Digital Detox – Tipps von Expert*innen

Digital Detox Tipps

Digital Detox bedeutet digitale Entgiftung. Dabei geht es nicht um radikalen Verzicht von digitalen Medien sondern um eine bewusste und vorteilhafte Nutzung. In diesem Artikel teilen Expert*innen aus den Bereichen Achtsamkeit, Minimalismus und nachhaltiger Journalismus Tipps für einen achtsamen Umgang mit digitalen Medien.

Übersicht

Was ist Digital Detox?

Digital Detox ist eine Bewegung aus den USA, bei der es um einen bewussten, selbstbestimmten, gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien geht. Digitale Medien sind allgegenwärtig. Oft nutzen wir sie von morgens bis abends, greifen absichtslos zum Smartphone und hangeln uns – sowohl im Berufs- als auch im Privatleben – von Display zu Display.

Hintergrund des Artikels

Die Bedeutsamkeit dieses Themas wurde mir in den vergangenen Jahren sehr bewusst. In meinen Achtsamkeitsseminaren berichten die Teilnehmenden von digitalem Stress aufgrund ständiger Erreichbarkeit, aneinandergereihten Online-Konferenzen und absoluter Entgrenzung. Im Gespräch mit Schüler*innen der Oberstufe im Rahmen meiner Vorträge bemerke ich, wie stark die Anziehungskraft und das von digitalen Medien ausgehende Suchtpotential ist und das analoge Leben in den Hintergrund rückt. Und natürlich kann ich die Auswirkungen des digitalen Wandels auch bei mir selbst beobachten.
Ich finde das Thema wichtig und gesellschaftlich relevant, sodass ich im Dezember 2022 das Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ veröffentlicht habe. Es beschreibt die Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung. Da uns der digitale Wandel alle betrifft, sollten wir uns auch alle mit dieser neuen Normalität auseinandersetzen.

Nachfolgend teilen Expert*innen aus den Bereichen Achtsamkeit, Minimalismus und nachhaltiger Journalismus Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien und geben Tipps für eine achtsame Nutzung. Vielen Dank für die wertvollen Impulse.

Digital Detox und selbstbestimmter Nachrichtenkonsum

Ann-Sophie von nachhaltig.kritisch

„Als Online-Redakteurin, die sich auch beruflich viel auf Social Media herumtreibt, kann es schwer sein, sich dem gedankenlosen Scrollen im Instagram-Feed und den vielen pink umrahmten Stories zu entziehen. Tatsächlich habe ich aus diesem Grund Anfang Dezember die Entscheidung getroffen, meinen privaten Instagram Account zu deaktivieren und die Plattform vorerst nur noch beruflich zu nutzen. Außerdem gehen meine Apps zwischen 21 und 8 Uhr in den Ruhemodus, sodass ich kurz vor dem Einschlafen und kurz nach dem Aufstehen ein smartphonefreies Zeitfenster habe.
Last but not least kann ich empfehlen, Push-Nachrichten auf dem Handy zu deaktivieren. In meinem Fall gilt das auch für Nachrichten-Apps. Ein selbstbestimmter Nachrichtenkonsum ist mir als Journalistin wichtiger, als minütlich auf dem Laufenden zu sein (was sowieso eine Illusion ist). Am liebsten lese ich ausgewählte Print-Zeitungen, um mich über Politik, Wirtschaft und das Weltgeschehen zu informieren. Für mich hat das drei klare Vorteile:

  1. Ich kann die Artikel in Ruhe und selbstbestimmt lesen.
  2. Ich vertraue dem Absender und muss nicht überprüfen, ob es sich um Fake News handelt.
  3. Und ich bin nicht versucht, potenziellen Grusel-Kommentaren unter dem Artikel mehr Beachtung zu schenken als dem eigentlichen Inhalt.“

Ann-Sophie Henne ist Klima-Journalistin, Podcast-Host und Gründerin. Gemeinsam mit Robin Jüngling und Annika Le Large hat sie 2019 das klimajournalistische Projekt nachhaltig.kritisch auf Instagram gestartet, um ein größeres Bewusstsein für Klimathemen zu schaffen und populäre Meinungen in der „Nachhaltigkeitsblase“ zu hinterfragen. Mit Erfolg: Mittlerweile erreichen die drei mit ihrem unabhängigen Projekt etwa 100.000 Menschen im Monat und haben mehrere Journalisten- und Nachhaltigkeitspreise gewonnen. Im nachhaltig.kritisch-Podcast sprechen sie seit 2021 mit spannenden Expert*innen wie Raul Krauthausen, Sara Schurmann und Dr. Mark Benecke.

Digital Detox - Nachrichtenkonsum

Fröne Deinen Leidenschaften!

Christof von Einfach bewusst

„Das Gleichgewicht zwischen dem echten Leben und der digitalen Ablenkung zu finden, ist eine der großen persönlichen Herausforderungen in unserer modernen Welt. Ich finde mein Gleichgewicht, indem ich mein Leben möglichst oft mit meinen Leidenschaften fülle. Dann bin ich mit Herz und Seele bei der Sache und will mich – wie früher als Kind beim Spielen mit Playmobil – von nichts und niemandem stören lassen, schon gar nicht von Smartphone & Co. Meine Strategie beschränkt sich nicht auf die Freizeit. Ich schätze mich glücklich, mit meinen Leidenschaften Wandern und Schreiben meine Biovollkornbrötchen zu verdienen. Natürlich nutze auch ich technische Geräte und digitale Medien. Sie sollen mir aber nicht die Zeit rauben, sondern als Mittel zum Zweck mein Leben erleichtern. Diesen Text schreibe ich auf der Couch sitzend mit einem Stift auf echtem Papier. Gleich werde ich meine Zeilen am Laptop in ein Dokument tippen, die Rechtschreib- und Grammatikprüfung starten und schließlich alles der lieben Johanna mailen …“

Christof Herrmann schreibt Wanderführer und Ratgeber. Auf Einfach bewusst bloggt er über Minimalismus, Nachhaltigkeit, (vegane) Ernährung. Leidenschaften und (Fern)wandern.

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Digital Detox für fokussiertes Arbeiten

Grit von 365mentalfit

„Allzu oft verlieren wir uns in der Fülle digitaler Angebote. Sie ist eine mentale und gesundheitliche Herausforderung. Im schlechtesten Fall diktieren digitale Medien unser Leben komplett. Damit ich eine Balance zwischen analoger und digitaler Welt finde und auch meine gewünschten Ziele erreiche, habe ich gelernt, mich zu fokussieren. Mich voll auf das zu konzentrieren, was ich gerade tue. Ich versuche alle Ablenkungen zu eliminieren: digitale, analoge und auch gedankliche. Wenn ich zum Beispiel einen Artikel schreibe, dann ist das Handy weit weg und das Internet abgestellt. Es läuft auch kein Radio. Ich schreibe in einem ruhigen Raum und fokussiere mich ausschließlich auf diesen Artikel. Genauso handle ich bei einer Überlast von digitalen Aufgaben. Ich sammle immer alle meine Pendenzen, damit ich den Überblick behalte. Dann „schnappe“ ich mir eine oder zwei Aufgaben und arbeite sie fokussiert ab. Alles andere blende ich aus. In meinem Alltag haben Sport und Bewegung in der Natur einen festen Platz. Das benötige ich, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Auch hier versuche ich, fokussiert und achtsam zu sein. Zu genießen, was ich gerade tue.“

Grit ist überzeugt, dass Glück und Erfolg im Kopf beginnt. Auf ihrem Blog mentale Stärke und Gelassenheit schreibt sie über Mentaltraining, Herausforderungen im Leben, Selbstvertrauen und besseren Umgang mit Stress.

Digital Detox - Fokussiertes Arbeiten

Digitaler Minimalismus für Fokus und Klarheit

Kristina von einquadratmeter
„Als Minimalistin habe ich schon früh im Prozess des Ausmistens gemerkt, dass auch der digitale Bereich eine sehr große Bedeutung hat, wenn man sich mehr Klarheit, Ordnung und Leichtigkeit in seinem Leben wünscht. Der Gedanke des Minimalismus bedeutet ja, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich Freiraum zu schaffen für das, was einem wirklich wichtig ist. Egal ob im Innen oder im Außen. Diesen Anspruch auch auf die digitale Welt zu übertragen ist eine Herausforderung, aber genau deshalb so wichtig.
Denn sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, kann im digitalen Bereich bedeuten: bewusst zu wählen, wie, wann und wie lang man digitale Medien nutzt. Sich zu fragen: Was ist das Wesentliche für mich persönlich? Welche digitale Nutzung lenkt mich eher vom Wesentlichen in meinem Alltag und in meinem Leben ab? Bis hin zu der Frage: wie halte ich Ordnung in meinen digitalen Daten? Ganz konkret hilft mir persönlich – neben dem bewussten Stellen von Fragen, sowohl eine gute Struktur meiner digitalen Ablage für Dateien und Fotos (und das Pflegen dieser), als auch das simple Ausschalten von Push-Nachrichten bestimmter Apps auf meinem Handy. Somit kann ich mich im Alltag besser auf das Wesentliche konzentrieren und verfange ich mich seltener im digitalen Netz der endlosen ungeordneten Informationen und der ständigen Verfügbarkeit. Unsere Lebenszeit ist so wertvoll und unsere Aufmerksamkeit begrenzt. Was ist wirklich wichtig, hier in diesem Moment? Diese Frage sollte immer über allem stehen, egal, was wir gerade tun?“

Kristina – alias ‚einquadratmeter‘ – ist Minimalismus- und Ordnungscoach. Mit ihren Coachings, Kursen und Workshops hat sie bereits hunderte Menschen dabei unterstützt, strukturiert und effektiv ihr Zuhause auszumisten und sich somit ein Leben voller Leichtigkeit und Freiraum für die wichtigen Dinge im Leben zu erschaffen. Den Fokus auf das Wesentliche wieder zu finden – im Innen und im Außen -dabei unterstützt Kristina auch auf Instagram tausende Menschen. Weitere Infos findest du auch auf der Website von Kristina.

Minimalismus-Challenge mit Kristina

Bewusster Scrollen ist der neue Luxus

Natalie von NowNow achtsamkeit

„Wir scrollen mit High-Speed durchs Smartphone. Oft geht’s morgens nach dem Weckerklingeln los und über den Tag legen wir einiges an Strecke zurück. 173 Meter pro Tag, sagen Zahlen aus dem Jahr 2017. Also heute tendenziell eher mehr. Scrollen ist eine der Alltagsaktiväten, die wir größtenteils unbewusst, automatisch und im Autopiloten machen. Scrollen – auch wenn wir gerade eigentlich nichts online brauchen oder suchen – ist eine normale Gewohnheit und Routine, wir füllen damit Momente der Ruhe oder des Nichtstuns. Und da ist die Frage: ist diese Zeit gut genutzt? Oder könnten wir sie besser investieren? In welchen Momente greife ich eigentlich zum Smartphone und scrolle durch Social Media? Beobachte dich einfach mal selbst. Wo bleibe ich hängen? Was davon interessiert oder unterhält mich wirklich? Was wirkt sich auf meine Stimmung und Wohlbefinden positiv, was vielleicht negativ aus? Das kann spannend sein. 
Viele von uns haben das Gefühl im Alltag nicht genug Zeit für sich selbst oder für Pausen zu haben. Zeit für Social Media ist trotzdem. Zehn Minuten bei Instagram sind schnell vorbei. Der Feel Good-Effekt von zehn Minuten entspannen, meditieren, Yoga oder einem kleinen Spaziergang ist aber nachhaltiger. Die Mittagspause oder der Feierabend sind gute Beispiele. Ein perfekter Zeitpunkt, das Scrollen durch etwas zu ersetzen, das dir wirklich gut tut. Was könnte das bei dir sein? 

Drei Digital-Detox-Tipps, wie du bewusster durch Social Media scrollst:

  1. Ausmisten: Entfolge den Accounts bei Insta und co., die dir nicht viel bringen.
  2. Mehr Platz: Lösche Apps, die du nicht brauchst und auf denen du trotzdem häufiger unterwegs bist.
  3. Lass das Smartphone einfach mal wieder weg.

Manchmal kommt es einem richtig unrealistisch vor. Da war diese Zeit, in der wir nicht immer und überall ein Smartphone dabei hatten. In der wir nicht alles direkt googeln oder ein Foto posten konnten. Aber wenn wir uns mal daran erinnern, sind da viele Momente, die wir noch richtig lebendig im Kopf haben. Vielleicht ist ein Grund auch, dass wir „damals“ nicht „einfach mal so“ zwischendrin gescrollt haben? Im Urlaub, beim Ausflug, auf einem Date oder einer Party. Einfach mal machen. Einfach mal das Smartphone weglassen. Nach Feierabend in einem anderen Zimmer. Beim Restaurantbesuch zu Hause lassen. Das kann sich richtig gut anfühlen! Und wir erkennen den Luxus am Offlinesein schnell wieder.“

Natalie Klein ist Gründerin von NOWNOW achtsamkeit und als zertifizierte Mindfulness Trainerin in Nordrhein-Westfalen tätig. Sie bringt Achtsamkeit mit wissenschaftlich fundierten Methoden in den modernen Alltag von Unternehmen und Privatpersonen.
Internetseite: www.nownow-achtsamkeit.de

Digital Detox - Bewusster Scrollen

Digital Detox lebt von digitalen Auszeiten

Petra von Aufräumerei

„Mir immer wieder Auszeiten zu gönnen, ist für mich so selbstverständlich wie das Zähneputzen. Die digitalen Auszeiten machen da keine Ausnahme – im Gegenteil. Sie empfinde ich sogar für noch wichtiger als die analogen. Da das Handy eigentlich immer dabei ist, ist es oft schwierig, mir gerade diese digitalen Auszeiten zu ermöglichen. Durch Kontakte, das Navi, die Kamera, die Musik-App, den Kalender und viele weitere nützliche Apps befindet sich hier gefühlt mein Leben. So eine große Bedeutung wollte ich diesem Gerät eigentlich nie geben, gerade weil ich anders aufgewachsen bin – nämlich im Zeitalter von Walkman, Telefonzellen und festen Verabredungen. Aber natürlich macht das Smartphone auch vieles viel leichter für mich. Gerade als Alleinerziehende ist es mir immens wichtig, immer für meinen Sohn oder die Schule erreichbar zu sein. Viele andere Geräte kann ich mir außerdem dadurch „sparen“, wie z.B. eine Kamera, ein Navi, einen Musikplayer und vieles mehr, so dass es unter dem Strich viel mehr Vor- als Nachteile für mich hat. Um mir also meine digitalen Auszeiten zu ermöglichen, schalte ich das Handy einfach ganz bewusst aus. Und zwar WIRKLICH aus. Z.B. dann, wenn ich nicht mehr erreichbar sein muss oder will, wenn mein Freund bei mir ist, ich mit den Katzen kuschelnd auf der Couch liege und nichts aus der Außenwelt nötig ist zu meinem Glück. Also abends ab 20 Uhr, am Wochenende gerne auch mal komplett, im Urlaub gerne auch eine ganze Woche. Dieses Offline-Sein tut mir mehr als gut, so dass ich immer mehr solche Digital-Detox-Zeiten bewusst in meinen Alltag baue. Zwischendurch, einfach so, weil ich es mag und es mir so gut tut.“  

Petra Bäumler ist Aufräumcoach in Nürnberg. Sie hilft Frauen, ihr Leben im Innen und Außen aufzuräumen, damit wieder Platz und Zeit für die Herzensprojekte bleiben. Auf ihrem Blog Die Aufräumerei schreibt Petra über Minimalismus, das Ausmisten und positive Gedanken.

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Digital Detox meint einen selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien

Vincent von KLARHEIT

Eines der großen Themen bei KLARHEIT ist Selbstbestimmung – dazu gehört natürlich auch ein selbstbestimmter Umgang mit digitalen Medien. Das für ein Individuum richtige Maß ist ein recht fluider Wert, der sich im besten Fall auf Basis einer individuellen Ausrichtung und der Bewusstmachtung der eigenen Ziele bei der Nutzung ergibt: wofür nutze ich das Medium gerade? Welches Gefühl gibt mir das? 
Bei dieser Fragestellung kommen viele Menschen zu der Einsicht, dass sie ja eigentlich gern weniger Bildschirmzeit hätten, fühlen sich aber nicht in der Lage, diese tatsächlich zu reduzieren – hier ein paar Tipps dazu:

  1. Sich bei Arbeiten am Computer fragen: was kann ich auch analog machen? Planen, konzipieren, Ideen ausarbeiten funktioniert für mich auf Papier besser
  2. Den Computer ganz bewusst als Tool nutzen, um die Dinge zu erledigen: weniger diffus vorm Computer sein, sondern gezielt Aufgaben abarbeiten
  3. Bewusste Pausen von den elektronischen Geräten machen
  4. Das Handy in der Freizeit mal auf Flugmodus schalten und gucken, wie es einem damit geht

Potenziale und Energien entfalten sich nach meiner Erfahrung eher dann, wenn wir weniger Zeit vor Bildschirmen verbringen.

Vincent Borgolte ist COO / Integrator bei halloklarheit.de

Digital Detox - klarheit

Funktionen wieder analog ausführen

Johanna von einfachachtsam

„Das Smartphone erfüllt vielfältige Funktionen. Das macht es so praktisch. Doch bietet es genau deshalb bei jeder Nutzung zahlreiche Möglichkeiten zur Ablenkung. Daher kann es sinnvoll sein, manche Anwendungen ganz bewusst zurück in das Analoge zu verlagern. Einen Wecker oder Kalender nutzen, wieder eine Armbanduhr tragen oder mal wieder einen Brief schreiben – das sind für mich kleine Dinge, die große Veränderungen bewirken können und uns nicht von unserem eigentlichen Vorhaben ablenken, wenn wir beim Blick auf das Smartphone unmittelbar sehen, dass beispielsweise neue Nachrichten eingegangen sind. Digital Detox bedeutet für mich daher auch die richtige Balance aus Analogem und Digitalem zu finden, damit wir unseren Alltag bestmöglich gestalten können.“

Johanna Katzera schreibt Bücher und veranstaltet Seminare für mehr Achtsamkeit und eine bewusste Lebensführung.

 

Digital Detox - Johanna Katzera

JOMO – Joy of missing out

JOMO Joy of missing out

Jomo ist die Abkürzung für Joy of missing out und beschreibt die Freude, etwas zu verpassen. Sie ist die Gegenbewegung zu der ersten Social-Media-Krankheit FOMO, der Angst, etwas zu verpassen. Beide Phänomene basieren auf der Allgegenwärtigkeit der Online-Welt und den ständigen Vergleichsmöglichkeiten aufgrund von Social Media.

Übersicht

JOMO oder ständiger Vergleich?

Die meisten Jugendlichen verwenden täglich soziale Netzwerke wie Instagram, Snapchat, TikTok oder Facebook. Die dort gezeigten Inhalte entsprechen selten dem realen Leben, sind aber für viele die Basis für persönliche Vergleiche.
Während bei Instagram das Ziel zu Beginn das Teilen alltäglicher Momentaufnahmen war, hat sich das soziale Netzwerk im Laufe der Jahre zu einem Hochglanzmagazin entwickelt. Das Wischen ist wie ein Schaufensterbummel. Wie das Blättern in einem Magazin. Oder das Spazieren durch fremde Wohnungen mit Einblick in andere Kleiderschränke oder Handtaschen. Wir gucken uns die gefilterten Fotos, Reels und Storys gerne an; lassen uns berieseln, inspirieren und tauchen gern zeitvergessen, von Neugier besessen in dieses Sehen und Gesehenwerden ein.

Doch was macht das mit uns, wenn wir uns permanent mit den Leben der anderen beschäftigen? Uns in fremden Realitäten aufhalten und den Vergleich mit Personen anstellen, von denen wir nur ausgewählte Ausschnitte sehen?

FOMO – Fear of missing out

Der ständige Aufenthalt in anderen Leben ermöglicht permanentes Vergleichen und bewirkt damit nicht selten Minderwertigkeitsgefühle, Druck, überall dabei sein zu wollen oder die Angst, etwas verpassen zu können. Fear Of Missing Out, abgekürzt FOMO, gilt als erste Social-Media-Krankheit. Da es möglich ist, das Leben der anderen digital in Echtzeit mitzuerleben, wird den Nutzer*innen ständig vor Augen geführt, wer was und mit wem erlebt. Das stellt die eigenen Entscheidungen in Frage und erschwert es, mit getroffenen Entscheidungen zufrieden zu sein.
Die digitale Welt präsentiert uns ihr Überangebot nicht nur auf Social Media. Auch in Mediatheken und Streamingdiensten für Musik, Podcasts und Videos können wir uns endlos inspirieren und berieseln lassen, weiterbilden, so viel erleben und eben noch mehr verpassen.

JOMO – Joy of missing out

Doch die digitale Wirklichkeit ist nur die Welt hinter dem Bildschirm. Worum es im Leben wirklich geht, sind die Momente im analogen Leben. Es gilt, die Angst, etwas zu verpassen, in Freude zu verkehren. Denn wenn wir uns nicht im digitalen Raum aufhalten, verbringen wir Zeit in unserem analogen Leben – das ist immer bedeutsamer. Die Grenzenlosigkeit des Internets zeigt uns viel mehr Möglichkeiten als wir selbst erleben können. Daher geht es um das achtsame Selektieren und das Genießen des Hier und Jetzt. JOMO meint demnach einen bewussten Verzicht von digitalen Medien. Das kann eine Stunde, ein Abend oder ein Tag sein. Zeit, die man ganz bewusst gestaltet – mit der Familie, dem Freundeskreis oder mit sich allein. Diese reizarmen, analogen Phasen brauchen wir in Zeiten zunehmender Digitalisierung und unendlicher Optionen mehr denn je.

JOMO - Joy of missing out

Drei Tipps, wie JOMO, Joy of missing out, gelingt

1.) Achtsamkeit

Achtsamkeit bringt uns in den gegenwärtigen Augenblick. Wenn wir unsere Sinne ganz auf das richten, was im Hier und Jetzt innerlich auftaucht oder uns im Außen umgibt, ist unsere Aufmerksamkeit gebunden und alternative Optionen haben in unserem Geist keinen Platz. Darüber hinaus schenken wir den kleinen Dingen im Leben wieder mehr Aufmerksamkeit.

2.) Bewusst abschalten und Schönes erleben

Lass dein Smartphone zu Hause und unternimm etwas im Analogen. Geh ins Kino oder ins Theater, mach einen Spaziergang oder melde dich zu einem Kurs an. Erlebe etwas in deinem Leben anstelle dir die Aktivitäten der andern online anzuschauen.

3.) Setze eine Priorität nach deinen Werten

Wenn wir unsere Werte kennen und wissen, was uns persönlich wichtig ist, wissen wir welche Angebote wir wahrnehmen und welche wir ablehnen können. Das ermöglicht Klarheit und Fokus und schenkt uns innere Ruhe.

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Handysucht bekämpfen: Symptome und Lösungen

Handysucht

Handysucht bekämpfen: Ist die Handysucht zu einer kollektiven Abhängigkeit geworden? Welche Symptome gehen mit einer möglichen Handysucht einher? Und wie lässt sich suchtartiges Verhalten reduzieren?
Das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es begleitet uns vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Da innerhalb weniger Jahre zahlreiche Facetten unseres Lebens digitalisiert wurden, sind unser privates und berufliches Miteinander, unsere Organisation und Verbindlichkeit und unsere Planung und Meinungsbildung ohne Smartphone vermeintlich nur noch schwer möglich.
Aus dem kleinen Telefon in der Hosen- oder Handtasche ist längst ein vollwertiger Computer geworden. Ein Werkzeug mit so vielen Funktionen, dass wir es immer bei uns tragen wollen – und inzwischen immer öfter sogar müssen, um unseren Alltag bewältigen zu können.
Sind wir abhängig geworden?

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Handysucht – gibt es das?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Handysucht keine anerkannte Krankheit – die Spielsucht hingegen schon. Dennoch kann das eigene Nutzungsverhalten Parallelen zu einem suchtartigem Verhalten aufzeigen. Wir greifen u.a. auch deshalb oft völlig unbewusst und automatisch zum Handy und verweilen dann länger als vorgeplant, weil viele Anwendungen belohnungsorientiert designt sind.
Generell gilt es, den Begriff Sucht im digitalen Kontext vorsichtig zu verwenden, da sich der Übergang zwischen gewöhnlichem, exzessivem und suchtartigem Medienkonsum fließend gestaltet. Ob es sich um echtes Suchtverhalten oder um starke Mediennutzung handelt, ist schwer abzugrenzen und lässt einen gewissen Spielraum.
In einer Welt, in der sich immer mehr virtuell ereignet und wir mit unserer Familie, dem Freundeskreis und Kollegium digital in Kontakt stehen, treten wir alle häufiger aus dem analogen in das virtuelle Leben über. Demnach kann die reine Online-Zeit nicht als Kriterium für Mediensucht herangezogen werden. Schließlich macht es einen Unterschied, ob wir während unserer Online-Zeit lernen, arbeiten oder entspannt einen Podcast hören, oder ob wir gamen oder keinen Ausweg aus den sozialen Medien oder der YouTube-Schleife finden.

Abgrenzung einer Handysucht

Steckt hinter diesem Übertreten in die virtuelle Welt eine echte Sucht mit problematischen Gewohnheiten, so nimmt diese immer mehr Gedanken und Lebensbereiche ­­­ein. Kriterien für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien im Allgemeinen, oder Computerspielen im Speziellen, sind die Kontrolle über das eigene Verhalten und dass wir uns selbst nicht aus den Augen verlieren, während wir online sind oder gamen.

Zu viel Handy: Symptome einer suchtartigen Mediennutzung

Die folgenden Verhaltensweisen können auf eine Handysucht hindeuten:

  • Kontrollverlust über die eigene Handynutzung
  • Interessensverlust an Hobbys und Freizeitbeschäftigungen sowie Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
  • Entzugssymptomatiken (Nervosität, Ängstlichkeit, Reizbarkeit)
  • Täuschung des Umfelds hinsichtlich des Umfangs der Handynutzung
  • Erfolglose Versuche den Handykonsum zu kontrollieren
Handysucht bekämpfen

Handysucht bekämpfen: Vier Tipps, die dir helfen, wenn du zu viel am Handy bist

1.) Bewusstsein für das eigene Nutzungsverhalten entwickeln

Ein achtsamer Umgang mit digitalen Medien beginnt mit dem Reflektieren des eigenen Nutzungsverhaltens:
Welche Anwendungen nutzt du wie oft, wie lange, aus welchem Grund und in welchen Situationen?
Und was macht das mit dir?
Erst wenn wir die Automatismen unserer Nutzung erkennen, können wir unsere Gewohnheiten verändern und somit unsere mentale Gesundheit schützen.

2.) Handysucht bekämpfen durch regelmäßige digitale Auszeiten

Aus den Augen, aus dem Sinn: Es hat sich bewährt, das Smartphone außer Sichtweite zu legen, um Ablenkungen zu reduzieren oder im Feierabend zur Ruhe zu kommen. Bewusst gewählte Räume und Zeiten können bei der Entwicklung neuer Gewohnheiten helfen. Die erste Stunde nach dem Wachwerden und die letzte Stunde vor dem Einschlafen sowie die Mahlzeiten sollten displayfrei gestaltet werden. Spätestens im Urlaub sollten wir abschalten und uns Zeit für uns selbst nehmen.

3.) Balance in die Lebensbereiche bringen

Je mehr Zeit und Raum das Smartphone einnimmt, umso mehr bleibt unser analoges Leben auf der Strecke. Es gilt, regelmäßig Tätigkeit zu unternehmen, die Freude bereiten, Kraft schenken und in denen wir aufgehen. JOMO, Joy of missing out, nennt man die Freude, etwas zu verpassen, und dem persönlichen analogen Erleben einen größeren Wert beizumessen. Wenn zu viel am Handy bist, unternimm ganz bewusst analoge Aktivitäten, die dir Freude bereiten.

4.) Handysucht bekämpfen und das soziale Netz stärken

Als Menschen sehnen wir uns nach Anbindung. Doch anstelle sich stundenlang in der virtuellen Welt aufzuhalten, sollten wir mehr Zeit mit unseren Kontakten im direkten Umfeld verbringen und gemeinsame Erlebnisse erschaffen. Wichtiger als soziale Medien ist das soziale Netz im analogen Leben. Das schenkt uns echten Halt und wahres Glück.

Weitere Hintergründe und Tipps findest du in meinem Buch oder beispielhaft in den Stuttgarter Nachrichten.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück: Die Sehnsucht nach Glück ist tief in uns allen verankert. Auf diese Sehnsucht gibt es wohl so viele Antworten wie es Menschen gibt. Denn Glück ist etwas ganz Persönliches und Individuelles.
Oft versteckt es sich mitten im Alltag und kommt zum Vorschein, wenn wir den Vorhang mal zur Seite ziehen. Und wenn wir dem Leben mit offenen Augen und offenem Herzen begegnen, dann kann es allgegenwärtig sein.
Ein Schlüssel, mit dem wir diese alltäglichen Momente ganz bewusst erkennen und wertschätzen können, ist die Achtsamkeit. Sie ist eine Haltung, mit der wir die Gegenwart mit allen Sinnen erleben.

Ein Artikel aus dem Magazin „SYLT – die schönsten Seiten der Insel“ 21/22

Wir alle können achtsam sein

„Das Schöne ist, dass wir die Achtsamkeit überall mit hinnehmen können. Sie ist ja etwas uns Ureigenes, das können wir oft bei Kindern beobachten. Es bedarf keiner Anstrengung und keinem zusätzlichen Zeitaufwand: Achtsam sein können wir überall. Wir müssen uns nur daran erinnern. Dieses Erinnern ist die eigentliche Übung“, sagt die Autorin und Gesundheitstrainerin Johanna Katzera, die auf Sylt Seminare und Tagesworkshops rund um die Thematik „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ anbietet.

Der Schlüssel zum Glück liegt in unserer Hand

In ihren Angeboten geht es um einen Weg zu mehr Zufriedenheit und Lebensfreude und um die persönlichen Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Leben. Denn wie zufrieden wir sind, haben wir zum großen Teil selbst in der Hand.

Sylt ist für eine Auszeit mit Neuausrichtung genau der richtige Ort: Der Abstand zum Alltag, der Wind, der alles Verbrauchte aus den Gedanken fegt, die unfassbar schöne Natur und ihre gewaltige Kraft – all das wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Darin liegt eine große Chance zu Veränderung und Entwicklung.

Natur erleben - ein Schlüssel zum Glück

Impulse für eine bessere Welt in uns und um uns herum

Bevor Johanna Katzera nach Sylt zog, war sie viel unterwegs. Weniger, um zu verreisen, vielmehr, um in andere Lebenswelten einzutauchen. So verbrachte sie Zeit mit Menschen, die in der Gesellschaft kaum eine Stimme haben: Bei Familien in einfachsten Verhältnissen einer brasilianischen Kleinstadt, bei Kindern mit Behinderungen am Stadtrand von Lima, bei den Aborigines in Australien.
„Während dieser Zeit habe ich viel Armut gesehen. Und gespürt. Nicht selbst erlebt. Auch wenn diese Erfahrungen schon eine Weile hinter mir liegen, prägen die Eindrücke und das Verstehen globaler Zusammenhänge mich noch heute“, erzählt Johanna, die zwei Bücher über diese Erfahrungen veröffentlicht hat.

Schätzen, was wir haben – Schlüssel zum Glück

Spätestens während der Auslandsaufenthalte wurde ihr bewusst, dass wir viel mehr schätzen sollten, was wir haben. „Uns geht es gut. So gut, dass wir aufgrund der vielen Möglichkeiten in Stress geraten und aus den Augen verlieren, was im Leben wirklich wichtig ist“, sagt sie. So trägt ihr drittes Buch den Titel „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Mit ihrem Tun möchte sie Impulse für mehr Fokus auf das Wesentliche geben. Für die persönliche Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.

Das verborgene Glück des Alltags

Inzwischen verreist sie nur noch selten. Sie ist auf Sylt angekommen. Das Besondere im Alltag zu finden, ist nun ihre tägliche Reise. Und gerne nimmt sie andere dabei ein Stück mit.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Dass sie Menschen für einen bewussten Lebensstil begeistern möchte, wusste die gebürtige Nordhessin schon als 15-Jährige. Während man heute fast überall darauf stößt, kannte damals kaum jemand den Begriff der Achtsamkeit.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

„Achtsamkeit bedeutet, mit allen Sinnen ganz wertfrei im Hier und Jetzt zu sein und anzunehmen, was ist. Es geht darum, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Also auch zu bemerken, wenn sie abdriftet, und sie dann wieder in den gegenwärtigen Augenblick zurückzuholen. Im Alltag sind wir sehr oft im sogenannten Autopilotmodus unterwegs: Wir hangeln uns mit unseren Gewohnheiten von einer zu nächsten Tätigkeit und sind dabei in Gedanken oft ganz woanders. So verpassen wir auch so manchen besonderen Moment und das Leben zieht gefühlt sehr schnell an uns vorbei. Wer sich achtsame Momente erschafft, der lebt bewusster“, erklärt die 35-Jährige.

Achtsam zu sein ist also letztlich die Voraussetzung dafür, um die kleinen Alltagsfreuden wahrzunehmen und somit ein Schlüssel zum Glück.

Glück können wir lernen

„Indem wir unseren Fokus ganz bewusst auf das Gute in unserem Leben lenken, gewinnt es einerseits an Bedeutung, anderseits fällt es uns mit diesem verändert ausgerichteten Fokus immer leichter, die positiven Elemente zu entdecken. Das beruht auf der Fähigkeit des Gehirns, sich entsprechend der Nutzung umzustrukturieren. Diese sogenannte Neuroplastizität kann man als Trainingseffekt des Gehirns verstehen. Wer ein Dankbarkeitstagesbuch führt oder abends den Tag in Gedanken noch einmal durchläuft und sich das Gute vor Augen führt, der trainiert seine Fähigkeit, Glück zu erkennen und als solches zu schätzen. Wenn man das Glück im gegenwärtigen Augenblick direkt erkennt, dann ist man sehr achtsam. Diese veränderte Haltung trägt enorm zu unserer mentalen Gesundheit und zur Lebensfreude bei“, betont die Gesundheitstrainerin

Zitate Achtsamkeit Johanna Katzera

Bewusst wahrnehmen

Das können ganz kleine Augenblicke sein, aber auch große Begebenheiten, die wir manchmal als gegeben hinnehmen. In jedem Fall sind es die kleinen, regelmäßig ausgeführten Handlungen, die den Unterschied bewirken.
Zurück im Alltag bemerken das auch die Teilnehmer*innen: Bestimmte Gewohnheiten ändern sich vor dem Hintergrund einer wacheren inneren Stimme in die beabsichtigte Richtung und der Prozess zu einem bewussteren Leben vertieft sich.

Digitale Medien und ständige Erreichbarkeit – Herausforderungen für unser Glück

Dass unser Wohlstand ein Privileg ist, aber Überfluss uns nicht guttut, wurde der Insulanerin schon früh klar. Und auch, dass man das Wesentliche aufgrund des Zuviels leichter aus den Augen verlieren kann. Da hilft es, die Geschwindigkeit des Alltags zu reduzieren, mal einen Schritt zur Seite zu treten und sich bewusst zu machen, dass unsere Zeit begrenzt ist und wir – genauso, wie wir mit nichts kommen – eines Tages auch wieder mit nichts gehen werden.

„Zeit und Aufmerksamkeit sind unsere wertvollsten Güter, mit denen wir sehr sorgsam umgehen sollten. Doch in unserer reiz-vollen Welt werden diese häufig von den digitalen Medien eingefangen, ohne dass wir uns darüber bewusst sind. Sie holen uns immer wieder aus dem Hier und Jetzt in die verlockende virtuelle Welt“, sagt Johanna, die auch an Schulen Jugendliche für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien sensibilisiert.

Den Schlüssel zum Glück finden wir nur in der analogen Welt

„Natürlich bieten Smartphone & Co zahlreiche Möglichkeiten, doch das Leben und das Glück finden analog statt. Es geht um eine gesunde Balance von analog und digital. Darum, bewusst abzuschalten und echte Pausen – also ohne irgendein Display – zu machen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt unser Geist nicht zur Ruhe. Doch das Gehirn braucht den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Nur wenn wir uns regelmäßig Phasen der Entspannung schenken, können wir uns erholen, Kraft tanken und auch wieder Leistung erbringen“, erklärt sie weiter.

Achtsamkeit auf Sylt: Ein Weg zu mehr Bewusstsein und Zufriedenheit

Stress und digitale Medien sind wohl die größten Gegenspieler einer achtsamen Haltung – und in unserer schnellen Welt allgegenwärtig. Da muss man gut auf sich aufpassen. „Manchmal sind wir gestresst oder unzufrieden und wissen gar nicht genau warum. Zudem sind wir uns dem Gefühl der eigenen Ohnmacht oft nicht bewusst. Wenn wir dann schauen, wo wir stehen und wo wir hinwollen sowie Verantwortung für unser Leben und unsere Entscheidungen übernehmen, tut sich oft ein neuer Weg auf, auf dem wir unsere Lebensbereiche in Balance bringen können. Diese Entwicklung anzustoßen, macht unglaublich viel Spaß,“ berichtet Johanna Katzera. Sowohl der Dozentin als auch den Teilnehmer*innen. Diese schätzen die neuen Perspektiven und Sichtweisen, die Denkanstöße für neue Wege durch ein verändertes Verhalten und die Momente innerer Ruhe auf der wunderschönen Insel.

In ihren Kursen vermittelt Johanna eine breite Themenpalette: Achtsamkeit, digitale Balance, Stressbewältigung, mentale Gesundheit sowie Ziele setzen und erreichen. Es geht darum, Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen und persönliche Strategien zu entwickeln. Denn genau wie das Glückserleben ist auch das Erleben von Stress sehr individuell.

Achtsamkeitsseminar auf Sylt

Das Glück in der Gegenwart entdecken und erleben

„Wenn meine Kursteilnehmer*innen mit geschlossenen Augen eine Muschel, ein Stück Treibholz oder einen Stein abtasten, tragen alle ein Lächeln im Gesicht. Wir können unser Glück also in die Hand nehmen – im doppelten Sinne. Dieser Augenblick, in dem wir Verantwortung für uns und unser Fühlen, Denken und Handeln übernehmen, ist unglaublich mächtig. Denn wir können immer entweder gestalten oder unsere Haltung verändern und unsere Zufriedenheit damit entscheidend selbst bestimmen“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Mehr Sein, weniger Tun

Die Themen Achtsamkeit, Minimalismus, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Wohlbefinden greifen für Johanna Katzera ineinander. Das ist wohl ihrem bisherigen Lebensweg zu verdanken. Fremde Kulturen und einfache Lebensweisen faszinieren sie noch immer. Doch inzwischen geht es ihr darum, das eigene Leben im komplexen Deutschland möglichst einfach zu gestalten. „Wenn wir schätzen, was wir haben, weniger Zeit am Smartphone verbringen und das Leben im Hier und Jetzt genießen, können wir das Glück im Alltag viel leichter entdecken. Es geht um das Prinzip: Mehr Sein, weniger Tun. Das Leben etwas langsamer leben und dafür klarer sehen“, stellt sie noch einmal heraus.

Denn das Glück liegt meist in den kleinen Dingen und ist oft ein leises Gefühl, das im Innen entsteht. Die Achtsamkeit hilft uns dabei, das Glück zu entdecken und zu erleben. Sie ist ein Schlüssel zu mehr Lebensqualität. Man kann es auch Zufriedenheit, Lebensfreude oder Glück nennen. Es fühlt sich auf jeden Fall gut an.

Mehrtägiges Achtsamkeitsseminar inklusive Inselwanderungen, Achtsamkeitsmeditationen, Yoga und Impulsvorträgen. Unterbringung in ausgesuchten Unterkünften von minimalistisch über traditionell friesisch bis hin zu exklusiv.

Digital Detox im Urlaub

Digital Detox im Urlaub

Digital Detox im Urlaub: In einer schnellen Welt voller Termine, Fristen und Möglichkeiten wächst die Sehnsucht nach Ruhe, Langsamkeit und Besinnung auf das Wesentliche. Offline gehen, das Hier und Jetzt genießen und auftanken – in einer digitalisierten Welt wird das scheinbar immer seltener. Und selbst im Urlaub fällt das Abschalten schwer.

Hintergründe über die Anziehung digitaler Medien, Strategien zum Umgang mit digitalem Stress und Ideen für eine sinnvolle, gesunde und achtsame Nutzung findest du auch in meinem Buch „Achtsam oder abgelenkt?“

Bücher zum Nachdenken - Achtsam oder abgelenkt?

Ab in den Urlaub und auf zum nächsten WLAN-Netz

Endlich Urlaub – wäre da nicht das Büro in der Hosentasche, das die Urlauber zurück in den Alltag ruft. Das Smartphone blinkt und vibriert und reißt uns ungefragt aus Gesprächen, Sonnenuntergängen oder Rotweingläsern.
Die Welt hinter den Displays ist rücksichtslos entgrenzend und verführerisch verlockend zugleich – und wir sind immer on.
Herausfordernd.
Denn Abschalten geht so nicht.
Und Auftanken auch nicht.

Digital Detox im Urlaub: „Ich bin dann mal weg …“

Geht das noch? Oder: Geht’s noch?
„Wie ist das WLAN-Passwort?“, lautet oft die erste Frage der angereisten Gäste. Bleibt die Verbindung in den kommenden Urlaubstagen für kurze Zeit weg, bricht fast Panik aus.

Es ist scheinbar schwierig für uns geworden, der restlichen Welt für wenige Stunden oder Tage mal abhanden zu kommen und zugleich ohne Zugriff auf andere Realitäten zu sein. Das erschwert es, ganz im Augenblick zu sein. Diesen zu erleben, ohne ihn festhalten oder virtuell teilen zu wollen.

Doch wenn wir das Smartphone ständig zwischen die Welt und unsere Augen halten und uns vor Augen halten, dass wir jederzeit aus der Gegenwart gerissen werden könnten, stellen wir fest, wie selten wir uns vollkommen auf das Hier und Jetzt einlassen.

Von FOMO zu JOMO

JOMO, Joy of Missing Out, nennt sich die Gegenbewegung zu FOMO, Fear of Missing Out, der Angst, etwas zu verpassen.
Das Smartphone lässt uns jederzeit in verschiedene Realitäten eintauchen, während sich unsere analoge Wirklichkeit in ein paar Pixel auflöst. Aufgrund der Angst, etwas zu verpassen, sind wir überall und nirgends. Wir bekommen scheinbar alles mit und verpassen doch das Wertvollste: Den gegenwärtigen Augenblick. Wenn das passiert, bleiben wir unbefriedigt zurück.

Es ist ein subtiles Gefühl, das nach mehr fordert, weil das Erlebte an uns vorbeirauscht und nicht in uns hinein sickert und uns von innen belebt.
Echtes Glück entsteht aus Präsenz. Echtes Glück sind Momente, die wir achtsam gesammelt haben. Dieses Glück kann man nicht greifen und daher nimmt man es auch nicht im Urlaubsgepäck mit nach Hause, sondern in sich selbst.

Urlaub heißt Pause machen – auch von der Erreichbarkeit

Mit ständiger Erreichbarkeit und dem selbst gewählten Griff zum Smartphone erschöpfen wir über kurz oder lang unsere Ressourcen.
Wir brauchen Pausen – und zwar echte Pausen.
Zeiten, in denen wir unser Gehirn nicht weiterhin mit Reizen befeuern, sondern es gewissermaßen im Leerlauf rollen lassen. Wir können nur produktiv und kreativ sein, wenn wir auch mal nichts tun. Wenn wir mal nicht erreichbar sind und uns nicht ablenken sondern von außen ins Innen kommen – also bei uns selbst ankommen und dort auch eine Zeitlang bleiben.

Digital Detox Urlaub – einfach abschalten

Smartphone aus und dem Alltag den Rücken kehren. Einfach stehen. Einfach gehen. Und auf sich selbst schauen. Mit allen Sinnen wahrnehmen. Die Gedanken beobachten und ruhiger werden lassen. Bei sich ankommen. Das entschleunigt.
Wer so Urlaub macht und die Unerreichbarkeit neu schätzen lernt, vertieft den Erholungsfaktor um ein Vielfaches. Dafür braucht man nicht viel. Im Gegenteil: Weniger ist mehr.

Digital Detox Urlaub ist wahrer Luxus

Um wirklich abschalten zu können, sollten wir es wörtlich nehmen: Wir müssen abschalten.
Erst mit einer neuen digitalen Balance erschaffen wir uns Inseln der Ruhe, die wir gerade wegen der ständigen Erreichbarkeit, der Entgrenzung und der geforderten Flexibilität unbedingt brauchen.
Immer wieder im Alltag. Und im Urlaub erst recht.
Diese leisen Momente, in denen wir ganz im Hier und Jetzt und für den Rest der Welt unerreichbar sind, sind ein neuer Luxus geworden.
Wenn wir alle Stecker ziehen, laden wir unseren eigenen Akku wieder auf.
Viel Spaß beim Abschalten.

Digital Detox Urlaub: Das Thema digitale Balance ist Bestandteil meines Achtsamkeitskurses auf Sylt. Du erfährst Hintergründe zum digitalen Nutzungsverhalten, verstehst das Phänomen der Anziehung moderner Medien und erhältst wertvolle Impulse für eine neue Balance von analog und digital.
Das Seminar ist eine Einladung, die modernen Medien weniger zu nutzen als im Alltag und diese zu selbstgewählten Zeitpunkten einzuschalten. Wie oft und wann das geschieht, ist liegt in der Verantwortung der Teilnehmenden.

Ständig online: Der Sog der digitalen Welt

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Ständig online: Gab es eine Zeit vor dem Smartphone? Ja! Dieser Text beinhaltet Gedanken aus dem Jahr 2010. Damals besaß ich kein Smartphone und bin sechs Monate ohne Handy durch Südamerika gereist. Es war nur ein Albtraum, dass die Welt hinter die Displays ver-rückt … Und wo stehen wir heute?

Albtraum: Die analoge Welt ist ausgestorben

Online bin ich weggedriftet. Der stiftlose Schriftverkehr hat mich verkehrt gelenkt. Ich bin von Seite zu Seite gesprungen, wurde immer weiter verlinkt und nach irgendeinem Seitensprung, habe ich die Orientierung verloren. Als hätte mich jemand im Kreis gedreht, dreht sich die Welt im Kreis, obwohl ich bewegungslos verharre und nur apathisch auf den Bildschirm starre.

Das Internet hält mich gefangen.

Es ist das Zuhause aller, das Brot für die Welt, die Religion, an die alle glauben, ohne es zu wissen. Hier sind alle gleich, hier ist alles gerecht und doch rächt es sich, denn das Internet ist groß. Unendlich und doch endlich.

Wo ich aufhöre, fängt das Internet erst an: Es hat die Gedanken, die ich selber nicht habe. Es zeigt mir die Orte, an denen ich noch nicht war. Es spricht die Sprachen, die ich nicht verstehe. Es kennt meinen Geschmack und weiß, was ich suche, ehe ich weiß, was ich brauche. Es schlägt mir Freunde vor und Seiten auf, die zu mir passen. Es weiß alles und ich weiß, dass ich nichts weiß, nur wo ich es finde: Im Internet.

Aber das Internet ist groß. Unendlich und endlich grenzenlos. Endlich alle Grenzen los und macht kleine Menschen groß.

Es ist das Tagebuch aller, auch wenn jeder meint, seines läge sicher – und sicher ungelesen – in der Schublade des Nachttischs. Dabei sind die geheimsten Geheimnisse der großen Geheimdienste und die privatesten Privatsphären der kleinen Privatmenschen online ein offenes Buch, das man doch nicht aufschlagen kann, weil man nichts in den Händen hält und nichts in den Händen hat.

Das Internet ist groß. So groß, dass man sich selbst darin verliert und doch klein genug, um alles andere immer wieder zu finden. Die Datenströme halten mich gefangen wie ein unsichtbares Spinnennetz. Ich will hier raus! Aber das Internet geht nicht aus. Ich bin verloren und habe mich selbst verloren.

Findest du mich?
Findest du dich in mir wieder?

Wie schwer ist es doch, die Seele zur Ruhe zu bringen, wenn sie immer in Bewegung gehalten wird. Wenn ihre stoffliche Oberfläche an jeder weltlichen Möglichkeit haften bleibt und das sich darunter Befindende immer Wellen schlagen muss und niemals ruhig werden darf. Niemals laut werden darf. Niemals atmen darf, weil kaum jemand danach verlangt.

ständig online

Ständig online, weil die digitale Welt nicht schläft

Wie schwer ist es doch, die Seele zur Ruhe zu bringen, wenn man ständig die neuesten Meldungen aus aller Welt verfolgt und das Leben der anderen mitlebt. Wie ein kleiner Parasit, der immer mitisst, aber nie satt wird, klebe ich auf den Seiten der anderen, während meine Seite sich nicht füllt, weil sein Wirt ihn nicht mit Leben stillt.

Weil das Leben der anderen so aufregend ist und das eigene Leben nur aufregt, weil das Leben der anderen so lange weilt und das eigene Leben nur langweilt, bin ich online immer so gerne unterwegs.

Fiktive Außenshow und mangelnde Innenschau

Analog bin ich immer einsam, aber online bin ich nie allein. Hier habe ich tausende Freunde, die Dinge mit mir teilen, sich mir mitteilen und online mit mir verweilen. Dabei sind unsere Gesichter verzerrt, genau wie Realitäten: Als Avatars feiern wir Urlaube, Hochzeiten und Partys, die Schattenseiten hingegen verbergen wir offline – deshalb will da ja auch keiner mehr sein. Man stellt nur hin und wieder einen positiven Ausschnitt ins Netz rein.

Die virtuelle Existenz zeigt uns gebündelte Extravaganzen und das besondere Leben der anderen. Trügerische Wahrheit. Die Abgründe der Seele stellt niemand zur Schau. Wie die Werbung mit perfekt anmutenden Charakteren spielt, entwerfen wir in den sozialen Netzwerken einen makellosen Katalog unseres Selbst.

Haben wir die falschen Vorbilder?
Oder die falschen Bilder vor uns?

Perfekte Ästhetik, Erlebnishunger und hungern bis wir dem Ideal entsprechen – dabei kann uns tief im Innern gar nichts mehr satt machen. Wir haben Hunger nach Leben und bemerken es nicht, weil die Apathie nicht gern spricht. Die innere Leere wird im Außen gefüllt, zugemüllt und vom Aktionismus umhüllt.

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Ständig online wegen der Sucht nach Dopamin

Wie schwer ist es doch, die Seele zur Ruhe zu bringen, wenn man sich ständig fragt, wie viele ungelesene Nachrichten im virtuellen Briefkasten warten. Dabei ist es gar nicht das Wer oder das Wie viele – es ist viel mehr das sinnlose Ob jemand geschrieben hat. Ob da etwas ist, das man öffnen kann. Wie ein Geschenk, dessen Inhalt man nicht kennt, und wie ein Spender, dessen Namen man nicht nennt, braucht man nur das Blut. 

Online gehe ich den Weg zum Briefkasten deshalb unablässig, während ich den Blick in mein Postfach vor der Haustür nur noch einmal wöchentlich wage. Eine Nachricht auf dem überholten Briefweg kann ohnehin nicht von Bedeutung sein – sie hat Zeit. Wie schön für sie – ich habe sie nicht. Denn online ist immer was los und deshalb bin ich die Zeit los, ohne zeitlos zu sein. Immer auf dem Sprung und doch nie zum Absprung bereit, vergeht die Zeit und bleibt einfach nicht stehen und auch nicht bei mir.

Wieder ein Klick auf Posteingang – meine Zwangsneurose bekommt immer mehr Gewicht. Infiziert habe ich mich online und wenn ich die Sendezeit meiner E-Mails mit der Antwortzeit vergleiche, ist längst eine Epidemie ausgebrochen. Liegen zwischen Senden und Empfangen mehr als sechzig Minuten, ist meine Angstneurose aktiviert und ich sorge mich, dass der Angeschriebene, der Patient im Nachbarbett, an seiner Neurose verstorben ist. Ich hätte längst eine neue Nachricht erhalten müssen, was der Verabreichung meiner nächsten Tablette gleicht, sodass endlich die Angst weicht.

Doch nichts passiert.

Über Skype setze ich einen Notruf ab und klingle vergeblich nach meiner Schwester. Zur Ablenkung gehe ich online Shoppen und bezahle über Online-Banking die Rechnung meiner Bestellung.­ Das Internet kennt keinen Sonntag, das Internet ist immer nett.

Ständig online, doch innen immer hungrig

Das Internet kann alles, nur meinen Hunger stillt es nicht und so bedaure ich, dass Fast Food nur schnell und nicht schlank ist. Ich möchte es im Postfach haben und nach dem Download entpacken. Einen Buchstabensalat als Leibgericht, der meine innere Leere besticht. Nicht kochen, keinen Abwasch machen, kann das Internet das nicht machen? Denn ich kann hier nicht weg, sonst verpasse ich was.

Ich schlucke den Hunger runter, aber er macht mich nicht satt. Denn in mir lebt ein Teil, den weder das Ob, noch die Nahrung füllen kann. Nur ich könnte ihn füllen, wenn ich wüsste, wer ich bin und zwar ohne eingeloggt zu sein. Wenn ich wüsste, wer ich offline wäre, würde es mich dort noch geben. Aber da bin ich ja nicht, sonst verpasse ich was. Nur einmal in der Woche, wenn ich den Weg zum Briefkasten wage, wo mir niemand mehr begegnet und mich nichts erwartet.

Aber online ist immer was los. Die ganze Welt wittert twitternd, dass was passiert und zittert, wenn was passiert. Immer ist irgendwo Unruhe, denn über Ruhe kann man nicht berichten. Immer passieren irgendwo Katastrophen, denn der Alltag schreibt keine Geschichten.
Wir lieben das Extravagante und brauchen den Rausch, Normalsein war gestern und Traditionen auch.

Ver-rückte Welt

Unser Leben ist hinter den Bildschirm gerückt. Es findet zweidimensional, also ziemlich flach, vor kleinem Horizont statt. Die Tiefe geht verloren, die Oberflächlichkeit lebt. Man ist nur noch im Außen, das Innen verklebt. Natur ist das gekippte Fenster, Bewegung das gekonnte Fingerspiel über der Tastatur und eine gute Konversation ein virtueller Dialog.

Die analoge Welt ist ausgestorben.

Mein Albtraum ist wahr geworden und keiner hat es wahrgenommen, weil jeder hinterm Display steckt und niemand mal den Kopf ausstreckt. Dabei kann das Internet nicht träumen, nicht riechen, nicht fühlen, nicht lachen und keine schönen Dinge machen. Es betäubt die Sinne und klaut uns das Leben.

Sehnsucht nach Realität

Wenn die ganze Welt so funktioniert,
kann man sich nicht mehr rausnehmen,
nur noch ausgrenzen
und Grenzen schaffen,
die Raum für sich selber lassen,
auch wenn einen dann die anderen hassen.
Mal wieder mit sich sein, so ganz allein.
Mal wieder analog sein, nicht immer nur online.
Was früher ganz normal war,
ist heute eine Seltenheit.
Heute hat selten jemand Zeit,
weil jeder alles machen will,
weil jeder alles machen kann,
weil jeder überall sein will
und das am liebsten gleichzeitig.
Hier und da, im All und überm All,
und überall da, wo noch niemand war.
Und jeder will doch schon gleich wieder zurück sein,
um nicht zurückzubleiben,
und hinterherzueilen.
Denn wer den Anschluss verliert, verliert den Anschluss. Dabei sind wir längst kabellos vernetzt und dennoch in etwas verstrickt, das uns zusammenhalten soll, aber uns die Luft zum Atmen nimmt und manchmal erstickt.

Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Zwischen den Zeilen reisen

Wann wird das Online-Sein gefährlich? (Planet Wissen)

Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.

Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.

Entschleunigen auf Sylt: Der besondere Reiz der kühlen Jahreszeit

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Können wir inmitten der ständigen Erreichbarkeit, Selbstoptimierung und in all den Möglichkeiten überhaupt noch „wirklich abschalten“?
Entschleunigen auf Sylt bedeutet Natur spüren, langsam werden und die eigenen Batterien aufladen. Genau dazu laden die Wintermonate ein. Umgeben von rauer Natur und menschenleerer Strände kann man wunderbar Kraft tanken und die Seele baumeln lassen.

Nebensaion

Früher hieß es, dass Nebensaison ist, sobald man vom Anfang bis zum Ende der Friedrichstraße sehen konnte. Vor rund 25 Jahren wurden die Geschäfte nach dem Windsurf World Cup Anfang Oktober mit Holzbalken verriegelt und winterfest gemacht und die Straßen, Unterkünfte und Restaurants waren wie leergefegt. Die Insel wirkte verlassen, fast wie ausgestorben. Spätestens der November löschte die Assoziationen von August und jener Kontrast machte es nahezu unmöglich, die Erinnerungen an Sommer, Surfen und Spektakel ein halbes Jahr lang lebendig zu halten. Diese Kriterien sind heute nicht mehr gültig.

Entschleunigen auf der fast leeren Insel

Heute erkennt man die Nebensaison zwar noch immer an ihrer Ruhe und Langsamkeit, doch Langeweile und Leerlauf gibt es nicht mehr. Das Inselleben setzt sich fort, läuft jedoch in Zeitlupe und ist mit weniger Akteuren besetzt. Überall wird renoviert und gebaut. Nach der Kurkarte beim Überqueren am Strandübergang fragt keiner mehr, auch bei schlechtem Wetter sind Kino und Sylter Welle nicht überfüllt, und die Mutigen haben die Nordsee ganz für sich allein.

Der Charme der Nebensaison

Abseits von Rummel, Ruhm und Konsum entwickelt die Insel im Winterhalbjahr einen ganz besonderen Charme. Keine Menschenmengen, kein Parkplatzsuchen, keine überfüllten Auto- oder Personenzüge – nur Rückzug bekommt man jetzt überall.

Die Seele baumeln lassen

Hoch fahren, um runterzufahren; Unterwegssein, um anzukommen: Immer mehr Menschen entdecken den Reiz der Nebensaison und lernen die ruhige Seite von Sylt kennen und lieben: Stundenlange Spaziergänge in endloser Weite ohne viele Menschenseelen, die eigene Seele baumeln lassen, sich über einen sanften Strahl der Sonne freuen, der ganz kraftlos dennoch einen nächsten Sommer verspricht.
Tief einatmen, sich die Nase fast an der kalten Luft verbrennen, alles Verbrauchte ausatmen. Kuchen und Tee bei Kerzenschein in einem von unzähligen Cafés, wenn die Sonne im Dezember schon um kurz nach 16 Uhr am Horizont versinkt. All das macht ruhig, entfacht Gemütlichkeit und gewährt eine Langsamkeit, die man sich im Alltag nicht gönnt oder die dieser scheinbar nicht gewährt.

Entschleunigen auf Sylt

Ständige Erreichbarkeit und die Sehnsucht abzuschalten

Es ist ein krasser Kontrast zur Hauptsaison und für viele ein krasser Kontrast zum Alltag, der oftmals von Stress und Reizüberflutung, von Überfluss und Schnelllebigkeit bestimmt wird. Denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der der Einzelne fast immer erreichbar ist. Wir können unsere E-Mails rund um die Uhr und an jedem beliebigen Ort abrufen, wir erhalten in immer kürzeren Abständen immer mehr Informationen aus allen Teilen der Welt. Wir sind vernetzt, verwoben, verstrickt. Doch das schnürt manchmal die Luft zum Atmen ab.

Die Bedeutung der Pause

Das Laufen im Hamsterrad ist längst kein Spaziergang mehr, es ist ein ununterbrochener Dauersprint. Das ermüdet. Das macht uns müde. Wenn wir uns nicht von Zeit zu Zeit Zeiten des Aufatmens und Auftankens schenken, erschöpfen wir unsere Ressourcen. Wie die Natur die Jahreszeiten durchlebt, bedarf auch der Mensch Zeiten des Aufbruchs, der Aktivität, des Rückzugs und der Ruhe. Nur so tankt er Kraft. Nur so gewinnt er Klarheit. Nur so kann er erschaffen, leisten und tun.

Entschleunigen auf Sylt als Regenerationsquelle

Stress gilt heute als Hauptursache vieler Krankheiten. Doch oft ist es gar nicht der Stress selbst, der uns so viel abverlangt – oft entkräften uns die fehlenden Pausen. Nicht, weil es sie nicht geben würde, sondern weil wir sie uns nicht nehmen. Weil wir sie uns mit dem ewigen Tun nehmen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt der Geist nicht zur Ruhe. Dabei braucht unser Gehirn den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Kreativität und Leistungskraft entspringen der Muße.

Energie tanken

Sich mal wieder langweilen, in Stille sein, im Nichtstun oder Alleinsein verweilen und es aushalten – all das füllt unseren Akku und schenkt einen Abstand, der den steten Aktionismus, die unerschöpfliche Produktivität und unsere Gewohnheiten hinterfragt.

Abschalten, entspannen und neue Kraft tanken – entschleunigen auf Sylt geht ganz einfach: Die Natur, der Abstand zum Alltag auf dem Festland und die steife Brise machen zuerst müde, dann den Kopf frei und schenken schließlich nachhaltige Erholung.

Leere Strände, lange Spaziergänge

Lässt man die Inselorte hinter sich, hat man die endlosen Sandstrände ab November oft ganz für sich allein. Schietwetter hin oder her, mit der richtigen Kleidung macht das Draußen-Sein immer Spaß.

Schritt für Schritt kann man sich in der Natur und den eigenen Gedanken verlieren. Sie schweifen lassen, ihnen nachhängen, tagträumen, Dinge durchdenken oder den Kopf mal ausschalten – das passiert fast automatisch, je länger man unterwegs ist. Sich einfach auf den Moment, auf das Alleinsein oder Zu-zweit-eine-Zeit-lang-still-sein, einlassen, eröffnet oft ganz neue Perspektiven.

Entschleunigen in der Nebensaison

Naturgewalt erleben

Es ist beeindruckend, die Naturgewalten im Herbst und Winter zu erleben, und spektakulär, dem Tanz der Elemente beizuwohnen. Wie die Luft das Wasser bewegt; wie die Herbststürme das Meer so sehr aufbrausen, bis die Brandung an die Promenade reicht. Wie die Kraft der Nordsee der Insel alljährlich tonnenweise Sand klaut. Mit Sonnencreme, Bikini und Strandkorb hat das nichts zu tun. Die Nebensaison offenbart die raue Seite der Inselnatur: Wild und stürmisch und einen Tag später doch wieder unscheinbar still, lachen Sonne und Meer ganz unschuldig, als wäre auch das Gestern so gewesen. Dann strahlt der Himmel in blau, die Luft ist klar und auf der stillen Wasseroberfläche spiegeln sich außergewöhnliche Wolkenbilder.

Die Vielfalt der Insel

Die Insel hat so viele Gesichter wie Besucher.
Ist stets in Veränderung begriffen.
Immer neu.
Immer anders.
Immer andersartig einzigartig und dabei wunderschön.

Gesundheitsfördernde Brandungsaerosole

Die Spaziergänge am Meer sind in den Wintermonaten besonders reiz-voll. Der Wind und die salzhaltige, kalte Luft regen den Stoffwechsel an, stärken das Immunsystem und aktivieren den Menschen ganzheitlich. Das Gehen direkt an der Wasserkante ist Gesundheitsförderung pur. Hier besteht die Seeluft aus kleinen salzhaltigen Tröpfchen, den Brandungsaerosolen, die beim Brechen der Wellen in der Luft tanzen und die der Wind an den Strand peitscht. Der besonders hohe Gehalt an Salz, Jod, Magnesium und Spurenelementen macht den Heilfaktor des Reizklimas aus.

Entschleunigen auf Sylt inmitten der Natur

Sich dick einpacken und bei Wind und Wetter stundenlang draußen sein, das tut einfach gut. Das Salz auf den Lippen schmeckt jetzt noch viel besser. Die Entgegenkommenden lächeln sich an, nicken stillschweigend und wissen um das gute Gefühl, das sich von innen nach außen oder von außen nach innen verströmt. Den Bürostuhl und die Komfortzone zu verlassen, das macht etwas mit uns. Und unsere innere Natur in Kontakt mit der äußeren Natur zu bringen auch.

Aktivität und Ruhe in Balance halten

Es ist genau diese Mischung von Außen und Innen. Von Draußen-Sein und Rückzug. Von stürmisch rau und behaglich gemütlich, die uns in Balance hält. Sich nach einer Wanderung bei Tee oder Sauna wieder aufwärmen, schlafen oder lesen und das Licht mal so früh ausmachen wie die Sonne, das schenkt uns Kraft. Wir dürfen uns das Nichts-Tun und Nichts-Müssen zugestehen und einfach nur sein. Es ist der ewige Wechsel aus Ebbe und Flut, den die Insel so schön vor Augen führt, den auch wir leben sollten. An jedem einzelnen Tag und eingebettet in den Jahresrhythmus.

Das reizvolle an Sylt in der Nebensaison ist die Reizleere

Wer diese Ruhe sucht, Kraft tanken und der Natur ganz nahe sein möchte, der sollte sich zwischen November und April auf den Weg in den Norden machen und das langsame Tempo der Insel annehmen – entschleunigen. Lediglich an Weihnachten, über den Jahreswechsel und an Biike zieht die Insel für ein paar Tage ihr Sommer-Outfit an und es heißt wieder Schlange stehen, Tische reservieren und in zwei Schichten essen. Danach flacht der Puls wieder ab. Es wird ruhig. In der Zeit von Mitte November bis Mitte Dezember und Mitte Januar bis Mitte Februar am ruhigsten. Da hält die Insel Winterschlaf.

Frühling auf der Insel

Wenn die Tage im Februar spürbar länger werden und die Sonne an Kraft gewinnt, prickelt das Gesicht nach einem Spaziergang an der Wasserkante. Geschützt im Strandkorb sitzend, eingekuschelt mit Decke, Tee und Buch, malt sie den ersten Frühlingsgruß ins Gesicht. Im März erleuchten die ersten Blüten und der Duft von Heide liegt in der salzigen Luft, und spätestens im April wird die Insel schließlich sichtbar für die nächste Saison gerüstet: Die Strandkörbe kommen zurück an ihren Platz auf den weißen Sandstrand, die Holzstege werden ergänzt und fertiggestellt und die Kurkarten-Kontrolleure beziehen die kleinen Häuschen am Strandübergang.

Entschleunigen auf Sylt in den Wintermonaten

Es sind die Sylter Jahreszeiten, Eigenheiten der Insel, die sich in den Jahreszeiten ereignen. Jede Zeit hat ihren Reiz. Das reizvolle an der Nebensaison ist sicher ihre Reizleere. Wer sich eine Pause wünscht und Momente der Langsamkeit sucht, findet sie zwischen November und April auf Sylt. Da kann man die Ruhe, die Naturgewalten und die Langsamkeit genießen und ganz einfach entschleunigen.