Die Geschichte vom Holzfäller und über persönliche Kraftquellen

Kurzgeschichten zum Nachdenken

Kraftquellen finden und schützen

Kraftquellen zur Priotität machen: Leuchtet eine Warnleuchte im Auto auf, ist es klar, dass wir bald die nächste Werkstatt ansteuern, und wenn der Akku unseres Smartphones fast leer ist, schließen wir es unmittelbar an die nächste Steckdose an. Einen leeren Akku lassen wir meist gar nicht zu.

Nur bei uns selbst übergehen wir diesen Punkt recht schnell. Ist unser Alltag stressig, voller Termine und Verpflichtungen, vernachlässigen wir unsere eigenen Bedürfnisse und Kraftquellen häufig als erstes. Eine Zeit lang stellt das kein Problem dar, doch ist dies ein Dauerzustand, erschöpfen wir über kurz oder lang unsere Ressourcen. Und damit uns selbst.

Die Geschichte vom Holzfäller

Die Geschichte vom Holzfäller bringt auf den Punkt, was passiert, wenn wir unsere persönlichen Kraftquellen vernachlässigen:

Kennst du die Geschichte von dem erschöpften Holzfäller, der seine Zeit und Kraft verschwendete, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete?

Als ihm jemand vorschlug, zunächst seine Axt zu schärfen, antwortete der Holzfäller:

»Dafür habe ich keine Zeit, ich muss doch Bäume fällen.«

Kraftquellen und die Geschichte vom Holzfäller

Die unscharfe Axt – der unscharfe Alltag

Ich hatte auch keine Zeit für die Tasse Tee, das verlockende Nichts, geschweige denn für einen Spaziergang ohne Blick auf die Uhr. Ich hetzte weiter durch den Dschungel der Aufgaben und konnte längst nicht mehr klar sehen. Mich nicht, meine Bedürfnisse nicht und alles andere auch nicht. Alles erschien unscharf, weil ich meine Axt viel zu lange nicht gewetzt hatte.

Der ewig unerledigte Punkt meiner To-do-Liste heißt Selbstfürsorge

Meist leidet diese unter den stressigen Phasen als erstes und am stärksten.
Und mal ganz ehrlich:
Wer kennt heute noch stressfreie Zeiten?
Eine Kalenderwoche ohne Termine?
Einen Tag nur für sich?
Eigentlich sägen wir doch die ganze Zeit an irgend­welchen­ Bäumen herum und merken nicht, dass sie einfach nicht fallen wollen. Weil wir uns nicht fallen lassen, uns viel zu viel gefallen lassen, uns die Zeit für uns nicht nehmen und uns damit das Wichtigste nehmen: Die Möglichkeit zum Kräftesammeln.

Vielleicht ist unsere Welt zu vollgestopft mit unerschöpflichen Aufgaben und verlockenden Chancen?
Vielleicht schenken wir uns aber auch einfach zu wenig Raum für uns selbst.

(Aus meinem Buch „Verlauf dich nicht„)

Persönliche Kraftquellen finden

Was brauche ich, damit es mir gut geht?
Und was nimmt mir Kraft?

Manchmal erlebe ich in meinen Achtsamkeitskursen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zunächst keine Antworten auf diese Fragen haben. Doch sind diese zentral für unser persönliches Wohlbefinden. Erst wenn wir wissen, was für uns persönlich wichtig ist, wo wir Kraft tanken oder Entspannung und Freude finden, können wir diese Kraftquellen bewusst schützen und sie zur Priorität in unserem Alltagsleben machen.

Was füllt deinen Akku?

Das habe ich auf Instagram gefragt. Hier kommt eine Auswahl der Antworten, die ich teils zu Kategorien zusammengefasst habe. Vielen Dank für eure Impulse.

Liste mit möglichen Kraftquellen

kraftquellen

Kraftquellen sind wichtige Anker im Alltag

Für unsere Kraftquellen sollten wir regelmäßig kleine Lücken im Kalender und Pausen im Alltag lassen. Hilfreich ist es, unsere persönlichen Vorhaben, privaten Verabredungen und Hobbys wie einen regulären Termin in den Kalender einzutragen – auch Zeiten des Nichtstuns oder Zeit, die man allein verbringen möchte. Ist ein Zeitfenster bereits vergeben, dann besetzen wir es nicht leichtfertig mit etwas anderem.

Letztlich nähren wir uns aus einer Vielzahl verschiedener Elemente. Deshalb sollten wir all unseren Lebensbereichen Aufmerksamkeit schenken. Nimmt beispielsweise die Arbeit oder die Pflege von Angehörigen einen zu großen Raum ein, ist es klar, dass auf der anderen Seite weniger Zeit für die Familie oder Hobbys bleibt.

In Balance leben

Manchmal ist einem selbst die konkrete Ursache für ein Gefühl von Erschöpfung oder persönlicher Unzufriedenheit nicht bewusst. Wenn Anforderungen und Kraftquellen in einem ungünstigen Verhältnis stehen und wir unseren Kraftquellen mehr Zeit einräumen, können bereits kleine Veränderungen große Wirkungen erzielen.

Stecken größere Strukturen und Konstrukte hinter der fehlenden inneren und äußeren Balance, lohnt sich die echte Auseinandersetzung mit der persönlichen Situation. Wenn wir Zeit- und Energieräuber erkennen, individuelle Stressauslöser sowie eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele definieren, gewinnen wir Klarheit und können das Leben selbstbestimmt ausrichten. Das machen wir in meinem Achtsamkeitskurs auf Sylt.

Und was füllt deinen Akku?

Minimalistisch leben – 10 Fragen an Verena Schürmann

verena schürmann-minimalistisch leben

Minimalistisch leben: Seit acht Jahren führen Verena Schürmann und ihre Familie ein Leben, das sehr minimalistisch und nachhaltig ausgerichtet ist. Auf ihren Kanälen und in diesem Interview inspiriert sie mit Einblicken in ihre minimalistische Lebensweise und macht Mut, das eigene Leben zu vereinfachen. Viel Freude beim Lesen und herzlichen Dank für deine Zeit und Gedanken, liebe Verena.

Übersicht

Liebe Verena, stell dich in drei Sätzen vor: Wer bist du, was machst du und was treibt dich an?

Hallo zusammen! Mein Name ist Verena Schürmann (41), ich bin Buchautorin, YouTuberin und Content Creatorin. Seit acht Jahren ist der Minimalismus Teil unseres Lebens als Familie und hat so einiges für uns zum Positiven verändert. Die Leichtigkeit des minimalistischen Lebens möchte ich an andere Menschen weitergeben und dabei gleichzeitig mit Klischees aufräumen.

Persönliche Definition von Minimalismus

Auf Instagram schreibst du „Minimalismus ist mehr als nur Ausmisten!“
Was ist Minimalismus für dich?

Minimalismus bedeutet für mich nicht nur Ausmisten, weil einfach so viel mehr dahinter steckt. Es ist die Reduzierung auf das Wesentliche, bewusster Konsum, Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben wie Familie, Freunde und Hobbys, Achtsamkeit mit sich, der Natur und Umwelt. Was macht mich glücklich? Was brauche ich zum Leben?

Minimalistisch leben: Vorteile

Was ist deine Motivation für eine minimalistische Lebensweise und was gibt dir diese zurück?

Meine Motivation ist, dass ich mich um weniger Dinge kümmern muss, mehr Zeit, mehr Geld, mehr Platz, weniger Ablenkung und mehr innere Ruhe dadurch gewinne. Was soll ich sagen, ich wurde vom minimalistischen Leben nicht enttäuscht! Gerade den Faktor Zeit haben wir als Familie sehr stark zu spüren bekommen, bereits nachdem anfangs nur der Keller leer war. Wir konnten es selbst erst nicht glauben, wieviel Zeit doch ungenutzter Kram in Anspruch nimmt.

 

Was darf bleiben?

Gibt es materielle Dinge, die du nicht aussortieren würdest, und wenn ja, warum nicht?

Eigentlich nicht. Materielle Dinge bedeuten mir nicht mehr so viel wie früher. Natürlich mag ich gewisse Sachen, eigentlich alles von dem was wir noch haben. Schließlich trägt es für mich zum Wohlbefinden bei, Dinge um sich zu haben die man gerne mag. Alles andere kommt uns nicht mehr ins Haus oder wurde aussortiert. Man muss sich nicht mit Plan B zufrieden geben, habe ich gelernt. Plan A dauert nur manchmal etwas länger oder erledigt sich irgendwann von selbst. Was ich mitnehmen würde, wenn es brennt, wäre ein Ring meiner verstorbenen Mutter, ein besonderes Erbstück.

Minimalistisch Leben: Der Einstieg

Wo und wie fängt man am besten an, wenn einen der Überfluss, die vollen Schubladen oder die Kisten im Keller überfordern?

Erstmal nicht zu viel vornehmen! Druck und Stress sind da ganz fehl am Platz beim Aussortieren. Wenn die Motivation und genügend Zeit vorhanden sind, dann einfach anfangen! Am besten mit einem kleinen Bereich wie einer Schublade, wo keine emotionalen Dinge lagern. Manchen Menschen fällt auch das Ausmisten im Kleiderschrank leicht, jemand anderem vielleicht eher die Kosmetik. Wenn die Motivation fehlt, nach Gleichgesinnten suchen. Auf Social Media gibt zum Beispiel oft Ausmist-Challenges, bei denen man kostenlos mitmachen und sich austauschen kann.

Der gute Beitrag eines minimalistischen Lebens

Minimalismus, bewusster Konsum und Nachhaltigkeit hängen untrennbar zusammen – was können wir tun, um durch das eigene Handeln einen Beitrag für eine gute Gesellschaft zu leisten?

Der wichtigste Punkt ist wohl, dass man sich vor jedem neuen Kauf die Frage stellt: Brauche ich das WIRKLICH? In den meisten Fällen finden wir die Sachen einfach nur schön, wollen uns vielleicht an einem schlechten Tag damit trösten oder glauben an ein Schnäppchen. Weniger Konsum bedeutet, weniger Ressourcen zu verbrauchen, somit die Umwelt weniger zu belasten durch Rohstoffab- und Anbau, Verarbeitung, Herstellung, Lagerung und Versand der Produkte.
Niemand ist perfekt und es gibt keine perfekte nachhaltige Lebensweise. Aber wenn nur jeder von uns kleine Schritte im eigenen Tempo in die richtige Richtung geht, können wir zusammen viel erreichen! Das fängt mit dem eigenen Einkaufsbeutel an, weniger Plastikkonsum, weniger unnötige Dinge kaufen, mehr mit dem Rad fahren oder auf Secondhand zurückgreifen. 

 

Minimalistisch leben mit Routinen

Gute Gewohnheiten sind der Schlüssel, um unsere Wünsche und Ziele zu realisieren.
Gibt es eine Routine, die du täglich praktizierst, um die innere und äußere Klarheit zu bewahren?

Auf jeden Fall mein Tee am Morgen, am liebsten im Garten, für den ich mir viel Zeit nehme um entspannt in den Tag zu starten. Danach geht es mit äußerem Aufräumen weiter wie Staubsaugen und Wäsche waschen, bevor ich mich an die Arbeit setze. Mittags mache ich eigentlich immer eine kleine Meditation, um auch im Inneren aufzuräumen. Sport gehört für mich auf jeden Fall dazu, um abzuschalten und neue Energie zu tanken. Die Spaziergänge mit unserer Hündin sind ebenfalls kleine Auszeiten im Alltag, die ich sehr bewusst genieße.

Inspirationsquelle

Ein gutes Buch, ein spannender Podcast, ein bleibendes Zitat, ein Lieblingslied – es gibt viele Inspirationsquellen.
Was inspiriert dich und wie bewahrst du es auf?

Meine Inspirationen bewahre ich nicht zu Hause auf, sondern in der örtlichen Bücherei. Bücher können so viel bewirken, zum Nachdenken anregen und die Augen öffnen für Sachen, denen man sich vielleicht vorher nicht bewusst war. Man lernt immer wieder dazu und die Inspirationsquellen in Büchern sind einfach unerschöpflich.

Minimalistisch leben: Tipps

Deine besten Tipps für ein minimalistisches Leben:

Einfach anfangen! Es gibt kein richtig und kein falsch, keine Regeln oder strenge Kriterien, um minimalistischer zu leben. Viele Menschen scheuen sich, genau wie beim Thema Nachhaltigkeit, einfach anzufangen. Jedes ausgemistete Teil verschafft mehr Platz, mehr Zeit und mehr Übersicht. Jedes Teil, was nicht gekauft wird, spart Ressourcen und Geld. Also, fangt einfach an! Überlegt euch bei jedem Kauf, ob ihr es wirklich bracht. Mistet heute die erste Schublade aus, für mehr Übersicht und Klarheit, auch im Kopf. Hört auf euer Bauchgefühl und geht in eurem Tempo, dann steht einem minimalistischerem Leben nichts mehr im Weg.

Gutes Netzwerk

Liebe Verena, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst.
Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchten, wo finden sie dich?

Sehr gerne liebe Johanna und vielen Dank für die tollen Fragen, es hat viel Spaß gemacht!
Ihr findet mich bei Instagram und YouTube unter: minimalistic.verena 
Dort ist auch mein Buch „Man nennt uns Minimalisten“ über meinen ganz persönlichen Weg zum Minimalismus verlinkt.
Schaut gerne mal vorbei, ich freue mich auf euch!

 

Verena Schürmann

Verena Schürmann ist 41 Jahre alt, Buchautorin und  inspiriert auf ihren Kanälen mit Einblicken in ihr minimalistisches Leben, räumt mit Minimalismus Klischees auf, erzählt ihre persönliche Geschichte, gibt Tipps und macht Mut, das eigene Leben zu vereinfachen. Bereits vor acht Jahren sind der Minimalismus und das Thema Nachhaltigkeit in ihr Familienleben eingezogen und haben so einiges verändert.

verena schürmann-minimalistisch leben

Bewusster leben durch achtsames Schreiben – Gastbeitrag von Franziska Hülshoff

Achtsames Schreiben - Franziska Hülshoff

Achtsames Schreiben ist eine gute Möglichkeit, um unsere Gedanken und Gefühle ins Bewusstsein zu holen. Handschriftlich breiten wir unser Inneres auf Papier aus und können Klarheit finden.

Von innen nach außen

Wenn wir achtsamer leben wollen, passiert es schnell, dass wir uns in Ideen und äußeren Konzepten verlieren, von denen wir glauben, dass sie uns zu einem achtsamen Menschen machen. Wir haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie ein ‚achtsamer Mensch‘ aussehen und sich verhalten sollte, und geben uns Mühe, dieser nachzukommen. Doch bedeutet ein achtsames Leben nicht, bestimmte äußere Vorgaben zu erfüllen. Vielmehr gestalten wir unser bewusstes Leben von innen heraus.

Achtsames Schreiben zur Innenschau

Handschriftliches Schreiben kann eine wertvolle Begleiterin dabei sein, in unsere Innenwelt einzutauchen. Daher ist es das Kernelement eines Rituals, das ich ‚achtsam schreiben‘ nennen möchte und für das ich online in meinen ‚achtsamen Schreibritualen‘ einen Rahmen anbiete. Beim achtsamen Schreiben geht es nicht darum, besonders kunstvoll und ästhetisch ansprechend zu schreiben. Mit dem Stift in der Hand breiten wir unser Inneres auf dem Papier vor uns aus, schreiben automatisch das heraus, was sich jetzt gerade zeigen, was sichtbar werden möchte. Dadurch halten wir uns schreibend selbst einen Spiegel vor. Wir schreiben in ganzen Sätzen und ohne viel zu überlegen oder den Stift lange abzusetzen.

Mit dem Stift in der Hand

Dabei ist es wichtig, dass wir mit der Hand schreiben, da es eine viel tiefere Erfahrung für uns ist, als am Computer zu tippen. Mit der Hand schreiben wir langsamer, werden angehalten, aus dem Alltagsstress auszusteigen, aufmerksam zu werden und zur Ruhe zu kommen. Jeder Buchstabe will geformt werden und kann nicht mit einer immergleichen, kurzen Berührung entstehen. Mehrere unserer Sinne werden intensiv beansprucht, sodass wir bewusst mit uns in Kontakt kommen.

Achtsames Schreiben als Anker

Indem wir achtsam schreiben, holen wir unsere Gedanken und Gefühle ins Bewusstsein. Wir schenken ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, anstatt sie wegzudrücken, wie wir es häufig im Alltag tun. Gerade in herausfordernden Zeiten kann achtsames Schreiben ein Anker sein, der uns dabei hilft, unsere Gedanken zu ordnen, unsere Gefühle darunter hervortreten zu lassen ~ und so zu fühlen, was gefühlt werden möchte. Diese achtsame Innenschau schenkt uns Klarheit. Unsere Handlungen im Außen werden klarer und bewusster, da wir weniger in Gedankenstrudeln oder denselben automatischen Mustern steckenbleiben.

Achtsames Schreiben hilft uns dabei, zu bewussteren Menschen zu werden ~ und zwar von innen nach außen. Nur so können wir langfristig in die Veränderung gehen, kommen zurück zu uns und in Verbindung mit der wundervollen Erde, die wir unser Zuhause nennen dürfen.

Diesen feinfühligen Ansatz gibt Franziska Hülshoff in achtsamen Schreibritualen online weiter. Wenn du das achtsame Schreiben ausprobieren möchtest, schau gerne mal bei ihren achtsamen Schreibritualen online vorbei, wo sie Meditation und Schreiben verbindet. Du kannst dich für ihre „mindful mails“ eintragen und erhältst wöchentlich liebevoll und aktuell verfasste achtsame Inspirationen sowie Infos zu aktuellen Terminen. Zur Begrüßung wartet eine von Franziska geführte Meditation am Meer auf dich!

Franziska Hülshoff hat seit 2018 eine zweite Heimat im Südwesten Portugals auf dem Land gefunden und arbeitet online als Autorin und Lektorin im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten am Meer beim Surfen oder Spazierengehen. Ihren Entwicklungsroman ,Mehrweh‘ hat sie im Herbst 2020 als Selfpublisherin veröffentlicht.
https://franziska-huelshoff.de/

Achtames Schreiben - Franziska Hülshoff

Was bedeutet Vertrauen? 10 Fragen an Autor Stefan Goedecke

Stefan Goedecke Was bedeutet Vertrauen

Was bedeutet Vertrauen? Zu dieser Frage teilt Stefan im Interview viele wertvolle Gedanken. Er hat ein berührendes Buch mit einer wundervollen Botschaft geschrieben, die uns in dieser herausfordernden Zeit gut tut und über die wir uns im Interview austauschen. Sein Buch heißt wie die Botschaft selbst: „Alles wird gut“.

Übersicht

Was bedeutet Vertrauen?

Was bedeutet Vertrauen für dich persönlich?

Stefan: Für mich ist es eine der wesentlichen Fragen, eine, die wir uns immer und immer wieder stellen werden: Kann ich mir, kann ich meinem Leben vertrauen? Denn viele von uns haben auf der Reise durch ihr Leben vergessen daran zu glauben: An sich selbst, an die Kraft, die uns selbst innewohnt. An das Leben, dem wir alle vertrauen dürfen.
Auf seinem Weg durch das Leben braucht jeder Mensch diese wichtigen Momente, aus denen er Kraft schöpfen kann, diese typischen „Alles wird gut“ – Momente.
Denn erst die Erkenntnis, dass – egal wie groß oder klein eine Herausforderung auch ist – doch irgendwie und irgendwann alles gut wird, lässt uns in uns vertrauen.

Zweifeln und vertrauen

Diesen Momenten eilen unsere Zweifel voraus, Momente, in denen wir mehr Fragen als Antworten vom Leben erhalten. Ob das nun bei mir eine „5“ in Deutsch in der 6. Klasse oder die erste Liebe war, die so schnell verglühte, dass sie gar nicht richtig zu leuchten anfangen konnte: In diesen Augenblicken zweifeln wir an uns, wir glauben, nicht mehr weiterzukommen. Auf gar keinen Fall. Niemals. Und doch ging es weiter. Auch für mich. Irgendwie und vor allem auch: Irgendwie schön.
Daraus habe ich die letztlich die Kraft geschöpft, meinen Weg weiterzugehen, eins mit mir zu sein und dem Leben zu vertrauen. Das Vertrauen in uns selbst ist für mich die Balance zwischen den Herausforderungen und Lösungen in unserem Leben.

Alles wird gut

Seit kurzem kann man dein Buch „Alles wird gut“ bestellen. Schon der Titel weckt so viel Hoffnung und Vertrauen.
Nimm uns kurz mit: Wie bist du zu der Idee der Geschichte gekommen?

Stefan: Die Worte „Alles wird gut“ sind für mich eine meiner prägendsten Kindheitserfahrungen: Immer, wenn mal wieder etwas „schief gegangen“ ist, konnte ich darauf vertrauen, dass mich meine Mutter in den Arm nahm, durch meine Haare strubbelte, und mir genau dieses Versprechen gab. Für mich waren diese Worte dabei stets der Beginn eines neuen Anfangs. Ich trage diese Worte in meinem Herzen und bin sehr dankbar für dafür, dass ich sie dort bewahren kann. Und mit meinem Buch habe ich sie zum Leben erweckt.

Wovon handelt dein Buch, Stefan?

Stefan: „Alles wird gut“ ist eine leise Erzählung über den Kreislauf des Lebens, eine, die wir in Teilen so bestimmt schon alle einmal gefühlt oder sogar erlebt haben. Wir entdecken in dieser Geschichte gemeinsam mit der kleinen Mia und ihrer Großmutter das ganz große Leben in einem kleinen, kurzen Frühling. Gemeinsam mit den Heldinnen des Buches begeben wir uns auf die Suche nach den Geheimnissen des Lebens. Die Erzählung ist ein Ticket für eine Reise zurück in unsere Kindheit, in der die Worte „Alles wird gut“ noch so wunderbar selbstverständlich waren. Mein Buch kann der Ort sein, an dem du und ich uns wieder an diese wundervolle Leichtigkeit erinnern können.

Die Bedeutung von Vertrauen

Warum ist Vertrauen so wichtig?

Stefan: Vertrauen ist der Anfang von allem. Wir werden in diese Welt geboren und dürfen uns darauf verlassen, dass uns unsere Eltern in Liebe empfangen. Dieses Ur-Vertrauen ist das Wichtigste, das wir in unserem Leben geschenkt bekommen. Es prägt unser ganzes Leben. Wir brauchen dieses Vertrauen. Denn unser Leben hält nicht nur die schönen Dinge für uns bereit, wir werden im Laufe unserer Zeit hier auch Dinge sehen und erfahren, die wir uns lieber erspart hätten. Wir lernen Menschen kennen, denen wir lieber nicht begegnet wären. Doch das können wir uns zu einem großen Teil nicht aussuchen.

Ohne Vertrauen in uns, verlieren wir uns selbst

Die Wahrheit ist: Es wird immer wieder Situationen geben, in denen wir in Frage stellen werden, ob wirklich alles gut werden wird. Das ist das Leben. Wenn wir dann den Glauben an uns selbst verlieren, weil unser Vertrauen irgendwann „alle“ ist, verlieren wir uns selbst. Und genau deshalb tut es uns gut, wenn wir auch als erwachsene Menschen immer wieder die Kraft der drei Worte „Alles wird gut“ in uns spüren können. Durch eine Umarmung unserer Eltern, für die wir immer Kind bleiben dürfen, ein Gespräch mit guten Freunden und – das ist mir besonders wichtig – in uns selbst.

Uns selbst vertrauen

Diese tiefe Überzeugung, dass alles gut wird, ist wie ein innerliches Aufatmen.
Wie können wir lernen, uns selbst zu vertrauen, wenn wir das Vertrauen in uns und unsere Kraft verloren haben?

Stefan: Wir können nicht verlieren, was zu uns gehört, Johanna. Ich weiß, dass wir alle tief in uns wissen, dass wir uns und unserer Kraft vertrauen dürfen. Es ist nur so, dass wir genau das auf dem langen Weg durch unser Leben viel zu oft vergessen. Es geht nicht darum, etwas neu zu erlernen oder etwas zu suchen, das wir glauben verloren zu haben. Es geht darum, dass wir uns wieder an diese Kraft in uns erinnern können.

Wenn das Vertrauen in uns gefangen ist

Das fällt uns oft schwer, denn es gibt so viele Dinge im Leben, die uns zweifeln lassen. Und manchmal, wenn es zu viele dieser Dinge gibt, sperrt der Kopf unsere Kraft, unser Vertrauen ins Leben in unserem Herzen ein und wirft den Schlüssel weg. Weil wir gekränkt worden sind, weil wir Leid erfuhren, Schmerz. Doch die Kraft in uns bewegt uns weiter. Sie ist nicht einfach weg, nur weil wir sie weggeschlossen haben. Sie rennt gegen ihre Wände an, bis sie letztlich ihr goldenes Gefängnis sprengt. Und auch das kann oft sehr schmerzhaft sein. Deswegen hilft in unserem Alltag schon, immer einmal seinen Blick auf die schönen Dinge im Leben zu richten. Und manchmal wirkt diese eine kleine Änderung in unserem Fokus schon wahre Wunder in diesem immerwährenden Streit zwischen Kopf und Herz.

Anderen und auf eine gute Entwicklung vertrauen

Das Leben ist nur teilweise planbar – das macht die aktuelle Zeit sehr deutlich. Im Außen wackelt es, sodass man kaum etwas planen kann und wir als globale Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen.
Was kann uns in dieser Zeit Hoffnung schenken?
Und wie schaffen wir es darauf zu vertrauen, dass sich die Dinge zum Guten entwickeln?

Stefan: Weißt du, Johanna, das Leben passiert einfach. Wir haben ein paar Stellschrauben, an denen wir drehen können, während wir hier sind. Doch das alles wird uns keine absolute Kontrolle geben, über das, was uns hier erwartet. Auch wenn wir uns noch so sehr nach dieser Gewissheit sehnen. Und so kann uns etwas in diesem Leben gegeben, aber auch wieder genommen werden, ohne dass wir darum gebeten haben, ohne dass wir es wollten. Das kann, das wird manchmal sehr weh tun. Doch manche Dinge müssen auch erst gehen, sozusagen Platz machen, damit an ihre Stelle etwas Neues tritt, das ein dann ein wichtiger, ein neuer Teil deines Lebens sein kann.

Was bedeutet Vertrauen? Loslassen

In meinem Buch muss der Kirschbaum so oft loslassen: Die Knospen, die Blüten, die Kirschen, die Blätter. Immer und immer wieder. Doch ohne, dass er das eine loslässt, kann das andere nicht sein. Ohne dass die Blüte geht, kann sich die Kirsche nicht entwickeln. Alles hat in diesem Leben seinen Sinn. Das ist wohl eine der wichtigsten Lektionen, die uns unser Leben lehrt. Und es ist gleichzeitig eine der schwierigsten und oft auch schmerzvollsten. Denn um sie zu lernen, um das „gute Ende“ erfahren zu dürfen, brauchen wir Geduld, manchmal auch sehr viel Geduld.

Die Natur lehrt uns Geduld

Das fällt mir persönlich sehr schwer und auch ich muss immer wieder einen Blick auf einen Kirschbaum werfen, der trotz allem oder deswegen auch jetzt in diesem Frühjahr wieder Blüten austreibt und Kirschen tragen wird. Der Kirschbaum, der das gut macht. So wie wir auch, wenn wir uns die Zeit dazu geben. Ich denke, ab und zu brauchen wir nur einen Menschen, der uns das wieder in Erinnerung ruft. Der uns in den Arm nimmt und uns sagt, dass alles gut werden wird, Hoffnung gibt und Trost spendet. Mein Buch kann diese Umarmung nicht ersetzen, aber meine Erzählung kann für die Seele wie ein kleines Lagerfeuer sein, an dem sie sich in kalten Zeiten wärmen kann. Vielleicht ist deshalb ist die Botschaft des Buches gerade jetzt so wichtig.

Was bedeutet Vertrauen für dich?
Verrat es uns in den Kommentaren.

Eigenverantwortung und Vertrauen

In welchen Bereichen müssen wir selbst etwas dafür tun, dass alles gut wird, oder – um in der Metapher deines Buches zu bleiben: Bringt ein Kirschbaum ohnehin Kirschen hervor – und es kommt sowieso so, wie es kommen soll?

Stefan: Natürlich können und sollten wir in unserem Leben selbst etwas dafür tun, dass alles gut wird. Schließlich brauchen wir uns nicht darüber beklagen, im Regen nass zu werden, wenn wir den Schirm oder die passende Kleidung dafür zu Hause lassen. Nur wenn wir Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen, können wir auch die vielen Chancen, die uns unser Leben bietet, wahrnehmen, es auskosten und annehmen. Und dazu müssen wir vor allem eines: Selbst Entscheidungen treffen.

Entscheidungen treffen und in unsere Kraft vertrauen

Und mit unseren Entscheidungen können und werden wir in unserem Leben selbst etwas bewegen, gerne auch viel bewegen. Denn das Leben zu genießen bedeutet auch, Risiken einzugehen, Neues zu wagen. Einmal Riesenrad fahren. Eine neue Partnerschaft. Tauchen gehen. Der Start in die Selbstständigkeit. In diesen Situationen brauchen wir beides: Das Vertrauen in unsere Kraft, aber auch unsere Entscheidung, dass wir uns dieser neuen Situation stellen wollen und unsere Kraft dafür einsetzen möchten. Dann werden Herz und Kopf zu einem großartigen Team, dass kleine Wunder erschaffen kann.

Was bedeutet Vertrauen für die Ewigkeit

In deinem Buch beschreibst du den größeren Kreislauf des Lebens. Kannst du uns in ein paar Sätzen erzählen, was du damit meinst und uns etwas Hoffnung und Vertrauen vermitteln, dass wir mit unseren Liebsten länger miteinander verbunden sind als hier auf Erden zu Lebzeiten?

Stefan: Ach, das ist ein großer Wunsch von mir, vielleicht sogar der Wunsch aller Menschen. Von Anbeginn der Zeit suchen wir zu ergründen, was vielleicht noch vor uns liegt, wenn wir uns von dieser Welt verabschieden. Diese Suche ist die Triebfeder der Weltreligionen ebenso wie die der modernen Spiritualität. Bücher sind die Welt, in der diese Wünsche das Träumen lernen und diese Träume lebendig werden können. Wo, wenn nicht hier?

Verbundenheit der Herzen

Ich glaube, die meisten von uns fühlten in sich schon einmal den schmerzlichen Verlust eines geliebten Menschen. Eines Menschen, der so lange Teil ihres Lebens war, dass wir am Frühstückstisch manches Mal seine Frage nach dem Akazienhonig fast hören können. Ich denke, wir fühlen diese Verbundenheit in unserem Herzen, weit über sein Leben hier hinaus. Wir erinnern uns an viele wundervolle Geschichten mit diesem Menschen, manchmal öfter, manchmal auch ganz lange gar nicht. Je nachdem. Doch darum geht es nicht. Es geht nicht um das „wie oft“, es geht um das „ob“.

Was bedeutet Vertrauen? Dass immer etwas bleibt.

Ich selbst habe vor zwanzig Jahren meinen Opa verloren, zu dem ich eine sehr innige, freundschaftliche Beziehung hatte. Manchmal weine ich noch heute, wenn sich in meinem Herzen wieder zu viele Tränen über diesen Verlust angestaut haben. Ich denke dann ein wenig oder auch ein wenig mehr über unsere gemeinsame Zeit hier nach, einfach so für mich, weil ich darüber ein wenig weiterträumen möchte, weil mir das gut tut.

In diesen Situationen, so steht es auch in meinem Buch, suche ich in meinem Herzen nach ihm. Dort habe ich ihn immer gefunden und werde ihn auch immer finden. Das kann mir keine Zeit nehmen. Und deshalb ja, ich glaube, dass auch im Gehen immer etwas bleibt. Nichts geht wirklich ganz. Diesen Gedanken mag ich sehr, vielleicht auch deshalb, weil auch ich immer älter und damit demütiger werde. Vielleicht aber auch, weil ich es mir einfach nur so sehr wünsche. Und es ist ja wichtig, immer ein paar mehr Wünsche in seinem Herzen zu tragen, als man sich selbst erfüllt. Deshalb steht dieser Satz auch so in meinem Buch.

Vertrauen und Achtsamkeit

Wie hängen Achtsamkeit, Vertrauen und Glück zusammen?

Stefan: Das eine kann ohne das andere nicht sein. Wenn wir achtsam mit uns und unserem Leben umgehen, beobachten, bewahren, letztlich im Vertrauen auf unser Leben auch entscheiden, werden wir letztlich unser Glück finden, wenn du es so sagen willst. Und wir machen uns diesen Prozess ein wenig einfacher, wenn wir mit dieser Entscheidung auch andere Dinge loslassen, die uns auf unserem Weg entgegenstehen. Glück ist dabei ein recht abstrakter Begriff, für mich ist es eher eine tiefe Zufriedenheit mit dem Leben, wie ich es führen kann. In meinem Achtsamkeits-Kurs gehe ich auf meine BABEL-Methode ein, die alle drei Aspekte gut zusammenbringt.

Was wünschst du dir für dein Buch, Stefan?

Stefan: Natürlich wünsche ich mir, dass es seine Leser findet. Vor allem den Menschen, die noch auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen „Alles wird gut“ sind, hilft mein Buch vielleicht, sich wieder an die Kraft in sich selbst und das Vertrauen in das eigene Leben zu erinnern. Das würde mich sehr freuen.

Gutes Netzwerk

Lieber Stefan, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken rund um das Thema „Was bedeutet Vertrauen“ mit uns teilst.
Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich?

Stefan: Ihr findet mich auf Instagram. Mein Buch Alles wird gut könnt ihr im Alles wird gut Buch Shop oder bei Amazon bestellen.

Stefan Goedecke schreibt über das Leben, die Menschen und den Alltag – kleine, leise Geschichten aus dem Leben und über unsere Suche nach dem ganz eigenen Weg.
Mit seinen Artikeln, Kursen und Auszeit Briefen hat Stefan schon hunderttausende Menschen im Herzen berührt. Er ist Verleger und Autor aus Leidenschaft und schreibt selbst regelmäßig für die Magazine „Auszeit“ und „Ich bin“.
Stefan lebt und arbeitet in Leipzig.

Stefan Goedecke Was bedeutet Vertrauen

Das Buch von Stefan Goedecke: Alles wird gut

„Alles wird gut“, so heißt das neue Buch von Stefan Goedecke, das ich als eine der ersten lesen durfte.
Stefan hat eine liebevolle Erzählung über das Leben geschrieben und diese in den Lebenszyklus einer Kirsche verpackt.
Er schreibt über das, was wir auf der langen Reise durch unser Leben viel zu oft vergessen: Zu glauben. An uns selbst, an die Kraft, die uns selbst innewohnt. Und an das Leben, dem wir vertrauen dürfen. 
Stefan schenkt uns das Gefühl zurück: Alles wird gut.
Wenn du Lust hast, das Buch von Stefan zu lesen, kannst du es hier bestellen.

Was bedeutet Vertrauen - Stefan Goedecke
Alles wird gut Buch - Was bedeutet Vertrauen

Schwere Zeiten: Warum sie wichtig sind und wie du sie bestehst

Schwere Zeiten

Schwere Zeiten machen keinen Spaß. Sie kommen ungefragt, ungewollt, und doch müssen wir sie irgendwie bestehen. Oft sind sie sogar ein Schlüssel für unsere persönliche Entwicklung.
Vier Ideen, mit welchem Mindset du besser durch schwere Zeiten kommst, findest du in diesem Artikel, der ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“ ist.

Was passiert, wenn das Lebensgerüst zu wackeln beginnt?

Es ist relativ einfach, glücklich und zufrieden zu sein, wenn die Dinge in unserem Leben rund laufen. Wenn nichts aneckt und sich alles anfühlt, als solle es genau so – oder zumindest so ähnlich – sein, wie es gerade ist. Wenn wir wertvolle Menschen um uns herum, einen soliden Job unter unseren Füßen, ein Ziel und viele Pläne vor uns haben.
Aber was passiert, wenn sich die Umstände plötzlich ändern?
Wenn das stabile Gerüst zu wackeln beginnt, der Boden einsinkt,
das Gerüst einbricht und das Glück mit uns in die Tiefe stürzt?
Bleibt es auch da unten bei uns?
Oder weicht es der Einsam- und Hoffnungslosigkeit?

Schwere Zeiten gehören zu unserem Leben dazu

Irgendeine Bedrängnis fällt dem Leben immer ein, um uns zum Wackeln oder gar Umfallen zu bringen: eine große Tragik oder das subtile Gefühl, dass wir nicht in der eigenen Spur laufen; dass irgendetwas nicht stimmt.
Ein Leben ohne Tiefen gibt es nicht.
Sie werden kommen. Und es ist gut, dass sie kommen, denn sie gehören zu unserem Leben dazu. Tiefen und Niederschläge ermöglichen Wachstum, verursachen Veränderung und lassen uns Dinge überdenken.

Schwere Zeiten

Vier Anregungen, wie du besser durch schwere Zeiten kommst

Vielleicht können wir sie kommen sehen, vielleicht überrumpeln sie uns. Doch wenn sie da sind und wir zeitweise nicht mehr wissen, wo oben und unten ist und wer wir selbst sind, und wir uns fragen, warum das Schicksal mit giftigen Pfeilen auf uns schießt, können folgende vier Ideen dabei helfen, schwere Zeiten mit mehr Sinn und Milde zu bestehen.

1.) Die Gefühle annehmen – auch die uns beschwerenden

Während wir virtuell immer mehr mit Emojis ausdrücken, drücken wir uns im analogen Leben gern vor den unangenehmen Gefühlen. Wir möchten keinen Schmerz spüren und würden ihm am liebsten davonlaufen, ihn abschütteln und einfach hinter uns lassen. Nur leider funktioniert das nicht.
Das Gegenteil ist sogar der Fall: Wir bewältigen und verarbeiten unseren Seelenschmerz, indem wir ihm begegnen und ihn erfahren. Indem wir die Emotionen ansehen und auseinandernehmen, sie verstehen und wieder zusammensetzen, können wir uns selbst heilen.
Erlaube dir also, den Schmerz zu fühlen.
Es ist okay, dass es wehtut. Schwere Zeiten gehören dazu.
Deine Tränen sind okay.
Sie sind dafür da, geweint zu werden.
Weine sie, damit du bald wieder lachen kannst.

Schöne Zeiten, schwere Zeiten – das Leben besteht aus Dualität

Weil kein Leben einzig aus Schmerz besteht, aber jedes Leben aus Dualität, kannst du nur Schmerz empfinden, weil du weißt, wie sich Freude anfühlt. Und weil jedes Element des Lebens so vergänglich ist wie das Leben selbst, wird auch die Schwermut vergehen. Ergründe den Sinn hinter ihr und schenke ihr den Raum, den sie verlangt. Mache sie nicht größer als sie ist, aber versuche auch nicht, sie zu ignorieren. Bette sie in das große Ganze ein – so machst du deine Sorgen weder größer noch kleiner, sondern setzt sie in Relation – und das verkleinert sie am Ende doch.

Abwehr erschafft Leid, Annehmen heilt

Schenke dem Schmerz die Zeit, die er bei dir sein möchte. Du bist nicht allein. Der Schmerz ist bei dir, um dir zu helfen, dich zu befreien, damit dein Leben wieder leichter wird und zurück in die richtige Bahn findet.
Hindernisse, Tiefen und Wendepunkte sind Lehren des Lebens, an denen wir wachsen und zu dem werden können, der wir in dieser Welt sein sollen.
Nichts geschieht ohne Grund. Doch den Sinn hinter dem Schmerz verstehen wir oft erst in der Rückschau, wenn wir diese Phase im Zusammenspiel mit unserem gesamten Leben betrachten. Auch wenn wir nicht jeder Krise eine Sinnhaftigkeit abgewinnen können, gehören sie doch unweigerlich zu unserem Sein dazu. Wir sollten sie und das Unveränderliche annehmen – mit allem, was dazugehört – und nach einer Weile unseren Weg gestärkt weitergehen.

 

2.) Das Glück in uns suchen – auch wenn du nicht daran glaubst, es dort zu finden

Vor allem in schweren Zeiten wollen wir das Gewicht am liebsten abgeben. Wir versuchen uns abzulenken und die leeren, ungefüllten Bedürfnisse mit Äußerlichkeiten zu stopfen. Ganz gleich, ob mit einer Shopping-Tour, einer Fertig-Pizza oder einer Flasche Rotwein – spätestens am nächsten Morgen wachen wir auf und die vermeintliche Fülle wurde verdaut. Die Leere taucht wieder auf, weil oberflächliches Glück niemals einen tiefgründigen Schmerz lindern kann. Es kann ihn vielleicht betäuben, aber nicht erreichen und schon gar nicht auflösen.

Dein inneres Licht leuchtet auch in der dunkelsten Zeit

Denn wahres Glück kommt von innen – und nicht aus einer Plastiktüte, vom besten Dönerladen der Stadt oder als Flaschengeist aus irgendeiner Weinflasche. Immer. Auch in unseren schwierigsten Zeiten. Auch dann, wenn wir meinen, von innen steige nur leerer, dunkler Rauch auf, den wir mit aller Macht durch irgendeine Ablenkung löschen wollen, bringt unser Inneres auch Licht hervor.

Schwere Zeiten und das Glück neu entdecken

Etwas Neues lernen, dankbar und neugierig sein, spielen oder sich bewegen, beten oder meditieren, Zeit in der Natur oder mit lieben Menschen verbringen, kann uns wahres Glück schenken. Auch in der schwersten Zeit. Auch dann, wenn du nicht daran glaubst.
Also verstecke dich nicht vor den Schattenseiten des Lebens. Beginne zu meditieren oder zu malen oder lerne etwas Neues. Tue, was dir guttut, so nährst du dich selbst. Dass wahres Glück von innen kommt, ist ein Geschenk des Lebens an jeden von uns. Du hast deine eigene Quelle, die niemand abdrehen kann – nicht einmal du selbst.

3.) Dankbar sein – auch für die kleinen Dinge

In den dunklen Zeiten steht das Leben nicht nur Kopf – man sieht auch nichts und vergisst so einiges, was längst ­verinnerlicht war, einschließlich unserer Dankbarkeit.
Sobald wir von unseren Emotionen überwältigt werden, überlagern sie die rationalen Denkprozesse. In schweren Zeiten vergessen wir förmlich das Gute in unserem Leben. Dabei ist das Schöne an der Dankbarkeit, dass sie lediglich eine Frage der Perspektive ist: Jeder Moment bietet die Chance zum Dankbarsein.

Das Gute entdecken – auch in schweren Zeiten

Auch wenn du es zeitweilig nicht fühlen kannst, weißt du doch, für welche Menschen, Ereignisse oder Gegebenheiten­ du dankbar sein kannst.
Denk darüber nach und such das Gute in deinem Leben. Lass nicht zu, dass der Schmerz alles schwarzmalt, was vor einiger Zeit noch geleuchtet hat. Sei dankbar, so gut es gerade möglich ist. Und sei dann dankbar, wenn es dir deshalb besser geht.

4.) Achtsam sein – wenn man es am wenigsten sein möchte

Besonders in den schwierigen Lebensphasen­ möchte ich am liebsten alles andere als achtsam sein. Ich möchte in diesen schweren Zeiten die Tage oder Wochen, ja manchmal sogar die Monate vorspulen können, um die belastenden Emotionen zu überspringen und dem Jetzt zu entfliehen.
Dabei ist das Jetzt das Einzige, was wir wirklich besitzen.
Auch wenn es schwer ist, sollten wir annehmen, dass wir sind, wo und wie wir gerade sind: Im Dunkeln, vielleicht auf der schwierigsten Etappe unseres Lebens.
Und klar ist es dort nicht schön.
Und natürlich wollen wir so schnell wie möglich weiter. Doch diese Gegenwehr erfordert viel mehr Energie als die schlichte Akzeptanz des Leidens im Jetzt.

Schwere Zeiten einfach annehmen

Achtsamkeit ist in aller Munde, aber längst noch nicht in allen Leben präsent. Sie zu praktizieren verhilft, die Dinge zunächst einfach so zu nehmen, wie sie entstehen: ohne Bewertung, Bedenken oder Einwand.
Reue über Vergangenes oder Sorgen um die Zukunft – das machen erst wir. Die Dinge sind wie sie sind – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und oft gar nicht so schlimm, wie unser Kopf uns suggeriert.
Du bist jetzt hier:
Im Hier und Jetzt.
Schreite tapfer durch die schwere Zeit, denn sie macht das Leben tiefer, dich stärker und zu dem, der du sein sollst.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

In meinem Seminar „Achtsamkeit und positive Lebensgestaltung“ erlebst du viele Impulse, um dein Leben selbstbestimmt und achtsam zu gestalten.

Zitate für schwere Zeiten und Krisen

für mehr Kraft, Akzeptanz, Zuversicht und Handlungsfähigkeit

Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.

– Paulo Coelho

Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz.

William Faulkner

Handeln ist das Gegenmittel zur Verzweiflung.

Joan Baez

Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt.

Hermann Hesse

Die Hoffnung ist wie ein Sonnenstrahl, der in ein trauriges Herz dringt. Öffne es weit und lass sie hinein.

– Friedrich Hebbel

Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.

Marie von Ebner-Eschenbach

Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.

– Demokrit

In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt.

Albert Camus

In drei Worten kann ich alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt: Es geht weiter.

Robert Frost

Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.

– John Fitzgerald Kennedy

Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Buddha

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

– Johann Wolfgang von Goethe

Je größer die Schwierigkeit, die man überwand, desto größer der Sieg.

Marcus Tullius Cicero

Aufräumen mit der Marie Kondo Methode: Tipps für mehr Ordnung

Aufräumen mit Marie Kondo

Aufräumen mit der Marie Kondo Methode. Mit den Schritten des Marie Kondo Prinzips erschaffst du dir dauerhaft ein aufgeräumtes Zuhause und entwickelst eine neue Wertschätzung für deinen Besitz. Du wählst achtsam aus, was bleiben darf und handelst so im Sinne des Minimalismus und der Nachhaltigkeit.
Ich habe es probiert, teile in diesem Text meine Gedanken mit dir und hoffe, dass ich dich durch die Marie Kondo Methode auch zum Aufräumen und Ausmisten motivieren kann. Viel Freude – beim Lesen und Ordnen.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Wie außen so innen und wie innen so außen

Meine Wohnung ist der Spiegel meines Selbst: Manchmal perfekt aufgeräumt, manchmal im Chaos versunken. Manches steht nicht mehr in Beziehung zu mir, aber trotzdem noch in meiner Wohnung und manches ist vor Jahren in irgendeiner Schublade versunken, vermeintlich nicht mehr vorhanden, aber in Wahrheit noch immer da. Die Wohnung ist der Spiegel meines Selbst.
Dass ich so viel mit und in mir trage, was mir nicht guttut, hat mir das Marie Kondo Prinzip aufgezeigt. Zugleich, wie einfach es ist, loszulassen. Wie sehr es befreit, das Leben schöner und leichter macht.

Aufräumen mit der Marie Kondo Methode – eine Inventur

Es gibt viele Möglichkeiten auszumisten und wenige Gründe es nicht zu tun: Bequemlichkeit, die Angst loszulassen, Überforderung, fehlende Zeit, die Gewohnheit an das Altbekannte. Doch die Marie Kondo Methode der Japanerin Marie Kondo ist eine geniale Möglichkeit, die eigene Wohnung für immer gerümpelfrei zu halten. Für immer? Ein großes Versprechen, hinter dem sich nur ein kleiner Trick verbirgt.
Sie sagt: »Behalte nur die Dinge, die dich glücklich machen. Danke allem anderen für seinen Dienst und entsorge es«.
Klingt einfach?
Ist es bei weitem nicht immer.
Aber das Ergebnis jeden inneren Kampf wert.

Geschenke wegwerfen?

Lange hing dieses Foto an der Wand, das mich jedes Mal in eine komische Stimmung versetzte, wenn mein Blick darauf fiel. Genau wie das Geschenk einer Freundin, für das ich bis heute keine Verwendung fand – aber Geschenke wirft man doch nicht weg, oder? Auch nach Jahren nicht. Auch nach fünf Jahren nicht, aus denen inzwischen zehn geworden sind, in denen die Freundin und ich uns fremd geworden sind. Doch Geschenk bleibt Geschenk, selbst wenn die Freundschaft hinkt.

Aus Gewohnheit durch die Dinge hindurchsehen

Und während ich durch meine Wohnung schlendere, fallen mir immer mehr Dinge auf, durch die ich jahrelang hindurchgesehen habe, so, als gehörten sie zum Inventar, oder viel schlimmer: als gäbe es sie nicht.
Die Kleidung im Schrank, die keinen Makel hat, die ich trotzdem nicht trage; das Bürozubehör, das ich vor Jahren anschaffte und nicht weniger wird; die Bettwäsche, in der ich schon als Teenie schlief – zeitlos – und deshalb mein Begleiter auf Lebenszeit?
Der Papierstapel türmt sich immer höher auf und das sperrige Waffeleisen im Küchenschrank­ nervt mich wöchentlich, obwohl ich es nur ein Mal im Jahr benutze.

Zu Hause genervt

Ich bin in meinem Zuhause von meinem Zuhause genervt. Umstellt von Dingen, die meine Freiheit verhindern, umgeben von Gegenständen, die mich an die Vergangenheit binden, sodass die Gegenwart und die Zukunft keinen Platz finden. Das ist zwar nur der kleinste Teil, aber selbst der kleinste Teil macht trotzdem etwas mit mir. Und meist bekomme ich das nicht einmal mit.

Dabei besitze ich gar nicht viel

Ich brauchte nur einen Sprinter beim letzten Umzug. Andere Personen und Generationen besitzen ganze Häuser und deren Inhalt, mit Inhalt von zwei weiteren Generationen. Weil damals Besitz noch wertvoll und besonders war. Schmuckstücke noch Schmuckstücke und von emotionalem Wert waren. Heute ist doch alles anders: Alles erschwinglich. Alles austauschbar. Sogar die Beziehungen. Geschirr gibt’s bei Ikea, Schmuck im Drogeriemarkt und den Partner kann man bequem online finden, als gäbe es auch für diesen einen Shop mit Rückgaberecht.

Die Kostbarkeit des Wenigen

Während früher ein paar Fotos in schwarz-weiß die einzige sichtbare Erinnerung an einen Menschen waren, trage ich heute unzählige bunte in meiner Hosentasche. Nicht nur die eigenen, auch die vielen merkwürdigen, die mich nicht interessieren, mir aber ungefragt zugespielt werden – portofrei und deshalb in Massenware. Die Flatrate macht das Kommunizieren flach. In der Masse verliert das Leben an seiner Tiefe. Das Wenige, das Seltene erschafft Besonderes und ermöglicht Tiefgang. Ein Leben an der Oberflächlichkeit taucht nicht ein – es versickert nur.

Weniger ist mehr

Unser Überfluss wird zum vergifteten Meer, in dem man sich nur schwer am Einzelnen erfreuen kann, weil so vieles in der Masse untergeht. Und weil Wohlstand so schnell zum Überfluss wird, hegen wir heute zu Hause Gerümpel, wo früher jeder Besitz ein Schatz war. Masse anstelle von Qualität, weil Geiz geil ist und daher vieles nach zwei Jahren Nutzung im Mülleimer landet – oder eben für immer unbenutzt in irgendeiner Schublade vor sich hinvegetiert.

Aufräumen mit dem Marie Kondo Prinzip – und mit Leichtigkeit

Aber damit ist jetzt Schluss – ich sortiere aus.
Ich brauche Raum und Zeit.
Raum, der mich glücklich macht
und Zeit, die dies gewährt.
Ich betrachte es als kindliches Spiel, im Versuch, mich an nichts zu klammern und nicht als belastende Aufgabe, die sich auch noch in meinen Alltag schleicht, der noch voller ist als meine Wohnung.

So funktioniert das Aufräumen mit Marie Kondo: Die sieben Schritte der Marie Kondo Methode

Kurz und knapp, leicht reduziert Marie Kondos Plan, ohne viele Gedanken, genau so, wie wir ausmisten sollen:

1 – Mache dir ein genaues Bild von deinem gerümpelfreien Zuhause und Leben
Wie sehen die Räume deines Zuhauses aus?
Mit welchen Möbeln sind sie bestückt?
Welche Farben sollen dich umgeben?
Welche Bilder hängen an der Wand?
Erfreust du dich an vielen kleinen Details oder an wenigen großen
Gegenständen?

2 – Erschaffe dein Zuhause als einen Zen-Ort
Ganz egal, ob es das Schlafzimmer, die Küche oder irgendeine versteckte Ecke ist – jeder Ort soll dich glücklich machen und dir Energie schenken.

3 – Aufräumen nach Kategorien
Nun das Wichtigste: Beginne, indem du alle Gegenstände einer Kategorie aus allen Räumen deiner Wohnung zusammenträgst, Bücher, Kleidung, Dekoartikel…, und jeden einzelnen, einen nach dem anderen, in deine Hände nimmst. Frage dich dabei, ob dich dieser eine Gegenstand glücklich macht.
Bitte schummle nicht. Bitte denke nicht Wenn ich mich schon zum Entrümpeln überwinde, mache ich es mir zumindest einfach: Ich sortiere zuerst das Wohnzimmer, dann das Schlafzimmer, dann die Küche … Denn was hat die Küche mit dem Schlafzimmer zu tun?
Gehe nach Kategorien vor. Nur so sortierst du mit offenen Augen und nur dann machst du es dir einfach.
Und ja, nimm bitte wirklich jeden Gegenstand für ein paar Sekunden in deine Hände. Und ja, bitte frage dich ganz ehrlich, aufrichtig und unvoreingenommen, ob dich genau dieser Gegenstand glücklich macht.
Und dann: Befreie dich von allem, was keine Freude entfacht. Behalte alles, was dich glücklich macht.

Jetzt wird es wieder einfacher, wenn du das Loslassen zulassen kannst:

4 – In der richtigen Reihenfolge aufräumen
Beginne mit der Kleidung, sortiere dann deine Bücher, dann die Papiere, dann alles andere und zuletzt die Erinnerungen und alles Nostalgische.

5 – Ordnung im Kleiderschrank
Sortiere alle Klamotten aus, die du nicht trägst. Genauer: die du im vergangenen Jahr nicht getragen hast. Behalte nichts, weil du denkst, es könnte noch einmal in Mode kommen.
Wenn du nur noch die Kleidung besitzt, die dich glücklich macht, solltest du sie falten, ehe du sie in den Schrank legst. Laut Marie Kondo ist das Falten der wichtigste Teil des Verstauens. Falte jedes Kleidungsstück in ein Rechteck, sodass es vertikal in eine Schublade passt. So kannst du alles auf einen Blick erkennen und deine Kleidung verknittert nicht.

6 – Ordnung im Portemonnaie
Mache es dir zur Gewohnheit, dein Portemonnaie jeden Tag auszuleeren. So verlierst du keine wichtigen Dokumente oder Belege und trägst nichts unnötig mit dir herum.

7 – Neues auspacken und Etiketten entfernen
Packe alle neuen Klamotten und Gegenstände unmittelbar aus, entferne die Etiketten und lege dir keinen Vorrat an. Nur, was nicht mehr in einer Verpackung ist, ist wirklich deins, sagt Kondo.

Aufräumen mit der Marie Kondo Methode
Nach Kategorien aufräumen mit Marie Kondo
Aufräumen mit Marie Kondo

Für immer ordentlich mit dem Marie Kondo Prinzip

Sobald du gelernt hast, deine Besitztümer richtig auszuwählen, wirst du nur noch die Dinge besitzen, die perfekt in den Raum passen, über den du verfügst. Außerdem wirst du für immer wissen, wie viel Besitz richtig ist und nicht in alte Muster des Ansammelns zurückfallen.
Die Marie Kondo Methode ist im gleichen Maße heraus­fordernd­ wie sie dein Leben verändern kann. Wenn das Ausmisten in Stress ausartet, mache eine Pause und erinnere dich: es wird nichts passieren, wenn du es nicht schaffst. Es ist nur ein Spiel. Aber wenn du es schaffst, kann sich ganz viel entwickeln.

… und jetzt das Spiel

Also los: Motiviert laufe ich durch die Wohnung und trage aus allen Räumen alle Gegenstände derselben Kategorie zusammen. Schnell muss ich mich den ersten Fragen stellen, als würde meine innere Stimme mit einem Messie und nicht mit einem Ausmistjunkie sprechen: Warum bitte habe ich zwei Tesa Abroller? Meine Kalender der letzten Jahre aufgehoben? CDs, deren Lieder ich vor langer Zeit auf meinen Laptop überspielte und ich längst keinen CD-Player mehr besitze?

In Untiefen meiner Schubladen

Ich bin entsetzt, wie selbstverständlich manche Dinge scheinbar zu mir gehören, nur, weil ich sie immer schon besaß. Sie sind halt einfach da, weil sie immer schon da waren. Und weil sie immer schon da waren, packe ich sie von Schublade in Schublade und von Umzug zu Umzug in einen Karton und transportiere sie durch Deutschland, während mir nicht einmal auffällt, dass ich viele ausschließlich­ beim Umzug in den Händen halte.

(…)

Aufräumen mit der Marie Kondo Methode und die Frage nach dem Glück

Und so wühlte ich mich von Tag zu Tag durch jede Kategorie, schaukelte von Entsetzen über das, was ich besitze, zur Befreiung, sobald ich es nicht mehr besaß. Vielmehr: Es mich nicht mehr besaß. Es war anstrengend. Es war befreiend. Ja, teilweise fast erlösend, weil ich wirklich nur das behielt, was mich glücklich macht. Geschenk, Erinnerung, materieller Wert oder was denkt xy, wenn … hin oder her – der Maßstab, war mein Glück.
Ganz einfach.

Sortieren

Der Rest kam weg – die Bücher in die Bücherei, die Kleidung auf Flohmärkte, Kosmetika und so mancher Dekoartikel fanden einen neuen Besitzer. Defektes und viel Papier landeten im Müll, wo sich sowohl die Statistik-Unterlagen als auch die alten Kalender einig waren, dass ihre Zeit endgültig vergangen war.
Einfach so.
Es hat nicht einmal wehgetan.
Im Gegenteil: Die Gegenstände, die mir kein Lächeln auf die Lippen zaubern konnten, haben mich zum Lächeln gebracht, sobald sie auf meinem kleinen, stets wachsenden Entrümplungsberg landeten. Es waren ziemlich viele. Erschreckend viele. Genial viele.

Aufräumen mit Marie Kondo ordnet nicht nur dein Zuhause, sondern auch dein Leben

Jetzt habe ich das Gefühl, meine Taschen sind geleert. Ich fühle mich frei. Sortiert. Klar.
Denn meine Wohnung ist der Spiegel meines Selbst.
Ich habe nicht nur mein Zuhause, sondern mein Leben aufgeräumt. Ich weiß, was zu mir gehört, was seinen festen Platz hat und auch, was ich loslassen darf und bin überzeugt, dass nur durch Loslassen überhaupt etwas Neues entstehen kann.
Wie könnte es auch anders sein, wenn alles im Überfluss und in alten Erinnerungen erstickt?
Da ist doch gar kein Platz in meinem Leben und in meinem Zimmer kein Raum.
Es gibt immer eine Verbindung zwischen dem Innen und dem Außen, denn alles ist verbunden. Nichts bleibt ohne Wirkung. Das äußerliche Aufräumen reicht bis in uns hinein. Es ordnet unser Leben neu. Denn: Die Wohnung ist eben nur der Spiegel unseres Selbst – in Wahrheit ist das Selbst unser Zuhause, das wir unentwegt aufgeräumt halten sollten.

Ich liebe meine Wohnung

Jetzt noch viel mehr. Sie ist tatsächlich zu einem Zen-Ort geworden. Und wenn ich darüber nachdenke, wie viel Zeit ich in meinen vier Wänden verbringe – meine kleinen vier Wände in dieser großen Welt, mein Unterschlupf, meine Zuflucht, meine Tankstelle – dann sollte mich doch ausnahmslos alles darin glücklich machen.
Wo, wenn nicht hier?
Bei mir.
Und bei dir.
Also, los geht’s!
Nimm dir Zeit, schau dir die Spielregeln an und dann räum mit Freude auf, miste mit Vergnügen aus und beobachte mit Staunen, was sich in deinem Leben bewegt.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.

Minimalismus leben – 5 Fragen an Christof Herrmann von einfachbewusst.de

Christof Herrmann

Christof Herrmann berichtet im Interview wie eine minimalistische Lebensweise im Alltag gelingt und zur Nachhaltigkeit beiträgt. Er teilt wertvolle Vorschläge für ein minimalistisches und aufgeräumtes Leben – vielen Dank, lieber Christof.

Interview mit Christof Herrmann

Lieber Christof, stell dich kurz vor: Wer bist du und was machst du? Und was ist deine persönliche Definition von Minimalismus?

Christof: Liebe Johanna, gerne doch. Ich heiße Christof Herrmann, lebe in einem putzigen 3-Zimmer-Häuschen in Nürnberg und verdiene meine Biobrötchen als freier Autor. Auf Einfach bewusst blogge ich über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern.
Minimalismus bedeutet für mich, mit möglichst wenige Ballast zu leben. Jeder Mensch definiert diesen Ballast unterschiedlich. Meist hat es mit materiellem Überfluss, unnötigen Aufgaben und negativen Beziehungen zu tun.

Mehr Zeit für das persönlich Wesentliche   

Was empfindest du als die größten Vorteile einer minimalistischen Lebensweise?

Christof: Sobald man mit dem Vereinfachen beginnt, geschieht Erstaunliches. Man findet die Zeit und Muße, sich dem zu widmen, was einem wichtig ist. Statt sich durch Fußgängerzonen zu schieben, um nach Klamotten zu jagen, die sowieso nicht mehr in den Schrank passen, entspannt man sich mit einem Buch auf der Couch, wandert durch die Natur oder verbringt Zeit mit Familie und Freunden. Wer auf den Geschmack gekommen ist, verändert sein Leben von Grund auf. Ich zum Beispiel trennte mich von tausenden Dingen und wagte den beruflichen Neuanfang als Autor und Blogger.

Ein achtsamer Augenblick des Innehaltens führt zur Selbstbestimmung

Wer einmal damit begonnen und das gute Gefühl des „Weniger und Aufgeräumtseins“ kennengelernt hat, den lässt das Thema nicht mehr los. Und doch holt das Leben einen oft schnell wieder ein: Die Dinge sammeln sich an, der Kalender füllt sich, zu viele Gedanken belagern den Kopf, man trifft sich doch wieder mit einer Person, die die eigene Energie klaut.
Welche Rituale sind dein Schlüssel zur Beständigkeit?

Christof: Ich habe mir angewöhnt, mir ein paar Fragen zu beantworten, bevor ich etwas kaufe, etwas zusage, mich verabrede oder auch ein negativer Gedanke meinen Kopf belagert. Brauche und gebrauche ich diesen Gegenstand wirklich? Kann ich diese Aufgabe noch freudvoll auf mich nehmen oder habe ich bereits ausreichend zu tun? Möchte ich mich mit dieser Person gerade wirklich verabreden? Warum taucht dieser negative Gedanke auf und was kann ich jetzt tun, damit ich das Problem dahinter angehe? Mittlerweile ist mir dieses „Inmichhineinhören“ so zur Gewohnheit geworden, dass ich meist nur paar Augenblicke dafür brauche. Natürlich gelingt mir das nicht immer. Manchmal gehe ich eine Verpflichtung ein, um jemanden einen Gefallen oder eine Freude zu tun. Aber ich habe den Ballast in meinem Leben dadurch sehr reduziert.

Kleine Schritte mit großer Wirkung – vor allem, wenn viele sie gehen

Minimalismus und Nachhaltigkeit hängen untrennbar zusammen. Kannst du anhand von ein paar Beispielen erklären, wie und mit welchen kleinen dauerhaften Veränderungen der Einzelne etwas Großes für die Umwelt und ein gerechtes Miteinander in einer globalen Welt bewirken kann?

Wir sind heute eigentlich alle schlau genug, zu wissen, was wir tun müssen, um nachhaltiger zu leben. Weniger konsumieren (mehr leben), weniger Auto fahren (mehr zu Fuß gehen, Rad fahren und die Öffis nutzen), weniger fliegen (stattdessen Urlaub auf Balkonien, im eigenen Land oder in Ländern, die mit Bus und Bahn zu erreichen sind), weniger Tierliches essen (mehr Pflanzliches aus überwiegend regionalen, saisonalen und vollwertigen Lebensmitteln), mehr Energie sparen (auf kleiner Wohnfläche leben, energetisch sanieren, effizient heizen etc.) …

Jeder kann kürzer treten

Diese Zusammenhänge sind einleuchtend und finden immer öfter auch den Weg in die öffentlichen Medien. Wenn wir doch so viel wissen und hinsichtlich des Klimawandels so lange schon wissen wo wir stehen: Warum kommen wir nicht ins Handeln? Was ist deine Erklärung dafür?
Ist es Verklärung, Ignoranz, Egoismus, Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, Kleingeistigkeit – oder alles zusammen?

Christof: Ich weiß es nicht. Sicher gibt es verschiedene Gründe, warum wir unseren desaströsen Lebenswandel beibehalten. Wir leben in der Ära des Zuviel. Zu viel Kram, zu viel Konsum, zu viel Arbeit, zu viel Aufgaben, Termine und Verabredungen, zu viele Wünsche und Ziele, zu viel im Kopf. Die Wirtschaft und Politik wollen das so, die Medien wollen das so und letztendlich wir selbst ja auch, weil wir das Spiel mitspielen. Aber jeder kann kürzer treten. Jetzt und heute. Erst mal im Kleinen. Die positiven Effekte treten ja schon ein, wenn man eine Stunde freischaufelt und sie für sich oder fürs Nichtstun nutzt. Solche Babyschritte fallen den anderen kaum auf. Wer Kängurusprünge macht, also das Auto verkauft, vegan lebt, nicht mehr fliegt, konsumkritisch wird, der stellt sich gewissermaßen ins Abseits. Es braucht viel Mut, Kraft und Ausdauer, das durchzuziehen. Und man wird sich teilweise neue Freunde suchen müssen. Ich habe das alles erlebt, bereue aber nichts.

Minimalismus in der Wohnung, im Kalender, in den Beziehungen

Dein Buch „Das Minimalismus-Projekt – 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein“ ist im September 2020 im Gräfe und Unzer Verlag erschienen. Darin gibst du viele alltagsnahe Tipps und Beispiele.
Kurz und knapp – deine besten Tipps für ein minimalistisches und aufgeräumtes Leben:

Christof: Die besten Tipps gibt es nicht, weil jedes Leben unterschiedliche Bereiche hat, in denen ausgemistet werden sollte. Ich mache aber gerne drei Vorschläge.

  1. Ausmisten in der Wohnung – Rückwärts shoppen: Gehe mit einem Korb oder einer Kiste durch deine Wohnung und packe alles ein, was du nicht mehr (ge)brauchst. Du shoppst sozusagen im Rückwärtsgang. Die aussortierten Gegenstände verschenkst oder spendest du. Sofern du nicht verschuldet oder sehr knapp bei Kasse bist, rentiert sich ein Verkauf aufgrund des oft unterschätzten Zeitaufwands nur, wenn der Gegenstand 20 Euro oder mehr erzielen wird.
  2. Ausmisten im Terminkalender – Planlos sein: Plane einfach mal nichts. Kehre allen Verpflichtungen den Rücken zu. Lebe wie früher in den großen Ferien in den Tag hinein. Du wirst dadurch wieder durchatmen können, den Kopf freibekommen, Stress abbauen und Kraft tanken. Und es wird deine Spontanität und Kreativität fördern. Habe keine Angst, etwas zu verpassen oder als unproduktiv zu gelten. Du bist kein Roboter. Du nimmst dir frei, auch von dir selbst, weil das essenziell für dein geistiges und körperliches Wohlbefinden ist. Starte mit einem Nachmittag oder einem Sonntag. Fortgeschrittene nehmen sich vor, ein Wochenende oder eine Urlaubswoche lang nichts vorzuhaben. Kannst du die planlose Zeit nicht spontan nehmen, dann planst du sie – paradoxerweise – ein. Blockiere sie im Terminkalender.
  3. Ausmisten im Bekanntenkreis – Echte Freundschaften pflegen: Die minimalistische Lebensweise eröffnet die Chance, unsere Beziehungen zu verbessern und zu vertiefen. Wir überdenken das Erfolgs- und Leistungsstreben, Konsum und Kram verlieren an Bedeutung. Dadurch gewinnen wir Zeit für die Menschen, die uns wichtig sind. Wir können so einfacher Verabredungen treffen und uns dabei auch leichter nach unseren Freunden richten. Es ist jedoch nicht viel gewonnen, wenn wir diesen Freiraum dazu nutzen, die Anzahl unserer Beziehungen zu erhöhen. In unserer globalisierten und digitalisierten Welt sind alte Bekannte und neue „Freunde“ nur ein Billigflugticket oder eine Freundschaftsanfrage weit entfernt. Kontakte mit Tiefe und Verbundenheit entstehen auf diese Weise selten. In unseren Beziehungen sollten wir also mehr auf die Qualität und weniger auf die Quantität achten. Eine Handvoll echter Freundschaften wiegt mehr als hundert Bekanntschaften.

Lieber Christof, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Christof: Auf meinem Blog, auf Instagram und in meinem Newsletter, in dem ich einmal im Monat nicht nur meine neuen Artikel, sondern immer auch andere Lesetipps präsentiere. Du warst da ja auch schon mehrmals vertreten.
Ich danke Dir, Johanna. Hat Spaß gemacht, Deine Fragen zu beantworten.

Christof Herrmann schreibt über Minimalismus, Nachhaltigkeit, vegane Ernährung und Wandern. Mit www.einfachbewusst.de betreibt er den meistgelesenen deutschsprachigen Minimalismus-Blog und lebt dieses Thema seit Jahren im eigenen Alltag.
Nach mehrjährigen E-Mail-Kontakt durfte ich Christof im Rahmen seiner Wanderung vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Deutschlands in 2018 persönlich kennenlernen und ihn auf seiner letzten Etappe zum Ellenbogen in List auf Sylt ein Stück begleiten.
Daher weiß ich: Christof lebt, was er schreibt und schreibt, was er lebt.

Christof Herrmann

Das Leben aufräumen – 5 Fragen an Aufräumcoach Petra Bäumler

Aufräumcoach Petra Bäumler

„Weniger Zeug, mehr Zeit“ ist das Motto von Aufräumcoach Petra Bäumler. Das Interview motiviert zum innerlichen und äußerlichen Aufräumen, sodass mehr Zeit fürs Wesentliche bleibt – vielen Dank, liebe Petra.

Vom minimalistischen Lebensstil zum Aufräumcoach

Liebe Petra, stell dich kurz vor: Wer bist du und was machst du?

Petra: Hallo liebe Johanna, kurz, puh! Wo fange ich an? Mein Name ist Petra Bäumler, ich bin Mama eines wunderbaren Jungen, wir haben zwei Katzendamen und leben im wunderschönen Nürnberg, meiner Heimatstadt, in die wir vor einigen Jahren zurückkehren durften. Ich bin hauptberuflich Diplom-Bibliothekarin, nebenberuflich habe ich mir 2018 mein Herzensbusiness als Aufräumcoach verwirklicht.

Nach der Trennung von meinem Exmann und der Pflege meiner krebskranken Mama bis zu ihrem Tod 2016 habe ich mein Leben rundum ausgemistet – es blieb im wahrsten Sinne des Wortes kein Stein auf dem anderen. Seit einigen Jahren habe ich den minimalistischen Lebensstil für mich entdeckt – Zeit statt Zeug. Ich merkte immer mehr, dass mich Dinge nicht glücklich machen – sondern ich lieber Zeit für das Wesentliche habe (meine Menschen, Zeit für mich, Nichtstun, meinen Hobbies nachgehen, schreiben usw.).

Weil ich beim Auflösen des elterlichen Haushaltes erkannt habe, dass mir ausmisten und loslassen sehr leicht fallen – wahrscheinlich wegen meiner minimalistischen Philosophie –  unterstütze ich Frauen dabei, ihr Leben auszumisten, so dass sie – ebenfalls frei von Ballast – ihr Herzensprojekt verwirklichen können. Eine weitere Leidenschaft ist  Persönlichkeitsentwicklung, hiermit beschäftige ich mich außerdem seit vielen Jahren, verschlinge jedes Buch und jeden Podcast zu dem Thema “Gedanken ändern”, “positiv denken”, “wie Gedanken unser tun beeinflussen”.

Durch meine Arbeit als Aufräumcoach habe ich festgestellt, dass das Aufräumen nicht nur im Außen wichtig ist, sondern dass das Innere untrennbar damit verbunden ist. Aus diesem Grund geht es in meiner Arbeit – sowohl beim Coachen als auch beim Schreiben auf meinem Blog – immer mehr auch um das Aufräumen im Innen. “Wie innen, so außen. Wie außen, so innen.” Gut zu erkennen ist das bei Frauen, die sich von ihrem Partner getrennt haben. Wie oft gehen sie danach zum Friseur, damit die Veränderung im Innen auch im Außen sichtbar gemacht wird.

Aussortieren mit Bauchgefühl

Wir leben in einem Land, in dem es von Vielem sehr viel – wenn nicht sogar zu viel – gibt, was das Aufräumen und Reduzieren erschwert.
Wo fange ich im Außen an, wenn mich der Überfluss erdrückt und überfordert?

Petra: Die wichtigste Frage in meiner Arbeit vor Ort ist immer: “Macht es dich glücklich?” Durch das in-die-Hand-nehmen jedes einzelnen Gegenstandes erhalten wir immer eine Reaktion. Ob körperlich oder über den Gesichtsausdruck, das ist wirklich spannend zu sehen. Ich sehe oft vor der Kundin schon, ob sie sich von dem Gegenstand trennen möchte oder nicht. Der Kopf sagt oft noch etwas anderes, weil “es ja teuer war”, “weil Tante Betti das geschenkt hat”, “weil man das doch nicht weggeben kann”. Doch die körperliche Reaktion, das spontane Bauchgefühl lügt nie.

Ein Anfang wäre also, sich bei jedem Gegenstand zu fragen, ob es mich (noch) glücklich macht. Und wenn nicht? Dann kann es weg. Einer meiner Lieblingssprüche, der in meinem Büro hängt, lautet: “Was dich nicht glücklich macht, kann weg”.

 

Warum Ziele Persönlichkeitswachstum bedingen

Der zweite Schritt für ein aufgeräumtes Leben ist eine innere Arbeit.
Kannst du beschreiben, was wir im Innen alles aufräumen und entrümpeln können und wie das funktioniert? Dies ist ja nicht wirklich greifbar …

Petra: Unser Innen ist ein wahrer Schatz an Erfahrungen, alten Mustern, Glaubenssätzen. Meist laufen wir auf Autopilot, der eigentlich auch zu unserem Wohle handelt. Allerdings mag er keine Veränderung, er belässt alles am liebsten genau so, wie es ist. Was gut war, um uns genau hierher zu bringen, wo wir gerade sind. Um weiter zu kommen, um Ziele zu erreichen, müssen wir allerdings zu einer anderen Person werden – nämlich die, die am Ende die Ziele erreicht hat. Hierzu ist es nötig, den Autopilot, den Schweinehund, das Unterbewusstsein (es gibt unzählige Namen hierfür) zu überwinden – noch besser: mitzunehmen, um zu der Person zu werden, die wir sein müssen. Ziele sind sehr wichtig, um sich strecken zu müssen. Ein zu niedrig angesetztes Ziel lässt uns nicht wachsen, wir können nicht über uns und unsere Komfortzone hinauswachsen, entwickeln uns nicht weiter.

Um Glaubenssätze (also für uns bis dahin gegebene Wahrheiten) aufzulösen, ist es wichtig, diese überhaupt zu erkennen. Das geschieht oft nur in der Reflektion mit anderen Menschen, weil man seinen Glaubenssatz ja als wahr erachtet. Außerdem gibt es viele Muster und Strategien, die wir im Laufe unseres Lebens entwickelt haben, die uns das Leben einfacher machen. Das ist ja erst einmal von Vorteil, weil der Körper schnell reagieren kann, weil er z.B. in Gefahrensituationen immer so reagiert. Aber um Neues zu erleben sind neue Muster nötig. Im Konflikt z.B. immer mit einer Flucht zu reagieren lässt mich nicht an meiner Fähigkeit zur Kommunikation und Problemlösung arbeiten und wachsen. Deshalb hat mir persönlich hier die Arbeit mit Coaches oder Buddies geholfen, weil man sich seiner alten (negativen) Muster bewusst wird. Das Bewusstwerden ist der Anfang, dann sind gezielte Schritte nötig, die man immer und immer wieder geht, um diese Muster zu durchbrechen. Also werden nach und nach gute Gewohnheiten etabliert, man führt neue Routinen in bestimmten Situationen ein. Wie ein Raucher, der sich neue Rituale angewöhnen muss, um in Stress-Situationen nicht doch wieder zur Zigarette zu greifen.

Schlüssel zum Herzensprojekt

Du hilfst Frauen bei der Realisierung ihres Herzensprojekts.
Wie finde ich heraus, was das sein könnte, wenn ich selbst keine Idee habe?

Petra: Es gibt viele Möglichkeiten, der Idee auf den Grund zu gehen. V.a. ehrliche Beantwortung verschiedener Fragen, z.B.

  • Was hast du als Kind gerne gemacht?
  • Was wolltest du als Kind gerne werden?
  • Was würdest du arbeiten, wenn Geld verdienen keine Rolle spielen würde?
  • Worüber kannst du den ganzen Tag reden?
  • Was liest/hörst du in deiner Freizeit?
  • Wo sagen dir andere Menschen in deinem Umfeld, was du sehr gut kannst – obwohl du sagst, dass das doch nichts besonderes ist ;)?

Es ist wirklich spannend, Frauen an ihr Herzensprojekt heranzuführen. Weil im Coaching immer klarer wird, wofür sie losgehen wollen. Und sich dann so viele Türen öffnen, weil man die bewusste Entscheidung trifft, dass dies das große WARUM ist, warum sie plötzlich aufstehen wollen, warum die vorher niedrige Energie plötzlich hoch ist, warum sie nötige und unliebsame Aufgaben schneller erledigen können, um Zeit für ihr Projekt zu haben.

Du merkst schon, das ist genau DAS, wofür ich brenne 😉 Frauen zu zeigen, was sie alles können, wenn sie wollen. Wenn sie ein Ziel haben, öffnen sich plötzlich Türen, die vorher fest verschlossen waren.

Alltagsnahe Ideen für mehr Ordnung

Als Aufräumcoach hast du sicher viele Ideen für ein sortieres Leben. Was sind deine besten Tipps für ein aufgeräumtes Leben?

Petra:

  1. Weniger ist mehr
  2. Qualität vor Quantität
  3. Alle Gegenstände haben ihren festen Platz, den alle im Haushalt Lebenden kennen
  4. Dinge nach Gebrauch SOFORT wieder zurück an seinen Platz stellen/legen
  5. Ordentliche Rituale einführen (z.B. mein 15-Minuten-Ritual: 15 Minuten Timer stellen und jeden Abend durch’s Haus fegen, alles an seinen Platz zurückstellen und mit einem guten Gefühl ins Bett gehen)
  6. Vor dem Kauf überlegen: Macht mich das glücklich? Oder befriedigt das nur ein spontanes Gefühl?

Liebe Petra, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und dass du deine Gedanken mit uns teilst. Wenn meine Leser*innen mehr von dir und deinem Tun erfahren möchte, wo finden sie dich (Website, soziale Medien)?

Petra: Ihr findet mich auf meiner Website unter: www.aufraeumerei.de
Und auf Instagram und Facebook.

Petra Bäumler unterstützt Frauen als Aufräumcoach ihr Leben im Innen und Außen aufzuräumen und das persönliche Herzensprojekt zu realisieren.

Aufräumcoach Petra Bäumler

Die Geschichte von den zwei Engeln auf Reisen

Kurzgeschichten zum Nachdenken

Die Geschichte von den zwei Engeln auf Reisen begleitet mich schon sehr lang. Ich rufe sie in Gedanken wach, wenn sich etwas nicht so entwickelt wie gewünscht, und vertraue darauf, dass es gut ist wie es ist.

Geschichte von den zwei Engeln auf Reisen

Zwei Engel auf Reisen

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen.

Anstelle dessen, bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel: „Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“

In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr einziges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld.

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können: „Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm“, meinte er anklagend. „Die zweite Familie hatte wenig, und du ließt die Kuh sterben.“

„Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen“, sagte der ältere Engel. „Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, sodass er es nicht finden konnte. Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen. Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“

Verfasser unbekannt

Und die Moral von der Geschichte von den zwei Engeln auf Reisen?

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen

Manchmal sind wir nicht einverstanden mit den Ereignissen unseres Lebens. Die Geschichte von den zwei Engeln auf Reisen zeigt auf, dass es auch andere Deutungsmöglichkeiten gibt. Die Geschichte lädt ein zum Vertrauen, dass sich die Dinge in unserem Sinn entwickeln. D

Die Achtsamkeit kann dabei ein hilfreicher Begleiter sein: Sie akzeptiert, was ist, ohne damit einverstanden sein zu müssen.

Was bedeutet Minimalismus?

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Was bedeutet Minimalismus? Vermutlich für uns alle etwas anderes. Ein paar Gedanken:

Minimalismus bedeutet für mich: Das Leben bewusst zu vereinfachen

Seit der Rückkehr aus Südamerika bedeutet Minimalismus für mich, mein hochkomplexes, stets durchgetaktetes Leben bewusst zu vereinfachen. Nur weil alles möglich ist, muss ich nicht alles Mögliche möglich machen. Es gilt, die unendlichen Optionen willentlich zu begrenzen.
Minimalismus in Zeiten des Überfluss’ bedeutet bewusstes Entsagen und eine Zeit lang nur für die Unerreichbarkeit erreichbar zu sein. Wenn ich schon nicht verreise, dann darf zumindest mein Handy in den Flugmodus.
Bei sich sein – das ist ganz leicht und scheint doch so schwer: Smartphone aus, offline sein, die Tür schließen – und sich dann mal allein in der Welt fühlen. Nicht in Kontakt mit allen, die sich auf dem Globus verteilen und doch mit im Wohnzimmer sitzen.
Nein! Ich will mich mal wieder atmen hören.
Und hören, ob da tief in mir drin noch jemand spricht.

Was bedeutet Minimalismus auf mentaler Ebene?

Minimalismus bedeutet auch, mal zehn Sekunden an nichts zu denken. Einfachheit passiert nicht nur auf materieller Ebene – Minimalismus beginnt im Kopf.
Es gilt, die Stille wieder hören zu lernen und auf die eigene Intuition zu vertrauen. Das haben viele in einer Welt voller Termine und Ratgeber verlernt.
Man denkt immer, das geht nicht. Dabei geht es doch.
Man muss es nur tun:
Sich raus aus dem Strom bewegen und ans Ufer setzen
– erst dann ist man wirklich im Fluss.
Schau doch mal von dort aus zu, wie alle um ihr Leben schwimmen, obwohl das ruhige Ufer so nahe ist.

Was bedeutet Minimalismus? Den Kern des Lebens berühren

Auch bei uns, inmitten des Wohlstands, der so viele spannende Möglichkeiten anspült, hat sich der Kern des Lebens nicht verändert: Das Leben selbst lebt immer noch vom Atmen, von der Liebe, von der Ruhe und der Nahrung.
Also atme, liebe, ruhe und nähre dich gut,
damit dein Körper, dein Geist und deine Seele
noch lange am Ufer sitzen und das Leben bewundern
und es leben können.
Das Leben ist einfach.
Wir sind es, die es komplex machen.
Also lebe es einfach.

Minimalismus ist ein Geschenk an uns selbst

Minimalismus ist das nackte Leben, ein Geschenk an uns. Und wir überlegen viel zu viel, wie wir es anziehen sollen, es schmücken sollen, es füllen sollen, anstatt einfach zu genießen, dass es ist.
Und dass wir sind.
Wir sind.
Meistens ziemlich gesund, meistens ziemlich in Frieden.
Und dass wir alles mitbekommen haben, was wir im Leben brauchen. Und sowieso nichts anderes mitnehmen können, als unsere Erfahrungen und die Liebe, die wir gegeben haben und bekommen durften.

Minimalismus stellt die Frage: Was brauche ich eigentlich wirklich?

All das Gerümpel bleibt eines Tages hier. Wir sollten anfangen zu reduzieren, uns aufs Wesentliche ­konzentrieren und unser Leben aufräumen: Die Wohnung, die Schränke, den Kopf und die beschränkten Gedanken. Und vielleicht noch den Kalender, damit mal wieder Zeit bleibt – für uns oder den Nächsten oder zum Nichtstun.
Schalt mal dein Handy aus.
Schalt mal deinen Kopf aus.
Und komm raus aus dem sich immer schneller drehenden Karussell des Lebens, welches das Leben verpasst.
Verpass dir mal eine Pause.
Atme ein
und
atme aus.
Und überleg dir, was du dann noch brauchst.

Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Verlauf dich nicht – lebe einfach und bewusst“.