bedeutet das für die Menschen, die in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten und nach dem Grundsatz verfahren müssen, dass der Kunde König ist? Wie können Sie zur Ruhe kommen, was kann ihr Arbeitgeber ihnen Gutes tun?

Als Mitarbeiter sollte man seine eigenen Kraftquellen kennen und diese als festen Bestandteil in den Alltag integrieren. Es ist oft so, dass wir die Selbstfürsorge als erstes vernachlässigen, wenn uns alles über den Kopf wächst. Dabei laden wir den eigenen Akku genau dabei auf.
Generell bauen wir durch dreißig Minuten Bewegung bereits Stresshormone ab und kommen in einen Zustand der Entspannung. Diese Zeit sollte man sich in stressigen Phasen immer nehmen, um in der eigenen Balance zu bleiben. Das muss kein Training sein – ein Spaziergang reicht völlig aus. Allerdings ohne Smartphone.
Als Dienstleister geben wir alle viel. Da gilt es, immer gut in Verbindung mit sich zu bleiben, um sich nicht komplett im Außen und im Geben zu verlieren. Der Kunde kann nur dann König sein, wenn man auf sich selbst mindestens genauso gut achtet.

Mitarbeiter wünschen sich allen voran Wertschätzung. Da reichen manchmal wenige Worte des Arbeitgebers, die den großen Unterschied machen, oder eine monetäre Anerkennung nach einem guten Monat bzw. einer guten Saison. Der Mitarbeiter will sich und seine Leistung gesehen wissen.
Klare und transparente Kommunikation bei der die guten und schlechten Dinge sachlich auf den Tisch kommen ist für eine gute Zusammenarbeit und eine positive Entwicklung des Unternehmens unerlässlich. Das muss gar nicht lang dauern, aber erfolgt im besten Fall regelmäßig. Wir können nicht wissen, was dem anderen auf dem Herzen liegt oder was die persönliche oder geschäftliche Situation gerade bedarf. Ehrliche Kommunikation erfordert Mut, macht aber vieles leichter und besser.

Entschleunigen auf Sylt: Der besondere Reiz der kühlen Jahreszeit

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Können wir inmitten der ständigen Erreichbarkeit, Selbstoptimierung und in all den Möglichkeiten überhaupt noch „wirklich abschalten“?
Entschleunigen auf Sylt bedeutet Natur spüren, langsam werden und die eigenen Batterien aufladen. Genau dazu laden die Wintermonate ein. Umgeben von rauer Natur und menschenleerer Strände kann man wunderbar Kraft tanken und die Seele baumeln lassen.

Nebensaion

Früher hieß es, dass Nebensaison ist, sobald man vom Anfang bis zum Ende der Friedrichstraße sehen konnte. Vor rund 25 Jahren wurden die Geschäfte nach dem Windsurf World Cup Anfang Oktober mit Holzbalken verriegelt und winterfest gemacht und die Straßen, Unterkünfte und Restaurants waren wie leergefegt. Die Insel wirkte verlassen, fast wie ausgestorben. Spätestens der November löschte die Assoziationen von August und jener Kontrast machte es nahezu unmöglich, die Erinnerungen an Sommer, Surfen und Spektakel ein halbes Jahr lang lebendig zu halten. Diese Kriterien sind heute nicht mehr gültig.

Entschleunigen auf der fast leeren Insel

Heute erkennt man die Nebensaison zwar noch immer an ihrer Ruhe und Langsamkeit, doch Langeweile und Leerlauf gibt es nicht mehr. Das Inselleben setzt sich fort, läuft jedoch in Zeitlupe und ist mit weniger Akteuren besetzt. Überall wird renoviert und gebaut. Nach der Kurkarte beim Überqueren am Strandübergang fragt keiner mehr, auch bei schlechtem Wetter sind Kino und Sylter Welle nicht überfüllt, und die Mutigen haben die Nordsee ganz für sich allein.

Der Charme der Nebensaison

Abseits von Rummel, Ruhm und Konsum entwickelt die Insel im Winterhalbjahr einen ganz besonderen Charme. Keine Menschenmengen, kein Parkplatzsuchen, keine überfüllten Auto- oder Personenzüge – nur Rückzug bekommt man jetzt überall.

Die Seele baumeln lassen

Hoch fahren, um runterzufahren; Unterwegssein, um anzukommen: Immer mehr Menschen entdecken den Reiz der Nebensaison und lernen die ruhige Seite von Sylt kennen und lieben: Stundenlange Spaziergänge in endloser Weite ohne viele Menschenseelen, die eigene Seele baumeln lassen, sich über einen sanften Strahl der Sonne freuen, der ganz kraftlos dennoch einen nächsten Sommer verspricht.
Tief einatmen, sich die Nase fast an der kalten Luft verbrennen, alles Verbrauchte ausatmen. Kuchen und Tee bei Kerzenschein in einem von unzähligen Cafés, wenn die Sonne im Dezember schon um kurz nach 16 Uhr am Horizont versinkt. All das macht ruhig, entfacht Gemütlichkeit und gewährt eine Langsamkeit, die man sich im Alltag nicht gönnt oder die dieser scheinbar nicht gewährt.

Entschleunigen auf Sylt

Ständige Erreichbarkeit und die Sehnsucht abzuschalten

Es ist ein krasser Kontrast zur Hauptsaison und für viele ein krasser Kontrast zum Alltag, der oftmals von Stress und Reizüberflutung, von Überfluss und Schnelllebigkeit bestimmt wird. Denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der der Einzelne fast immer erreichbar ist. Wir können unsere E-Mails rund um die Uhr und an jedem beliebigen Ort abrufen, wir erhalten in immer kürzeren Abständen immer mehr Informationen aus allen Teilen der Welt. Wir sind vernetzt, verwoben, verstrickt. Doch das schnürt manchmal die Luft zum Atmen ab.

Die Bedeutung der Pause

Das Laufen im Hamsterrad ist längst kein Spaziergang mehr, es ist ein ununterbrochener Dauersprint. Das ermüdet. Das macht uns müde. Wenn wir uns nicht von Zeit zu Zeit Zeiten des Aufatmens und Auftankens schenken, erschöpfen wir unsere Ressourcen. Wie die Natur die Jahreszeiten durchlebt, bedarf auch der Mensch Zeiten des Aufbruchs, der Aktivität, des Rückzugs und der Ruhe. Nur so tankt er Kraft. Nur so gewinnt er Klarheit. Nur so kann er erschaffen, leisten und tun.

Entschleunigen auf Sylt als Regenerationsquelle

Stress gilt heute als Hauptursache vieler Krankheiten. Doch oft ist es gar nicht der Stress selbst, der uns so viel abverlangt – oft entkräften uns die fehlenden Pausen. Nicht, weil es sie nicht geben würde, sondern weil wir sie uns nicht nehmen. Weil wir sie uns mit dem ewigen Tun nehmen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt der Geist nicht zur Ruhe. Dabei braucht unser Gehirn den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Kreativität und Leistungskraft entspringen der Muße.

Energie tanken

Sich mal wieder langweilen, in Stille sein, im Nichtstun oder Alleinsein verweilen und es aushalten – all das füllt unseren Akku und schenkt einen Abstand, der den steten Aktionismus, die unerschöpfliche Produktivität und unsere Gewohnheiten hinterfragt.

Abschalten, entspannen und neue Kraft tanken – entschleunigen auf Sylt geht ganz einfach: Die Natur, der Abstand zum Alltag auf dem Festland und die steife Brise machen zuerst müde, dann den Kopf frei und schenken schließlich nachhaltige Erholung.

Leere Strände, lange Spaziergänge

Lässt man die Inselorte hinter sich, hat man die endlosen Sandstrände ab November oft ganz für sich allein. Schietwetter hin oder her, mit der richtigen Kleidung macht das Draußen-Sein immer Spaß.

Schritt für Schritt kann man sich in der Natur und den eigenen Gedanken verlieren. Sie schweifen lassen, ihnen nachhängen, tagträumen, Dinge durchdenken oder den Kopf mal ausschalten – das passiert fast automatisch, je länger man unterwegs ist. Sich einfach auf den Moment, auf das Alleinsein oder Zu-zweit-eine-Zeit-lang-still-sein, einlassen, eröffnet oft ganz neue Perspektiven.

Entschleunigen in der Nebensaison

Naturgewalt erleben

Es ist beeindruckend, die Naturgewalten im Herbst und Winter zu erleben, und spektakulär, dem Tanz der Elemente beizuwohnen. Wie die Luft das Wasser bewegt; wie die Herbststürme das Meer so sehr aufbrausen, bis die Brandung an die Promenade reicht. Wie die Kraft der Nordsee der Insel alljährlich tonnenweise Sand klaut. Mit Sonnencreme, Bikini und Strandkorb hat das nichts zu tun. Die Nebensaison offenbart die raue Seite der Inselnatur: Wild und stürmisch und einen Tag später doch wieder unscheinbar still, lachen Sonne und Meer ganz unschuldig, als wäre auch das Gestern so gewesen. Dann strahlt der Himmel in blau, die Luft ist klar und auf der stillen Wasseroberfläche spiegeln sich außergewöhnliche Wolkenbilder.

Die Vielfalt der Insel

Die Insel hat so viele Gesichter wie Besucher.
Ist stets in Veränderung begriffen.
Immer neu.
Immer anders.
Immer andersartig einzigartig und dabei wunderschön.

Gesundheitsfördernde Brandungsaerosole

Die Spaziergänge am Meer sind in den Wintermonaten besonders reiz-voll. Der Wind und die salzhaltige, kalte Luft regen den Stoffwechsel an, stärken das Immunsystem und aktivieren den Menschen ganzheitlich. Das Gehen direkt an der Wasserkante ist Gesundheitsförderung pur. Hier besteht die Seeluft aus kleinen salzhaltigen Tröpfchen, den Brandungsaerosolen, die beim Brechen der Wellen in der Luft tanzen und die der Wind an den Strand peitscht. Der besonders hohe Gehalt an Salz, Jod, Magnesium und Spurenelementen macht den Heilfaktor des Reizklimas aus.

Entschleunigen auf Sylt inmitten der Natur

Sich dick einpacken und bei Wind und Wetter stundenlang draußen sein, das tut einfach gut. Das Salz auf den Lippen schmeckt jetzt noch viel besser. Die Entgegenkommenden lächeln sich an, nicken stillschweigend und wissen um das gute Gefühl, das sich von innen nach außen oder von außen nach innen verströmt. Den Bürostuhl und die Komfortzone zu verlassen, das macht etwas mit uns. Und unsere innere Natur in Kontakt mit der äußeren Natur zu bringen auch.

Aktivität und Ruhe in Balance halten

Es ist genau diese Mischung von Außen und Innen. Von Draußen-Sein und Rückzug. Von stürmisch rau und behaglich gemütlich, die uns in Balance hält. Sich nach einer Wanderung bei Tee oder Sauna wieder aufwärmen, schlafen oder lesen und das Licht mal so früh ausmachen wie die Sonne, das schenkt uns Kraft. Wir dürfen uns das Nichts-Tun und Nichts-Müssen zugestehen und einfach nur sein. Es ist der ewige Wechsel aus Ebbe und Flut, den die Insel so schön vor Augen führt, den auch wir leben sollten. An jedem einzelnen Tag und eingebettet in den Jahresrhythmus.

Das reizvolle an Sylt in der Nebensaison ist die Reizleere

Wer diese Ruhe sucht, Kraft tanken und der Natur ganz nahe sein möchte, der sollte sich zwischen November und April auf den Weg in den Norden machen und das langsame Tempo der Insel annehmen – entschleunigen. Lediglich an Weihnachten, über den Jahreswechsel und an Biike zieht die Insel für ein paar Tage ihr Sommer-Outfit an und es heißt wieder Schlange stehen, Tische reservieren und in zwei Schichten essen. Danach flacht der Puls wieder ab. Es wird ruhig. In der Zeit von Mitte November bis Mitte Dezember und Mitte Januar bis Mitte Februar am ruhigsten. Da hält die Insel Winterschlaf.

Frühling auf der Insel

Wenn die Tage im Februar spürbar länger werden und die Sonne an Kraft gewinnt, prickelt das Gesicht nach einem Spaziergang an der Wasserkante. Geschützt im Strandkorb sitzend, eingekuschelt mit Decke, Tee und Buch, malt sie den ersten Frühlingsgruß ins Gesicht. Im März erleuchten die ersten Blüten und der Duft von Heide liegt in der salzigen Luft, und spätestens im April wird die Insel schließlich sichtbar für die nächste Saison gerüstet: Die Strandkörbe kommen zurück an ihren Platz auf den weißen Sandstrand, die Holzstege werden ergänzt und fertiggestellt und die Kurkarten-Kontrolleure beziehen die kleinen Häuschen am Strandübergang.

Entschleunigen auf Sylt in den Wintermonaten

Es sind die Sylter Jahreszeiten, Eigenheiten der Insel, die sich in den Jahreszeiten ereignen. Jede Zeit hat ihren Reiz. Das reizvolle an der Nebensaison ist sicher ihre Reizleere. Wer sich eine Pause wünscht und Momente der Langsamkeit sucht, findet sie zwischen November und April auf Sylt. Da kann man die Ruhe, die Naturgewalten und die Langsamkeit genießen und ganz einfach entschleunigen.

Von zerplatzten Träumen und einer bleibenden Vision

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Ein Artikel aus dem Magazin „Faszination Sylt“ 19/20

Der bunte Flickenteppich von Johanna Wagner

Johanna Wagner war viel unterwegs, ehe sie auf Sylt ein Zuhause fand: Sechs Monate Brasilien nach dem Abitur, acht Monate Peru, Bolivien und Ecuador nach der Ausbildung zur Physiotherapeutin, ein Jahr Australien während des Studiums der Integrativen Gesundheitsförderung. Sie kehrte Europa nicht den Rücken, um zu verreisen – sie tauchte über ihre Projekte in die jeweilige Welt ein. Hielt sich bei den Menschen auf, die in der Gesellschaft kaum eine Stimme hatten: Bei Familien in einfachsten Verhältnissen einer brasilianischen Kleinstadt, bei Kindern mit Behinderungen am Stadtrand von Lima, bei den Aborigines in Australiens, deren Communities mehr an einen Schrottplatz als an irgendeine Vorstellung von einem Zuhause erinnerten.

Die Erlebnisse rüttelten an ihrer Innenwelt, wühlten ihre Seele auf, stellten ihre Werte, ihre Welt, ihr alles auf den Kopf – nicht, weil sie in Down Under war, sondern „weil die Kluft zwischen arm und reich so unendlich ist, weil die Mundwinkel in Deutschland oft in die falsche Richtung zeigen und mich die Richtung, in die wir schreiten, nachdenklich stimmt“, sagt sie und hängt gedanklich ihrer Vergangenheit nach. „Heute kann ich vieles aus einem anderen Blickwinkel betrachten“.

Der Beginn des Schreibens

Damals waren die Kontraste, Eindrücke und Emotionen allerdings so laut, dass sie diese in einem Blog für Familie und Freunde in der Heimat festhielt. Schnell fanden sich immer mehr auch ihr unbekannte Leser. Diese äußerten den Wunsch, Johanna solle ein Buch aus ihren Zeilen machen. Ein nettes Kompliment, dachte sie, ehe sie verstand, was das Schreiben längst für sie geworden war: Leidenschaft, Ventil und Weckruf. In der Folge entstanden die beiden Bücher „Schlaflos in der Regenzeit“ und „Zwischen den Zeilen reisen“, veröffentlicht im Selbstverlag und mit viel Herzblut. Eine Reiseerzählung mit Tiefgang, die bis in die Seele der Leser reicht.

Auf Sylt gestrandet

Fast zehn Jahre schaukelte Johanna Wagner zwischen Heimat und Fremde, zwischen Überfluss und Einfachheit. Dieses einfache Leben kennenzulernen, war ihr Antrieb. Warum zog es sie dann ausgerechnet nach Sylt, die Insel, auf der die Klischees von Luxus, Ruhm und Oberflächlichkeit fester haften als der Sand? Weil das Leben sie dort anspülte wie ein Sandkorn. Weil der Wind sie dort hinwehte und nicht wieder abholte.

Es war eine spontane Idee im Sommer 2011. Eine Freundin arbeitete damals für eine Saison auf der Insel und fragte Johanna, ob sie Lust auf ein paar Tage Sylt hätte. „Ich steckte mitten in den Klausurvorbereitungen für eine ungeliebte BWL-Prüfung, meinem Vater ging es nicht gut und irgendwie fiel mir die Decke auf den Kopf“, erzählt sie. „Ich sagte einfach ja, ohne zu wissen, wie ich die rund 800 Kilometer zwischen Coburg und Sylt überwinden würde, legte auf und begann, eine möglichst günstige Fahrt zu organisieren – ich war ja Studentin“. Und sie war reiseerprobt. Und schon einen Tag später auf Sylt.

Gekommen, um zu bleiben

Wiedermal den Horizont verschieben, Abstand zum Alltag bekommen, auch wenn sie davon zu viel im Gepäck hatte – mehr wollte sie nicht. Doch dann kam alles ganz anders. Am letzten Abend verliebte sie sich und während Johanna schon auf dem Rückweg war, sollte ihre Freundin den Unbekannten ausfindig machen. Es gelang. Die beiden telefonierten, wurden ein Paar und Johanna zog nach Studienende auf die Insel.

So werden Lebensgeschichten geschrieben. Oder Syltgeschichten. Wenn man die Insulaner fragt, wie sie auf der Insel gestrandet sind, erhält man meist nur zwei Antworten: Der Liebe, oder der Arbeit wegen. Mit Ausnahme einer Klassenfahrt im Jahr 1999 war Sylt nie Teil von Johannas Welt. Doch die Insel eigne sich nicht für Fernbeziehungen, sagt sie. Dafür sei Sylt zu abgeschieden und die Anbindung zu langsam. Das, was den Reiz für Gäste ausmache, ist für die Regelmäßigkeit eine Strapaze.

Das Lebenspuzzle zusammenfügen

Also wieder ein Neuanfang. Erneut ankommen – auf einer Trauminsel, auf der Träume manchmal auch zerplatzen und andere viel Zeit brauchen, ehe sie wahr werden. „Es gab Phasen, da hat mich mein Leben mit all den verschiedenen Interessen und Leidenschaften an den Flickenteppich aus Wellblechhütten am Rande der 8-Millionen-Metropole Lima erinnert. Ich habe mich selbst darin verlaufen und wusste nicht, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin“, erzählt sie. Beim Schreiben des dritten Buches machte plötzlich alles Sinn: Die Auslandsaufenthalte verkörperten, was die Theorie des Studiums sie lehrte. Aus beiden Teilen formte Johanna Wagner ein neues Ganzes: Wie ein einfach bewusstes Leben im hochkomplexen Deutschland gelingen kann. Der Titel „Verlauf dich nicht“ passt zur eigenen Lebenssituation, klingt fast wie ein vorsichtiges Flüstern an sie selbst. Und sie weiß: „Was ich schreibe, ist nichts Neues. Aber es ist das, was man so schnell vergisst. Ich lese die Texte selbst immer wieder, um mich zu erinnern“. 

Wenn Träume zerplatzen und andere einfach nicht beginnen wollen

Beruflich war es keine einfache Zeit und auch privat lief es anders als gedacht. „Im Rückblick fühlt sich mein Start auf Sylt wie ein Über-Wasser-Halten an, typisch Insel eben. Es war der Versuch, im äußerlichen Zerrissenwerden die innere Mitte nicht zu verlieren; die Balance zu halten und dabei das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren“. Die verschiedenen Jobs und das Ende der Beziehung verdeutlichten, dass genau, wie sich Dinge ergeben, manche eben auch wieder zerfallen. Ja, auch so werden Lebensgeschichten geschrieben und manchmal enden die Syltgeschichten genau so.

Die Vision von eigenen Seminaren

Bleiben oder gehen? Sylt war längst zu einem Zuhause geworden. Mit Freunden, Freiheit, Beachvolleyballspielen an langen Sommerabenden und Anbaden im Januar, mit auftauchenden Illusionen, aber einer bleibenden Vision – und diese hielt sie im hohen Norden.

Schon als 15-Jährige träumte die gebürtige Nordhessin davon, irgendwann Menschen für einen gesunden und bewussten Lebensstil zu begeistern. Während man heute fast überall darauf stößt, kannte damals kaum einer den Begriff der Achtsamkeit. Dabei passen Themen wie Achtsamkeit, Stressbewältigung und digitale Entgiftung ebenso gut zu Sylt wie Gosch oder die Sansibar. „Für mich schließt sich das nicht aus. Genuss ist höchste Gesundheitsförderung“, sagt die Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften. „Ich möchte den Menschen weder etwas verbieten noch vorschreiben, geschweige denn etwas verteufeln – ich möchte Hintergründe vermitteln, Zusammenhänge aufzeigen und Impulse geben, wie kleine Schritte große Veränderungen bewirken“.

Das, was bisher über das geschriebene Wort und durch ihre Workshops erfolgte, wird sie auch in eigenen Seminaren vermitteln: „Wie kann ich abschalten, ins Jetzt eintauchen, die Lebensbereiche sortieren, den Fokus ausrichten, das eigene Potential leben… Am Ende steht immer eine höhere Lebensqualität. Ob man das Gesundheit, Zufriedenheit oder Glück nennt, ist mir ganz egal“.

Sylt: Naturgewalten und stetige Veränderung

Anderen Menschen dazu Impulse zu geben, dafür ist Sylt genau der richtige Ort. Der Abstand zum Alltag, der sich spätestens bei der Fahrt über den Hindenburgdamm einstellt, der Wind, der alles Verbrauchte aus den Gedanken fegt, die unfassbar schöne Natur und ihre gewaltige Kraft – all das wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Und darin liegt immer die Chance zu Veränderung und Entwicklung. Das ist es, was Johanna so sehr an der Insel liebt. Was sie selbst erfahren hat und immer wieder erlebt.

Alltagsmüdigkeit

Sie weiß aus ihrem Alltag, wie sich Stress und ständige Erreichbarkeit anfühlen und wie das im Job geforderte Multitasking den eigenen Akku leert. Sie weiß aber auch, wie weit verbreitet diese Erscheinungen sind. So schreibt sie in ihrem Buch „Verlauf dich nicht”: „Als Physiotherapeutin bin ich nah dran an den Menschen. (…) Sie erzählen von dem Spagat zwischen Privat- und Berufsleben, von der Monotonie des Arbeitslebens, das sich wie Fließbandarbeit anfühlt, ohne dass man am Fließband steht, von Rückenschmerzen und Wochenend-Migräne, von Boreout und Burnout, von der Angst, mit Mitte fünfzig keinen neuen Job zu finden, von unbezahlten Überstunden und Fünfzigstundenwochen, entgrenzter Arbeitszeit und eingezäuntem Privatleben und der unbeantworteten Frage nach dem Ausweg, weil der Lebensunterhalt bezahlt werden muss. Erst reden sie, dann schlafen sie und während sie schlafen, denke ich über das Gesagte nach: Über die Erschöpfung, die Anforderungen, das Zerrissensein und dass am Ende fast immer die Zeit für den wichtigsten Menschen im Leben fehlt: Für sich selbst. Derjenige, der längst nicht mehr weiß, wo er steht und sich nur noch fragt, wie das alles weitergeht.“

In Zukunft? Jeden Tag ankommen

Wie es für Johanna Wagner weitergeht, das ist inzwischen klar: Weitere Workshops halten, Seminare anbieten, schreiben – natürlich auf Sylt. Wie immer hat sie viele Pläne. Ja, ihr Leben ist ein bunter Flickenteppich: Aufregend und schreibt immer wieder neue Geschichten. Eine neue Liebe gibt es auch. Die hat sie am Strand gefunden. Das Leben spült so einiges an, wenn man im Wechsel der Gezeiten verweilen kann und vertraut.

Wenn sie eine Lesung ihrer Bücher beendet, sind alle Zuhörer berührt, beseelt und neugierig auf ihr nächstes Reiseziel. Doch Johanna zieht es nicht mehr weg. Sie ist längst angekommen.