Kraftquellen finden und schützen
Kraftquellen zur Priotität machen: Leuchtet eine Warnleuchte im Auto auf, ist es klar, dass wir bald die nächste Werkstatt ansteuern, und wenn der Akku unseres Smartphones fast leer ist, schließen wir es unmittelbar an die nächste Steckdose an. Einen leeren Akku lassen wir meist gar nicht zu.
Nur bei uns selbst übergehen wir diesen Punkt recht schnell. Ist unser Alltag stressig, voller Termine und Verpflichtungen, vernachlässigen wir unsere eigenen Bedürfnisse und Kraftquellen häufig als erstes. Eine Zeit lang stellt das kein Problem dar, doch ist dies ein Dauerzustand, erschöpfen wir über kurz oder lang unsere Ressourcen. Und damit uns selbst.
Die Geschichte vom Holzfäller
Die Geschichte vom Holzfäller bringt auf den Punkt, was passiert, wenn wir unsere persönlichen Kraftquellen vernachlässigen:
Kennst du die Geschichte von dem erschöpften Holzfäller, der seine Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete?
Als ihm jemand vorschlug, zunächst seine Axt zu schärfen, antwortete der Holzfäller:
»Dafür habe ich keine Zeit, ich muss doch Bäume fällen.«

Die unscharfe Axt – der unscharfe Alltag
Ich hatte auch keine Zeit für die Tasse Tee, das verlockende Nichts, geschweige denn für einen Spaziergang ohne Blick auf die Uhr. Ich hetzte weiter durch den Dschungel der Aufgaben und konnte längst nicht mehr klar sehen. Mich nicht, meine Bedürfnisse nicht und alles andere auch nicht. Alles erschien unscharf, weil ich meine Axt viel zu lange nicht gewetzt hatte.
Der ewig unerledigte Punkt meiner To-do-Liste heißt Selbstfürsorge
Meist leidet diese unter den stressigen Phasen als erstes und am stärksten.
Und mal ganz ehrlich:
Wer kennt heute noch stressfreie Zeiten?
Eine Kalenderwoche ohne Termine?
Einen Tag nur für sich?
Eigentlich sägen wir doch die ganze Zeit an irgendwelchen Bäumen herum und merken nicht, dass sie einfach nicht fallen wollen. Weil wir uns nicht fallen lassen, uns viel zu viel gefallen lassen, uns die Zeit für uns nicht nehmen und uns damit das Wichtigste nehmen: Die Möglichkeit zum Kräftesammeln.
Vielleicht ist unsere Welt zu vollgestopft mit unerschöpflichen Aufgaben und verlockenden Chancen?
Vielleicht schenken wir uns aber auch einfach zu wenig Raum für uns selbst.
(Aus meinem Buch „Verlauf dich nicht„)
Persönliche Kraftquellen finden
Was brauche ich, damit es mir gut geht?
Und was nimmt mir Kraft?
Manchmal erlebe ich in meinen Achtsamkeitskursen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zunächst keine Antworten auf diese Fragen haben. Doch sind diese zentral für unser persönliches Wohlbefinden. Erst wenn wir wissen, was für uns persönlich wichtig ist, wo wir Kraft tanken oder Entspannung und Freude finden, können wir diese Kraftquellen bewusst schützen und sie zur Priorität in unserem Alltagsleben machen.
Was füllt deinen Akku?
Das habe ich auf Instagram gefragt. Hier kommt eine Auswahl der Antworten, die ich teils zu Kategorien zusammengefasst habe. Vielen Dank für eure Impulse.
Liste mit möglichen Kraftquellen

- Zeit in der Natur oder im Garten verbringen
- Eine bewusste Pause zwischen Arbeit und Freizeit
- Kreativ sein
- Zeit für sich, mit dem Partner / der Partnerin, der Familie, dem Freundeskreis
- Gedanken in Worte fassen
- Anderen eine Freude bereiten
- Abends etwas kochen für den nächsten Tag
- Meditation und tiefe Atmung
- Gute Begegnungen mit Fremden, die Impulse geben
- Gesellschaftsspiele spielen
- Achtsam eine Tasse Tee oder Kaffee genießen
- Wellness: Massage, Kosmetik, Sauna, ein Bad nehmen
- Stille
- Lesen
- Kultur: Kino-, Konzert-, Museums-, Theaterbesuch
- Frische Luft
- Mit Kindern spielen
- Bewegung
- Musik
- Die Sonne genießen
- Schlafen
- Urlaub machen, oder den nächsten Urlaub planen
- Offline sein
- ...
Kraftquellen sind wichtige Anker im Alltag
Für unsere Kraftquellen sollten wir regelmäßig kleine Lücken im Kalender und Pausen im Alltag lassen. Hilfreich ist es, unsere persönlichen Vorhaben, privaten Verabredungen und Hobbys wie einen regulären Termin in den Kalender einzutragen – auch Zeiten des Nichtstuns oder Zeit, die man allein verbringen möchte. Ist ein Zeitfenster bereits vergeben, dann besetzen wir es nicht leichtfertig mit etwas anderem.
Letztlich nähren wir uns aus einer Vielzahl verschiedener Elemente. Deshalb sollten wir all unseren Lebensbereichen Aufmerksamkeit schenken. Nimmt beispielsweise die Arbeit oder die Pflege von Angehörigen einen zu großen Raum ein, ist es klar, dass auf der anderen Seite weniger Zeit für die Familie oder Hobbys bleibt.
In Balance leben
Manchmal ist einem selbst die konkrete Ursache für ein Gefühl von Erschöpfung oder persönlicher Unzufriedenheit nicht bewusst. Wenn Anforderungen und Kraftquellen in einem ungünstigen Verhältnis stehen und wir unseren Kraftquellen mehr Zeit einräumen, können bereits kleine Veränderungen große Wirkungen erzielen.
Stecken größere Strukturen und Konstrukte hinter der fehlenden inneren und äußeren Balance, lohnt sich die echte Auseinandersetzung mit der persönlichen Situation. Wenn wir Zeit- und Energieräuber erkennen, individuelle Stressauslöser sowie eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele definieren, gewinnen wir Klarheit und können das Leben selbstbestimmt ausrichten. Das machen wir in meinem Achtsamkeitskurs auf Sylt.
Und was füllt deinen Akku?
2 Kommentare
So ist es bei uns. Um meine Mutter zu entlasten, sodass sie wieder mehr in ihrer eigenen Energie sein kann, kommt jetzt ein professioneller Pflegedienst für Senioren und eigentlich sind damit alle zufriedener – wenn auch nicht von Anfang an. Aber es nützt jedem mehr, wenn die lieben Menschen um einen herum selbst erfüllt sind, denn dann gibt es mehr zu geben! Danke für diesen tollen Beitrag und die ganzen wertvollen Tipps! Eine wunderschöne Geschichte!
Vielen Dank für deine Gedanken, liebe Anna.