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Machu Picchu

Aufstieg zu Machu Picchu: Geheimnisvoll und weltentrückt

5 Minuten Lesezeit

Aufstieg Machu Picchu: Die beeindruckende Inka-Stadt liegt auf 2360 Metern auf einem schmalen Bergsattel zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des namensgebenden Machu Picchu etwa vierhundert Meter über der Talsohle inmitten der Anden. 2010 habe ich die Kultstätte der Inka besucht.

Dieser Artikel ist ein Text aus meinem Buch Zwischen den Zeilen reisen – eine südamerikanische Reiseerzählung mit Impulsen für ein einfaches, nachhaltiges und gerechtes Miteinander in einer globalen Welt.

Übersicht

Aufstieg Machu Picchu

Laute, aufgeweckte Gespräche dringen durch die dünnen Zimmerwände und wecken mich um 3 Uhr morgens. Nur wenig später verlassen wir unsere Unterkunft und schleichen durch die dunklen Straßen, in denen andere Touristen durch das Leuchten der Taschenlampen ihre Anwesenheit verraten.
Sandiger Boden unter unseren Füßen, die Milchstraße über unseren Köpfen. Sie galt bei den Inka als Spiegelbild des heiligen Tals, durch das der Río Urubamba fließt. Sein kraftvolles Rauschen zieht uns zu sich und erfüllt jeden Winkel der gegenwärtigen Welt, als wir den Fluss überqueren. Auf der anderen Seite ist die Nacht wieder still. Aguas Calientes, die Servicestadt von Machu Picchu, liegt hinter uns und nur wenige Schritte später glaube ich nicht mehr an ihre Existenz.

Magische Welt und der Hiram-Bingham-Moment

Schwarze Nacht. Die Luft ist frisch und klar und der Himmel von einem gigantischen Sternenmeer überflutet. Im zarten Licht des Mondes tauchen allseits die markanten Silhouetten der steilen Berghänge auf, die von vereinzelten Schweifwolken berührt kraftvoll im unbewohnten Nichts schweigen.
Welch magische Welt …
Wir tauchen in den finsteren Wald ein und bewältigen den fast vertikalen Aufstieg über die unebenen, steinernen Treppenstufen, die die Inka einst errichteten.
Wir schreiten weiter, immer höher, immer steiler den Berg hinauf. Nach eineinhalb Stunden ist der Berg bezwungen. Als sich die Profile der ersten Inka-Gebäude­ vor dem mittlerweile farbenfrohen Himmel abzeichnen, fühle ich mich für einen kurzen Augenblick wie Hiram Bingham – dann sehe ich die Menschenmasse vor dem Eingangstor.
Vermutlich wollte jeder möglichst früh hier sein, um möglichst allein zu sein – früh sind wir alle, nur allein ist keiner.

Nach dem Aufstieg zu Machu Picchu: Stille und Zauber

Um sechs Uhr öffnet Machu Picchu seine Pforten und die Menschen verströmen sich in der alten Ruine, wie die Wassertropfen im Urubamba – sie alle sind da, aber sie alle gehen unter. Sie fügen sich dem großen Fluss und so ist es, als hätte ein jeder die alte Inka-Stätte in diesem Augenblick doch ganz für sich allein.
Grenzenlose Energie ist spürbar. Etwas Göttliches liegt in der Luft. Niemand kann erklären, warum die Inka diesen Ort für den Bau von Machu Picchu wählten – dieses Gefühl reicht, um zu verstehen.

Ungekannte Stille

Menschen dokumentieren ihre Videoaufnahme, Vogelzwitschern, Unterhaltungen auf Spanisch, Französisch, Hebräisch, Deutsch und Japanisch. Flussrauschen und Flussrauschen, das hinter hohen Felswänden verstummt. Die Geräusche werden von einer mächtigen Stille umhüllt und schließlich verschluckt, als verschließe diese sie in einem Vakuum der Töne. Die Welt schweigt in einem so reinen, überwältigenden Klang, für den selbst das geschriebene Wort zu laut scheint. Es ist eine Stille, die eine Legasthenie für Töne hat. Sie löscht alle Assoziationen für Laute aus dem Gedächtnis und schenkt die friedvollste Stille, die ich je vernommen habe.

Sonnenaufgang über Machu Picchu
Blick auf Huayna Picchu

Machu Picchu: Meisterwerk der Architektur

Etwa vierhundert Meter über der Talsohle, auf einem schmalen Bergsattel zwischen den Gipfeln des Huayna Picchus, des jungen Gipfels, und des namensgebenden Machu Picchus gelegen, ruht die beeindruckende Stadt auf 2360 Metern.
Sie gliedert sich in eine Ober- und in eine Unterstadt, die sich auf etwa eintausend Meter Länge und fünfhundert Meter Breite in vierzehn Sektoren gliedern. Ausschließlich auf Terrassen errichtet, konstruierten die Inka insgesamt mehr als zweihundert Gebäude, Paläste und Tempel. Die Anlage gilt jedoch nicht als vollendet. Trotzdem ist Stein in Stein alles verzahnt. Nichts fällt herunter.

Blick vom Huayna Picchu auf Machu Picchu

Steinkunst der Inka

Obwohl die Inka weder das Rad kannten noch über Zugtiere oder Eisenwerkzeug verfügten, schafften sie die enormen Granitblöcke­ aus den Steinbrüchen der Umgebung auf den Berg hinauf. Mithilfe von Tauen haben sie diese über weite Strecken gezogen. Millimetergenau­ bearbeitet, passen sie so perfekt ineinander, dass nicht einmal ein Haar dazwischen Platz fände.

Terrassenanlagen der Inka

Wasser: Ein heiliges Element

Die Stadtviertel sind zwar voneinander getrennt, aber durch Treppen und den Fluss des Wassers miteinander verbunden. Das Wasser war bei den Inka ein heiliges Element. Sie konstruierten Kanäle, die das aus den Bergen geleitete Wasser dreier Quellen auf sechzehn Brunnen verteilten. Jenes ausgetüftelte Bewässerungs­system funktioniert noch heute.

Terrassenanlagen

Den Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen sicherten die Inka mithilfe der Terrassenanlagen, die sie mit der fruchtbaren Erde des Urubamba-Tals füllten. Auf kleinstem Raum erzeugten sie Ackerland in der Größe mehrerer Fußballfelder.
Weltentrückt, geheimnisvoll und zu großen Teilen unbegreiflich, ist Machu Picchu ein Meisterwerk der Stadtplanung und Architektur – und aus jedem Winkel ein überwältigender Anblick.

Machu Picchu Weltwunder

Immer mehr Busse treffen ein, die die Tagestouristen über die asphaltierte Serpentinenstraße zum Eingangstor hinaufchauffieren. Sie fahren im Stundentakt und immer wenn in Aguas Calientes ein Zug eingetroffen ist. Täglich besuchen etwa zweitausend Personen die Inkastadt. Seit 1983 zählt sie zum UNESCO-Welterbe und seit 2007 zu den neuen sieben Weltwundern.

Blick auf Machu Picchu

Kraftort Machu Picchu

Auf Machu Picchu ist die Magie in der Luft so real, als könne man sie beinahe greifen. Angeblich sollen sich die Kraftplätze alter Hoch­kulturen auf den Kreuzungspunkten der Gitternetzlinien unseres Planeten befinden – Machu Picchu ist ein solcher Kraftort.

Wir sind die letzten, die die verlorene Stadt der Inka an die Nacht überreichen, ehe der Mensch ihre Tore wieder schließt.
Dann bettet sich die Ruinenstätte im Schatten der Nacht.
Machu Picchu ist eine Wunderlandschaft.
Voller Magie und von Friede erfüllt.
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Märchenhaft, wenn es nicht so real wäre.

Machu Picchu im Abendlicht

Weitere Infos auf:
Wikipedia
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