Die Geschichte vom Holzfäller und über persönliche Kraftquellen

Kurzgeschichten zum Nachdenken

Kraftquellen finden und schützen

Kraftquellen zur Priotität machen: Leuchtet eine Warnleuchte im Auto auf, ist es klar, dass wir bald die nächste Werkstatt ansteuern, und wenn der Akku unseres Smartphones fast leer ist, schließen wir es unmittelbar an die nächste Steckdose an. Einen leeren Akku lassen wir meist gar nicht zu.

Nur bei uns selbst übergehen wir diesen Punkt recht schnell. Ist unser Alltag stressig, voller Termine und Verpflichtungen, vernachlässigen wir unsere eigenen Bedürfnisse und Kraftquellen häufig als erstes. Eine Zeit lang stellt das kein Problem dar, doch ist dies ein Dauerzustand, erschöpfen wir über kurz oder lang unsere Ressourcen. Und damit uns selbst.

Die Geschichte vom Holzfäller

Die Geschichte vom Holzfäller bringt auf den Punkt, was passiert, wenn wir unsere persönlichen Kraftquellen vernachlässigen:

Kennst du die Geschichte von dem erschöpften Holzfäller, der seine Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete?

Als ihm jemand vorschlug, zunächst seine Axt zu schärfen, antwortete der Holzfäller:

»Dafür habe ich keine Zeit, ich muss doch Bäume fällen.«

Kraftquellen und die Geschichte vom Holzfäller

Die unscharfe Axt – der unscharfe Alltag

Ich hatte auch keine Zeit für die Tasse Tee, das verlockende Nichts, geschweige denn für einen Spaziergang ohne Blick auf die Uhr. Ich hetzte weiter durch den Dschungel der Aufgaben und konnte längst nicht mehr klar sehen. Mich nicht, meine Bedürfnisse nicht und alles andere auch nicht. Alles erschien unscharf, weil ich meine Axt viel zu lange nicht gewetzt hatte.

Der ewig unerledigte Punkt meiner To-do-Liste heißt Selbstfürsorge

Meist leidet diese unter den stressigen Phasen als erstes und am stärksten.
Und mal ganz ehrlich:
Wer kennt heute noch stressfreie Zeiten?
Eine Kalenderwoche ohne Termine?
Einen Tag nur für sich?
Eigentlich sägen wir doch die ganze Zeit an irgend­welchen­ Bäumen herum und merken nicht, dass sie einfach nicht fallen wollen. Weil wir uns nicht fallen lassen, uns viel zu viel gefallen lassen, uns die Zeit für uns nicht nehmen und uns damit das Wichtigste nehmen: Die Möglichkeit zum Kräftesammeln.

Vielleicht ist unsere Welt zu vollgestopft mit unerschöpflichen Aufgaben und verlockenden Chancen?
Vielleicht schenken wir uns aber auch einfach zu wenig Raum für uns selbst.

(Aus meinem Buch „Verlauf dich nicht„)

Persönliche Kraftquellen finden

Was brauche ich, damit es mir gut geht?
Und was nimmt mir Kraft?

Manchmal erlebe ich in meinen Achtsamkeitskursen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zunächst keine Antworten auf diese Fragen haben. Doch sind diese zentral für unser persönliches Wohlbefinden. Erst wenn wir wissen, was für uns persönlich wichtig ist, wo wir Kraft tanken oder Entspannung und Freude finden, können wir diese Kraftquellen bewusst schützen und sie zur Priorität in unserem Alltagsleben machen.

Was füllt deinen Akku?

Das habe ich auf Instagram gefragt. Hier kommt eine Auswahl der Antworten, die ich teils zu Kategorien zusammengefasst habe. Vielen Dank für eure Impulse.

Liste mit möglichen Kraftquellen

kraftquellen

Kraftquellen sind wichtige Anker im Alltag

Für unsere Kraftquellen sollten wir regelmäßig kleine Lücken im Kalender und Pausen im Alltag lassen. Hilfreich ist es, unsere persönlichen Vorhaben, privaten Verabredungen und Hobbys wie einen regulären Termin in den Kalender einzutragen – auch Zeiten des Nichtstuns oder Zeit, die man allein verbringen möchte. Ist ein Zeitfenster bereits vergeben, dann besetzen wir es nicht leichtfertig mit etwas anderem.

Letztlich nähren wir uns aus einer Vielzahl verschiedener Elemente. Deshalb sollten wir all unseren Lebensbereichen Aufmerksamkeit schenken. Nimmt beispielsweise die Arbeit oder die Pflege von Angehörigen einen zu großen Raum ein, ist es klar, dass auf der anderen Seite weniger Zeit für die Familie oder Hobbys bleibt.

In Balance leben

Manchmal ist einem selbst die konkrete Ursache für ein Gefühl von Erschöpfung oder persönlicher Unzufriedenheit nicht bewusst. Wenn Anforderungen und Kraftquellen in einem ungünstigen Verhältnis stehen und wir unseren Kraftquellen mehr Zeit einräumen, können bereits kleine Veränderungen große Wirkungen erzielen.

Stecken größere Strukturen und Konstrukte hinter der fehlenden inneren und äußeren Balance, lohnt sich die echte Auseinandersetzung mit der persönlichen Situation. Wenn wir Zeit- und Energieräuber erkennen, individuelle Stressauslöser sowie eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele definieren, gewinnen wir Klarheit und können das Leben selbstbestimmt ausrichten. Das machen wir in meinem Achtsamkeitskurs auf Sylt.

Und was füllt deinen Akku?

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück: Die Sehnsucht nach Glück ist tief in uns allen verankert. Auf diese Sehnsucht gibt es wohl so viele Antworten wie es Menschen gibt. Denn Glück ist etwas ganz Persönliches und Individuelles.
Oft versteckt es sich mitten im Alltag und kommt zum Vorschein, wenn wir den Vorhang mal zur Seite ziehen. Und wenn wir dem Leben mit offenen Augen und offenem Herzen begegnen, dann kann es allgegenwärtig sein.
Ein Schlüssel, mit dem wir diese alltäglichen Momente ganz bewusst erkennen und wertschätzen können, ist die Achtsamkeit. Sie ist eine Haltung, mit der wir die Gegenwart mit allen Sinnen erleben.

Ein Artikel aus dem Magazin „SYLT – die schönsten Seiten der Insel“ 21/22

Wir alle können achtsam sein

„Das Schöne ist, dass wir die Achtsamkeit überall mit hinnehmen können. Sie ist ja etwas uns Ureigenes, das können wir oft bei Kindern beobachten. Es bedarf keiner Anstrengung und keinem zusätzlichen Zeitaufwand: Achtsam sein können wir überall. Wir müssen uns nur daran erinnern. Dieses Erinnern ist die eigentliche Übung“, sagt die Autorin und Gesundheitstrainerin Johanna Katzera, die auf Sylt Seminare und Tagesworkshops rund um die Thematik „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ anbietet.

Der Schlüssel zum Glück liegt in unserer Hand

In ihren Angeboten geht es um einen Weg zu mehr Zufriedenheit und Lebensfreude und um die persönlichen Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Leben. Denn wie zufrieden wir sind, haben wir zum großen Teil selbst in der Hand.

Sylt ist für eine Auszeit mit Neuausrichtung genau der richtige Ort: Der Abstand zum Alltag, der Wind, der alles Verbrauchte aus den Gedanken fegt, die unfassbar schöne Natur und ihre gewaltige Kraft – all das wirft den Menschen auf sich selbst zurück. Darin liegt eine große Chance zu Veränderung und Entwicklung.

Natur erleben - ein Schlüssel zum Glück

Impulse für eine bessere Welt in uns und um uns herum

Bevor Johanna Katzera nach Sylt zog, war sie viel unterwegs. Weniger, um zu verreisen, vielmehr, um in andere Lebenswelten einzutauchen. So verbrachte sie Zeit mit Menschen, die in der Gesellschaft kaum eine Stimme haben: Bei Familien in einfachsten Verhältnissen einer brasilianischen Kleinstadt, bei Kindern mit Behinderungen am Stadtrand von Lima, bei den Aborigines in Australien.
„Während dieser Zeit habe ich viel Armut gesehen. Und gespürt. Nicht selbst erlebt. Auch wenn diese Erfahrungen schon eine Weile hinter mir liegen, prägen die Eindrücke und das Verstehen globaler Zusammenhänge mich noch heute“, erzählt Johanna, die zwei Bücher über diese Erfahrungen veröffentlicht hat.

Schätzen, was wir haben – Schlüssel zum Glück

Spätestens während der Auslandsaufenthalte wurde ihr bewusst, dass wir viel mehr schätzen sollten, was wir haben. „Uns geht es gut. So gut, dass wir aufgrund der vielen Möglichkeiten in Stress geraten und aus den Augen verlieren, was im Leben wirklich wichtig ist“, sagt sie. So trägt ihr drittes Buch den Titel „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Mit ihrem Tun möchte sie Impulse für mehr Fokus auf das Wesentliche geben. Für die persönliche Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.

Das verborgene Glück des Alltags

Inzwischen verreist sie nur noch selten. Sie ist auf Sylt angekommen. Das Besondere im Alltag zu finden, ist nun ihre tägliche Reise. Und gerne nimmt sie andere dabei ein Stück mit.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

Dass sie Menschen für einen bewussten Lebensstil begeistern möchte, wusste die gebürtige Nordhessin schon als 15-Jährige. Während man heute fast überall darauf stößt, kannte damals kaum jemand den Begriff der Achtsamkeit.

Achtsamkeit als Schlüssel zum Glück

„Achtsamkeit bedeutet, mit allen Sinnen ganz wertfrei im Hier und Jetzt zu sein und anzunehmen, was ist. Es geht darum, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Also auch zu bemerken, wenn sie abdriftet, und sie dann wieder in den gegenwärtigen Augenblick zurückzuholen. Im Alltag sind wir sehr oft im sogenannten Autopilotmodus unterwegs: Wir hangeln uns mit unseren Gewohnheiten von einer zu nächsten Tätigkeit und sind dabei in Gedanken oft ganz woanders. So verpassen wir auch so manchen besonderen Moment und das Leben zieht gefühlt sehr schnell an uns vorbei. Wer sich achtsame Momente erschafft, der lebt bewusster“, erklärt die 35-Jährige.

Achtsam zu sein ist also letztlich die Voraussetzung dafür, um die kleinen Alltagsfreuden wahrzunehmen und somit ein Schlüssel zum Glück.

Glück können wir lernen

„Indem wir unseren Fokus ganz bewusst auf das Gute in unserem Leben lenken, gewinnt es einerseits an Bedeutung, anderseits fällt es uns mit diesem verändert ausgerichteten Fokus immer leichter, die positiven Elemente zu entdecken. Das beruht auf der Fähigkeit des Gehirns, sich entsprechend der Nutzung umzustrukturieren. Diese sogenannte Neuroplastizität kann man als Trainingseffekt des Gehirns verstehen. Wer ein Dankbarkeitstagesbuch führt oder abends den Tag in Gedanken noch einmal durchläuft und sich das Gute vor Augen führt, der trainiert seine Fähigkeit, Glück zu erkennen und als solches zu schätzen. Wenn man das Glück im gegenwärtigen Augenblick direkt erkennt, dann ist man sehr achtsam. Diese veränderte Haltung trägt enorm zu unserer mentalen Gesundheit und zur Lebensfreude bei“, betont die Gesundheitstrainerin

Zitate Achtsamkeit Johanna Katzera

Bewusst wahrnehmen

Das können ganz kleine Augenblicke sein, aber auch große Begebenheiten, die wir manchmal als gegeben hinnehmen. In jedem Fall sind es die kleinen, regelmäßig ausgeführten Handlungen, die den Unterschied bewirken.
Zurück im Alltag bemerken das auch die Teilnehmer*innen: Bestimmte Gewohnheiten ändern sich vor dem Hintergrund einer wacheren inneren Stimme in die beabsichtigte Richtung und der Prozess zu einem bewussteren Leben vertieft sich.

Digitale Medien und ständige Erreichbarkeit – Herausforderungen für unser Glück

Dass unser Wohlstand ein Privileg ist, aber Überfluss uns nicht guttut, wurde der Insulanerin schon früh klar. Und auch, dass man das Wesentliche aufgrund des Zuviels leichter aus den Augen verlieren kann. Da hilft es, die Geschwindigkeit des Alltags zu reduzieren, mal einen Schritt zur Seite zu treten und sich bewusst zu machen, dass unsere Zeit begrenzt ist und wir – genauso, wie wir mit nichts kommen – eines Tages auch wieder mit nichts gehen werden.

„Zeit und Aufmerksamkeit sind unsere wertvollsten Güter, mit denen wir sehr sorgsam umgehen sollten. Doch in unserer reiz-vollen Welt werden diese häufig von den digitalen Medien eingefangen, ohne dass wir uns darüber bewusst sind. Sie holen uns immer wieder aus dem Hier und Jetzt in die verlockende virtuelle Welt“, sagt Johanna, die auch an Schulen Jugendliche für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien sensibilisiert.

Den Schlüssel zum Glück finden wir nur in der analogen Welt

„Natürlich bieten Smartphone & Co zahlreiche Möglichkeiten, doch das Leben und das Glück finden analog statt. Es geht um eine gesunde Balance von analog und digital. Darum, bewusst abzuschalten und echte Pausen – also ohne irgendein Display – zu machen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt unser Geist nicht zur Ruhe. Doch das Gehirn braucht den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Nur wenn wir uns regelmäßig Phasen der Entspannung schenken, können wir uns erholen, Kraft tanken und auch wieder Leistung erbringen“, erklärt sie weiter.

Achtsamkeit auf Sylt: Ein Weg zu mehr Bewusstsein und Zufriedenheit

Stress und digitale Medien sind wohl die größten Gegenspieler einer achtsamen Haltung – und in unserer schnellen Welt allgegenwärtig. Da muss man gut auf sich aufpassen. „Manchmal sind wir gestresst oder unzufrieden und wissen gar nicht genau warum. Zudem sind wir uns dem Gefühl der eigenen Ohnmacht oft nicht bewusst. Wenn wir dann schauen, wo wir stehen und wo wir hinwollen sowie Verantwortung für unser Leben und unsere Entscheidungen übernehmen, tut sich oft ein neuer Weg auf, auf dem wir unsere Lebensbereiche in Balance bringen können. Diese Entwicklung anzustoßen, macht unglaublich viel Spaß,“ berichtet Johanna Katzera. Sowohl der Dozentin als auch den Teilnehmer*innen. Diese schätzen die neuen Perspektiven und Sichtweisen, die Denkanstöße für neue Wege durch ein verändertes Verhalten und die Momente innerer Ruhe auf der wunderschönen Insel.

In ihren Kursen vermittelt Johanna eine breite Themenpalette: Achtsamkeit, digitale Balance, Stressbewältigung, mentale Gesundheit sowie Ziele setzen und erreichen. Es geht darum, Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen und persönliche Strategien zu entwickeln. Denn genau wie das Glückserleben ist auch das Erleben von Stress sehr individuell.

Achtsamkeitsseminar auf Sylt

Das Glück in der Gegenwart entdecken und erleben

„Wenn meine Kursteilnehmer*innen mit geschlossenen Augen eine Muschel, ein Stück Treibholz oder einen Stein abtasten, tragen alle ein Lächeln im Gesicht. Wir können unser Glück also in die Hand nehmen – im doppelten Sinne. Dieser Augenblick, in dem wir Verantwortung für uns und unser Fühlen, Denken und Handeln übernehmen, ist unglaublich mächtig. Denn wir können immer entweder gestalten oder unsere Haltung verändern und unsere Zufriedenheit damit entscheidend selbst bestimmen“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Mehr Sein, weniger Tun

Die Themen Achtsamkeit, Minimalismus, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Wohlbefinden greifen für Johanna Katzera ineinander. Das ist wohl ihrem bisherigen Lebensweg zu verdanken. Fremde Kulturen und einfache Lebensweisen faszinieren sie noch immer. Doch inzwischen geht es ihr darum, das eigene Leben im komplexen Deutschland möglichst einfach zu gestalten. „Wenn wir schätzen, was wir haben, weniger Zeit am Smartphone verbringen und das Leben im Hier und Jetzt genießen, können wir das Glück im Alltag viel leichter entdecken. Es geht um das Prinzip: Mehr Sein, weniger Tun. Das Leben etwas langsamer leben und dafür klarer sehen“, stellt sie noch einmal heraus.

Denn das Glück liegt meist in den kleinen Dingen und ist oft ein leises Gefühl, das im Innen entsteht. Die Achtsamkeit hilft uns dabei, das Glück zu entdecken und zu erleben. Sie ist ein Schlüssel zu mehr Lebensqualität. Man kann es auch Zufriedenheit, Lebensfreude oder Glück nennen. Es fühlt sich auf jeden Fall gut an.

Mehrtägiges Achtsamkeitsseminar inklusive Inselwanderungen, Achtsamkeitsmeditationen, Yoga und Impulsvorträgen. Unterbringung in ausgesuchten Unterkünften von minimalistisch über traditionell friesisch bis hin zu exklusiv.

Digital Detox im Urlaub

Digital Detox im Urlaub

Digital Detox im Urlaub: In einer schnellen Welt voller Termine, Fristen und Möglichkeiten wächst die Sehnsucht nach Ruhe, Langsamkeit und Besinnung auf das Wesentliche. Offline gehen, das Hier und Jetzt genießen und auftanken – in einer digitalisierten Welt wird das scheinbar immer seltener. Und selbst im Urlaub fällt das Abschalten schwer.

Hintergründe über die Anziehung digitaler Medien, Strategien zum Umgang mit digitalem Stress und Ideen für eine sinnvolle, gesunde und achtsame Nutzung findest du auch in meinem Buch „Achtsam oder abgelenkt?“

Bücher zum Nachdenken - Achtsam oder abgelenkt?

Ab in den Urlaub und auf zum nächsten WLAN-Netz

Endlich Urlaub – wäre da nicht das Büro in der Hosentasche, das die Urlauber zurück in den Alltag ruft. Das Smartphone blinkt und vibriert und reißt uns ungefragt aus Gesprächen, Sonnenuntergängen oder Rotweingläsern.
Die Welt hinter den Displays ist rücksichtslos entgrenzend und verführerisch verlockend zugleich – und wir sind immer on.
Herausfordernd.
Denn Abschalten geht so nicht.
Und Auftanken auch nicht.

Digital Detox im Urlaub: „Ich bin dann mal weg …“

Geht das noch? Oder: Geht’s noch?
„Wie ist das WLAN-Passwort?“, lautet oft die erste Frage der angereisten Gäste. Bleibt die Verbindung in den kommenden Urlaubstagen für kurze Zeit weg, bricht fast Panik aus.

Es ist scheinbar schwierig für uns geworden, der restlichen Welt für wenige Stunden oder Tage mal abhanden zu kommen und zugleich ohne Zugriff auf andere Realitäten zu sein. Das erschwert es, ganz im Augenblick zu sein. Diesen zu erleben, ohne ihn festhalten oder virtuell teilen zu wollen.

Doch wenn wir das Smartphone ständig zwischen die Welt und unsere Augen halten und uns vor Augen halten, dass wir jederzeit aus der Gegenwart gerissen werden könnten, stellen wir fest, wie selten wir uns vollkommen auf das Hier und Jetzt einlassen.

Von FOMO zu JOMO

JOMO, Joy of Missing Out, nennt sich die Gegenbewegung zu FOMO, Fear of Missing Out, der Angst, etwas zu verpassen.
Das Smartphone lässt uns jederzeit in verschiedene Realitäten eintauchen, während sich unsere analoge Wirklichkeit in ein paar Pixel auflöst. Aufgrund der Angst, etwas zu verpassen, sind wir überall und nirgends. Wir bekommen scheinbar alles mit und verpassen doch das Wertvollste: Den gegenwärtigen Augenblick. Wenn das passiert, bleiben wir unbefriedigt zurück.

Es ist ein subtiles Gefühl, das nach mehr fordert, weil das Erlebte an uns vorbeirauscht und nicht in uns hinein sickert und uns von innen belebt.
Echtes Glück entsteht aus Präsenz. Echtes Glück sind Momente, die wir achtsam gesammelt haben. Dieses Glück kann man nicht greifen und daher nimmt man es auch nicht im Urlaubsgepäck mit nach Hause, sondern in sich selbst.

Urlaub heißt Pause machen – auch von der Erreichbarkeit

Mit ständiger Erreichbarkeit und dem selbst gewählten Griff zum Smartphone erschöpfen wir über kurz oder lang unsere Ressourcen.
Wir brauchen Pausen – und zwar echte Pausen.
Zeiten, in denen wir unser Gehirn nicht weiterhin mit Reizen befeuern, sondern es gewissermaßen im Leerlauf rollen lassen. Wir können nur produktiv und kreativ sein, wenn wir auch mal nichts tun. Wenn wir mal nicht erreichbar sind und uns nicht ablenken sondern von außen ins Innen kommen – also bei uns selbst ankommen und dort auch eine Zeitlang bleiben.

Digital Detox Urlaub – einfach abschalten

Smartphone aus und dem Alltag den Rücken kehren. Einfach stehen. Einfach gehen. Und auf sich selbst schauen. Mit allen Sinnen wahrnehmen. Die Gedanken beobachten und ruhiger werden lassen. Bei sich ankommen. Das entschleunigt.
Wer so Urlaub macht und die Unerreichbarkeit neu schätzen lernt, vertieft den Erholungsfaktor um ein Vielfaches. Dafür braucht man nicht viel. Im Gegenteil: Weniger ist mehr.

Digital Detox Urlaub ist wahrer Luxus

Um wirklich abschalten zu können, sollten wir es wörtlich nehmen: Wir müssen abschalten.
Erst mit einer neuen digitalen Balance erschaffen wir uns Inseln der Ruhe, die wir gerade wegen der ständigen Erreichbarkeit, der Entgrenzung und der geforderten Flexibilität unbedingt brauchen.
Immer wieder im Alltag. Und im Urlaub erst recht.
Diese leisen Momente, in denen wir ganz im Hier und Jetzt und für den Rest der Welt unerreichbar sind, sind ein neuer Luxus geworden.
Wenn wir alle Stecker ziehen, laden wir unseren eigenen Akku wieder auf.
Viel Spaß beim Abschalten.

Digital Detox Urlaub: Das Thema digitale Balance ist Bestandteil meines Achtsamkeitskurses auf Sylt. Du erfährst Hintergründe zum digitalen Nutzungsverhalten, verstehst das Phänomen der Anziehung moderner Medien und erhältst wertvolle Impulse für eine neue Balance von analog und digital.
Das Seminar ist eine Einladung, die modernen Medien weniger zu nutzen als im Alltag und diese zu selbstgewählten Zeitpunkten einzuschalten. Wie oft und wann das geschieht, ist liegt in der Verantwortung der Teilnehmenden.

Selbstfürsorge im Lockdown – was du jetzt für dein Wohlbefinden tun kannst

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge lernen wir (leider) nicht in der Schule oder im Studium. Dabei ist der achtsame Umgang mit sich selbst elementar für unsere Zufriedenheit – und in Zeiten von Einschränkungen besonders wichtig. Wie immer sind es nicht die großen komplizierten Aktionen, die den Unterschied machen, sondern kleine einfache Elemente, die wir unmittelbar in unseren Alltag integrieren können. Manchmal fast zu banal, um darüber zu berichten, doch eben gerade weil so banal, so oft von uns vergessen und daher eine Erinnerung wert.

Das kannst du jetzt tun – Verhaltensstrategien für deine Selbstfürsorge:

Tageslicht und frische Luft

Der Lockdown fordert uns und unsere Psyche neben allen Unsicherheiten besonders mit dem kaum vorhandenen Licht in den kurzen Wintertagen. Für unsere Psyche und für unser Immunsystem macht es einen großen Unterschied, ob wir uns in Räumen oder unter freiem Himmel aufhalten. Verbringe deshalb jeden Tag Zeit draußen im Tageslicht – auch wenn es noch so grau aussieht.

Selbstfürsorge-Tipp 1:

Positives Mindset – die Kraft von innen

Immer wichtig, aber aktuell noch mehr: Gute Gedanken.
Auch wenn vieles wegfällt, gibt es viel Positives, das bleibt. Lenke den Fokus auf das Gute in deinem Leben und praktiziere Dankbarkeit. Wir sollten die Kraft unseres Geistes nicht unterschätzen – in beide Richtungen – und sie deshalb für uns nutzen.

Selbstfürsorge-Tipp 2:

Geistige Nahrung – die Kraft von außen

Die von Einschränkungen, Verzicht und negativen Schlagzeilen geprägte Zeit zieht unseren Horizont ziemlich eng. Wir verrennen uns in unseren eigenen Gedanken, die manchmal nicht viel Spielraum gewähren. Wenn Kino- oder Museumsbesuche, Städtetrips und Konzerte wegfallen, kommt die Künstlerseele in uns ziemlich kurz.
Doch Kunst und Kultur, fantasievolle Geschichten, positive Impulse und geistige Anregungen finden wir auch in Büchern oder digital. Natürlich ist das etwas anderes, aber immer noch die beste Alternative.
An Online-Seminaren teilzunehmen, Bücher zu lesen, Hörbuch, Podcast oder Musik zu hören erweitern den Horizont, fördern die Kreativität und malen die Welt mit neuen Farben an. Außerdem lässt uns der Fokus auf eine einzige Sache ganz im Hier und Jetzt sein.

Selbstfürsorge-Tipp 3:

Soziale Kontakte trotz Social Distancing

Soziale Kontakte sind elementar für unser Wohlbefinden. Besonders für Alleinlebende ist es wichtig, Alternativen zu den persönlichen Treffen zu nutzen bzw. es auszunutzen, dass Treffen mit einem weiteren Haushalt möglich sind.
Ein gemeinsamer Spaziergang, ein Telefonat, ein Videoanruf mit der ganzen Familie oder dem Freundeskreis sind jetzt besonders wichtig. Eine Karte oder einen Brief zu schreiben hilft auch, den eigenen Gedanken Ausdruck zu verleihen und sich mit der anderen Person verbunden zu fühlen.

Selbstfürsorge-Tipp 4:

Routinen, die dir und deiner Familie eine Struktur verleihen

Wann klingelt der Wecker? Wie sieht die Morgenroutine aus? Wann ist Pause, wann Mittagessen, wann Zeit für frische Luft? Um wie viel Uhr ist Feierabend und mit was belohnst du dich?
Wenn die äußeren Strukturen – Arbeitsweg, festgelegte Zeiten für Arbeit und Hobbys – wegfallen, müssen wir sie selbst, manchmal auch künstlich, erstellen.
Es ist wichtig, dass wir nicht einfach in den Tag hineinleben. Festgelegte Zeiten und gesetzte Ziele ermöglichen Fokus und Produktivität. Bestimme am Abend deine Prioritäten für den nächsten Tag und mache pünktlich Feierabend – die Balance aus Pflichten und Belohnung ist wichtig für das Zusammenleben und das eigene Wohlbefinden.

Selbstfürsorge-Tipp 5:

Digitale Balance

Digitale Medien ermöglichen Homeoffice, Kommunikations- und Kontaktmöglichkeiten über jede Distanz hinweg.
Und trotzdem, oder gerade weil wir aktuell vermutlich noch mehr Zeit vor dem Display verbringen, sollten wir ganz bewusst Phasen der Unerreichbarkeit pflegen.
Festgelegte Zeitfenster für Arbeit, zum Lesen und Beantworten von Nachrichten oder auch für die private Nutzung sind hilfreich, um sich nicht in der Unendlichkeit der digitalen Welt zu verlieren. Denn das passiert ganz schnell – und oft unbewusst.
Also: Sei bewusst online und nutze die Vorteile, aber schalte auch ab, denn nur so kannst du wirklich regenerieren.

Selbstfürsorge-Tipp 6:

Die Seele baumeln lassen

Schenke dir fünf stille Minuten. Entschwinde der Welt um dich herum. Vergiss den Wahnsinn da draußen und blicke nach innen. Lausche deinem Atem, begegne der Stille und der Kraft in dir. Sie trägt dich durch den Tag, durch dein gesamtes Leben.
Schenke ihr Raum.
Mach die Stille in dir laut, indem du sie wahrnimmst.
Lasse deine Gedanken spazieren gehen, während du dich auf den Atem fokussierst, der dich mit Klarheit und Energie füllt. Auf diese Weise lädst du deine Batterien auf, wirst zufriedener und zentrierter.

Selbstfürsorge-Tipp 7:

Bewegung

In Zeiten von Homeoffice und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten ist der Alltag vieler Menschen sehr bewegungs­arm. Wir bewegen uns manchmal nur vom Bett zum Bad, vom Bad in die Küche, von der Küche auf den Bürostuhl und von dort auf die Couch.
Das macht müde und träge.
Bewegung hingegen hebt die Stimmung und reduziert Stress. Du kannst dem Stress des Tages nicht davonlaufen, aber du kannst ihn durch Laufen von dir abwerfen. In nur dreißig Minuten.
Verabrede dich (ein weiterer Haushalt ist ja erlaubt), melde dich zu Online-Kursen an oder mach es zu einem Ritual, dich vor Arbeitsbeginn, in der Mittagspause oder nach Feierabend zu bewegen. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft kann auch einen künstlichen Arbeitsweg darstellen, um Arbeitsbeginn und -ende trotz fehlender räumlicher Trennung klar abzugrenzen.
Das Schwierigste an der Bewegung ist oft der erste Schritt. Eine Seminarteilnehmerin sagte „Bereuen tut man es nie.“, und ich finde, dass sie recht hat.

Selbstfürsorge-Tipp 8:

Guter Schlaf

Ausreichender und tiefer Schlaf lässt uns kreativ und produktiv sein und wir können am nächsten Tag unsere Emotionen besser steuern – kurz: Wir können den Alltag besser meistern.
Entwickle eine Abendroutine, mit der du besser schlafen kannst. Lies etwas, hör ein Hörbuch, schalte den Fernseher gar nicht ein und nimm das Smartphone nicht mit ins Schlafzimmer. Eine warme Dusche, ein entspannender Tee oder ein paar Minuten vor dem Schlafen zu meditieren bringen die Ereignisse des Tages – und somit auch dich – zur Ruhe.

Selbstfürsorge-Tipp 9:

Positive Aspekte erkennen

Und zuletzt: Ist wirklich alles schlecht? Oder gibt es vielleicht positive Aspekte in dieser Situation, die es ohne den erzwungenen Verzicht nicht gegeben hätte?
Vielleicht ein Gefühl von Entschleunigung. Mehr Zeit zu Hause. Zeit für die Familie. Zeit, um Liegengebliebenes zu erledigen. Kein Freizeitstress, sondern Zeit für dich.
Es gibt nichts im Leben, das nur eine Seite hat. Das Leben besteht aus Polarität. So auch diese Situation. Ohne die Augen zu verschließen, sollten wir den Blick immer wieder auch auf das Positive lenken, annehmen, was wir selbst nicht verändern können und gestalten, wo es möglich ist.

Eindrücke vom Achtsamkeitsseminar

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Seminar an der Nordsee: Eindrücke vom Achtsamkeitsseminar im September 2020.

Seminar Nordsee

E r s t e r   S e m i n a r t a g.
Vom Nebel ins Licht. Umhüllt von Wassertröpchen. Gehen im eigenen Takt zum Rhythmus der Wellen. Dazwischen Stille, fast nichts. Bis die Welt den Vorhang aufzieht. Und die Farben explodieren. Der Herbst malt wunderschön.

Die Themen am Abend sind der passende Rahmen: Achtsamkeit und digitale Balance.
Danke an meine wunderbaren Teilnehmer*innen. Ich freue mich auf morgen.

Z w e i t e r   S e m i n a r t a g.
In die Stille eintauchen und durch ein Gemälde ziehen. Die Sinne anschalten: Sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen – staunen. Sich im Detail verlieren und in der Ruhe finden. Als Gruppe zu schweigen verbindet. Und strahlt ganz still etwas aus.

Abends die Hintergründe rund um das Thema Stress verstehen und persönliche Wege für mehr Wohlbefinden, Klarheit und Entspannung entdecken.

Schön wars :). Intensiv und sonnig. Ein Geschenk.

D r i t t e r   S e m i n a r t a g.
Den Tag an der Nordsee beginnen. Atmen. Sich erden und beobachten, wie die ersten Wellen im Sonnenlicht brechen.
Wandern und den Körper spüren. Wieder auf anderen Pfaden unterwegs, die den Trubel der Insel nicht kennen. Weit weg vom Alltag und sich selbst ganz nahe sein. Mal anders Urlaub machen: Langsamer und doch so bewegt.

V i e r t e r   S e m i n a r t a g.
Die Naturgewalten spüren. Den Wind mit allen Sinnen erleben. Die Vielfalt der Insel entdecken.
Das sagen meine Teilnehmer*innen: „Das Leben spüren. Freiheit und Freude. Sich durchpusten lassen und lebendig fühlen. Anstrengend, aber gut. Bemerken, wie klein man ist.“

Am Abend geht es um die Kraft unserer Gedanken – sie sind genau so unsichtbar wie der Wind und hinterlassen Spuren: Wie sie wirken, warum wir denken wie wir denken und wie wir sie lenken. Nicht, um die Welt blind in bunt anzumalen, sondern um rauszukommen aus unbewussten Mustern und für unsere Selbstfürsorge.

Danke an meine Teilnehmer*innen für so viel Tiefgang, Ehrlichkeit und positive Energie.

F ü n f t e r   S e m i n a r t a g.

Wandern, wo niemand ist. Wolken hängen tief. Der Himmel in pastell. Den Sehsinn aus-, den Tastsinn einschalten. Die veränderte Wahrnehmung führt vor Augen, wie schnell ein Bild vor unserem geistigen Auge entsteht, das der Wahrheit oft nicht entspricht.

Geschafft: Angekommen. Bei sich selbst. Den eigenen Standpunkt bestimmt und Kraft getankt. Die Vielfalt der Insel mit allen Sinnen achtsam erlebt. Wer achtsam ist, läuft nicht mehr an der Welt vorbei, sondern sammelt die Momente bewusst ein. Das Zeitempfinden verändert sich. Man erlebt. Lebt. Von Augenblick zu Augenblick. Kommt vom Tun ins Sein. Raus aus dem Alltag, rein in den Urlaub, der sich viel länger anfühlt als sechs Tage.

Am Abend bündeln wir die Impulse der Tage und mit der gewonnenen Klarheit setzt sich jeder ein persönliches Ziel.

Bei einem gemeinsamen Abendessen lassen wir die Woche ausklingen. Genießen achtsam das besondere Essen und ein geselliges Beisammen-Sein.

Danke!
Für unser echtes Begegnen und das Teilen von Zeit, Leben und Erleben.
Es war toll mit euch.

Minimalismus leben – 5 Fragen an Christof Herrmann von einfachbewusst.de

Christof Herrmann

Christof Herrmann berichtet im Interview wie eine minimalistische Lebensweise im Alltag gelingt und zur Nachhaltigkeit beiträgt. Er teilt wertvolle Vorschläge für ein minimalistisches und aufgeräumtes Leben – vielen Dank, lieber Christof.

Interview mit Christof Herrmann

Lieber Christof, stell dich kurz vor: Wer bist du und was machst du? Und was ist deine persönliche Definition von Minimalismus?

Christof: Liebe Johanna, gerne doch. Ich heiße Christof Herrmann, lebe in einem putzigen 3-Zimmer-Häuschen in Nürnberg und verdiene meine Biobrötchen als freier Autor. Auf Einfach bewusst blogge ich über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern.
Minimalismus bedeutet für mich, mit möglichst wenige Ballast zu leben. Jeder Mensch definiert diesen Ballast unterschiedlich. Meist hat es mit materiellem Überfluss, unnötigen Aufgaben und negativen Beziehungen zu tun.

Mehr Zeit für das persönlich Wesentliche   

Was empfindest du als die größten Vorteile einer minimalistischen Lebensweise?

Christof: Sobald man mit dem Vereinfachen beginnt, geschieht Erstaunliches. Man findet die Zeit und Muße, sich dem zu widmen, was einem wichtig ist. Statt sich durch Fußgängerzonen zu schieben, um nach Klamotten zu jagen, die sowieso nicht mehr in den Schrank passen, entspannt man sich mit einem Buch auf der Couch, wandert durch die Natur oder verbringt Zeit mit Familie und Freunden. Wer auf den Geschmack gekommen ist, verändert sein Leben von Grund auf. Ich zum Beispiel trennte mich von tausenden Dingen und wagte den beruflichen Neuanfang als Autor und Blogger.

Ein achtsamer Augenblick des Innehaltens führt zur Selbstbestimmung

Wer einmal damit begonnen und das gute Gefühl des „Weniger und Aufgeräumtseins“ kennengelernt hat, den lässt das Thema nicht mehr los. Und doch holt das Leben einen oft schnell wieder ein: Die Dinge sammeln sich an, der Kalender füllt sich, zu viele Gedanken belagern den Kopf, man trifft sich doch wieder mit einer Person, die die eigene Energie klaut.
Welche Rituale sind dein Schlüssel zur Beständigkeit?

Christof: Ich habe mir angewöhnt, mir ein paar Fragen zu beantworten, bevor ich etwas kaufe, etwas zusage, mich verabrede oder auch ein negativer Gedanke meinen Kopf belagert. Brauche und gebrauche ich diesen Gegenstand wirklich? Kann ich diese Aufgabe noch freudvoll auf mich nehmen oder habe ich bereits ausreichend zu tun? Möchte ich mich mit dieser Person gerade wirklich verabreden? Warum taucht dieser negative Gedanke auf und was kann ich jetzt tun, damit ich das Problem dahinter angehe? Mittlerweile ist mir dieses „Inmichhineinhören“ so zur Gewohnheit geworden, dass ich meist nur paar Augenblicke dafür brauche. Natürlich gelingt mir das nicht immer. Manchmal gehe ich eine Verpflichtung ein, um jemanden einen Gefallen oder eine Freude zu tun. Aber ich habe den Ballast in meinem Leben dadurch sehr reduziert.

Kleine Schritte mit großer Wirkung – vor allem, wenn viele sie gehen

Minimalismus und Nachhaltigkeit hängen untrennbar zusammen. Kannst du anhand von ein paar Beispielen erklären, wie und mit welchen kleinen dauerhaften Veränderungen der Einzelne etwas Großes für die Umwelt und ein gerechtes Miteinander in einer globalen Welt bewirken kann?

Wir sind heute eigentlich alle schlau genug, zu wissen, was wir tun müssen, um nachhaltiger zu leben. Weniger konsumieren (mehr leben), weniger Auto fahren (mehr zu Fuß gehen, Rad fahren und die Öffis nutzen), weniger fliegen (stattdessen Urlaub auf Balkonien, im eigenen Land oder in Ländern, die mit Bus und Bahn zu erreichen sind), weniger Tierliches essen (mehr Pflanzliches aus überwiegend regionalen, saisonalen und vollwertigen Lebensmitteln), mehr Energie sparen (auf kleiner Wohnfläche leben, energetisch sanieren, effizient heizen etc.) …

Jeder kann kürzer treten

Diese Zusammenhänge sind einleuchtend und finden immer öfter auch den Weg in die öffentlichen Medien. Wenn wir doch so viel wissen und hinsichtlich des Klimawandels so lange schon wissen wo wir stehen: Warum kommen wir nicht ins Handeln? Was ist deine Erklärung dafür?
Ist es Verklärung, Ignoranz, Egoismus, Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, Kleingeistigkeit – oder alles zusammen?

Christof: Ich weiß es nicht. Sicher gibt es verschiedene Gründe, warum wir unseren desaströsen Lebenswandel beibehalten. Wir leben in der Ära des Zuviel. Zu viel Kram, zu viel Konsum, zu viel Arbeit, zu viel Aufgaben, Termine und Verabredungen, zu viele Wünsche und Ziele, zu viel im Kopf. Die Wirtschaft und Politik wollen das so, die Medien wollen das so und letztendlich wir selbst ja auch, weil wir das Spiel mitspielen. Aber jeder kann kürzer treten. Jetzt und heute. Erst mal im Kleinen. Die positiven Effekte treten ja schon ein, wenn man eine Stunde freischaufelt und sie für sich oder fürs Nichtstun nutzt. Solche Babyschritte fallen den anderen kaum auf. Wer Kängurusprünge macht, also das Auto verkauft, vegan lebt, nicht mehr fliegt, konsumkritisch wird, der stellt sich gewissermaßen ins Abseits. Es braucht viel Mut, Kraft und Ausdauer, das durchzuziehen. Und man wird sich teilweise neue Freunde suchen müssen. Ich habe das alles erlebt, bereue aber nichts.

Minimalismus in der Wohnung, im Kalender, in den Beziehungen

Dein Buch „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“ ist im September 2020 im Gräfe und Unzer Verlag erschienen. Darin gibst du viele alltagsnahe Tipps und Beispiele.
Kurz und knapp – deine besten Tipps für ein minimalistisches und aufgeräumtes Leben:

Christof: Die besten Tipps gibt es nicht, weil jedes Leben unterschiedliche Bereiche hat, in denen ausgemistet werden sollte. Ich mache aber gerne drei Vorschläge.

  1. Ausmisten in der Wohnung – Rückwärts shoppen: Gehe mit einem Korb oder einer Kiste durch deine Wohnung und packe alles ein, was du nicht mehr (ge)brauchst. Du shoppst sozusagen im Rückwärtsgang. Die aussortierten Gegenstände verschenkst oder spendest du. Sofern du nicht verschuldet oder sehr knapp bei Kasse bist, rentiert sich ein Verkauf aufgrund des oft unterschätzten Zeitaufwands nur, wenn der Gegenstand 20 Euro oder mehr erzielen wird.
  2. Ausmisten im Terminkalender – Planlos sein: Plane einfach mal nichts. Kehre allen Verpflichtungen den Rücken zu. Lebe wie früher in den großen Ferien in den Tag hinein. Du wirst dadurch wieder durchatmen können, den Kopf freibekommen, Stress abbauen und Kraft tanken. Und es wird deine Spontanität und Kreativität fördern. Habe keine Angst, etwas zu verpassen oder als unproduktiv zu gelten. Du bist kein Roboter. Du nimmst dir frei, auch von dir selbst, weil das essenziell für dein geistiges und körperliches Wohlbefinden ist. Starte mit einem Nachmittag oder einem Sonntag. Fortgeschrittene nehmen sich vor, ein Wochenende oder eine Urlaubswoche lang nichts vorzuhaben. Kannst du die planlose Zeit nicht spontan nehmen, dann planst du sie – paradoxerweise – ein. Blockiere sie im Terminkalender.
  3. Ausmisten im Bekanntenkreis – Echte Freundschaften pflegen: Die minimalistische Lebensweise eröffnet die Chance, unsere Beziehungen zu verbessern und zu vertiefen. Wir überdenken das Erfolgs- und Leistungsstreben, Konsum und Kram verlieren an Bedeutung. Dadurch gewinnen wir Zeit für die Menschen, die uns wichtig sind. Wir können so einfacher Verabredungen treffen und uns dabei auch leichter nach unseren Freunden richten. Es ist jedoch nicht viel gewonnen, wenn wir diesen Freiraum dazu nutzen, die Anzahl unserer Beziehungen zu erhöhen. In unserer globalisierten und digitalisierten Welt sind alte Bekannte und neue „Freunde“ nur ein Billigflugticket oder eine Freundschaftsanfrage weit entfernt. Kontakte mit Tiefe und Verbundenheit entstehen auf diese Weise selten. In unseren Beziehungen sollten wir also mehr auf die Qualität und weniger auf die Quantität achten. Eine Handvoll echter Freundschaften wiegt mehr als hundert Bekanntschaften.

Lieber Christof, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Christof: Auf meinem Blog, auf Instagram und in meinem Newsletter, in dem ich einmal im Monat nicht nur meine neuen Artikel, sondern immer auch andere Lesetipps präsentiere. Du warst da ja auch schon mehrmals vertreten.
Ich danke Dir, Johanna. Hat Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten.

Christof Herrmann schreibt über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern. Mit www.einfachbewusst.de betreibt er den meistgelesenen deutschsprachigen Minimalismus-Blog und lebt dieses Thema seit Jahren im eigenen Alltag.
Nach mehrjährigen E-Mail-Kontakt durfte ich Christof im Rahmen seiner Wanderung vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Deutschlands in 2018 persönlich kennenlernen und ihn auf seiner letzten Etappe zum Ellenbogen in List auf Sylt ein Stück begleiten.
Daher weiß ich: Christof lebt, was er schreibt und schreibt, was er lebt.

Christof Herrmann

Jede Krise bietet eine Chance – mein Interview in der Sylter Rundschau

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Sylter Rundschau-Redakteurin Wiebke Stitz hat mir vier Fragen zu gesunder Lebensführung, den Bedürfnissen der Insulaner sowie dem Einfluss von Corona und Tourismus auf Sylt gestellt. Das Interview wurde am 18.09.2020 in der Sylter Rundschau veröffentlicht.

 

Frau Katzera, in Ihren Seminaren geben Sie Impulse zu einer gesunden Lebensführung. Was hat sich durch Corona bei den Menschen geändert, was brauchen Sie jetzt dringender als in der Vor-Coronazeit?

Das ist eine sehr allgemein gestellte Frage, dafür dass wir alle unterschiedliche Bedürfnisse und Charakterstrukturen haben und die Auswirkungen von Corona uns ebenfalls unterschiedlich betreffen.
Während für die einen das Leben im Leerlauf rollte, mussten andere doppelt so viel arbeiten. Familien, Alleinlebende, Unternehmer*innen, Schüler*innen, ältere Personen – uns allen stellten sich ganz andere Herausforderungen.
Generell glaube ich, dass die Auflösung der sonst oft festgefahrenen Strukturen eine große Chance darstellt: Jeder konnte für sich persönlich feststellen, was er oder sie aus dem Alltag vermisst und was Halt gibt – im Sinne von einer neuen Wertschätzung für das Gewohnte und bisher vielleicht manchmal als ganz selbstverständlich Betrachtete. Aber auch als Möglichkeit, um belastende Umstände zu beenden.
Jede Krise bietet eine Chance zur Veränderung. Wenn man für sich gemerkt hat, dass andere Abläufe, Inhalte oder Arbeitsbedingungen die eigene Lebensqualität erhöhen, gilt es nun, sich dafür einzusetzen und in die Gestaltung zu gehen.

 

Sie leben auf Sylt. Demnach haben Sie auch die besondere Zeit des Lockdowns erleben dürfen, in der Sylt den Syltern gehörte und Gäste nicht kommen durften. Was hat das Ihrer Meinung nach bei den Syltern ausgelöst, wie wirkt es nach? Hat es bei den Gästen den Blick auf die Insel verändert?

Das war wirklich eine ganz besondere Zeit. Ich glaube, dass viele Sylter einmal richtig durchatmen konnten, während es anderen den Atem nahm. Diese Zweiteilung setzt sich meiner Meinung nach fort. Die einen wünschen sich die Ruhe und die leeren Straßen und Strände zurück, die anderen hoffen, dass kein Bett oder Stuhl unbesetzt bleibt.
Wie es nachwirkt? Es hat sensibilisiert. Und durch das Ausbleiben der Gäste die Bedeutung des Tourismus in allen Hinsichten vor Augen geführt.
Bei den Gästen erlebe ich eine neue Wertschätzung für das Reisen, aber auch Ignoranz und eine „Jetzt-erst-Recht-Haltung“.
Nicht vergessen sollten wir, dass wir alle irgendwo einmal zu Gast sind und zudem, das greift jetzt vielleicht etwas weit, aber: auch alle auf dieser Erde nur Gäste sind.
Deshalb sollten wir – Sylter und Gäste gleichermaßen – verstehen, dass unsere kurze Lebensspanne mit den persönlichen Interessen nicht alles ist und einen anderen Motor als den maximalen finanziellen Gewinn in den Vordergrund rücken.
Es geht um Respekt. Dem anderen und der Natur gegenüber.
Man kann die Situation der kleinen Insel auf die große Welt übertragen: Im Sinne der Nachhaltigkeit muss ein Umdenken passieren. Nicht noch mehr Angebote, noch größere Veranstaltungen, noch mehr Gästebetten, sondern langsamer, weniger, stiller. Qualität statt Quantität eben. Sylt könnte eine Vorbildfunktion als nachhaltig gestaltete touristische Destination einnehmen und so ein starkes Zeichen setzen. Das sollte eigentlich im Interesse aller sein.
Corona hat gezeigt, wie schwer Einschränkungen und Verzicht zu akzeptieren sind. Aber auch, wie viele Menschen sich engagieren und achtsam sind. Und dass Veränderungen möglich sind.

Für mich greift der Lockdown der Insel daher deutlich tiefer: Für mehr Nachhaltigkeit muss aus dem Umdenken endlich ein anderes Handeln erwachsen. Im Strukturellen genau wie im Handeln des Einzelnen. Nicht nur auf der Insel – überall.

Ich habe dazu auf meinem Blog einen eigenen Artikel veröffentlicht. Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance.

 

Grundsätzlich leben wir in einer sich schnell entwickelnden Welt, die in vielerlei Hinsicht viel von uns fordert. „Work-Life-Balance“ ist zu einem festen Bestandteil unseres Lebensanspruches geworden. Kann es aber nicht sein, dass wir dadurch zu sehr um uns und unsere Befindlichkeiten kreisen? Wo wird der Blick auf die anderen vermittelt? Gehen Sie darauf ein?

Ich glaube, dass wir den Blick auf die anderen – im Sinne eines guten Miteinanders – nur dann aufrichtig richten können, wenn wir selbst in unserer Kraft und Mitte sind. Und ich glaube auch, dass unsere schnelle Welt voller Möglichkeiten, Termine, Displays und E-Mails uns oft aus unserer Mitte reißt.
Im Vorwort meines Buches „Verlauf dich nicht“ schreibe ich über die Erfahrungen meiner Auslandsaufenthalte in einfachen Verhältnissen „(…) Ich habe gelernt, dass man bei sich und nicht gleich mit der ganzen Welt anfangen sollte. Ich habe gelernt, dass es einfach ist, sich über das große Ganze zu echauffieren und sehr schwer, sein eigenes kleines Leben aufgeräumt zu halten. Ich habe gelernt, dass ein kleines aufgeräumtes Leben große Wellen schlagen kann. (…)“
Deshalb geht es in meinen Seminaren vorrangig um Achtsamkeit für die eigene Lebensordnung und darum, vom Außen ins Innen zu kommen. Dass eine bewusste Lebensführung aber den Blick auf die anderen beinhaltet, ist für mich selbstverständlich und wird jeder erfahren, der sich mit den Themen auseinandersetzt. Das eigene Denken, Handeln, Konsumieren geht immer in Resonanz.
Da schließt sich auch der Kreis zur vorherigen Frage. Ich möchte Impulse geben, damit wir uns wieder mehr auf das Wesentliche besinnen. Für die eigene Zufriedenheit und im besten Fall für mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit über das eigene Leben hinaus.
Für Themen wie Achtsamkeit, Minimalismus, Verbundenheit zur Natur und zu sich selbst brauchen wir nicht viel. Weniger ist mehr. Und das ist toll. Diese leise Seite der Insel als Gegenpol zu Konsum und Luxus darf gern etwas lauter werden.

 

Die Insel ist voll, die Sylter Tourismusmaschinerie läuft wieder auf vollen Touren. Die Saison wird länger dauern als in den Jahren zuvor und auch die Buchungen für das nächste Jahr versprechen eine hohe Auslastung. Was bedeutet das für die Menschen, die in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten und nach dem Grundsatz verfahren müssen, dass der Kunde König ist? Wie können Sie zur Ruhe kommen, was kann ihr Arbeitgeber ihnen Gutes tun?

Als Mitarbeiter sollte man seine eigenen Kraftquellen kennen und diese als festen Bestandteil in den Alltag integrieren. Es ist oft so, dass wir die Selbstfürsorge als erstes vernachlässigen, wenn uns alles über den Kopf wächst. Dabei laden wir den eigenen Akku genau dabei auf.
Generell bauen wir durch dreißig Minuten Bewegung bereits Stresshormone ab und kommen in einen Zustand der Entspannung. Diese Zeit sollte man sich in stressigen Phasen immer nehmen, um in der eigenen Balance zu bleiben. Das muss kein Training sein – ein Spaziergang reicht völlig aus. Allerdings ohne Smartphone.
Als Dienstleister geben wir alle viel. Da gilt es, immer gut in Verbindung mit sich zu bleiben, um sich nicht komplett im Außen und im Geben zu verlieren. Der Kunde kann nur dann König sein, wenn man auf sich selbst mindestens genauso gut achtet.

Mitarbeiter wünschen sich allen voran Wertschätzung. Da reichen manchmal wenige Worte des Arbeitgebers, die den großen Unterschied machen, oder eine monetäre Anerkennung nach einem guten Monat bzw. einer guten Saison. Der Mitarbeiter will sich und seine Leistung gesehen wissen.
Klare und transparente Kommunikation bei der die guten und schlechten Dinge sachlich auf den Tisch kommen ist für eine gute Zusammenarbeit und eine positive Entwicklung des Unternehmens unerlässlich. Das muss gar nicht lang dauern, aber erfolgt im besten Fall regelmäßig. Wir können nicht wissen, was dem anderen auf dem Herzen liegt oder was die persönliche oder geschäftliche Situation gerade bedarf. Ehrliche Kommunikation erfordert Mut, macht aber vieles leichter und besser.

Das Minimalismus-Projekt von Christof Herrmann

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Minimalismus-Buchempfehlung: In seinem neuen Ratgeber „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“ teilt der Blogger und Autor Christof Herrmann 52 Möglichkeiten, um das eigene Leben zu entschleunigen und Ballast gegen Glücksgefühle einzutauschen.

Buchbeschreibung „Das Minimalismus-Projekt“

Christof betreibt mit www.einfachbewusst.de den meistgelesenen deutschsprachigen Minimalismus-Blog und lebt dieses Thema seit Jahren im eigenen Alltag.

In seinem Buch geht es nicht nur um das Entrümpeln von Besitz. Der Ratgeber verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz für weniger Haben und mehr Sein in allen Lebensbereichen. Denn Beschwerliches loslassen kann man überall: im Kopf, in Beziehungen oder in den eigenen Gewohnheiten.

In Zeiten von Überfluss, Überholspur und Überforderung beschreibt Christof alltagsnah anhand vieler Ideen und Beispiele, wie wir die zahlreichen Verpflichtungen, die ständige Erreichbarkeit oder das Konsumverhalten reduzieren können: Für weniger Stress, mehr Nachhaltigkeit und Zeit fürs Wesentliche.

Christof Herrmann

Nach mehrjährigen E-Mail-Kontakt durfte ich Christof im Rahmen seiner Wanderung vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Deutschlands in 2018 persönlich kennenlernen und ihn auf seiner letzten Etappe zum Ellenbogen in List auf Sylt ein Stück begleiten.
Daher weiß ich: Christof lebt, was er schreibt und schreibt, was er lebt.
Ich lege euch sein Buch sehr ans Herz, weil es das eigene Leben so wunderbar erleichtert.

Erschienen im Gräfe und Unzer Verlag.
Preis Buch: 17,99 € (Hardcover, 240 Seiten)
Preis E-Book: 14,99 €
ISBN-13 Buch: 9783833873591
ISBN-13 E-Book: 9783833876158

Glücklich leben – 5 Fragen an Glücksministerin Gina Schöler

Glücklich leben - Interview mit Gina Schöler

Glücklich leben: Gina Schöler ist Glücksministerin und bringt mit ihrer Initiative das Glück in unsere Lebenswelten. Das Glück liegt oft in den kleinen Dingen, die wir mithilfe der Achtsamkeit entdecken können.

Glück hat viele Bausteine

Liebe Gina, du hast dir als „Glücksministerin“ den eigenen Beruf erfunden und gibst Impulse, um erfüllt und glücklich zu leben – u.a. zu den Themen Zufriedenheit, positive Psychologie, Lebensgestaltung und seelische Gesundheit. Wie unterscheiden sich Glück, Erfüllung und Zufriedenheit bzw. wie hängen sie zusammen? 

 
Gina: In meinem Verständnis von Glück, sind all diese Begriffe nicht voneinander trennbar. Zufriedensein kann zum Beispiel ein Ausdruck von persönlichem Wohlbefinden und Glück sein. Dies kann wiederum sehr erfüllend sein und so weiter, alles hängt irgendwie miteinander zusammen und ist in Bewegung. In diese Reihe von Begriffen lassen sich meiner Meinung nach auch noch sehr viele weitere einreihen. Für mich persönlich hat Glück sehr viele verschiedene Bausteine. Glück kann Zufriedenheit, Achtsamkeit, Abenteuer, Erfüllung, Gemeinschaft, Selbstfürsorge und noch vieles mehr sein. Oder alles auf einmal, oder auch mal keines davon. Vom Retreat bis zum Rockkonzert. Marathon oder Meditation. Es geht beim Glücklichsein um unseren persönlichen und individuellen Weg. Für jeden von uns kann das etwas anderes sein und welche Komponenten jedem persönlich dafür wichtig sind, gilt es herauszufinden. Dabei ist es aber auch gar nicht wichtig, Dinge zu benennen, Begriffe voneinander zu trennen oder zu definieren. Es geht vielmehr um das, was sich richtig anfühlt. 
 
 

Glücklich leben: Innehalten, das Glück erkennen und spüren

Wir leben in einem der wohlhabendsten Länder dieser Erde. Fast alles ist (im Überfluss) verfügbar. Und doch gelten wir nicht gerade als glückliches Volk. Die zwanzig Minuten Verspätung wiegen oft mehr als die schnelle, sichere und komfortable Zugverbindung.

Was fehlt uns zu unserem Glück? Schätzen wir nicht, was wir haben? Oder erkennen wir es gar nicht?

 
Gina: Ich glaube, dass uns in der Welt, in der wir heute leben, oft das Auge oder die Zeit dafür fehlt, Glück als solches zu erkennen und wertzuschätzen. Denn das Glück liegt oft in den kleinsten Dingen. Um unseren Blick dafür zu schärfen, gilt es in erster Linie achtsam zu sein und im Moment zu leben. Wer vor lauter Terminen und Optimierungswahn mit seinen Gedanken schon im Morgen lebt, verpasst die kleinen Glücksmomente im Heute. Dein Beispiel mit der Zugverspätung ist da ein klassisches Beispiel. Anstatt die Sonne zu genießen, die uns während der Wartezeit am Bahnsteig in der Nase kitzelt oder doch noch ganz in Ruhe unseren Frühstücks-Kaffee an der frischen Luft zu trinken, bevor wir unseren Arbeitstag in der Bahn beginnen, ärgern wir uns darüber, dass der geplante Ablauf durch die Zugverspätung aus dem Zeitplan gerät. Natürlich ist das ärgerlich. Aber was genau ändert es an der Verspätung, wenn wir uns darüber ärgern? Im Kontrast dazu: Was ändert sich für unseren Tag, wenn wir die Sonne im Gesicht wahrnehmen und in Ruhe den Kaffee schlürfen und uns darüber freuen? 
Oft werden also Momente des Glücks gar nicht wahrgenommen oder von unguten Gefühlen überschattet. Wir müssen öfter mal durchschnaufen und uns ganz bewusst auf die Suche nach den kleinen Momenten des Glücks machen – auch gerade dann, wenn der Zug mal wieder Verspätung hat.
 
 

Glück als Lebensbegleiter in allen Lebensbereichen

Schon lange wissen wir, dass es eine Alternative zum stetigen Wirtschaftswachstum als oberstes Prinzip geben muss. Bhutan ist mit der Einführung des Bruttonationalglücks Vorreiter.
Wie kann man Glück messen? Wie glücklich sind wir in Deutschland als Gesellschaft?
Und woran könn(t)en wir erkennen, dass neben Leistung auch Wohlbefinden als Maßstab für Erfolg in Politik, Unternehmen, Schulen und der persönlichen Biographie gilt?

 
Gina: Wie Glück und Wohlbefinden gemessen werden, kann man sich zum Beispiel beim World Happiness Report, dem Glücksatlas der Deutschen Post, sowie dem Better Life Index des OECD ansehen. 
Das Wohlbefinden in allen gesellschaftlichen Bereichen ein essenzieller Faktor sein sollte, erscheint schlichtweg zuerst einmal logisch. Wer sich nicht gut fühlt, kann weniger gut arbeiten, lernen, kreativ sein und sich selbst weiterentwickeln.  Letztes Jahr habe ich an der OECD Konferenz in Paris teilgenommen. Dort haben sich viele Vertreter aus verschiedenen Ländern getroffen und darüber diskutiert wie genau man den Faktor des Wohlbefindens auch in der Politik als einen Maßstab einführen könnte. In anderen Ländern gibt es bereits tolle Projekte und Initiativen, die sich auch auf Landesebene damit befassen. Nach dieser Konferenz habe ich mich mit einem offenen Brief an die Regierung gewendet, da ich mit dem Ministerium für Glück und Wohlbefinden, die einzige Vertreterin aus Deutschland war. Es besteht hier also viel Nachholbedarf. Leider habe ich das Gefühl, dass die Relevanz dieser Thematik immer noch sehr weit hinter den ökonomischen Zielsetzungen angestellt wird. Ich werde weiterhin mit meiner Initiative dazu beitragen, Werbung für die Themen Glück und Wohlbefinden zu machen. Damit sie für uns alle zu einem wichtigen, wenn nicht sogar dem wichtigsten Begleiter in unserem Leben werden. So versuche ich die Themen auch in Unternehmen zu bringen und hoffe sehr, dass sie auch irgendwann fest in der Politik und der Wirtschaft verankert werden. 
 

 

Glücklich leben wir mit Fokus auf die positiven Aspekte und indem wir Verantwortung übernehmen

Ein Sprichwort besagt, dass man seines Glückes Schmied ist. Doch es scheint, als falle das Glücklich-Sein manchen Menschen leichter und anderen schwerer – unabhängig von den äußeren Umständen.

Wie kommt es, dass wir uns und unser Wohlbefinden so häufig aus den Augen verlieren? Zu welchem Anteil wird uns das Glück mit in die Wiege gelegt bzw. wie viel ist Glück selbst gemacht?

 
Gina: Dass Glücksempfinden auch von genetischen Faktoren abhängig ist, ist wissenschaftlich bewiesen. Manch einer ist ein optimistischerer Typ, ein anderer eher pessimistisch. Ein weiterer großer Faktor für das Glück spielt das Umfeld, in dem wir aufwachsen und welche Möglichkeiten sich uns bieten. Dennoch glaube ich fest daran, dass man im Rahmen seiner Möglichkeiten das eigene kleine Glück selbst in der Hand hat und so das persönliche Glücksempfinden beeinflussen kann – also, wenn man so mag, des eigenen Glückes Schmied ist. Man kann lernen seine Gedanken und Gefühle auf die positiven Aspekte im Leben zu richten, Negatives zwar zuzulassen, aber nicht so sehr ins Gewicht fallen zu lassen. Glücklichsein ist Arbeit, manchmal klappt das besser, manchmal schlechter, aber man darf nie vergessen, dass man für sich selbst in der Verantwortung steht. 
 
 

Glücklich leben beginnt der eigenen Verbundenheit

Glücklich-Sein geht nur in der Praxis. Was ist ein möglicher erster Schritt, um das Glück in die eigene Hand zu nehmen? Kannst du uns eine Aktivität oder Übung verraten, die das Glück unmittelbar fühlbar macht? Was ist ein möglicher erster Schritt, um durch das eigene Handeln einen Beitrag für eine gute Gesellschaft zu leisten?

 
Gina: Den einen ultimativen Glückstipp gibt es meiner Meinung nach nicht, aber es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, wie wir unser persönliches Glück steigern können. Für mich beginnt das zuallererst immer mit der Verbundenheit zu sich selbst. Um zu wissen, was Glücklichsein für uns selbst eigentlich bedeutet, müssen wir uns kennenlernen. Das geht am besten, wenn man viel Zeit mit sich selbst verbringt. Nehmt zum Beispiel ein warmes Bad, hört euren Gedanken zu, genießt die Natur, kocht euer Lieblingsessen oder tanzt durch die Wohnung. Nehmt die kleinen Dinge wahr, die euch glücklich machen – und schätzt diese wert. Das kleine Glück wartet überall darauf, von euch entdeckt zu werden.
 
Um einen Beitrag für eine gute Gesellschaft zu leisten, bietet sich hier auch wieder an, im Kleinen anzufangen. Gut für sich selbst zu sorgen und seine eigenen Bedürfnisse zu kennen, bedeutet auch, besser für eure Lieblingsmenschen da sein zu können, liebe Gesten mehr wertzuschätzen und dankbar zu sein. Und das darf auch gesagt werden! Bedankt euch aufrichtig, schenkt anderen euer Lächeln und verteilt so euer Glück. Vielleicht lassen sich andere davon anstecken und die kleinen Gesten des Glücks verbreiten sich so immer mehr. 
 
 

 

Liebe Gina, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken rund um ein glückliches Leben mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

 
Gina: Alle Informationen zum Ministerium, den Angeboten und Materialien finden sich auf meiner Webseite: www.ministeriumfuerglueck.de
Außerdem findet man mich auf Instagram und Facebook. Bei direkten Anfragen kann man mich auch per Mail erreichen: Gina@MinisteriumfuerGlueck.de oder ihr hört mal in den ministerialen Podcast „Das kleine Glück“ rein.
Am liebsten lerne ich Menschen auf Veranstaltungen kennen, seien es Impulsabende, Workshops, Konferenzen oder Vorträge. Ich freue mich, wenn sich unsere Wege – online oder offline – kreuzen und wir uns in glücklicher Mission kennenlernen.

Gina Schöler ist Glücksministerin und hält Workshops, Vorträge und Events zu den Themen Zufriedenheit, Positive Psychologie und Lebensgestaltung.

Glücklich leben - Interview mit Gina Schöler

Krise als Chance – Tipps von 19 Expert*innen

Krise als Chance - Expert*innen im Interview

Krisen gehören zum Leben dazu, auch wenn wir diese Phasen gern überspringen wollen. Doch man kann eine Krise als Chance betrachten. Neben persönlichen Schicksalsschlägen, wirtschaftlichen Herausforderungen, Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung, Kontaktverboten usw. kann man mit verändertem Fokus auch eine andere Seite in der Corona-Krise entdecken: Entschleunigung, Miteinander, Kreativität, Fortschritte in der Digitalisierung, persönliche Entwicklung, ein Umdenken im Klimaschutz usw..

Nachdem ich den Artikel Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance veröffentlicht habe, war ich gespannt auf weitere Ansichten. Ich habe Expert*innen gefragt, welche Chancen ihrer Meinung nach durch die Corona-Krise entstehen.

Vielen herzlichen Dank an alle, die so spontan und engagiert mitgemacht haben. Ich wünsche euch viele Inspirationen in den Antworten dieses Beitrags.

Übersicht

Krise als Chance bedeutet: Schätzen, was wir oft für selbstverständlich halten

von Denise Colquhoun alias Fräulein Ordnung

„Höher, schneller, weiter … damit ist seit Mitte März schlagartig Schluss. Wenn ich einen Wunsch frei hätte dann wäre das, dass wir auch in Zukunft ein bisschen bedachter mit unserer Zeit und unseren Ressourcen umgehen. Wenn wir in Zukunft die Dinge schätzen lernen, die wir gerade am meisten vermissen und bisher für selbstverständlich gehalten haben. Ich bin ein großer Fan von bedachtem Konsum und habe die große Hoffnung, dass sich unsere Werte in Zukunft ändern werden. Gerade jetzt sehen wir, was wir wirklich brauchen und wie wenig das eigentlich ist.“

Die aktuelle Lage kann mich nicht erschüttern. Zwar musste auch ich mich Anfangs auf die neue Situation einstimmen, doch nach wenigen Tagen habe ich es als Chance gesehen. Als Chance, neue Wege zu finden und mich auf das Wesentliche zu fokussieren.

Was mir im Moment Kraft schenkt, ist ausreichend Schlaf, der Blick in den Garten und gutes Essen auf dem Tisch. Und als alleinerziehende Mutter von drei Kindern, sind die freien Wochenenden alle 14 Tage von ganz besonderem Wert. 

Denise Colquhoun hilft als Fräulein Ordnung Menschen, schöner zu wohnen und unnötigen Ballast abzuwerfen. Viele Anregungen, wertvolle Ordnungstipps – aber auch das kleine Glück gibt es auf ihrem Blog www.fraeulein-ordnung.de.

Denise auf Facebook | Instagram

Denise Colquhoun - Krise als Chance

Krise als Chance bedeutet: Üben, was gut tut und die eigene Stressfestigkeit verbessern

von Tobias Esch

„Corona bedeutet für fast alle von uns Stress. Manche haben ihre Arbeit verloren, andere werden von neuen Aufgaben überschüttet.  Manche haben plötzlich einen leeren Tag, den sie füllen müssen, andere müssen zuhause Home Office und Kinderbetreuung vereinbaren. Was uns alle betrifft: die Angst, dass jemand, den wir lieben, vielleicht schwer erkrankt oder stirbt. Keiner weiß, wie es weitergeht – gesundheitlich, wirtschaftlich, sozial.

Genau das ist Stress. Und so ist Corona eine gute Gelegenheit, an der eigenen Stressfestigkeit zu arbeiten, Das heißt: sich ganz bewusst neu aufzustellen und das, was wichtig ist und gut tut, zu üben, gerade jetzt: Regelmäßig essen. Kochen. Eine warme Hauptmahlzeit. Genug trinken. Früh ins Bett. Jeden Tag rausgehen oder zuhause bewegen. Kontakt pflegen zu Familie und Freunden. Andere unterstützen. Informationshygiene: Nur ein begrenztes, selbst gewähltes Maß an (bad) News am Tag zulassen. Täglich eine kurze Zeit der inneren Einkehr widmen. Entrümpeln: Es ist eine gute Zeit, um zu sehen, was wichtig ist und was man braucht – und was nicht. Vor allem aber: Sich immer wieder bewusst aus Grübeleien und Zukunftsängsten, so berechtigt sie sein mögen, lösen und auf das Jetzt, den gegenwärtigen Moment beziehen. All das erhöht unsere Möglichkeit, mit Stress besser umzugehen – jetzt und in Zukunft.

Übrigens: Die Uniambulanz Witten gibt auf ihrem youtube-Kanal einmal wöchentlich einen Impuls mit Anregungen zu genau diesen Elementen der Gesundheitsförderung und des Stressmanagements. Lassen Sie sich unterstützen und schauen Sie „bei uns“ rein!“

Und hier ist auch schon der erste clip:

https://www.youtube.com/watch?v=PGnTjcCAX58

Tobias Esch ist Mediziner, Gesundheitswissenschaftler und Autor und insbesondere im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention tätig. Als Pionier einer ganzheitlichen Allgemeinmedizin sowie als Experte für die Neurobiologie des Glücks, prägte er die Integrative Gesundheitsförderung in Deutschland.  Seit 2016 forscht und lehrt er an der Universität Witten/Herdecke.

Tobias Esch - Krise als Chance
Copyright: Lukas Schulze

Diese Krise ist eine Chance für Umwelt und Digitalisierung

von Dennis Fischer

„Jetzt ist die Zeit zum Investieren! Damit meine ich nicht nur das Thema „Geld investieren“, sondern vor allem sollten wir jetzt in unsere Zukunft investieren. Wenn wir die beiden Aspekte Proaktivität und Digitalisierung miteinander kombinieren und in unsere DNA aufnehmen, werden wir in den nächsten Jahren unaufhaltbar.“

Ich beobachte gerade zwei Typen von Menschen. Die einen sitzen die Corona-Krise aus, legen die Füße hoch und warten bis alles wieder wie früher wird. Die anderen haben verstanden, dass es nie wieder genauso wie vorher wird und nehmen ihre Zukunft selbst in die Hand.
Sie bilden sich weiter, passen ihr Geschäftsmodell an oder helfen Menschen, denen es noch schlechter geht.

Ich wünsche mir, dass jetzt alle aufwachen und erkennen, dass diese Krise eine riesige Chance bietet. Neben der Umwelt, die gerade einen tiefen Atemzug nimmt und sich ein wenig erholt, bin ich vor allem von der schnellen Digitalisierung in Deutschland begeistert. Homeoffice, Remote-Meetings und zoom-Calls waren vor wenigen Wochen noch Fremdwörter. Jetzt sind sie nicht mehr wegzudenken.

Wenn wir diese beiden Aspekte: Proaktivität und Digitalisierung miteinander kombinieren und in unsere DNA aufnehmen, werden wir in den nächsten Jahren unaufhaltbar.

Dennis Fischer ist erfolgreicher Autor, Berater und Speaker. Bei allem was er tut, geht es ihm darum Menschen ins Handeln zu bringen und ihnen dabei zu helfen ihre Ziele zu erreichen.

Wenn du mehr über ihn erfahren möchtest, lies am besten sein Buch: „52 Wege zum Erfolg“ oder schaue auf seinem erfolgreichen Blog www.52ways.de vorbei.

Dennis Fischer - Krise als Chance

Krise als Chance für persönliche Entwicklung

von Sabrina Haase

„In jeder Krise steckt meiner Meinung nach viel Wachstumspotenzial. Immer dann, wenn wir etwas verlieren oder sich unser Umfeld verändert, beginnen wir, unsere Werte zu reflektieren. Das wiederum steigert unsere Veränderungsbereitschaft zugunsten unserer persönlichen Werte und Ziele. Wir wissen plötzlich wieder Dinge zu schätzen, die aktuell nicht möglich sind – zugleich bemerken wir aber auch, was uns gut tut und worauf wir getrost verzichten können.“

Welche positiven Veränderungen / Entwicklungen kannst du beobachten (bei dir und in der Gesellschaft)?
Für viele bedeutet es gerade viel Stress. Doch macht uns gerade dieser Stress auch kreativer, leistungsfähiger und emphatischer. So viel soziales Engagement und Mut, sich mit mehr oder weniger bekannten Menschen zu verbinden, ist sehr beeindruckend. Bei meinen Kunden beobachte ich auch, wie viele kreative Ideen und Aktionen aus der Not heraus entstanden sind,  auf die sie sonst nicht gekommen wäre. Allein die spontane Umstellung auf digitale Medien fand ich sehr spannend. Jeder Trainer war plötzlich online sichtbar. Ich selbst habe auch einen Teil meiner Kunden nun digital betreut. Für einen meiner Unternehmenskunden habe ich sogar ein Gruppencoaching online durchgeführt, was ich mir vorher in dieser Form nie vorgestellt hätte. Erstaunlicherweise waren meine Klienten viel offener und gesprächiger – vermutlich, weil sie sich in ihrer häuslichen Umgebung viel sicherer gefühlt haben.

Was gibt dir jetzt Kraft?
Das sind verschiedene Faktoren: zum einen meine Familie, meine täglichen Aufgaben und Strukturen, aber auch meine innere Einstellung. Ich nutze beispielsweise die Krise aktiv, um mich mit neuen, insbesondere digitalen Themen zu beschäftigen, die ich schon lange vor mich hergeschoben habe. Ebenso unterstütze ich vermehrt Menschen, denen es härter getroffen hat, als mich bzw. mein Unternehmen. Das tut sehr gut.

Was sollten wir uns von dieser Zeit bewahren? / Was wünschst du dir für “danach“ (im kleinen Kreis, aber auch für das große Ganze)?
Für gewöhnlich passen wir uns schneller wieder an alte Kontexte an, als gedacht. Wichtig ist es daher, schon jetzt genau zu überlegen, was wir wie beibehalten wollen. In meinem Falle ist es beispielsweise das positive, unterstützende Miteinander auch mit fremden Menschen, wie auch der vermehrte Einsatz digitaler Medien in meinem Business als Mental Coach. So sehr ich den persönlichen Kontakt schätze, machen uns digitale Medien eben auch unabhängiger, insbesondere in Krisen wie Corona, dessen Ende noch gar nicht abschätzbar ist.

Sabrina Haase (M.A. Sportwissenschaft und Psychologie, Mental Coach, Motivations- und Stress Expertin, Autorin) leitet das Performance Institute Hamburg.
Anlässlich der Corona Krise bietet sie am 28.4 zwischen 16-18 Uhr ein kostenloses 25min Impuls-Coaching an. Anmeldung über das Kontaktformular ihrer Seite mit dem Stichwort Instagram.

Sabrina auf Instagram | Xing

Sabrina Haase - Krise als Chance

Krise als Chance zum Lernen

von Christof Herrmann

„Ich glaube, dass wir – individuell, gesellschaftlich, politisch und institutionell – aus dem aktuellen Geschehen lernen und nach der Pandemie gestärkt und weiser hervorgehen werden.
(…)
Dass in der Gesundheits- und Krankenpflege Personalmangel herrscht, niedrige Löhne gezahlt werden, aber trotzdem die Verantwortung hoch und die Arbeitszeiten lang sind, ist seit Jahren bekannt. Geändert hat sich nicht viel. Während der Coronavirus-Krise verschärft sich der Pflegenotstand. Vielleicht ist das eine Chance, diesen wichtigen Beruf endlich aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das würden die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege und das Studium der Pflegewissenschaften attraktiver machen.“

Auszug aus dem Artikel 10 positive Aspekte, die wir der Coronavirus-Krise abgewinnen können, den Christof auf seinem Blog veröffentlicht hat, um der Verunsicherung und den negativen Nachrichten etwas Positives entgegenzusetzen.

Christof Herrmann schreibt auf seinem Blog www.einfachbewusst.de über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern.

Christof Herrmann - Krise als Chance

Krise als Chance für die ungelösten Gefühle

von Sarah Hirschauer

„Schon irgendwie ein Luxus, viele Dinge tun zu können, die Herzensangelegenheiten sind. Das wäre doch dauerhaft eine Welt, in der jeder Zeit hätte, täglich seinen lieben Themen nachzugehen! Gleichzeitig kommt in so viel freier Zeit auch Schmerz hoch. Ungelöste Gefühle, die den Weg zeigen, dass alte Geschichten nicht mehr zum Neuen passen. Letztendlich wohl eine Einladung leichter unterwegs zu sein und die dann neu entstandene Kraft in guter Weise zu nutzen.“

Wenn ich über die Zeit nachdenke, dann gibt es gerade die “Zeit vor Corona“ und die “Zeit nach Corona“. Vor Corona war gefühlt vieles anders. Jetzt habe ich viel freie Zeit zur Verfügung, die gestaltet werden will. Wunderbar, um fast jeden Tag den Wald zu besuchen, das Gemüsebeet vorzubereiten und intensiv Yoga zu üben. Schon irgendwie ein Luxus, viele Dinge tun zu können, die Herzensangelegenheiten sind. Das wäre doch dauerhaft eine Welt, in der jeder Zeit hätte, täglich seinen lieben Themen nachzugehen! Gleichzeitig kommt in so viel freier Zeit auch Schmerz hoch. Ungelöste Gefühle, die den Weg zeigen, dass alte Geschichten nicht mehr zum Neuen passen. Letztendlich wohl eine Einladung leichter unterwegs zu sein und die dann neu entstandene Kraft in guter Weise zu nutzen.
Was mein Umfeld betrifft, bin ich inspiriert von den vielen Fahrradfahrern, die täglich an mir vorbeifahren. Sie gehen mit gutem Beispiel voran, was ich noch ausbauen könnte. Für den erwünschten Umweltschutz brauchen wir wohl auch mehr Zeit zur Verfügung, um neue Verhaltensweisen anzutrainieren und beizubehalten. Am meisten freut mich auch die “Geber-Mentalität“. Das einzubringen, was ein jeder ganz besonders gut kann und gebraucht wird im großen Ganzen. Beispiele gibt es überall und das Schöne ist, dass vieles was vorher nicht ging, plötzlich in rasantem Tempo umgesetzt wird.

Sarah Hirschauer ist Managerin für angewandte Gesundheitswissenschaften und unterrichtet Yin-Yoga und Entspannung. 

Sarah auf Instagram

Sarah Hirschauer - Krise als Chance

Krise als Chance zur Reflexion

von Lina Jachmann

„Eineinhalb Meter Abstand beherrschen das Land. “Social distancing“ nennen es die Medien. Doch der Begriff ist nicht ganz glücklich gewählt. Denn eigentlich geht es um Physical Distancing. Auf der einen Seite geht es also um Abstand, gleichzeitig ist zu beobachten, dass wir durch Corona enger zusammenrücken, aufeinander Rücksicht nehmen und uns über andere Kanäle verbinden. Es entsteht Raum für Solidarität und Kreativität.
(…) Vielleicht werden die Menschen rückblickend sagen, dass sie von Corona gelernt haben, dass die wichtigsten Dinge im Leben keine Dinge sind.“

Unsere Nachrichten dominiert seit Wochen nur ein einziges Thema: die Corona Krise. Es mag an der phonetischen Alliteration liegen und an den überwältigenden Auswirkungen, die diese globale Pandemie mit sich bringt, dass wir kaum eine Schlagzeile über die “Corona Chance“ zu lesen bekommen. Auf den ersten Blick erleben wir alle massive Einschränkungen und großen Verzicht. Wir können plötzlich nicht mehr normal zur Arbeit oder in die Schule gehen, nicht mehr Reisen und unsere Liebsten nicht mehr wie gewohnt treffen und in den Arm nehmen.

Eineinhalb Meter Abstand beherrschen das Land. “Social distancing“ nennen es die Medien. Doch der Begriff ist nicht ganz glücklich gewählt. Denn eigentlich geht es um Physical Distancing. Auf der einen Seite geht es also um Abstand, gleichzeitig ist zu beobachten, dass wir durch Corona enger zusammenrücken, aufeinander Rücksicht nehmen und uns über andere Kanäle verbinden. Es entsteht Raum für Solidarität und Kreativität: junge Menschen kaufen für Ältere ein und übergeben die Einkäufe kontaktfrei, Omas und Opas lesen ihren Enkeln per Video-Konferenz Geschichten vor und Freunde verabreden sich zum virtuellen Spieleabend.

In der Arbeitswelt kann die Digitalisierung nun ihr volles Potential entfalten. Verstaubte Strukturen und alte Gewohnheiten werden radikal hinterfragt und revolutioniert. Mit dem Ergebnis, dass manche Berufstätige überrascht feststellen, wie viele der – ach so wichtigen –Businesstrips der vergangenen Jahre durch eine einfache E-Mail oder einen Anruf hätten erledigt werden können.

Plötzlich ist Raum da, um den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen und neue Wege auszuprobieren. Abgesehen von der Grundversorgung haben die Läden geschlossen. Die Sharing Economy, Selbermachen, Neues Lernen und Tauschen stehen daher hoch im Kurs. Wer Nähen kann versorgt das Umfeld nun mit selbstgemachten Mundschutzmasken, Sauerteigstarter werden eifrig an Neubäcker*innen verschenkt, Kleidung und Konsumgüter gebraucht über Internetplattformen erworben und die Bohrmaschine kontaktfrei aus der Nachbarschaft geborgt.

Diese besondere Zeit gibt uns die Möglichkeit, um kurz innezuhalten und herauszufinden was wirklich wichtig ist. Vielleicht werden die Menschen rückblickend sagen, dass sie von Corona gelernt haben, dass die wichtigsten Dinge im Leben keine Dinge sind.

Lina Jachmann ist Kreativdirektorin und Autorin. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Lifestyle und Zeitgeist. Bei Knesebeck sind ihre Bücher „Einfach leben“, der „Einfach leben – Praxis-coach“ und „Magic Morning“ erschienen. Die ersten beiden Bücher widmen sich dem Thema Minimalismus und das neuste Buch den Morgenroutinen.

Lina auf Instagram 

Lina Jachmann - Krise als Chance
Copyright: Marlen Mueller

In der Krise wieder mehr nach innen schauen und dort das Glück finden

von Cornelia Kausch

„Ich erfahre Freude und Zuversicht, Genuss mit dem was man hat, Zufriedenheit im Sein und im Hier und Jetzt. Ich erfahre einen wohlwollenden Austausch, ein Hallo wenn man sich regelmäßig begegnet, obwohl man sich nicht kennt. Ruhe und Sinnhaftigkeit sowie Kreativität und Zeit für Dinge, die ich immer schon anpacken wollte. Ich nehme wahr, wieviel Väter mit ihren Kindern unterwegs sind und Spass haben.
Und:
Ich erfahre Ängste und Kontrollverlust in der Gesellschaft, das was vermeintlich planbar war und auch Sicherheit gegeben hat, ist plötzlich nicht mehr planbar und dient auch nicht mehr als Anker, entsprechend muss ich etwas Neues suchen. Das macht die Menschen unsicher.

Ich wünsche mir die Einführung von Liebe und Zugehörigkeit als neue Messeinheit in unseren Unternehmen, mit einer Gewichtung die ähnlich stark ist wie Profit.

Welche Chance erkennst du in der aktuellen Situation?

Dass die Menschen tatsächlich diese Chance nutzen um mehr von Innen nach Aussen zu schauen und realisieren, dass nur im Innen das Glück und die Zufriedenheit liegt. Müßiggang ist aller Liebe Anfang, Ruhe, die wir erleben, die Explosion der Natur, die sich von unseren Nöten in keiner Weise tangieren lässt, ist fantastisch.

Welche positiven Veränderungen / Entwicklungen kannst du beobachten (bei dir und in der Gesellschaft)?

Ich erfahre Freude und Zuversicht, Genuss mit dem was man hat, Zufriedenheit im Sein und im Hier und Jetzt. Ich erfahre einen wohlwollenden Austausch, ein Hallo wenn man sich regelmäßig begegnet, obwohl man sich nicht kennt. Ruhe und Sinnhaftigkeit sowie Kreativität und Zeit für Dinge, die ich immer schon anpacken wollte. Ich nehme wahr, wieviel Väter mit ihren Kindern unterwegs sind und Spass haben.

Und:

Ich erfahre Ängste und Kontrollverlust in der Gesellschaft, das was vermeintlich planbar war und auch Sicherheit gegeben hat, ist plötzlich nicht mehr planbar und dient auch nicht mehr als Anker, entsprechend muss ich etwas Neues suchen. Das macht die Menschen unsicher. Ich spüre mehr Mißtrauen im Umgang miteinander, mehr Polarisierung und Feindseligkeit, mehr Fremdenhass und auch fehlende Reflektion. Ich spüre, dass die Menschen sehr gerne ein Bild davon malen, dass nach Corona die Dinge wieder so sein werden wie vorher.

Was gibt dir jetzt Kraft?

Meine tägliche innige und ausgedehnte Verbindung mit der Natur und mit den Menschen die ich liebe sowie auch meine Kunden, die meine Arbeit auch On-line annehmen und mich schätzen

Was sollten wir uns von dieser Zeit bewahren? / Was wünschst du dir für “danach“ (im kleinen Kreis, aber auch für das große Ganze)?

Mehr Ruhe und Besonnenheit, die Einführung von Liebe und Zugehörigkeit als neue Messeinheit in unseren Unternehmen, mit einer Gewichtung die ähnlich stark ist wie Profit. Reduktion von Reisen und dramatischer Zerfall der ‚Möchtegern Performer‘ denen durch die Krise die Plattform entzogen wurde und sie nunmehr keine Zuschauer mehr haben. Für mich selbst werde ich definitiv 80% meiner Consultings und Coachings online machen und weniger reisen. Und ich werde jeden Tag in die Natur gehen, um sie zu spüren, Kraft zu tanken und wahrhaftig zu sein. 

Cornelia Kausch berät und unterstützt Dienstleistungsunternehmen im Bereich Hotellerie, Gastronomie und Tourismus.

www.ckhospitality.de

Cornelia Kausch - Krise als Chance

Krise als Chance für mehr Geduld

von Natalie Klein

„Geduld heißt für mich: dem jetzigen Moment freundlich und ruhig entgegentreten. Ihm Raum und Aufmerksamkeit schenken. Sich der aktuellen Situation stellen und dabei achtsam reagieren – statt impulsiv.
Denn: Je mehr inneren Widerstand wir jetzt aufbauen – uns aufregen, weil wir wollen, dass es vorbei ist – desto unerträglicher wird die Situation.
Bleiben wir dagegen geduldig – mit uns und dieser schwierigen Zeit im Moment – werden wir das Ganze schonender aushalten. Geduld ist eine innere Haltung und mentale Strategie, die für unseren Kopf sowas ist wie der Akkusparmodus fürs Smartphone.“

Zugegeben: es ist im Moment echt hart, die Geduld NICHT zu verlieren.

Viele von uns mussten ihr Restaurant oder Geschäft schließen. Sind in Kurzarbeit. Müssen die Kids 24/7 zuhause bespaßen. Wer auf Jobsuche ist, erlebt Stillstand. Urlaub machen – geschweige denn planen – geht auch nicht.

Und vor allem: es ist weiterhin nicht absehbar, wann all das wieder „normal“ laufen wird.

Was wir trotz allem oder gerade deshalb jetzt wieder lernen. ECHTE Geduld. TIEFE Geduld.

Geduld heißt für mich: dem jetzigen Moment freundlich und ruhig entgegentreten. Ihm Raum und Aufmerksamkeit schenken. Sich der aktuellen Situation stellen und dabei achtsam reagieren – statt impulsiv.

Denn: Je mehr inneren Widerstand wir jetzt aufbauen – uns aufregen, weil wir wollen, dass es vorbei ist – desto unerträglicher wird die Situation.

Bleiben wir dagegen geduldig – mit uns und dieser schwierigen Zeit im Moment – werden wir das Ganze schonender aushalten. Geduld ist eine innere Haltung und mentale Strategie, die für unseren Kopf sowas ist wie der Akkusparmodus fürs Smartphone.

Wir müssen es nur ausprobieren.

Gib dir Zeit. Akzeptiere, wenn es gerade mal nicht weitergeht. Vertraue darauf, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden. Das werden sie. Auch wenn es schwierig ist. Lerne echte Geduld als etwas Wertvolles wieder neu kennen.

Namasté, Natalie

Natalie Klein ist Achtsamkeitscoach. www.nownow-achtsamkeit.de
NOWNOW achtsamkeit by natalie klein.

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Krise als Chance für persönliche Erkenntnisse

von Hannah Klenk

„Natürlich ist es toll zu sehen, wie viel Solidarität viele Menschen in diesen Zeiten an den Tag legen. Allerdings gab es schon immer viele hilfsbereite Menschen und großartige Projekte. Mich macht vor allem der Gedanke glücklich, dass dieses Virus uns Menschen wieder bewusst macht, dass wir alle gleich sind. Ob Premierminister, Multimilliardär oder Flüchtling – niemand kann sich im Angesicht dieses Virus anderen überlegen fühlen. Ich hoffe, dass dieses Gefühl des „Einsseins“ auch nach der Krise weiter anhält. Außerdem empfinde ich es als positiv, dass ich gerade viel Zeit habe, über mich, meine Gefühle, Gedanken und meine Zukunft nachzudenken. Ich weiß, dass dieser Teil besonders für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine große Herausforderung darstellt. Aber für den Rest der Menschheit ist es sicherlich auch mal ganz gut. Vielleicht merken manche Paare erst durch die gemeinsame Quarantäne, dass sie längst nichts mehr verbindet. Oder der größte Partykönig erkennt, dass er mit dem Feiern nur seine tiefsten Ängste übertönt. Solche Erkenntnisse mögen erstmal hart sein, können uns alle aber als Persönlichkeiten und als Gesellschaft nur weiterbringen.“

Hannah Klenk schreibt auf ihrem Blog www.von-jetzt-nach-gruen.de über Nachhaltigkeit und einen bewussten Lebensstil.

Hannah auf Instagram

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Krise als Chance, um uns mit unserem Inneren zu verbinden

von Shivapriya Kluger

„Der Lärm und die Ablenkung im Außen überdecken nichts mehr. Wir können diese Stille nutzen, um uns mit unserem Inneren zu verbinden. Hineinspüren. Hinschauen. Uns rückbesinnen auf die Essenz und den Sinn unseres Lebens.
Warum bin ich hier? Wer bin ich, wenn alles im Außen zerbricht? Führe ich ein Leben, das ich aus tiefstem Herzen liebe? Liebe ich mich selbst? Was liebe ich an meinem Leben und bei was bin ich froh, dass es gerade nicht da ist?“

Viele Menschen verbringen aktuell so viel Zeit mit sich selbst, wie vielleicht ihr ganzes Leben noch nicht. Am Anfang fühlte es sich noch wie Urlaub an, doch umso länger man Zeit mit sich verbringt, umso mehr offenbart sich.

Es ist eine Zeit der Transformation. Alte Glaubensmuster, Ängste und vergrabene Gefühle zeigen sich und wollen gesehen werden. Der Lärm und die Ablenkung im Außen überdecken nichts mehr. Wir können diese Stille nutzen, um uns mit unserem Inneren zu verbinden. Hineinspüren. Hinschauen. Uns rückbesinnen auf die Essenz und den Sinn unseres Lebens.

Warum bin ich hier? Wer bin ich, wenn alles im Außen zerbricht? Führe ich ein Leben, das ich aus tiefstem Herzen liebe? Liebe ich mich selbst? Was liebe ich an meinem Leben und bei was bin ich froh, dass es gerade nicht da ist?

Wir kommen zurück auf die wirklich wichtigen Fragen und das ist eine riesige Chance um Klarheit für das eigene Leben zu finden. Wir können nun entscheiden ob wir uns mit der Angst verbinden oder die Chance nutzen um etwas ganz Wundervolles zu kreieren. Ein Leben in wahrhaftiger Selbstliebe und Fülle. Viele hören den Ruf und nutzen diese Zeit – das zeigen mir die vielen neuen Coaching-Anfragen rund ums Thema Selbstliebe und wie man sich ein authentisches, erfülltes Leben aufbaut.

Ich wünsche euch allen Gesundheit, den Mut zur Innenschau und Vertrauen in eure innere Stärke!

Shivapriya

Shivapriya Kluger ist zertifizierter Systemischer Coach, Yoga- und Ayurvedatherapeut und bietet Coachings & Healing Sessions, sowohl ortsunabhängig als auch in ihrer Praxis in Heilbronn, an.

www.selbstliebe2go.de

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In einer Krise können wir Entscheidungen hinterfragen – auf der individuellen und auf der gesellschaftlichen Ebene

von Anchu Kögl

„Sind wir im Leben da, wo wir sein möchten? Möchten wir schon seit langem etwas verändern? Gibt es Menschen, mit denen wir mehr Zeit verbringen möchten – oder vielleicht weniger?
Diese Krise ist eine große Chance, um uns selbst besser kennenzulernen. Um bisherige Entscheidungen zu hinterfragen. Um uns mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen. Um uns zu fragen, was zum Teufel wir mit unserem Leben eigentlich machen wollen und ob wir nicht mal irgendwann falsch abgebogen sind.“

Jede Medaille hat ja bekanntlich zwei Seiten. Und so ist es auch mit der Corona-Krise.

Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass wir die Zeit finden, wieder mit alten Freunden in Kontakt zu kommen. Ich haben in den letzten Wochen ausgiebig mit zwei Freunden telefoniert, mit denen ich schon seit über 5 Jahren nicht mehr gesprochen habe.

Ein weiterer Vorteil ist, dass wir einfach deutlich mehr Zeit haben. Zeit um zu lesen. Um eine neue Sprache zu lernen. Um Zuhause auszumisten.

Ich habe mich in den letzten Wochen zum Beispiel sehr intensiv mit dem Thema Investition beschäftigt (Gold, Aktien, Bitcoin).

Doch den bei weitem größten Vorteil sehe ich darin, dass wir die Zeit und vor allem auch die Ruhe haben, um über uns selbst nachzudenken.

Sind wir im Leben da, wo wir sein möchten? Möchten wir schon seit langem etwas verändern? Gibt es Menschen, mit denen wir mehr Zeit verbringen möchten – oder vielleicht weniger?

Diese Krise ist eine große Chance, um uns selbst besser kennenzulernen. Um bisherige Entscheidungen zu hinterfragen. Um uns mit unseren Ängsten auseinanderzusetzen. Um uns zu fragen, was zum Teufel wir mit unserem Leben eigentlich machen wollen und ob wir nicht mal irgendwann falsch abgebogen sind.

Und genau diesen letzten Punkt wünsche ich mir nicht nur auf einer individuellen Ebene, sondern auch auf einer gesellschaftlichen.

Denn eines steht fest: so wie bisher, sollten wir nicht mehr weitermachen.

Anchu Kögl ist Mindset-Experte. Auf seinem Blog www.anchukoegl.com schreibt er über positives Denken, Loslassen und Ängste. Er erreicht monatlich über 100.000 Menschen mit seinen Artikeln und Videos. Falls du mehr von ihm lesen möchtest, fange mit diesem Artikel an: Positiv denken

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Krise als Chance für neues Entwicklungspotenzial

von Prof. Dr. Niko Kohls

„In der Auseinandersetzung mit dem Außergewöhnlichen, Unvorhersehbaren und Bedrohlichen kann der Mensch mitunter erst ein Entwicklungspotenzial entdecken und realisieren, dass ihm unter geordneten Alltagsbedingungen nicht zugänglich ist.
(…) Eine Krise wirft uns immer auf uns selbst zurück, und bietet die Möglichkeit, uns ernsthaft mit uns selbst auseinanderzusetzen.
(…) Die Tatsache, dass wir jetzt Alle eine kollektive Anomalie erleben, auf die jeder (s)eine Antwort finden muss, birgt aus meiner Sicht deswegen nicht nur große Gefahr, sondern auch eine große Chance für die Menschheit als solches!“

Da ich mich wissenschaftlich sowohl in meiner Diplom- als auch Promotionsarbeit und dann auch meiner Habilitationsschrift mit außergewöhnlichen Erfahrungen / Bewusstseinszuständen und ihrer Auswirkung auf Gesundheit beschäftigt habe, habe ich naturgemäß eine differenzierte Sicht auf Krisensituationen und ihre individual- und sozialpsychologischen Konsequenzen. Und meine eigene Lebenserfahrung, die natürlich auch durch bestimmte Krisensituationen geprägt war, wie es bei jedem Menschen der Fall ist, bestätigt dies.
Beispielsweise bin ich zu der Frage, was Selbstregulation ist und wie man diese entwickeln kann, als Teenager über eine eigene Erkrankung mit längerem Krankenhausaufenthalt und vielen Einschränkungen über einen längeren Zeitraum von fast einem Jahr, gekommen. Der Fragestellung bin ich treu geblieben, sie hat letztlich meine akademische Laufbahn bestimmt und ich verdiene, wenn Sie so wollen, damit nun mein tägliches Brot! Insofern bin ich im Nachhinein sehr dankbar und zufrieden, aber auch demütig, dass mir eine Krise den Weg gewiesen.

Natürlich stimmt das Bonmot, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Erst seit der Aufklärung haben wir uns mit dem Gedanken schwergetan, dass jede Krise auch ein Aufruf zur Veränderung und Entwicklung ist. Vermutlich liegt es daran, weil unsere modernen Gesellschaften – mit wenigen Ausnahmen – sehr risikoaversiv sind und eindeutige, stabile, vorhersagbare Situationen schätzen. Das hat sicherlich viele Vorteile, birgt natürlich als Kehrseite der Medaille auch die Gefahr der Gleichförmigkeit, Monotonie, und Langeweile (vor allem, wenn man nicht achtsam ist). Denn in der Auseinandersetzung mit dem Außergewöhnlichen, Unvorhersehbaren und Bedrohlichen kann der Mensch mitunter erst ein Entwicklungspotenzial entdecken und realisieren, dass ihm unter geordneten Alltagsbedingungen nicht zugänglich ist (hier könnte man dann von der Krise der Normalität sprechen). Wenn der Philosoph Hölderlin sagt „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ nimmt er damit die Erkenntnisse der Resilienz- und Traumaforschung vorweg, die ja bei einigen Menschen eine Form von posttraumatischen Wachstum beobachtet hat. Natürlich ist es auch so, dass viele Menschen nicht aus der Krise finden und in ihr gefangen bleiben. Denken wir nur an die vielen Menschen, die an einem Burnout erkranken und als Folge eine dauerhafte Form der Labilität, Fragilität und Vulnerabilität davontragen; ich bin also weit davon entfernt die Situation der Krise zu romantisieren. Aber ich finde man kann die unterschiedlichen Facetten einer Krise und die Anforderungen, die diese an uns stellt, anschaulich mit dem deutschen Wort „Aufgehoben“ erklären, das drei unterschiedliche Bedeutungen hat, die für eine Krise und deren Bewältigung psychologisch relevant sind:

  1. Im ersten Schritt bedeutet „Aufgehoben“, dass meine subjektive Normalitätswahrnehmung durch ein äußeres oder inneres Ereignis derartig destabilisiert wird, sodass sich im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen verliere. Meine Normalität, die ich kannte, ist nicht mehr vorhanden.
  2. Im zweiten Schritt erfordert dies von mir als Individuum eine Anpassung, mit der ich in der Lage bin, die Anomalie die in meinen Leben getreten, zu verändern oder meine Einstellung und Wahrnehmung so anzupassen, dass ich damit umgehen und leben kann. Wenn ich die Anomalie nicht aus der Welt schaffen kann, muss ich sie innerlich „aufheben“, indem ich mich und damit auch meine bisherige Identität transformiere.
  3. Wenn mir das gelungen ist, und ich die Anomalie – zumeist durch einen inneren Transformationsprozess – „aufgehoben“ habe bin ich in einem dritten Schritt in der Lage das verborgene Potenzial zu bergen, dass in der Krisensituation steckt und ich bin auf einer neuen Entwicklungsebene aufgehoben und durch die Krise „ein Anderer“ geworden.

An dieser Stelle wird natürlich deutlich, dass die Prozesse, oben angedeutet sind, viel mit Begriffen wie Achtsamkeit; Meditation oder Spiritualität zu tun haben und sogenannte Konversionserfahrungen kulturanthropologische Konstanten darstellen, die sowohl in religiös-spirituellen als auch säkularen Kontexten zu finden sind. Insofern wirft uns eine Krise immer auf uns selbst zurück, und bietet die Möglichkeit, uns ernsthaft mit uns selbst auseinanderzusetzen, so wie es der berühmte und vielzitierte Pfortenspruch über dem Orakel von Delphi fordert: „Erkenne dich selbst!“ – dies allein kann sehr heilsam sein. Die Tatsache, dass wir jetzt Alle eine kollektive Anomalie erleben, auf die jeder (s)eine Antwort finden muss, birgt aus meiner Sicht deswegen nicht nur große Gefahr, sondern auch eine große Chance für die Menschheit als solches!

Der Psychologe Niko Kohls beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren als Wissenschaftler und Berater schwerpunktmäßig mit den Zusammenhängen von Achtsamkeit, existentiellen Bedürfnissen, Werten sowie Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.

www.niko-kohls.de

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Krise als Chance, um wieder einfacher zu leben

von Olaf Kopinke

Ich sehe in der Krise die Chance reduzierter zu leben und die eigenen Ansprüche auf ein „gesundes“ Maß zu reduzieren (zu müssen). Denn ich stelle erneut fest: Ich brauche nicht „mehr“! Es geht um das Achten auf das Wesentliche und um gute Beziehungen. Kraft gibt mir in dieser Zeit mein Glaube. Ich bin Christ, kein Kirchenchrist. Für danach wünsche ich mir, dass wir einfach einfacher leben.

Olaf Kopinke betreibt den Buchladen LeseNest in Isernhagen

www.lesenest.de

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Weniger Zeit für Konsum – mehr Zeit miteinander

von Laura Mitulla

Ich hoffe ganz stark, dass die Menschen merken, wie wichtig und wertvoll die gemeinsame Zeit mit anderen ist. Und, dass es gar nicht wehtut, wenn man mal nicht die neueste Trendkollektion bekannter Modehäuser shoppen kann. (…) Das spart nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Ich hoffe, dass viele nach der Krise weg von ihrem blinden Konsum kommen.“

Welche positiven Veränderungen / Entwicklungen kannst du beobachten?

Bei meinen Abonnenten auf Instagram habe ich herausgelesen, dass sehr viel weniger konsumiert wird. Das freut mich natürlich riesig, da in der Krise scheinbar öfter nur noch das gekauft wird, was man wirklich braucht. Das spart nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Ich hoffe, dass viele nach der Krise weg von ihrem blinden Konsum kommen.
Bei mir selbst beobachte ich, dass das Home Office einige Vorteile mit sich bringt. Beispielsweise spare ich mir die Fahrzeiten und kann endlich mit meinem Mann die Mittagspause zusammen verbringen. Natürlich freue ich mich auch wieder auf das Büro mit Kolleg*innen, aber ab und zu im Home Office zu arbeiten ist auch ganz schön.

Was gibt dir Kraft?

Kurz und knapp: Mein Mann. Ich wüsste nicht, wie meine Stimmung aussehe, wenn ich alleine in der Wohnung wäre. Daher bin ich unheimlich froh, dass wir hier wenigstens zu zweit sind, täglich zusammen kochen und Spieleabende machen können.

Was sollen wir uns von dieser Krise bewahren? / Was wünscht du dir für „danach“? 

Nach der Krise stehen wir ja überspitzt gesagt vor der großen Entscheidung: Konsum oder Freunde/Familie wiedersehen. Was zieht die Gesellschaft vor? Ich hoffe ganz stark, dass sich die Menschen für Letzteres entscheiden und merken, wie wichtig und wertvoll die gemeinsame Zeit mit anderen ist. Und, dass es gar nicht wehtut, wenn man mal nicht die neueste Trendkollektion bekannter Modehäuser shoppen kann.

Laura Mitulla lebt minimalistisch und ist die Inhaberin sowie Autorin des Blogazines the OGNC, wo sie Tipps und Inspirationen für ein minimalistisches und nachhaltiges Leben gibt.

Laura auf Instagram

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Krise als Chance, um zu verstehen, dass wir nicht alles kontrollieren können

von nachhaltig. kritisch

„Hinter jeder großen Krise versteckt sich eine ebenso große Chance. Aus der Corona-Zeit können wir lernen, dass wir als Menschheit nicht alles kontrollieren können. Wir lernen, dass wir loslassen dürfen und dass es okay ist, trotzdem Angst zu haben. Dass es Dinge gibt, vor die uns Geld, Wohlstand und Waffen nicht schützen können. Wir lernen, uns wieder über einen blühenden Kirschbaum zu freuen. Mit den Älteren und Schwächeren solidarisch zu sein. Wir haben die Chance, uns den stillstehenden Kapitalismus in allen Einzelteilen anzuschauen und vielleicht noch einmal zu reevaluieren, ob es an der Zeit sein könnte für ein neues System. Wir sehen am Krisenmanagement vieler Regierungen, dass spontane, unbürokratische und schnelle Zusammenarbeit möglich ist. Im Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels ist es sogar möglich, dass diese Krise unser größtes Glück ist, weil sie Stillstand erzwingt und jedem von uns heute schon zeigt, dass die Wirtschaft niemals über Menschenleben stehen sollte. Wenn ein paar dieser Erkenntnisse es schaffen, in einer neuen, Post-Corona Normalität Gestalt anzunehmen und weiterzuwachsen, können wir es schaffen, diese Krise in etwas Gutes zu verwandeln. Wir hoffen jedenfalls, dass das so ist. Denn das würde bedeuten, dass all die schrecklichen Opfer, die die Krise fordert, nicht umsonst gewesen wären.“

Hinter nachhaltig. kritisch stehen Robin, Annika und Annsi. Auf Instagram veröffentlichen sie gut recherchierte Beiträge zu nachhaltigen Themen in den Bereichen Mobilität, Ernährung, Konsum und aktuelles Geschehen. Ausführlich zu recherchieren bedeutet auch, populäre Meinungen in der „Nachhaltigkeitsblase“ zu hinterfragen und in manchen Fällen auch zu widerlegen.

nachhaltig.kritisch auf Instagram

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Krise als Chance zur Identitätsfindung

von Robert Schiller

„Ich wünsche mir, dass wir die Erkenntnis bewahren, mit kleinsten Handlungen zu einer großen Veränderung beitragen zu können. Und dass wir weit über die Krise hinaus das Bewusstsein für die Natur, uns selbst, andere und die Erde für ein neues, wertebewusstes Miteinander behalten.
Darüber hinaus wäre es toll, wenn wir ein Grundeinkommen einführen würden. Ich glaube fest daran, dass wir zu noch Größerem fähig sind, wenn Existenzängste keine Rolle spielen.“

Die Mischung aus Endzeitstimmung und Epochenwechsel bietet uns die Möglichkeit im Kleinen wie im Großen die Frage zu beantworten: „Wer will ich / wer wollen wir sein?“ Wir zeigen, wozu wir gemeinsam fähig sind – wenn wir es wollen. Wer bislang für Veränderungen im Leben Ausreden parat hatte, wird sie entkräftet sehen. Wer jetzt einen Neustart wagt, wird Zustimmung ernten.

Hinsichtlich positiver Entwicklung habe ich mehr Klarheit über die wesentlichen Dinge erhalten, die mir guttun und leider endlich sind. In erster Linie betrifft das die Familie und meine Lebenszeit. Gesamtheitlich gesehen nehmen wir unsere Mitmenschen wieder wahr und zwischenmenschliche Beziehungen nicht mehr als selbstverständlich hin.

Kraft gibt mir der wundervollen Natur beim Erblühen und Leben aus den Wanderschuhen heraus oder vom Fahrrad aus zu zusehen. Das ich mit Anfang 30 im Garten sitze und wahre Freude dabei empfinde, wie Vögel ihr Nest bauen, begeistert mich täglich und schenkt mir den Blick für Reichtum, der nichts kostet.

Ich wünsche mir, dass wir die Erkenntnis bewahren, mit kleinsten Handlungen zu einer großen Veränderung beitragen zu können. Und dass wir weit über die Krise hinaus das Bewusstsein für die Natur, uns selbst, andere und die Erde für ein neues, wertebewusstes Miteinander behalten.
Darüber hinaus wäre es toll, wenn wir ein Grundeinkommen einführen würden. Ich glaube fest daran, dass wir zu noch Größerem fähig sind, wenn Existenzängste keine Rolle spielen. 

Robert Schiller führt das LEISEmagazin, das Online Magazin für eine bewusstere Welt, das Menschen für die Themen rund um einen bewussteren Lebensstil im Einklang mit der Natur begeistern möchte.

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Krise als Chance zum Annehmen und neuen Gestalten

von der Glücksministerin Gina Schöler

„Dieses Gefühl in den Tag hineinzuleben und nur tageweise planen zu können, die gezwungene Spontanität, das tut uns allen auch mal gut und ich merke, wie sich eine Art Entspannung breit macht. Diese Art zu leben und zu denken sollten wir uns beibehalten – mehr Gelassenheit und Gemeinschaftlichkeit. Das führt automatisch auch zu mehr Glück.“

Als Glücksministerin stehe ich selbstverständlich für solche Themen wie Zufriedenheit, Wohlbefinden und seelische Gesundheit. Was tun, wenn solch eine kollektive Krise nun das Leben aller einschränkt und man so gar nicht von glücklichen Zeiten sprechen kann? Über das Glück sprechen! Und vor allem ihm Ausdruck geben, mit Leben füllen und andere damit anstecken.

Dabei plädiere ich aber für eine gesunde Balance zwischen Akzeptanz und Aktionismus. Die Situation auch erstmal zu realisieren, in ihr anzukommen, anzunehmen und alle Gefühle zu durchleben, die damit einhergehen, ist ebenso wichtig wie sich dann auch Gedanken zu machen, wie man im Rahmen der eigenen Möglichkeiten aktiv etwas für das Gute tun kann. Auch meine letzten Wochen waren voller bunter Emotionen, rauf und runter. Und das ist normal und ganz menschlich.

Erst war da dieses Gefühl des „Nicht-realisieren-wollens“, Ungläubigkeit, Trotz, Trauer um all die abgesagten Termine und Chancen, diese seltsame Stimmung draußen und auf der anderen Seite erlebe ich soviel Wärme und Solidarität, tiefere Augenblicke, herzliche Hilfsangebote, Kontakt zu lieben Menschen auf anderen Wegen, viel Kreativität und das Ausprobieren neuer Ideen und Möglichkeiten. 

Und irgendwie ist da auch eine Art „Erleichterung“ zu spüren. Dieses Gefühl in den Tag hineinzuleben und nur tageweise planen zu können, die gezwungene Spontanität, das tut uns allen auch mal gut und ich merke, wie sich eine Art Entspannung breit macht. 

Diese Art zu leben und zu denken sollten wir uns beibehalten – mehr Gelassenheit und Gemeinschaftlichkeit. Das führt automatisch auch zu mehr Glück.

Gina Schöler ist Glücksministerin und hält Workshops, Vorträge und Events zu den Themen Zufriedenheit, Positive Psychologie und Lebensgestaltung.

www.MinisteriumFuerGlueck.de
Gina auf Facebook | Instagram
Podcast: Das kleine Glück

Glücklich leben - Interview mit Gina Schöler

Krise als Chance, um aus der alltäglichen Routine auszubrechen

von Sarah Waltinger

„Eines hat mir Corona mal wieder ganz besonders vor Augen geführt: Vieles steht einfach nicht in unserer Macht. Somit versuche ich Dinge, die ich nicht ändern kann, so zu nehmen wie sie sind. Eine gute Gelassenheits-Übung.
Als Reisejournalistin hat mich die aktuelle Lage außerdem zu einer Pause gezwungen. Alle bisher geplanten Reisen wurden abgesagt. Dieser Einbruch führte aber auch dazu aus meiner alltäglichen Routine auszubrechen. Seit ein paar Wochen sprudele ich nur so über vor neuen Ideen und Projekten die ich – am liebsten alle gleichzeitig – angehen möchte. Und dank Corona und der momentan bescheidenen Auftragslage habe ich nun sogar die Zeit dafür.“

Mainzerin Sarah packt regelmäßig das Fernweh und kurz darauf ihren Koffer, um neue, faszinierende Orte zu bereisen oder an alte, lieb gewonnene zurückzukehren. Darüber schreibt sie seit 2012 auf Itchy Feet Blog.

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Corona: Krise, Herausforderung und Riesenchance

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Chance für eine neue Ordnung

Allen Herausforderungen und persönlichen Schicksalen zum Trotz, bietet die aktuelle Zeit mehr denn je eine Möglichkeit, in der sich vieles neu sortieren könnte – im eigenen Leben und im großen Ganzen.
Gedanken dazu findest du in diesem Artikel.

Sylt – das vergebliche Warten auf Gäste

Sylt. Wo man sonst das Frühlingserwachen gemeinsam mit Lachen feiert und draußen sitzend sehnsüchtig die ersten Sonnenstrahlen einfängt, hört man nun nur das Kreischen der Möwen auf der vergeblichen Suche nach Crêpes in den Händen der ausbleibenden Passanten.

Wie in jedem Jahr sahen die Unternehmer nach dem gästearmen Winter mit den nahenden Osterferien dankbar das Licht am Ende des Nebensaison-Tunnels.

Doch in diesem Jahr ist alles anders.

Geschlossene Geschäfte, Restaurants und Cafés. Alle mit Zetteln und der gleichen Botschaft versehen. Sonst ist kaum jemand zu sehen. Menschenleere Straßen und einsame Strände. Stille zwischen den Häuserreihen und Abstand zwischen den wenigen Personen. Der Autozug rollt nur noch halb so oft, die Syltfähre ruht die meiste Zeit im Hafen, Ausweiskontrolle in Niebüll.

März 2020 ist plötzlich nicht nur Nebensaison – es ist gar keine Saison.

Unversehens tauchte kurz vor dem Ende der Nebensaison der nächste Tunnel auf, als wären wir alle gegen eine Wand gefahren. Und nun fragen wir uns, wie die Welt danach wohl aussehen mag. Und wann wir sie wiedersehen dürfen.

Das öffentliche Leben liegt auf der Intensivstation und wir dürfen es nicht besuchen

Es ist eine Zeit, die vieles auf den Kopf stellt. Was wir als Gesellschaft und als Einzelne oft über Jahrzehnte aufgebaut haben, scheint nun binnen Tagen zu kollabieren. Als hätte jemand rücksichtslos auf das mühsam Erbaute, scheinbar so stabile, doch offensichtlich sehr fragile, eingetreten, steht unser Alltag still.

Selbstverständlich ist plötzlich gar nichts mehr.

Die Welt liegt in unsichtbaren Scherben, mit denen wir uns ungewollt und unwissend gegenseitig verletzen können. Es sickert nur langsam durch, was jetzt das Wichtigste ist: Abstand, Verzicht, Einschränkungen. Die Welt, wie wir sie funktionieren lassen, die selten nur stillsteht, schläft oder schweigt, ist lahmgelegt. Das öffentliche Leben wird heruntergefahren, als müsse es selbst künstlich beatmet werden und darum kämpfen, dass es irgendwie weitergeht.    

Es wird weitergehen. Nur wie? Das ist die große Frage.

Und die große Chance.

Denn im Zusammenfall der Bausteine liegt die Möglichkeit für eine neue Ordnung.

Für uns selbst und für das große Ganze.

Zwei Seiten – die andere Seite

Kurzarbeit und ausbleibende Einnahmen bei laufenden Ausgaben in der Selbstständigkeit – das reicht kaum für die Miete auf Sylt. Und doch fühle ich ein innerliches Aufatmen bei dem Gedanken an eine Pause, die länger andauert und von Größerem umwoben ist als der zweiwöchige Jahresurlaub. Dieser Stillstand tut meiner Seele gut. Und unserem Planeten erst recht. Hinter den finanziellen Einbußen kann ich einen Gewinn erkennen, der mir mehr bedeutet: Erholung für uns und die Erde, Verbundenheit und die Chance auf ein längst überfälliges Umdenken für eine neue Ordnung.

Wir werden förmlich dazu gezwungen zu entschleunigen, weniger zu konsumieren, uns mehr mit uns selbst und dem eigenen Leben und Lebensstil zu beschäftigen – Themen, die mich im tiefsten Inneren antreiben, die ich in meinen Seminaren vermittle und über die ich schreibe.

So erkenne ich allen persönlichen Schicksalen, allen beruflichen und finanziellen Herausforderungen und allen Einschränkungen zum Trotz auch eine andere Seite: Einen Raum, der uns durch die auferlegten Maßnahmen zugänglich wird, den wir sonst nicht hätten betreten können. Der uns für eine Weile raus aus dem Hamsterrad führt, uns Zeit schenkt und uns bei uns selbst ankommen lässt. Und nebenbei vielleicht noch die (Um)Welt rettet.

Ich will die aktuelle Situation nicht klein oder schön schreiben, aber versuchen, im unveränderlich Alarmierenden das Positive größer werden zu lassen.

Corona und die Chance das eigene Leben zu ordnen

Unser wunderbares Zusammenspiel

Kein Theater, kein Konzert; kein Schwimmbad, kein Fitnessstudio; kein Restaurantbesuch, kein Urlaub – alles hat zu. Und nun?

Das, was wir jetzt vermissen, zeigt die Wertschätzung für das, was wir sonst haben: Die Gesellschaft unserer Gesellschaft, das unbeschwerte Miteinander, das Gespräch am Straßenrand. Die Yogaeinheit im Fitnessstudio, der Besuch im Altenheim, das Tanzen durch die Nacht. Die spontane Zugfahrt zu Verwandten, das Miteinander von Großeltern und ihren Enkeln, der Urlaub. Der Cappuccino im Lieblingscafé, der Kinobesuch – Gesundheit und unsere Freiheit.

All das weckt die Dankbarkeit für das, über das wir sonst so scheinbar selbstverständlich verfügen, und schärft darüber hinaus das Bewusstsein für die Strukturen des Alltags und unser großes Miteinander: Wir sind wie ein großes Puzzle, das nur dann funktioniert, wenn jeder an seinem Platz wirkt. Nur dann greift alles ineinander. Nur dann funktioniert das System.

Erst das Aussetzen macht die unsichtbaren Fäden sichtbar und zeigt, wie wunderbar verbunden wir miteinander sind. Aber auch, wie verwundbar wir sind.

Was bleibt?

Die Reduktion und das Chaos im Außen führen nach innen und uns das Wesentliche vor Augen: Die Familie, die Kommunikation, das Zuhause, die Natur, die Nahrung für Körper, Geist und Seele.

Weit entfernt von Hektik, Stress und grenzenloser Mobilität bleibt nun Zeit für Selbstfürsorge und all die Dinge, die im Alltag oft zu kurz kommen. Denn weniger Möglichkeiten bedeutet auch: Weniger Termine und ein leerer Kalender. Es ist gewissermaßen geschenkte Zeit. Und zudem eine Situation, die nur für eine Weile bleibt. Wir sollten sie achtsam und dankbar annehmen und uns Langsamkeit und Muße erlauben. Denn in unserer sonst so außenorientierten, schnelllebigen Welt vergessen wir uns häufig selbst. Wenn das ewige Rasen, Hetzen und Zerteilen zum Stillstand kommt, können wir Kraft schöpfen. Anhalten und innehalten. Einfach sein, und den Leistungsdruck, die Geschäftigkeit und die ständige Erreichbarkeit von uns abfallen lassen. Jetzt können wir uns Zeit für das nehmen, was uns wichtig ist, und auch die losen Fäden verknüpfen, für die der Alltag sonst keine Lücken lässt.

Was macht man, wenn man nicht viel machen kann?

Wir können gärtnern, malen, Rezepte ausprobieren. Telefonieren und musizieren. Puzzeln oder Gesellschaftsspiele spielen. Podcast hören, schreiben, meditieren. Joggen oder spazieren.

In Bücherwelten versinken, gemütlich ein Glas Rotwein trinken. Die Zeit vergessen, an andere denken. Die Gedanken schweifen lassen und uns das Nichtstun erlauben. Stille und eine Tasse Tee genießen. Fotos sortieren und Wände dekorieren.

Die Schublade aufräumen, die Schränke ausmisten, den Keller entrümpeln. Die ungeschriebenen Briefe auf Papier bringen und die unausgesprochenen Gedanken in Worte fassen. Papierkram sortieren und Kaputtes reparieren. Geschwindigkeit reduzieren und uns regenerieren.

Wir können eine Inventur des eigenen Lebens durchführen und uns neu ausrichten: Was besitze, lebe, denke ich? Und was davon möchte ich behalten?

Wenn Dinge auseinanderfallen, können wir sie neu ordnen. Das schafft Klarheit. Wir können das vermeintlich Verlorengegangene als Einzelne wiederentdecken und als Gesellschaft beibehalten – ein bisschen langsamer, natürlicher und menschlicher leben.

Das Leben gestalten, Zufriedenheit bauen

Gerade wenn uns die Dinge aus der Hand gleiten, sollten wir sie wieder in die Hand nehmen. Es liegt eine große Macht darin äußerlich unveränderliche, als schwierig empfundene Situationen anzunehmen und das Leben aktiv zu gestalten. Das macht unsere Selbstwirksamkeit sichtbar und uns zufrieden. In der Gesundheitsförderung bezeichnet man dies als „Coping“. Auch wenn zunächst vieles aussichtslos erscheint, kann es besser weitergehen, wenn wir die Weichen neu stellen und mit Freude Neues formen. Wo sich Strukturen aufweichen, können neue entstehen. Jetzt ist die Chance, das Homeoffice zu etablieren und kerosinfreie Kommunikationswege anstelle der Business Class zu etablieren.

Corona und die Chance das große Ganze zu ordnen

Verantwortung für den Unbekannten

Von einem Ort ausgehend hat das Virus binnen weniger Monate alle Ecken der Welt erreicht.

Durch die Zahl der Infizierten und die sich über die Kontinente ausbreitenden roten Punkte der betroffenen Länder macht es die Globalisierung sichtbarer als sie es vielleicht jemals gewesen ist: Wir sind alle miteinander verbunden, auf indirekte Weise miteinander in Kontakt.

Das Virus setzt sich über Grenzen hinweg und zeigt Grenzen auf – in jeglicher Hinsicht: Am Rande der Nationen, für das Verhalten des Einzelnen und für uns als Gesellschaft. Die Bilder der vergangenen Wochen machen deutlich, wie schwer es fällt, die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und Einschränkungen zu akzeptieren. Es dauert bis die Tiefe, der Schweregrad und die Ernsthaftigkeit nicht nur in unseren Köpfen ankommt, sondern auch zu einem anderen Handeln führt.

Selbstkontrolle bedeutet, auf naheliegende Belohnungen zu verzichten und eine größere in der Zukunft liegende Belohnung zu wählen. Abstrakt. Und herausfordernd. Denn der Mensch möchte sich im Jetzt gut fühlen. Noch abstrakter und herausfordernder, wenn dieses sinnvolle, bewusste Handeln obendrein für jemand anderen, nämlich aktuell für die Risikogruppe, die Belohnung verspricht – und nicht unmittelbar für einen selbst. Noch viel abstrakter, wenn es sich dabei um den unbekannten Kaffeebauern am anderen Ende der Welt handelt, für den man seine Kaufentscheidungen hinterfragt. Diese Momente fordern dem Egoismus einiges ab. Sie rücken Nächstenliebe, Umsichtigkeit, das globale Miteinander und eine größere Verbundenheit in den Vordergrund.

Wir sind privilegiert – auch in der Corona-Krise

Das Virus betrifft uns alle und trifft einen jeden doch ganz individuell in der jeweiligen Lebenssituation. Doch eines ist sicher: Es trifft die ärmeren Nationen mit den Menschen, die ihr Land vermutlich nie verlassen haben, am härtesten. Das ist ungerecht. Wo Abstand, Hygiene und medizinische Versorgung kaum gegeben sind, hat das Virus eine noch größere Macht. Keine hundertmilliardenschweren Rettungsschirme, keine Intensivstationen, manchmal nicht einmal Wasser, um sich die Hände zu waschen. Auch wenn hierzulande vieles einzustürzen scheint, leben wir in privilegierten Verhältnissen. Immer. Und auch jetzt. Das sollten wir uns öfter bewusst machen und uns in Dankbarkeit üben.

Es ist an der Zeit aufzuwachen, umzudenken und vor allem: An andere zu denken.

Und es ist Zeit, dass aus dem Denken ein anderes Handeln erwächst. Wir können nicht länger wissen, also hinsehen, und uns dann umdrehen und weggehen als hätten wir nichts gesehen. Wir tragen Verantwortung. Für uns selbst, für unsere Mitmenschen und für den Planeten.

COVID-19: Schlimm für den Menschen und gut für die Erde

Das Virus hat für uns eine Notbremse gezogen, die kein Politiker, kein Aktivist und keine Statistik je hätte auslösen können – und das, obwohl wir seit Jahren über Klimawandel und Umweltschutz reden. Doch solange wir nur reden und wirtschaftliches Wachstum um fast jeden Preis die Richtlinie ist, kann sich nichts verändern.

Das Virus schafft es nun mit ungefragter, rücksichtsloser Wucht und Dynamik als etwas so Kleines die ganze Welt auf den Kopf zu stellen: Geschlossene Geschäfte, leere Straßen, auf dem Boden bleibende Flugzeuge. Wirtschaft, Industrie, Wachstum, Globalisierung hin oder her – das aktuelle Geschehen zeigt auf, dass und wie schnell das moderne Leben einbricht, wenn eines auf dem Spiel steht: Unsere Gesundheit. Sie scheint uns weitaus bedeutender als die der Erde zu sein.

Weckruf und Chance – die letzte?

Der internationale Stillstand zeigt, dass sich die Natur vom Raubbau der Menschen schnell erholt: Weniger Smog über den Industriegebieten von China und Italien, klares Wasser in Venedig, Delphine im Hafenbecken der sardischen Hauptstadt, sich füllende Bergseen, weil das Wasser nicht zu künstlichem Schnee werden muss.

Das macht deutlich: Die positive Seite der Corona-Krise gilt nicht uns. Sie gilt der Erde, der wir zu viel genommen haben. Nun müssen wir unsere Freiheit und unser ökonomisches Wachstum genauso ungefragt hintenanstellen, wie wir der Erde über Jahrhunderte genommen haben.

Vielleicht ist der Stillstand die beste und auch die letzte Chance, um gerade noch rechtzeitig abzubiegen. Dafür müssten wir endlich begreifen, andere Prioritäten setzen und handeln.

Weitsicht

Und jetzt genieße ich die Stille – in der Luft und überall. Ich verliere mich im Blau des Himmels, das nicht von Kondensstreifen durchzogen ist, und vergesse die Zeit, wenn Seehunde nahe am Ufer spielen. Das Leben ist plötzlich so natürlich.

Und natürlich kann es nicht so bleiben. Aber es sollte auch nicht mehr so werden wie es war. Sonst wird es bald für immer anders sein. So viel Weitsicht, Intelligenz und Einsicht sollten wir beweisen. Es gibt etwas Größeres als das Heute und das Morgen; als das Geld und unsere Sorgen – etwas, das wirklich bleibt: die Erde.

Auf ihr sind wir nur für eine kurze Zeit zu Besuch und so sollten wir uns auch verhalten. Wir sollten den Tisch für die decken, die nach uns kommen. Denn alles ist verbunden. Deutlicher kann uns das nicht vor Augen geführt werden.

Den Blickwinkel ändern

Manche Dinge im Leben können wir erst im Rückblick verstehen. Vor allem Zeiten der Krise. Doch Leben ist Veränderung und Krisen beschleunigen sie – aber sie setzen auch Kräfte frei.

Es wird weitergehen. Nur wie? Das ist die große Frage.

Und die große Chance.

Ich wünsche mir, dass wir nicht einfach weitermachen wie zuvor, wenn wir den Tunnel am anderen Ende verlassen, sondern eine bessere und gerechtere Welt gestalten.

Ich wünsche mir, dass wir unsere Prioritäten neu setzen und uns auf das Wesentliche besinnen.

Dass wir demütiger werden und uns ein Stück Entschleunigung, Minimalismus und Nächstenliebe bewahren.

Wenn wir „danach“ bedachter handeln, bewusster leben und nachhaltiger konsumieren, ist es möglich, den aktuellen Zustand nicht als ein Ende anzusehen, sondern als einen gemeinsamen Neuanfang zu begreifen.

Was bedeutet Minimalismus?

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Was bedeutet Minimalismus? Vermutlich für uns alle etwas anderes. Ein paar Gedanken:

Minimalismus bedeutet für mich: Das Leben bewusst zu vereinfachen

Seit der Rückkehr aus Südamerika bedeutet Minimalismus für mich, mein hochkomplexes, stets durchgetaktetes Leben bewusst zu vereinfachen. Nur weil alles möglich ist, muss ich nicht alles Mögliche möglich machen. Es gilt, die unendlichen Optionen willentlich zu begrenzen.
Minimalismus in Zeiten des Überfluss’ bedeutet bewusstes Entsagen und eine Zeit lang nur für die Unerreichbarkeit erreichbar zu sein. Wenn ich schon nicht verreise, dann darf zumindest mein Handy in den Flugmodus.
Bei sich sein – das ist ganz leicht und scheint doch so schwer: Smartphone aus, offline sein, die Tür schließen – und sich dann mal allein in der Welt fühlen. Nicht in Kontakt mit allen, die sich auf dem Globus verteilen und doch mit im Wohnzimmer sitzen.
Nein! Ich will mich mal wieder atmen hören.
Und hören, ob da tief in mir drin noch jemand spricht.

Was bedeutet Minimalismus auf mentaler Ebene?

Minimalismus bedeutet auch, mal zehn Sekunden an nichts zu denken. Einfachheit passiert nicht nur auf materieller Ebene – Minimalismus beginnt im Kopf.
Es gilt, die Stille wieder hören zu lernen und auf die eigene Intuition zu vertrauen. Das haben viele in einer Welt voller Termine und Ratgeber verlernt.
Man denkt immer, das geht nicht. Dabei geht es doch.
Man muss es nur tun:
Sich raus aus dem Strom bewegen und ans Ufer setzen
– erst dann ist man wirklich im Fluss.
Schau doch mal von dort aus zu, wie alle um ihr Leben schwimmen, obwohl das ruhige Ufer so nahe ist.

Was bedeutet Minimalismus? Den Kern des Lebens berühren

Auch bei uns, inmitten des Wohlstands, der so viele spannende Möglichkeiten anspült, hat sich der Kern des Lebens nicht verändert: Das Leben selbst lebt immer noch vom Atmen, von der Liebe, von der Ruhe und der Nahrung.
Also atme, liebe, ruhe und nähre dich gut,
damit dein Körper, dein Geist und deine Seele
noch lange am Ufer sitzen und das Leben bewundern
und es leben können.
Das Leben ist einfach.
Wir sind es, die es komplex machen.
Also lebe es einfach.

Minimalismus ist ein Geschenk an uns selbst

Minimalismus ist das nackte Leben, ein Geschenk an uns. Und wir überlegen viel zu viel, wie wir es anziehen sollen, es schmücken sollen, es füllen sollen, anstatt einfach zu genießen, dass es ist.
Und dass wir sind.
Wir sind.
Meistens ziemlich gesund, meistens ziemlich in Frieden.
Und dass wir alles mitbekommen haben, was wir im Leben brauchen. Und sowieso nichts anderes mitnehmen können, als unsere Erfahrungen und die Liebe, die wir gegeben haben und bekommen durften.

Minimalismus stellt die Frage: Was brauche ich eigentlich wirklich?

All das Gerümpel bleibt eines Tages hier. Wir sollten anfangen zu reduzieren, uns aufs Wesentliche ­konzentrieren und unser Leben aufräumen: Die Wohnung, die Schränke, den Kopf und die beschränkten Gedanken. Und vielleicht noch den Kalender, damit mal wieder Zeit bleibt – für uns oder den Nächsten oder zum Nichtstun.
Schalt mal dein Handy aus.
Schalt mal deinen Kopf aus.
Und komm raus aus dem sich immer schneller drehenden Karussell des Lebens, welches das Leben verpasst.
Verpass dir mal eine Pause.
Atme ein
und
atme aus.
Und überleg dir, was du dann noch brauchst.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Ein einfaches Leben: Zurück zum Wesentlichen

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Ein einfaches Leben zu führen scheint in unserer schnellen, digitalisierten und vollen Welt immer schwieriger zu werden. Auf meiner Reise durch Südamerika im Jahr 2010 bin ich dieser Einfachheit häufig begegnet. Ich fragte mich, ob nur ich durch mein Leben rase, oder ob auch mein Leben an mir vorbeirast und wir beide vielleicht so schnell sind, dass wir uns gar nicht begegnen. Ein paar Gedanken, die mir während einer Busfahrt durch die Anden durch den Kopf gingen:

Ein einfaches Leben

Ein einfaches Leben

Diese Einfachheit fragt beinahe vorwurfsvoll, warum ich so viel mehr benötige als die hier lebenden Menschen besitzen: Eine kleine Hütte aus Holz, eine Küche, ein Bett. Früchte und Gemüse aus dem eigenen Garten und eine Toilette am anderen Ende des Grundstücks. Die Aussicht steht im Kontrast zum kleinen Eigentum – unendliches Terrain. Von wenigen Augen betrachtet, von den betrachtenden Augen bewundert.

Außer Luxus scheint es alles zu geben.
Oder ist vielleicht gerade das der wahre Luxus?

Einfach leben und alles besitzen

Wenig zu haben und doch alles zu besitzen.
Einfach zu leben, aber den Lebenssinn nicht über die Materie zu definieren.
Abgeschieden zu leben, aber das Alleinsein aushalten können.
Leere zu erfahren, aber das Nichts-Tun als Tun empfinden können.
Den Tönen der Welt nicht zu lauschen, aber die innere Stimme zu vernehmen.
Frei zu sein von dem Streben nach Größerem und nicht Teil einer Gesellschaft zu sein, die Angst vor dem Versäumen hat und sich mit ihrem eigens auferlegten Leistungsdruck selbst erdrückt.

Die Dunkelheit nicht einfach durch einen Lichtschalter ausschalten zu können, aber im Einklang mit der Natur zu leben.
Ist das der größere Reichtum?
Das Tor der modernen Welt nur von außen zu betrachten und nicht durch es hindurchzuschreiten?
Bei Blicken in die ruhenden Gesichter am Straßenrand glaube ich, dass ein mittelloses Leben mit immaterieller Fülle wertvoller ist.

Einfach leben in der heutigen Zeit

Ohne E-Mails, die stillschreiend klagen, dass sie schneller beantwortet werden wollen – einzig im Gespräch mit sich selbst.
Keine Bürokratie – aber Träume in die Luft malen.
Kein materieller Überfluss – der Blick ist frei für das Wesentliche.
Kein Haschen nach Wind, kein Verschwenden der Stunden, kein Streben nach immer mehr, immer größer, immer schneller.
Keine endlosen To-Do-Listen, kein Überangebot, kein Zeitdruck.

Einfach sein, um zu Sein.
Einfachsein, um einfach zu Sein.
Ist das dann Langeweile? Sinnlosigkeit? Einsamkeit?
Oder Achtsamkeit, Erfüllung, der Sinn?

Doch was schreibe ich…
Inmitten der Einfachheit versteckt sich vermutlich die Armut, die ich nur von außen erlebe, aber nicht von innen erfahre.
Ich fühle mit, aber ich muss sie nicht spüren.
Ich bin mittendrin und doch nie mehr als eine Zuschauerin.
Wann immer ich möchte, kann ich die Bühne verlassen, denn ihr Labyrinth hält mich nicht gefangen. So ist es mir nicht erlaubt, die Faszination für die Ursprünglichkeit zu romantisieren …

Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch Schlaflos in der Regenzeit

Musik zum Thema: Willy Astor – Einfach sein

Entschleunigen auf Sylt: Der besondere Reiz der kühlen Jahreszeit

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Können wir inmitten der ständigen Erreichbarkeit, Selbstoptimierung und in all den Möglichkeiten überhaupt noch „wirklich abschalten“?
Entschleunigen auf Sylt bedeutet Natur spüren, langsam werden und die eigenen Batterien aufladen. Genau dazu laden die Wintermonate ein. Umgeben von rauer Natur und menschenleerer Strände kann man wunderbar Kraft tanken und die Seele baumeln lassen.

Nebensaion

Früher hieß es, dass Nebensaison ist, sobald man vom Anfang bis zum Ende der Friedrichstraße sehen konnte. Vor rund 25 Jahren wurden die Geschäfte nach dem Windsurf World Cup Anfang Oktober mit Holzbalken verriegelt und winterfest gemacht und die Straßen, Unterkünfte und Restaurants waren wie leergefegt. Die Insel wirkte verlassen, fast wie ausgestorben. Spätestens der November löschte die Assoziationen von August und jener Kontrast machte es nahezu unmöglich, die Erinnerungen an Sommer, Surfen und Spektakel ein halbes Jahr lang lebendig zu halten. Diese Kriterien sind heute nicht mehr gültig.

Entschleunigen auf der fast leeren Insel

Heute erkennt man die Nebensaison zwar noch immer an ihrer Ruhe und Langsamkeit, doch Langeweile und Leerlauf gibt es nicht mehr. Das Inselleben setzt sich fort, läuft jedoch in Zeitlupe und ist mit weniger Akteuren besetzt. Überall wird renoviert und gebaut. Nach der Kurkarte beim Überqueren am Strandübergang fragt keiner mehr, auch bei schlechtem Wetter sind Kino und Sylter Welle nicht überfüllt, und die Mutigen haben die Nordsee ganz für sich allein.

Der Charme der Nebensaison

Abseits von Rummel, Ruhm und Konsum entwickelt die Insel im Winterhalbjahr einen ganz besonderen Charme. Keine Menschenmengen, kein Parkplatzsuchen, keine überfüllten Auto- oder Personenzüge – nur Rückzug bekommt man jetzt überall.

Die Seele baumeln lassen

Hoch fahren, um runterzufahren; Unterwegssein, um anzukommen: Immer mehr Menschen entdecken den Reiz der Nebensaison und lernen die ruhige Seite von Sylt kennen und lieben: Stundenlange Spaziergänge in endloser Weite ohne viele Menschenseelen, die eigene Seele baumeln lassen, sich über einen sanften Strahl der Sonne freuen, der ganz kraftlos dennoch einen nächsten Sommer verspricht.
Tief einatmen, sich die Nase fast an der kalten Luft verbrennen, alles Verbrauchte ausatmen. Kuchen und Tee bei Kerzenschein in einem von unzähligen Cafés, wenn die Sonne im Dezember schon um kurz nach 16 Uhr am Horizont versinkt. All das macht ruhig, entfacht Gemütlichkeit und gewährt eine Langsamkeit, die man sich im Alltag nicht gönnt oder die dieser scheinbar nicht gewährt.

Entschleunigen auf Sylt

Ständige Erreichbarkeit und die Sehnsucht abzuschalten

Es ist ein krasser Kontrast zur Hauptsaison und für viele ein krasser Kontrast zum Alltag, der oftmals von Stress und Reizüberflutung, von Überfluss und Schnelllebigkeit bestimmt wird. Denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der der Einzelne fast immer erreichbar ist. Wir können unsere E-Mails rund um die Uhr und an jedem beliebigen Ort abrufen, wir erhalten in immer kürzeren Abständen immer mehr Informationen aus allen Teilen der Welt. Wir sind vernetzt, verwoben, verstrickt. Doch das schnürt manchmal die Luft zum Atmen ab.

Die Bedeutung der Pause

Das Laufen im Hamsterrad ist längst kein Spaziergang mehr, es ist ein ununterbrochener Dauersprint. Das ermüdet. Das macht uns müde. Wenn wir uns nicht von Zeit zu Zeit Zeiten des Aufatmens und Auftankens schenken, erschöpfen wir unsere Ressourcen. Wie die Natur die Jahreszeiten durchlebt, bedarf auch der Mensch Zeiten des Aufbruchs, der Aktivität, des Rückzugs und der Ruhe. Nur so tankt er Kraft. Nur so gewinnt er Klarheit. Nur so kann er erschaffen, leisten und tun.

Entschleunigen auf Sylt als Regenerationsquelle

Stress gilt heute als Hauptursache vieler Krankheiten. Doch oft ist es gar nicht der Stress selbst, der uns so viel abverlangt – oft entkräften uns die fehlenden Pausen. Nicht, weil es sie nicht geben würde, sondern weil wir sie uns nicht nehmen. Weil wir sie uns mit dem ewigen Tun nehmen. Wenn wir jede vermeintliche Lücke mit dem Smartphone füllen, kommt der Geist nicht zur Ruhe. Dabei braucht unser Gehirn den Leerlauf zum Sortieren, Verarbeiten und Verknüpfen. Kreativität und Leistungskraft entspringen der Muße.

Energie tanken

Sich mal wieder langweilen, in Stille sein, im Nichtstun oder Alleinsein verweilen und es aushalten – all das füllt unseren Akku und schenkt einen Abstand, der den steten Aktionismus, die unerschöpfliche Produktivität und unsere Gewohnheiten hinterfragt.

Abschalten, entspannen und neue Kraft tanken – entschleunigen auf Sylt geht ganz einfach: Die Natur, der Abstand zum Alltag auf dem Festland und die steife Brise machen zuerst müde, dann den Kopf frei und schenken schließlich nachhaltige Erholung.

Leere Strände, lange Spaziergänge

Lässt man die Inselorte hinter sich, hat man die endlosen Sandstrände ab November oft ganz für sich allein. Schietwetter hin oder her, mit der richtigen Kleidung macht das Draußen-Sein immer Spaß.

Schritt für Schritt kann man sich in der Natur und den eigenen Gedanken verlieren. Sie schweifen lassen, ihnen nachhängen, tagträumen, Dinge durchdenken oder den Kopf mal ausschalten – das passiert fast automatisch, je länger man unterwegs ist. Sich einfach auf den Moment, auf das Alleinsein oder Zu-zweit-eine-Zeit-lang-still-sein, einlassen, eröffnet oft ganz neue Perspektiven.

Entschleunigen in der Nebensaison

Naturgewalt erleben

Es ist beeindruckend, die Naturgewalten im Herbst und Winter zu erleben, und spektakulär, dem Tanz der Elemente beizuwohnen. Wie die Luft das Wasser bewegt; wie die Herbststürme das Meer so sehr aufbrausen, bis die Brandung an die Promenade reicht. Wie die Kraft der Nordsee der Insel alljährlich tonnenweise Sand klaut. Mit Sonnencreme, Bikini und Strandkorb hat das nichts zu tun. Die Nebensaison offenbart die raue Seite der Inselnatur: Wild und stürmisch und einen Tag später doch wieder unscheinbar still, lachen Sonne und Meer ganz unschuldig, als wäre auch das Gestern so gewesen. Dann strahlt der Himmel in blau, die Luft ist klar und auf der stillen Wasseroberfläche spiegeln sich außergewöhnliche Wolkenbilder.

Die Vielfalt der Insel

Die Insel hat so viele Gesichter wie Besucher.
Ist stets in Veränderung begriffen.
Immer neu.
Immer anders.
Immer andersartig einzigartig und dabei wunderschön.

Gesundheitsfördernde Brandungsaerosole

Die Spaziergänge am Meer sind in den Wintermonaten besonders reiz-voll. Der Wind und die salzhaltige, kalte Luft regen den Stoffwechsel an, stärken das Immunsystem und aktivieren den Menschen ganzheitlich. Das Gehen direkt an der Wasserkante ist Gesundheitsförderung pur. Hier besteht die Seeluft aus kleinen salzhaltigen Tröpfchen, den Brandungsaerosolen, die beim Brechen der Wellen in der Luft tanzen und die der Wind an den Strand peitscht. Der besonders hohe Gehalt an Salz, Jod, Magnesium und Spurenelementen macht den Heilfaktor des Reizklimas aus.

Entschleunigen auf Sylt inmitten der Natur

Sich dick einpacken und bei Wind und Wetter stundenlang draußen sein, das tut einfach gut. Das Salz auf den Lippen schmeckt jetzt noch viel besser. Die Entgegenkommenden lächeln sich an, nicken stillschweigend und wissen um das gute Gefühl, das sich von innen nach außen oder von außen nach innen verströmt. Den Bürostuhl und die Komfortzone zu verlassen, das macht etwas mit uns. Und unsere innere Natur in Kontakt mit der äußeren Natur zu bringen auch.

Aktivität und Ruhe in Balance halten

Es ist genau diese Mischung von Außen und Innen. Von Draußen-Sein und Rückzug. Von stürmisch rau und behaglich gemütlich, die uns in Balance hält. Sich nach einer Wanderung bei Tee oder Sauna wieder aufwärmen, schlafen oder lesen und das Licht mal so früh ausmachen wie die Sonne, das schenkt uns Kraft. Wir dürfen uns das Nichts-Tun und Nichts-Müssen zugestehen und einfach nur sein. Es ist der ewige Wechsel aus Ebbe und Flut, den die Insel so schön vor Augen führt, den auch wir leben sollten. An jedem einzelnen Tag und eingebettet in den Jahresrhythmus.

Das reizvolle an Sylt in der Nebensaison ist die Reizleere

Wer diese Ruhe sucht, Kraft tanken und der Natur ganz nahe sein möchte, der sollte sich zwischen November und April auf den Weg in den Norden machen und das langsame Tempo der Insel annehmen – entschleunigen. Lediglich an Weihnachten, über den Jahreswechsel und an Biike zieht die Insel für ein paar Tage ihr Sommer-Outfit an und es heißt wieder Schlange stehen, Tische reservieren und in zwei Schichten essen. Danach flacht der Puls wieder ab. Es wird ruhig. In der Zeit von Mitte November bis Mitte Dezember und Mitte Januar bis Mitte Februar am ruhigsten. Da hält die Insel Winterschlaf.

Frühling auf der Insel

Wenn die Tage im Februar spürbar länger werden und die Sonne an Kraft gewinnt, prickelt das Gesicht nach einem Spaziergang an der Wasserkante. Geschützt im Strandkorb sitzend, eingekuschelt mit Decke, Tee und Buch, malt sie den ersten Frühlingsgruß ins Gesicht. Im März erleuchten die ersten Blüten und der Duft von Heide liegt in der salzigen Luft, und spätestens im April wird die Insel schließlich sichtbar für die nächste Saison gerüstet: Die Strandkörbe kommen zurück an ihren Platz auf den weißen Sandstrand, die Holzstege werden ergänzt und fertiggestellt und die Kurkarten-Kontrolleure beziehen die kleinen Häuschen am Strandübergang.

Entschleunigen auf Sylt in den Wintermonaten

Es sind die Sylter Jahreszeiten, Eigenheiten der Insel, die sich in den Jahreszeiten ereignen. Jede Zeit hat ihren Reiz. Das reizvolle an der Nebensaison ist sicher ihre Reizleere. Wer sich eine Pause wünscht und Momente der Langsamkeit sucht, findet sie zwischen November und April auf Sylt. Da kann man die Ruhe, die Naturgewalten und die Langsamkeit genießen und ganz einfach entschleunigen.