Anlässlich der Veröffentlichung meines Buches „Achtsam oder abgelenkt?“ hat die HNA ein Interview mit mir geführt, das Ende Dezember 2022 veröffentlicht wurde. Vielen Dank an Barbara Kamisli für das Gespräch.
Fürs neue Jahr nehmen sich viele Menschen vor, alte Gewohnheiten abzulegen oder Dinge bewusster anzugehen. Warum sich das auch für den Umgang mit dem Smartphone lohnen kann, darüber sprachen wir mit Johanna Katzera. Die 37-jährige Melsungerin arbeitet als Gesundheitscoach auf Sylt, bietet Achtsamkeitsseminare an und hat gerade ein Buch zum Thema veröffentlicht.
Frau Katzera, sind Smartphones eher Segen oder eher Fluch?
Ich bin auf keinen Fall jemand, der Smartphones verteufelt. Sie sind wunderbare Hilfsmittel und helfen uns, uns miteinander zu vernetzen. Allerdings ist es wichtig, dass wir uns bewusst machen, wie und wann wir sie nutzen. Sonst rutschen wir schnell in eine Daueralarmbereitschaft.
Inwiefern ist das problematisch?
Ein Smartphone kann auch zu einer totalen Entgrenzung im negativen Sinne führen. Die Phasen von Entspannung und Anspannung geraten aus dem Gleichgewicht, wenn wir keine Pausen mehr haben. Das macht etwas mit uns.
Was denn zum Beispiel?
Der Stress erreicht ein Grundlevel und so, wie wir unsere Geräte nicht mehr herunterfahren, schaffen wir es nicht mehr den Stress abzubauen. Auch die Fähigkeit sich auf etwas längere Zeit zu konzentrieren, lässt nach, wenn wir uns mit dem Griff zum Handy immer wieder herausreißen aus einer Tätigkeit. Der Schlaf, der eigentlich zur Regeneration dienen soll, leidet. Es entwickelt sich eine regelrechte Spirale. Denn wer schlecht schläft, hat auch Schwierigkeiten sich zu konzentrieren.
Würden Sie sagen, da hat sich die Technik schneller entwickelt, als wir unser Verhalten und den Umgang damit anpassen konnten?
Durch ständige Verfügbarkeit werden wir ins Außen gezogen – in die Welt und die Leben der anderen – und verlieren dadurch die Achtsamkeit und das Bewusstsein für uns selbst. Das ist es, worauf ich auch mit meinem Buch aufmerksam machen möchte. Wenn das Digitale immer mehr Platz einnimmt, rückt das Analoge in den Hintergrund. Dabei sind es die direkten Begegnungen und Gespräche, die glücklich machen.
Welche Möglichkeiten gibt es, der Spirale zu entkommen?
Das eigene Verhalten nachhaltig zu verändern ist sehr schwer, aber möglich. Ein Anfang ist, sich klar zu machen, wann und wofür ich mein Smartphone nutze. Jeder muss für sich überlegen, ob das in der Situation gerade wichtig ist oder welchen Vorteil die Nutzung bringt. Es hilft sicher auch, sich klar zu machen, dass viele Anwendungen so konzipiert sind, damit wir möglichst viel Zeit damit verbringen.
Mein Buch „Achtsam oder abgelenkt?“ informiert über Hintergründe und Zusammenhänge der Anziehung digitaler Medien, stärkt das Bewusstsein für den Wert unserer Aufmerksamkeit und gibt Anregungen für eine gesunde Nutzung.
Das Thema ist auch Bestandteil meines Achtsamkeitseminars auf Sylt.
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